Bestandsdatenblatt

Island-Schellfisch

Gültig 06/2016 - 06/2017

Island-Schellfisch

gültig 06/2016 - 06/2017

Zum aktuellen Bestandsdatenblatt

Zugehörige Fischart

Schellfisch

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Islandschelf
Fanggebiet:Island (5.a) FAO 27
Art:Melanogrammus aeglefinus

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk, und Hafrannsóknastofnunin (Isländisches Meeresforschungsinstitut), Reykjavik, www.hafro.is

Methode, Frequenz

Jährliche analytische Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Anlandedaten und zwei wissenschaftlichen Forschungsreisen. Diese Bestandsberechnung wird als relativ sicher angesehen. Neben den ICES-Empfehlungen gibt es die des Isländischen Meeresforschungsinstituts (MRI). Für die Beschreibung des Fischereidruckes wird die Nutzungsrate (NR) verwendet. Drei Referenzwerte nach Vorsorgeansatz sind definiert (NRpa, Bpa, Blim). Nach dem Konzept des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages ist nur der Wert für die Nutzungsrate festgelegt (NRmsy). NRmsy und NRpa finden im Management jedoch keine Anwendung. Basis für die Fangempfehlung ist der Managementplan. [41] [940] [952]

Wesentliche Punkte

2015/2016: Der Bestand liegt weiterhin komplett im grünen Bereich, auch wenn die Laicherbiomasse wie vorhergesagt weiter abgenommen hat. Die Nutzungsrate ist im Vergleich zum Vorjahr etwas gestiegen. [41] [940] [952]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

  über dem Grenzwert (nach Managementplan)

  Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach Managementplan)

  angemessen (nach höchstem Dauerertrag)

 

Als Maß für den Fischereidruck dient hier die Nutzungsrate (NR), auf sie beziehen sich die Referenzwerte. Die Grafik zeigt außerdem die fischereiliche Sterblichkeit.

Bestands­entwicklung

Die Laicherbiomasse stieg aufgrund starker Jahrgänge von 2001 bis 2004 deutlich an, nimmt seitdem wieder ab, liegt aber noch deutlich über dem Grenzwert des Managementplanes (Bmgmt) und dem Vorsorgereferenzwert (Bpa). Die Nutzungsrate lag seit den frühen 1980er Jahren über den Referenzwerten des Vorsorgeansatzes und des Managementplanes. Seit 2008 nahm sie aber ab, und 2012 wurde der Zielwert des Managementplanes erreicht. Die Nachwuchsproduktion ist sehr variabel, mit fünf starken Jahrgängen war sie 1998-2003 sehr hoch. Während die Jahrgänge 2008-2013 eher schwach waren, erscheint der 2014er Jahrgang wieder stark. Das mittlere Gewicht der Tiere hat in den Jahren mit hoher Laicherbiomasse stark abgenommen. Mit abnehmender Bestandsgröße in den letzten Jahren hat sich das individuelle Wachstum wieder verbessert. [41] [940] [952]

Ausblick

Die Laicherbiomasse wird kurzfristig weiter abnehmen, da die starken Jahrgänge aus der Fischerei verschwinden und die sehr schwachen einwachsen. Die Höchstfangmengen müssen zumindest kurzfristig noch etwas reduziert werden. Mit dem stärkeren 2014er Jahrgang werden die Laicherbiomasse und Fangmöglichkeiten aber wieder steigen. [41] [940] [952]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Der Isländische Schellfisch lebt nah an seiner nördlichen Verbreitungsgrenze. Während kalter Perioden ist er im Norden und Osten selten, da diese Gebiete dann wahrscheinlich zu kalt sind. In warmen Perioden kann er im Norden hingegen häufiger als im Süden zu finden sein. Da diese Gebiete einen großen Teil des Isländischen Schelfs ausmachen, steht dann ein bedeutend größerer Lebensraum zur Verfügung. Von 2000-2006 wuchs der Bestand im Norden an und ist dort seitdem stark geblieben. [31] [42] [940] [952]

Wer und Wie

Die Isländische Fischerei wird vom dortigen Ministerium für Industrie und Innovation bewirtschaftet. Es ist für die entsprechenden Gesetze und Regularien verantwortlich und entscheidet auch über die erlaubten Höchstfangmengen. Die Entscheidungen stützen sich auf die Empfehlungen des Isländischen Meeresforschungsinstituts (MRI) unter Berücksichtigung von sozio-ökonomischen Aspekten. Die Quoten und Anlandungen werden auf ein Fischereijahr von September bis Ende August bezogen. Anlandungen sind nur an lizensierten Anlandeplätzen möglich und werden zentral registriert. Das Isländische Managementsystem basiert auf individuellen übertragbaren Quoten (ITQs), seit 1991 sind über 90 % der Fischereirechte handelbar. Seit Frühjahr 2013 ist für diesen Bestand ein Managementplan (Harvest Control Rule) in Kraft. Der ICES bewertet diesen Managementplan als in Übereinstimmung dem Konzept des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY). Die Fischerei wird neben Höchstfangmengen (TACs) über weitere Vorschriften wie minimale Maschenöffnungen und Gebietsschließungen reguliert. [31] [42] [662] [940] [952]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Seit 2001/2002 sind die Empfehlungen des Isländischen Meeresforschungsinstitutes (MRI) und des ICES sehr ähnlich, die des ICES lagen teilweise etwas höher. Seit 2012/13 stimmen Empfehlungen des MRI und des ICES überein. In den letzten drei Jahren wurden die Höchstfangmengen (TACs) den wissenschaftlichen Empfehlungen entsprechend festgesetzt. [41] [940] [952]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Der Bestand ist auf dem gesamten Islandschelf verbreitet, die Höchstfangmengen werden für die Isländische ausschließliche Wirtschaftszone festgelegt. Verbreitungs- und Managementgebiet sind annähernd identisch. [31] [940] [952]

Anlandungen und legale Höchstfangmengen (TACs) (in 1.000 t)

GesamtfangKalenderjahr 2015: Anlandungen: 39,6; davon Grundschleppnetze 44%, Langleinen 43%, Snurrewaden 11%, andere 2% Fischereijahr 2014/2015: 36,6
TACs2008/09: 93,0 2009/10: 63,0 2010/11: 50,0 2011/12: 45,0 2012/13: 36,0 2013/14: 38,0 2014/15: 30,4 2015/16: 36,4 [31] [41] [940] [952]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Island-Schellfisch. [940] [952]

Struktur und Fangmethode

Die Fischerei wird ganzjährig durchgeführt, mit Schwerpunkt auf der Wintersaison. Gefischt wird um ganz Island, beste Fanggründe liegen vor der Westküste. Die Fangflotte besteht aus verschiedenen Fahrzeugtypen und –größen. Der Schellfisch wird hauptsächlich mit Grundschleppnetzen, in zunehmendem Maße aber auch mit Langleinen und Snurrewaden (Danish seine) gefischt. Er ist Ziel einer gerichteten Fischerei, aber auch Beifang in der Kabeljaufischerei. [41] [42] [940] [952]

Beifänge und Rückwürfe

Der Rückwurf von Fisch mit ökonomischem Wert ist in Isländischen Gewässern verboten. Es gibt keine minimalen Anlandegrößen, die minimale legale Fanggröße für Schellfisch ist 45 cm. Bis zu 25% untermaßige Tiere (nach Anzahl) sind im Fang erlaubt. Wenn bei Inspektionen zu viele kleine Fische in den Fängen vorkommen, werden einzelne Gebiete zeitnah für die Fischerei geschlossen. Um Rückwürfe tatsächlich zu minimieren, ist etwas Flexibilität in der Quotennutzung erlaubt, außerdem werden kleine Fische nicht voll auf die Quote angerechnet. In früheren Jahren gab es größere Mengen an Rückwürfen in der Isländischen Schellfischfischerei (1991-1998: 8-20% nach Anzahl, bezogen auf die Anlandungen), 2001-2010 waren es nur noch 2-6%, 2011-2013 schließlich weniger als 1%. [41] [42] [940] [952]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Einen negativen Effekt hat dieses Gerät auf die Fauna des Hartbodens, hier hat als Folge des Einsatzes von Grundschleppnetzen die Häufigkeit von z.B. Schwämmen und Kaltwasser-Korallen abgenommen. Die Kartierung der empfindlichen Riffe schreitet voran und einige Gebiete um Island sind zum Schutz dieser Kaltwasser-Riffe für die Fischerei geschlossen. In der Fischerei mit Langleinen können Nicht-Zielarten (z.B. Haie) beigefangen werden. [30] [42] [83] [940] [952]

Biologische Besonder­heiten

Schellfisch kommt vor allem über Weichböden in 10-200 m Tiefe vor. Er laicht zwischen April und Mai entlang der Süd- und Südwest-Küste. Von dort driften die Eier und Larven dann um die Insel nach Westen und Norden, manchmal auch bis in den Osten, wo sie für die ersten Lebensjahre zum Bodenleben übergehen. [42] [940]

Zusätzliche Informationen

Schellfisch gehört zu den fünf kommerziell wichtigsten Fischarten Islands. Er ist der von Isländern am häufigsten verzehrte Fisch und wird, wahrscheinlich aus historischen Gründen, meist dem Kabeljau vorgezogen. Da Kabeljau besser zum Einsalzen geeignet ist, konnte er einfacher exportiert werden, und der Schellfisch blieb im Lande. Die Hauptmärkte für den Export sind das Vereinigte Königreich und die USA. Ein kleiner Teil geht in andere Länder. [31] [42]

Zertifizierte Fischereien

Die gesamte Fischerei auf Island-Schellfisch ist nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) zertifiziert. Ausserdem ist sie nach dem weniger anspruchsvollen regionalen Iceland Responsible Fisheries (IRF) Programm zertifiziert. [4] [260]

Siehe:

http://www.msc.org/track-a-fishery/fisheries-in-the-program/certified/north-east-atlantic/isf_iceland_haddock

http://www.responsiblefisheries.is/deutsch/presseraum/news/islandische-schellfisch--und-seelachs-fischerei-zertifiziert/131/

Soziale Aspekte

Island gehört zu den größten Erzeugern von Fisch und Meeresfrüchten weltweit. Der Fischereisektor ist ungemein wichtig für das Land. Die Schellfischfischerei um Island wird hauptsächlich von Isländischen Schiffen betrieben, die Fangflotte besteht aus verschiedenen Fahrzeugtypen und –größen. [13] [31] [42] [940] [952]

Marktdaten

2022 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 1.622 t (2021: 1.950 t), Marktanteil (Fische, Krebse, Weichtiere): 0,1 % (2021: 0,2 %) [13] [14]

Anlandungen (in 1.000 t)Fänge (in 1.000 t)Laicherbiomasse (in 1.000 t)Laicherbiomasse ZustandFischereiliche SterblichkeitAnmerkungen (insbesondere Managementplan)Gültigkeit
Färöer (5.b) 6,9 6,9 41,0 - 11/2022 -
11/2023
Irische See (7.a) 0,9 1,2 12,5 - 06/2023 -
06/2024
Island (5.a) 54,8 - 79,6 - 06/2021 -
06/2022
Keltische See (7.b-k) 8,9 11,7 27,8 - 06/2023 -
06/2024
Nordost-Arktis (1, 2) 176,9 - 210,3 Managementplan seit 2004/2007 06/2023 -
06/2024
Nordsee (4, 6.a, 20) 26,5 44,1 412,1 Mehrjahresplan ab 2018 06/2022 -
06/2023
Rockall (6.b) 5,5 5,6 32,4 - 06/2021 -
06/2022

Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:

SymbolBiomasseBewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit)
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertangemessen oder unternutzt
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertübernutzt
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende DatenZustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten
AutorJahrTitelQuelle
[4]Marine Stewardship Council (MSC)Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischereimsc.org
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[31]Ministry of Food, Agriculture and Fisheries, IslandInformationsseite des isländischen "Ministry of Food, Agriculture and Fisheries"government.is
[41]Marine and Freshwater Research Institute (MFRI), IslandAdvice-Dokumente zum Status der Meeresfischbestände in Isländischen Gewässern (auf Isländisch und Englisch).hafogvatn.is
[42]Government of IcelandInformationsseite "Fisheries in Iceland"government.is
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[260]Iceland Responsible Fisheries Foundation (IRF)Homepage der Iceland Responsible Fisheries FoundationIRF.iceland
[662]ICES2013Report of the Advisory Committee, 2013. Book 2. Iceland and Greenland, 2.3.3.1 Request from Iceland to ICES to evaluate the long-term management plan and harvest control rule for Icelandic haddockices.dk
[940]ICES2016Report of the North-Western Working Group (NWWG), 27 April- 4 May 2016, ICES HQ, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2016/ACOM:08. 703pp.ices.dk
[952]ICES2016Report of the Advisory Committee, 2016, Book 2, Iceland Sea and Greenland Sea ecoregions, 2.3.7 Haddock (Melanogrammus aeglefinus) in Division 5.a (Iceland grounds)ices.dk