Nordsee-Kliesche
gültig 06/2017 - 11/2019
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Zugehörige Fischart
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Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Nordsee |
Fanggebiet: | Nordsee (4, 3.a) FAO 27 |
Art: | Limanda limanda |
Wissenschaftliche Begutachtung
Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk
Methode, Frequenz
Es gibt keine analytische Bestandsberechnung für diesen Bestand. Gründe sind das Fehlen von entsprechenden Eingangsdaten (u.a. biologische Einzelfischdaten wie Alter und Gewicht sowie unvollständige Fangdaten aufgrund hoher Rückwurfzahlen). Die Berechnung zeigt nur Trends auf, sie berücksichtigt Fangdaten und die Daten von einer unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreise. Es wird eine nummerische Fangempfehlung gegeben, die auf der relativen Biomasse aus der Bestandsberechnung und den durchschnittlichen Fangdaten basiert. Für fischereiliche Sterblichkeit und Laicherbiomasse sind Referenzwerte für die Bewirtschaftung nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) als Proxies (Kandidaten) definiert. [996] [1014]
Wesentliche Punkte
2017: Die Trends aus der Bestandsberechnung zeigen eine kontinuierliche Zunahme der Laicherbiomasse seit 2006. Die Gesamtsterblichkeit nimmt seit 2003 ab. Die Rückwürfe von Nordsee-Kliesche sind sehr hoch, 2016 betrugen sie 90% des Gesamtfanges. Die gemeinsam für Kliesche und Flunder festgesetzte Höchstfangmenge wurde 2017 aufgehoben, da ein solches Management nicht mehr als sinnvoll angesehen wird. Die Bestände sollen nun mit anderen Erhaltungsmaßnahmen bewirtschaftet werden. Weil Kliesche nun nicht mehr quotiert ist, fällt sie auch nicht unter das EU-Anlandegebot. [981] [996] [1005] [1014]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
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Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz) |
Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan) |
Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
---|
Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz) |
Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan) |
Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag) |
Bestandsentwicklung
Informationen zu Laicherbiomasse, fischereilicher Sterblichkeit und Nachwuchsproduktion liegen vor, sind aber nur relativ und die Zeitreihe sehr kurz. Die Biomasse wächst seit 2006. Die Gesamtsterblichkeit (natürliche und fischereiliche) sinkt seit 2003. Die Nachwuchsproduktion zeigte bis 2014 einen ansteigenden Trend, hat aber in den letzten beiden Jahren abgenommen. Die Anlandungen haben seit 2011 abgenommen. Rückwurfdaten stehen ab 2002 zur Verfügung, der Hauptteil der Fänge aus diesem Bestand wird zurückgeworfen. Bezogen auf die möglichen Kandidaten (Proxies) für den MSY-Referenzwert liegen die fischereiliche Sterblichkeit und die Laicherbiomasse im grünen Bereich. [996] [1014]
Ausblick
Der Bestand scheint die derzeitige Fischereiintensität zu verkraften, allerdings hat die Nachwuchsproduktion etwas nachgelassen. Ein erheblicher Teil der Fänge wird verworfen. Eine Reduzierung der Rückwürfe würde eine weitere deutliche Erhöhung der Anlandungen ermöglichen. [981] [996] [1005] [1014]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Hauptverbreitungsgebiet der 1-2 jährigen Tiere ist die süd-östliche Nordsee. Ältere Tiere sind vermehrt in der zentralen und nördlichen Nordsee zu finden. [996] [1014]
Wer und Wie
Nordsee-Kliesche wurde bis einschließlich 2016 über eine gemeinsame Höchstfangmenge (TAC) für Kliesche und Flunder in den EU-Gewässern der Nordsee (inklusive EU-Gewässer von ICES-Gebiet 2.a) bewirtschaftet. Fänge im Skagerrak und Kattegat wurden nicht begrenzt. 2017 wurde der Nordsee-TAC aufgehoben, die Bestände sollen nun mit anderen Erhaltungsmaßnahmen bewirtschaftet werden. Die Bewirtschaftung dieses Bestandes erfolgt durch technische EU-Verordnungen (z.B. Maschenöffnungen) und die jeweiligen Landesregeln (z.B. Gebietsschließungen). Es gibt keine Mindestgröße für die Bestandserhaltung. [422] [981] [996] [1005] [1014]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Für 2012 wurde die erste Fangempfehlung für Nordsee-Kliesche gegeben, die Fänge sollten nicht steigen. Ab 2014 erfolgten nummerische Fangempfehlungen. Ein Vergleich mit der festgesetzten Höchstfangmenge (TAC) war aber nicht möglich, solange ein gemeinsamer TAC für zwei verschiedene Arten (Kliesche & Flunder) festgelegt wurde, was biologisch sinnlos ist. 2017 wurde daher die im Januar festgesetzte Fangmengenbegrenzung im März aufgehoben. Der ICES bewertet das Risiko, die Bestände ohne Fanglimits zu bewirtschaften als gering. Nach seiner Einschätzung wiederspricht die Aufhebung des TACs nicht der Europäischen Fischereipolitik. Voraussetzung für diese Bewertung ist, dass sich der Charakter der Fischerei nicht sehr ändert: Kliesche und Flunder bleiben überwiegend Beifang und die Zielarten Scholle und Seezunge werden im Rahmen des MSY-Konzeptes befischt. [981] [996] [1005] [1014]
Karten
Verbreitungsgebiet
Managementgebiet
Nordsee-Kliesche ist in der Nordsee (ICES-Gebiet 4) sowie im Skagerrak und Kattegat (Gebiet 3.a) verbreitet. Seit 2017 begrenzt das Management die Fangmengen nicht mehr. Bis dahin wurde eine gemeinsame Höchstfangmenge für Kliesche und Flunder in den EU-Gewässern der Nordsee (inklusive EU-Gewässer von ICES-Gebiet 2.a) festgelegt. Fänge im Skagerrak und Kattegat sind und waren nicht begrenzt. [981] [996] [1005] [1014]
Anlandungen und TACs (in 1.000 t)
Gesamtfang | 2016: 49,9 (5,1 Anlandungen plus 44,8 Rückwürfe); von den Anlandungen: Baumkurre 61%, Grundscherbrettnetze 22%, Waden 6%, andere Geräte 11% |
TACs (Flunder & Kliesche gemeinsam, Gebiete 4 & 2.a) | 2011-2016: 18,4 2017: TAC im März 2017 aufgehoben [981] [996] [1005] [1014] |
IUU-Fischerei
Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Kliesche aus der Nordsee. [996] [1014]
Struktur und Fangmethode
Nordsee-Kliesche wird von den meisten Ländern hauptsächlich als Beifang in der Fischerei auf Scholle und Seezunge gefangen. Hauptanlandenationen sind in der Nordsee (2016: 80% der Anlandungen aus diesem Bestand) die Niederlande (64%) und Dänemark (10% der Anlandungen). Im Skagerrak und Kattegat tätigten Dänemark 73% und die Niederlande 21% der Anlandungen. Deutschland hat 2016 aus der Nordsee 244 t (6%) und aus Skagerrak und Kattegat 9 t (1%) Kliesche angelandet. [996] [1014]
Beifänge und Rückwürfe
Nordsee-Kliesche ist selbst überwiegend Beifang. Daten zu Rückwürfen liegen seit 2002 vor. Die Rückwürfe lagen in dieser Zeit zwischen 87 und 93% des Gesamtfanges (bezogen aufs Gewicht). 2016 wurden 90% des Fanges zurückgeworfen. Nordsee-Kliesche ist seit 2017 nicht mehr quotiert und wird deshalb auch in absehbarer Zukunft nicht unter das Anlandegebot der EU fallen. Die Überlebensraten der Rückwürfe sind nicht bekannt. Untersuchungen in der Ostsee zeigten, dass die Überlebensrate der zurückgeworfenen Klieschen verglichen mit anderen Plattfischen eher niedrig ist, insbesondere bei Wassertemperaturen über 13°C. [748] [996] [1005] [1014]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. [7] [8] [30]
Biologische Besonderheiten
Auffälliges Merkmal der Klieschen ist die über der Brustflosse halbkreisförmig gekrümmte Seitenlinie. Dadurch lässt sie sich deutlich von anderen Plattfischarten unterscheiden. [2] [229]
Zusätzliche Informationen
Kliesche ist auf dem nordostatlantischen Schelf weit verbreitet. Sie ist von der Biskaya über Island, bis in die Barentssee zu finden und kommt auch in der Ostsee vor. In der Nordsee ist sie eine der häufigsten Arten und über das gesamte Gebiet, bis in 100m Tiefe verbreitet. Große Klieschen liefern Filets, die denen von Scholle oder Flunder geschmacklich nicht nachstehen. Ein erhebliches Problem bei der Vermarktung ist der unattraktive Artname. [996] [1014]
Zertifizierte Fischereien
Bislang ist keine Fischerei auf Nordsee-Kliesche nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.
Soziale Aspekte
Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der Anrainerstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [12] [13]
Marktdaten
Keine Daten verfügbar.
Anlandungen (in 1.000 t) | Fänge (in 1.000 t) | Laicherbiomasse (in 1.000 t) | Laicherbiomasse Zustand | Fischereiliche Sterblichkeit | Anmerkungen (insbesondere Managementplan) | Gültigkeit | |
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Nordsee (4, 3.a) | 3,3 | 37,6 | - | - |
06/2022 - 06/2026 | ||
Öst. Beringsee & Aleuten (L. aspera) | 125,1 | 128,1 | 1.040,9 | Anlandungen 2019, Laicherbiomasse Vorhersage 2021 |
12/2020 - 12/2021 | ||
Ostsee (22-32) | 0,3 | 0,4 | - | Anlandungen & Fänge 2022 |
05/2023 - 05/2025 |
Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:
Symbol | Biomasse | Bewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit) |
---|---|---|
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert | angemessen oder unternutzt | |
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert | übernutzt | |
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten | Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten |
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[2] | Muus BJ, Nielsen JG | 1999 | Die Meeresfische Europas | Franckh-Kosmos Verlag |
[7] | Kaiser MJ, Ramsay K, Ramsay K, Richardson CA, Spence FE, Brand AR | 2000 | Chronic fishing disturbance has changed shelf sea benthic community structure | Journal of Animal Ecology 69:494-503 |
[8] | Hiddink JG, Jennings S, Kaiser MJ, Queirós AM, Duplisea DE, Piet GJ | 2006 | Cumulative impacts of seabed trawl disturbance on benthic biomass, production, and species richness in different habitats | Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 63:721-736 |
[12] | Europäische Gemeinschaften | 2009 | Die Gemeinsame Fischereipolitik. Ein Leitfaden für Benutzer | ec.europa.eu |
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[30] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010] | fao.org | |
[229] | Froese, R. and D. Pauly. Editors. | 2011 | FishBase. World Wide Web electronic publication. www.fishbase.org, version (06/2011). | fishbase |
[422] | Europäische Gemeinschaft (EG) | 1998 | Verordnung (EG) Nr. 850/98 des Rates vom 30. März 1998 zur Erhaltung der Fischereiressourcen durch technische Maßnahmen zum Schutz von jungen Meerestieren. | europa.eu |
[748] | ICES | 2014 | Report of the Benchmark Workshop on Baltic Flatfish Stocks (WKBALFLAT), 27–31 January 2014, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2014/ACOM:39. 320 pp. | ices.dk |
[981] | Europäische Union (EU) | 2017 | VERORDNUNG (EU) 2017/127 DES RATES vom 20. Januar 2017 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für 2017 für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Unionsgewässern sowie für Fischereifahrzeuge der Union in bestimmten Nicht-Unionsgewässern | europa.eu |
[996] | ICES | 2017 | ICES Advice on fishing opportunities, catch, and effort, Greater North Sea Ecoregion, Dab (Limanda limanda) in Subarea 4 and Division 3.a (North Sea, Skagerrak and Kattegat) | ices.dk |
[1005] | ICES | 2017 | ICES Special Request Advice, Greater North Sea Ecoregion, EU request on a combined dab and flounder TAC and potential management measures besides catch limits | ices.dk |
[1014] | ICES | 2017 | Report of the Working Group on Assessment of Demersal Stocks in the North Sea and Skagerrak (2017), 26 April–5 May 2017, ICES HQ. ICES CM 2017/ACOM:21. 1077 pp. | ices.dk |