Bestandsdatenblatt

Echter Bonito im Indischen Ozean

Gültig 12/2017 - 12/2018

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Golf von Bengalen, Indonesisches Meer, Arabisches Meer, Somalischer Küstenstrom, Agulhasstrom
Fanggebiet:Westlicher Indischer Ozean FAO 51; Östlicher Indischer Ozean FAO 57
Art:Katsuwonus pelamis

Wissenschaftliche Begutachtung

Indian Ocean Tuna Commission (IOTC), www.iotc.org

Methode, Frequenz

Die vollständige Begutachtung von Echtem Bonito im Indischen Ozean erfolgt derzeit alle drei Jahre, dazwischen wird der Bestandszustand über verschiedene Indikatoren ermittelt. In die Begutachtung fließen vor allem Daten aus den verschiedenen Fischereien (Anlandemengen, Längen- und Geschlechterverteilung, Aufwand, Einheitsfänge (CPUEs)). Dieser Thunfischbestand wird aber zum großen Teil von kleinen handwerklichen oder halb-industriellen Fischereien gefangen, aus denen unzureichende Daten kommen. Die Bestandsberechnung ist daher sehr unsicher.
Es sind vorläufige Ziel-Referenzwerte nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages für die Laicherbiomasse (Bmsy) und die fischereiliche Sterblichkeit (Fmsy) definiert. Außerdem sind für beide Parameter Limit-Referenzwerte festgelegt (0,4 Bmsy; 1,5 Fmsy). Auf ihrer Basis wird die Begutachtung des Bestandes vorgenommen und die maximale nachhaltige Fangmenge (MSY) empfohlen. [651] [878] [1033] [1047]

Wesentliche Punkte

2017 erfolgte eine vollständige Begutachtung von Echtem Bonito im Indischen Ozean. Durch die Einbeziehung neuer Daten hat sich die Wahrnehmung des Bestandes erheblich verändert. Laicherbiomasse und fischereiliche Sterblichkeit liegen nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) zwar weiter im grünen Bereich, allerdings dichter an den Referenzpunkten als nach früheren Berechnungen. [1033] [1047]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  vollständige Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  angemessen (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die Fänge von echtem Bonito im Indischen Ozean stiegen seit den 1950er Jahren langsam an. Mitte der 1970er Jahre wurden jährlich 50.000 t mit Handleinen/Angeln und Kiemennetzen gefangen. Mit Beginn der Ringwaden-Fischerei in den frühen 1980er Jahren stiegen die Fänge rapide und Echter Bonito wurde die wichtigste kommerziell genutzte Fischart im Indischen Ozean. Zeitgleich stieg auch die fischereiliche Sterblichkeit schnell an und die Laicherbiomasse nahm ab. 2006 wurden mit 600.000 t die höchsten Fänge erreicht, seitdem nehmen die Fänge ab. Die Entwicklungen in einzelnen Fischereien und Gebieten ist jedoch sehr unterschiedlich und hängt von verschiedensten Faktoren ab. So hat z.B. die Piraterie in einem der wichtigen Fischgründe vor Somalia den Einsatz der Flotten verändert. Die Fangdaten sind aufgrund fehlender Informationen einiger wichtiger nicht-industrieller Flotten unsicher. Laicherbiomasse und fischereiliche Sterblichkeit liegen derzeit im Rahmen des Konzeptes zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (B/Bmsy größer 1; F/Fmsy kleiner 1). [1033] [1047]

Ausblick

Die aktuelle Bestandssituation erfordert keine Reduzierung der Fänge. Nimmt die Laicherbiomasse weiter ab, wird in Zukunft eine Reduzierung der Fangmengen nötig. Die Entnahme von Echtem Bonito im Indischen Ozean ist aber bisher nicht über Höchstfangmengen (TACs) reguliert. [1033] [1047]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die Verbreitung von Echtem Bonito ist unter anderem abhängig von der Wassertemperatur (siehe Artblatt). Echter Bonito scheint häufig in Gebieten mit hydrographischen Besonderheiten wie Fronten zwischen kaltem und warmem Wasser sowie Auftriebsgebieten vorzukommen. [100] [229]

Wer und Wie

Die Bewirtschaftung von Echtem Bonito im Indischen Ozean erfolgt durch die Indian Ocean Tuna Commission (IOTC). Mitglieder sind Küstenstaaten und nicht-Küstenstaaten, die im Indischen Ozean Thunfisch fischen (z.B. die Europäische Gemeinschaft). Die Bewirtschaftung erfolgt nicht durch die Festsetzung von Höchstfangmengen (TACs), aber durch andere Regelungen (z.B. zur Regulierung des Fischereiaufwandes). Wie effektiv diese Regularien sind, ist nicht ganz klar. Die Fangmöglichkeiten für tropischen Thunfisch im IOTC-Übereinkommensbereich für EU-Schiffe (Spanien, Frankreich, Portugal, Vereinigtes Königreich) werden in Unionsrecht umgesetzt (Höchstzahl Schiffe bzw. Kapazität). Außerdem gibt es IOTC-Regularien zur Beschränkung des Einsatzes von FADs und der Anzahl der Versorgungsschiffe. Auch diese Maßnahmen wurden 2017 in EU-Recht umgesetzt. Darüber hinaus gibt es nicht-bindende Empfehlungen der IOTC und nationale Gesetze und Regularien der Anrainerstaaten. [651] [981] [1033] [1047]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Die wissenschaftliche Begutachtung errechnet und empfiehlt die maximale Entnahme im Rahmen des Konzeptes zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY). Höchstfangmengen (TACs) werden aber nicht festgelegt. 2010 bis 2016 wurde die empfohlene maximale Fangmenge nicht erreicht. Die Wissenschaft weist darauf hin, dass die Fangdaten aus einigen Flotten sehr unsicher sind bzw. gänzlich fehlen und daher geschätzt werden. Der größte Teil dieser Fänge ohne ausreichende Daten stammt z.B. aus der Kiemennetzfischerei von Iran, Sri Lanka und Pakistan, außerdem aus der Küstenfischerei mit Handleinen/Angeln in Indonesien, Indien und Madagaskar. [1033] [1047]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Echter Bonito ist im gesamten Indischen Ozean verbreitet und unternimmt hier weite Wanderungen. Er wird für die Begutachtung als ein Bestand betrachtet. Genetische Untersuchungen geben allerdings Hinweise auf eine komplexere Bestandsstruktur im Indischen Ozean. Die Bewirtschaftung erfolgt durch die Indian Ocean Tuna Commission (IOTC) als ein Bestand im gesamten Verbreitungsgebiet. [611] [1033]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang

Anlandungen 2016: 446,7; davon etwa 39% Ringwaden mit FADs, 15% Handleinen und Angelleinen, 1% Ringwaden ohne FADs, 44% andere Fanggeräte (z.B. Kiemennetze, Schleppangeln, Wadennetze, Hebenetze)

TACs nicht festgelegt [1033] [1047]

IUU-Fischerei

Die Indian Ocean Tuna Commission führt eine Liste mit Schiffen, die Illegale, nicht gemeldete oder unregulierte Fischerei betreiben (IUU-Liste). Maßnahmen zur Unterbindung von IUU-Fischereien durch die Hafenstaaten sind seit 2011 in Kraft. IUU-Fischerei ist aber noch immer ein Problem im Indischen Ozean. [651] [652] [1033]

Struktur und Fangmethode

Echter Bonito im Indischen Ozean wird vor allem mit Ringwaden, Handleinen und Angelleinen und Kiemennetzen gefischt. Ein großer Teil kommt aus einer kleinen handwerklichen oder halb-industriellen Fischerei. In den letzten Jahren stammten über 90% der Ringwaden-Fänge aus Fischereien mit Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs). Hauptfanggebiet ist der westliche Indische Ozean, vor allem die Gewässer vor Somalia und die Malediven. Hauptfangflotten waren 2013-2016 (70% der Fänge): Indonesien (Ringwaden, Schleppangeln, Kiemennetze): 19%, Malediven (Hand- und Angelleinen): 17%, Sri Lanka (Kiemennetze, Langleinen): 16%, Spanien (Ringwaden): 16%. [1033] [1047]

Beifänge und Rückwürfe

Für die Fischerei mit Ringwaden ist ein Rückwurfverbot für Echten Bonito, Gelbflossenthun und Großaugenthun in Kraft. Ausgenommen sind nur Fische, die aufgrund von Beschädigung für den menschlichen Konsum nicht geeignet sind. In der Ringwadenfischerei sollen auch Nicht-Zielarten (z.B. andere Thunfische, Wahoos und Barrakudas) an Bord behalten werden, wenn sie für den menschlichen Konsum geeignet sind und ihr Fang nicht verboten ist. In anderen Fischereien sollen Nicht-Zielarten möglichst lebend wieder ausgesetzt werden, solange die Sicherheit der Mannschaft nicht gefährdet wird. Tote Tiere sollen angelandet werden, sofern sie für den menschlichen Konsum geeignet sind. Die Menge an Beifängen und Rückwürfen ist für die meisten Fischereien trotz einer Meldepflicht größtenteils unbekannt. Die IOTC arbeitet an der Entwicklung von regionalen Beobachter-Systemen zur besseren Erfassung von Rückwürfen.
In der Ringwadenfischerei mit FADs können zeitweise hohe Rückwürfe vorkommen. Mit Hilfe von Daten aus spanischen und französischen Beobachter-Programmen (2003-2007) wurden Beifänge der Hauptarten bzw. Artengruppen in der gesamten Ringwadenfischerei auf Thunfisch (verschiedene Arten) geschätzt. Insgesamt fielen etwa 35,5 t Beifang pro 1.000 t angelandetem Thunfisch an (3,6%). Davon entfielen auf Thunfisch-Rückwurf 54%, Haie 10%, Schwertfisch etc. 1,5%, Rochen 0,7%, andere Fische 34%. [615] [651] [1033] [1047]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Die verschiedenen in dieser Fischerei verwendeten Fanggeräte haben unterschiedlichen Einfluss auf andere Arten, Bodenlebensgemeinschaften werden aber nicht geschädigt, da sie den Meeresboden kaum berühren.
Im Indischen Ozean wird Echter Bonito u.a. mit Kiemennetzen gefangen, die zum Teil nicht-selektiv sind (Monofilament-Netze). Neben den Zielarten können sich hier andere Fischarten, Meeressäuger, Vögel, Schildkröten und Haie verfangen.
Bei der Fischerei mit Ringwaden kann es zu Beifang von Delfinen kommen, der aber durch verschiedene Techniken reduziert werden kann. In den letzten Jahren stammen über 90% der Ringwaden-Fänge aus Fischereien mit
Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs). FADs erhöhen die Effizienz, aber auch den Beifang an Jungtieren und Nichtzielarten wie Schildkröten, Haien und anderen Meeresbewohnern, die zum Teil (z.B. Schildkröten) aber lebend zurückgesetzt werden können. Maßnahmen zur Reduzierung des FAD-Einsatzes sind in Kraft, müssen aber noch evaluiert werden. Ringwadenfischereien auf freie Thunfischschulen (ohne FADs) haben kaum Einfluss auf Nicht-Zielarten.
Die Fischerei mit Handleinen und Angelleinen ist sehr selektiv mit wenig Beifang von nicht-Zielarten. Hier muss aber der Zustand der Köderfisch-Bestände beobachtet werden.
In der Fischerei mit Langleinen können Beifänge von Schildkröten, Haien und Seevögeln auftreten. Insbesondere durch die Form der Haken lassen sich unerwünschte Beifänge bestimmter Arten reduzieren. Verschiedene IOTC-Resolutionen beinhalten Vorgaben zur Vermeidung und Handhabung von beigefangenen Haien, Schildkröten und Seevögeln. [30] [558] [651] [652] [1033] [1047]

Biologische Besonder­heiten

Echter Bonito ist die kleinste der wesentlichen kommerziell genutzten Thunfischarten. Er zeichnet sich durch relativ schnelles Wachstum und hohes Reproduktionspotential aus. Im Vergleich zu anderen Arten wird er früh geschlechtsreif, hat eine kürzere Lebensspanne und eine hohe Fruchtbarkeit bzw. Produktivität. Diese biologischen Charakteristika machen ihn im Vergleich zu anderen Arten weniger anfällig für Überfischung. [229] [652] [1033]

Zusätzliche Informationen

Die sogenannten Thunfischabkommen mit Partnerländern (z.B. Madagaskar, Mauritius und Seychellen) erlauben es Fischereifahrzeugen aus der EU, wandernde Thunfischbestände entlang der afrikanischen Küste und im Indischen Ozean zu nutzen. Deutsche Fangschiffe sind in diesen Fischereien nicht aktiv.
2013-2016 machten Echter Bonito 46%, Gelbflossenthun 44% und Großaugenthun 11% der Fänge von den sogenannten tropischen Thunfischen im indischen Ozean aus. [185] [1033]

Zertifizierte Fischereien

Eine Fischerei auf Echten Bonito im Indischen Ozean ist seit Nov. 2012 nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) nachhaltigkeitszertifiziert. Eine weitere Fischerei befindet sich im Bewertungsverfahren nach den Standards des MSC. [4]

Siehe
http://fisheries.msc.org/en/fisheries/maldives-pole-line-tuna/@@view
http://fisheries.msc.org/en/fisheries/echebastar-indian-ocean-purse-seine-skipjack-tuna/@@view

Soziale Aspekte

Die Fischerei auf Echten Bonito ist die Hauptquelle für tierisches Protein in vielen Küstengemeinden der Anrainerstaaten des Indischen Ozeans (oft Entwicklungsländer). Sie sorgt außerdem für Beschäftigung und Existenzgrundlage in vielen armen Gemeinden. Echter Bonito wird mit Fahrzeugen aller Größen von verschiedenen Nationen gefischt. Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung sind daher sehr unterschiedlich, und richten sich nach den Regeln der jeweiligen Staaten [611] [1033]

AutorJahrTitelQuelle
[4]Marine Stewardship Council (MSC)Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischereimsc.org
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[100]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO, Fisheries and Aquaculture, Search resources factsheets, Aquatic speciesfao.org
[185]Europäische KommissionEuropäische Kommission, Fischerei, Homepageeuropa.eu
[229]Froese, R. and D. Pauly. Editors.2011FishBase. World Wide Web electronic publication.
www.fishbase.org, version (06/2011).
fishbase
[558]Kelleher K2005Discards in the world\'s marine fisheries: An update FAO fisheries technical paper 470, Rome, 154 pp
[611]Dammannagoda ST, Hurwood DA, Mather PB2011Genetic analysis reveals two stocks of skipjack tuna (Katsuwonus pelamis) in the northwestern Indian Ocean. Can. J. Fish. Aquat. Sci. 68: 210–223
[615]Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)IOTC Working Party on Ecosystems and Bycatch (WPEB): Reportsiotc.org
[651]Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)Collection of Active Conservation and Management Measures for the Indian Ocean Tuna Commission.iotc.org
[652]Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)Homepage der Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)iotc.org
[878]Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)2015IOTC–SC18 2015. Report of the 18th Session of the IOTC Scientific Committee. Bali, Indonesia 23–27 November 2015. IOTC–2015–SC18–R[E]: 175 pp.iotc.org
[981]Europäische Union (EU)2017VERORDNUNG (EU) 2017/127 DES RATES vom 20. Januar 2017 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für 2017 für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Unionsgewässern sowie für Fischereifahrzeuge der Union in bestimmten Nicht-Unionsgewässerneuropa.eu
[1033]Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)2017Report of the 19th Session of the IOTC Working Party on Tropical Tunas. Seychelles, 17–22 October 2017. IOTC–2017–WPTT19–R[E]: 118 pp.iotc.org
[1047]Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)2017SKIPJACK TUNA, SUPPORTING INFORMATIONiotc.org