Fanggeräte

Grundscherbrett-Hosennetze

DE: Grundscherbrett-Hosennetze, Scherbrett-Doppelnetze, Mehrfachgrundschleppnetze,  Twinrig
EN: Otter twin trawls, twin bottom otter trawls, (Multi–rig otter trawls), twin-rig
FAO-Alpha-Code: OTT 
ISSCFG: 03.13

In dieser Fischerei werden von einem Kutter oder Trawler zwei bis vier gleiche Grundscherbrettnetze nebeneinander geschleppt, wodurch die befischte Fläche vergrößert wird. Der Bau der einzelnen Netze entspricht den Grundscherbrettnetzen. Die horizontale Öffnung des Netzes wird maßgeblich durch zwei Scherbretter bewirkt, die an den äußeren Flügeln befestigt sind. Die inneren Flügel sind mit einem Schlitten, einer massiven Rolle oder einem Mittelgewicht („Klump“) verbunden, der simultan mit den Scherbrettern geschleppt wird. Der hydrodynamische Widerstand erhöht sich nicht im gleichen Maße wie bei einem großen Trawl, wodurch die Netzöffnungshöhe und damit der Schleppwiderstand geringer gehalten werden kann. Es gibt unterschiedliche Anwendungen der Doppelnetztechnologie. Bei Ausleger-Trawlern können an einer Kurrleine mit Hahnepot zwei Schleppnetze gezogen werden. Die beiden Scherbretter sind dann dicht an den Flügeln angebracht. Bei Heck-Trawlern werden vorzugsweise Doppelnetze mit drei Kurrleinen geschleppt. Das Prinzip wurde für sehr nahe am Boden vorkommende Zielarten entwickelt.

Zielarten
Vor allem Krebstiere (z.B. Shrimps, Kaisergranat), Grundfische.

Einsatzgebiete
Weltweit.

Umwelteinflüsse
Durch den Einsatz von Grundscherbrett-Hosennetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden, indem festsitzende und im Boden lebende Organismen (inkl. Bewuchs) geschädigt und/oder entfernt werden. Die Entnahme kann einen Einfluss auf das Ökosystem haben, wenn sich durch die Befischung Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge verändern. Der Einfluss kann aber je nach Einsatzort und Bodenbeschaffenheit unterschiedlich sein. Besonders empfindlich sind Gebiete mit langsam wachsenden Kaltwasserkorallen und Schwammgemeinschaften, bekannte Vorkommen sind aber inzwischen meist für die Fischerei mit Grundschleppnetzen geschlossen. 
Bei Weichboden kann es zum Aufwirbeln und Abtragen von Sediment kommen. Der Einfluss ist in Gebieten, die generell stark von Strömungen und/oder Gezeiten beeinflusst sind, meist nur temporär. Auch auf sandigem Boden konnten bisher keine großen Veränderungen festgestellt werden. Weitere Forschung auf diesem Gebiet ist erforderlich. 
Nach bisherigem Wissen, wirken in dieser Fischerei die Grundscherbretter am stärksten und nachhaltigsten auf den Meeresboden ein. 
In der Fischerei mit Grundschleppnetzen kann es zu unerwünschten Beifängen und Rückwurf von zu kleinen (untermaßigen) Fischen und von Nichtzielarten kommen. Dieser unerwünschte Beifang wird derzeit durch Maschengrößen-und Maschenformen sowie Sortier-, Selektion- bzw. Leitgitter vor allem im Netzende (Steert) reduziert. Über diese Gitter können z.B. in der Kaisergranat-Fischerei größere Fische während des Fangprozesses zu einem Auslass geleitet werden und aus dem Schleppnetz entkommen. Sogenannte Fluchtfenster (z.B. Bacoma) aus quadratischen Maschen ermöglichen wiederum ein Entkommen kleinerer Fische, während größere Tiere diese Fenster nicht passieren können. Durch große Maschen in den vorderen Netzbereichen kann der Beifang von großen Bodenfischen reduziert werden. In der Fischerei auf Schellfisch wird dadurch der Beifang von Kabeljau reduziert, da diese Arten ein unterschiedliches Fluchtverhalten zeigen (Eliminatortrawl). Durch im Oberblatt verkürzte Schleppnetze (Toplesstrawls) kann in der Fischerei auf Kaisergranat der Beifang an Wittling, Schellfisch, Seelachs und Kabeljau verringert werden. An der Verringerung des Beifangs wird weltweit kontinuierlich geforscht.

Fischereifahrzeuge
Hecktrawler und Ausleger-Trawler. [Literatur]