Bestandsdatenblatt

Dornhai im Kalifornienstrom

gültig 05/2012 - 12/2012
Aktualisierung in Arbeit

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Kalifornienstrom
Fanggebiet:Nordostpazifik: USA FAO 67
Art:Squalus suckleyi

Wissenschaftliche Begutachtung

Northwest Fisheries Science Center www.nwfsc.noaa.gov

Methode, Frequenz

Dornhai ist im Nordostpazifik von Alaska bis zur Baja California (Mexico) verbreitet. Die Begutachtung erfolgt einzeln für verschiedene Populationen des Bestandes, möglicherweise gibt es diverse lokale Bestände. 2011 fand die erste Begutachtung für Dornhai im Kalifornienstrom statt, sie betrachtet Dornhai an der US-Westküste von der kanadischen Grenze bis Kalifornien als einen zusammenhängenden Bestand. Die Bestandsberechnung erfolgt unter Verwendung von Fangdaten und Daten aus unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen. Als Maß für die Bestandsgröße wird die Menge der produzierten Jungtiere verwendet („spawning output“, SB). Die Fischerei-Intensität wird als Laichpotential-Rate angegeben („spawning potential ratio“, SPR – invers zur fischereilichen Sterblichkeit), und soll möglichst hoch sein (gegen 1 gehen). Für SB und SPR sind Referenzwerte nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (SBmsy, SPRmsy) definiert. Der Bestandszustand (siehe unten) basiert also nicht auf Laicherbiomasse und fischereilicher Sterblichkeit sondern auf SB und SPR. Managementziel sind SB40% (40% der theoretisch unbefischten Biomasse) und SPR 0,45. Liegt der Bestand darüber, gilt er als nachhaltig bewirtschaftet mit ausreichender Menge an Jungtieren. Rückwürfe gehen in die Bestandsberechnungen ein. [432] [435]

Wesentliche Punkte

2011 wurde die erste Begutachtung von Dornhai im Kalifornienstrom vorgelegt. Der Bestand wird nachhaltig bewirtschaftet (nicht überfischt) und die Biomasse ist hoch genug, um ausreichend Nachwuchs zu produzieren. Die Laichpotential-Rate liegt jedoch knapp unter dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY). Die kommerzielle Nutzung des Bestandes ist gering. [435]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

    Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach Managementplan)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach Managementplan)

  übernutzt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die Biomasse wird als „spawning output“ angegeben, der Fischereidruck als „spawning potential ratio“, der hier jedoch invers dargestellt wird (1/SPR), um den Vergleich mit der fischereilichen Sterblichkeit zu erleichtern. Dornhai wird an der US-Westküste seit dem frühen zwanzigsten Jahrhundert genutzt. Die Entnahme, Biomasse, Nachwuchsproduktion und Fischerei-Rate wurde zurück bis 1916 rekonstruiert. In den 1940er Jahren begann eine kurze aber intensive Fischerei, da die Dornhai-Leber als Vitamin-A Lieferant stark gefragt war. Die Entnahme stieg in dieser Zeit bis auf 16.876 t (1944). Mit der Einführung von synthetischem Vitamin-A endete 1950 diese erste Periode intensiver Nutzung. Mitte der 1970er Jahre entwickelte sich ein neuer Markt für Dornhai (Export nach Europa), der noch immer besteht. Die Anlandungen der letzten 10 Jahren variierten zwischen 164 und 876 t. Die Laicherbiomasse („spawning output“, SB) sank mit Beginn der intensiven Fischerei sehr schnell, hat sich in den 1950er Jahren aber auf niedrigerem Niveau stabilisiert. Nach einem leichten Anstieg ist seit den 1980er Jahren erneut eine langsame Abnahme zu beobachten. Die Nachwuchsproduktion zeigt eine sehr ähnliche Entwicklung, liegt allerdings niedriger, da hier die Sterblichkeit der Jungtiere berücksichtigt ist. Die Laichpotential-Rate (SPR) zeigte analog zu SB eine starke Abnahme in den 1940ern. In dieser Zeit lag die Rate unter dem Ziel von 0,45. Die höheren Referenzwerte in der Grafik beziehen sich auf ein Laichpotential, das zu einer Produktion von Jungtieren führt, die im Einklang mit dem Managementziel von SB40% bzw. dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages steht. [432] [435]

Ausblick

Dieser Bestand wurde 2011 das erste Mal begutachtet. Die modellierten Daten gehen bis 1916 zurück und zeigen eine langsame aber stetige Abnahme von Gesamtbiomasse und Nachwuchsproduktion. Eine fortgesetzte nachhaltige Nutzung erscheint möglich, die Fänge dürften aber in der absehbaren Zukunft kaum steigen. [435]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Es sind keine spezifischen Umwelteinflüsse bekannt. Die zum Teil saisonalen Wanderungen sind aber wahrscheinlich auch temperaturabhängig. Tägliche Wanderungen erfolgen in der Nacht vom Boden an die Oberfläche. [161] [435]

Wer und Wie

Das Fischereimanagement in den Gewässern der USA erfolgt nach dem Magnuson-Stevens Fishery Conservation and Management Act (MSFCM) von 1976. Der National Marine Fisheries Service (NMFS, NOAA) bewirtschaftet die Grundfischfischerei in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ, 3-200 sm, Bundesgewässer). In den Küstengewässern (0-3 sm) unterliegt das Management den einzelnen Bundesstaaten. Dornhai wird im Rahmen eines gemeinsamen Grundfisch-Managementplanes der Bundesstaaten Washington, Oregon und Kalifornien bewirtschaftet. Es gibt Management-Ziel- und Grenzwerte für die Menge an Nachwuchs (SB) und das Laichpotential (SPR). Die erlaubte Fangmenge wird gemeinsam für mehrere Fischarten festgelegt, die von der gleichen Fischerei genutzt werden. Im Management-Plan werden für Dornhai die Anlandungen pro Fangreise und die Anzahl der Reisen reglementiert. Das Management erfolgt außerdem über Maschenweiten und Gebietsschließungen. [432] [435] [444]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

2011 erfolgte die erste wissenschaftliche Begutachtung für diesen Bestand. Es wird darauf hingewiesen, dass das aktuelle Managementziel für das Laichpotential (SPR 0,45) zu niedrig ist um die vom Management vorgesehene Menge an Jungtieren zu produzieren (SB40%). Die Wissenschaft gibt keine Fangempfehlung, errechnet aber die Entnahme, die im Einklang mit dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages steht. Durch die Festlegung einer jährlichen Höchstfangmenge („annual catch limit“, ACL) für einen ganzen Artenkomplex ist aber kein Vergleich der wissenschaftlichen Empfehlung mit den Managemententscheidungen möglich. [435]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Dornhai ist im Nordostpazifik vom Golf von Alaska (mit Einzelvorkommen bis in die Beringsee) bis zur Baja California (Mexico) verbreitet. Möglicherweise gibt es diverse lokale Bestände. Der Schwerpunkt der Verbreitung an der US-Westküste liegt vor Washington State. Aufgrund des Wanderverhaltens kommt es im Norden und im Süden teilweise zum Austausch mit den angrenzenden Gebieten. Das Management dieser Komponente erfolgt durch die USA. [165] [432] [435]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2010: Gesamtentnahme: 1,16 (Anlandungen inkl. Freizeitfischerei und Beifang der Seehechtfischerei: 0,44; Rückwürfe (ohne Seehechtfischerei): 0,72); davon bezogen auf die Anlandungen 62,6% Beifang aus Seehechtfischerei (überwiegend zurückgeworfen), 25,0% pelagische Schleppnetze, 9,5% Grundschleppnetze, 2,3 % Angeln, 0,5 % Freizeitfischerei
TACs (jährliches Fanglimit, ACL, vor 2011 optimum yield): wird für Dornhai gemeinsam mit anderen Arten festgelegt, die in der gleichen Fischerei auftreten 2008:7,30 2009: 5,60 2010: 5,60 2011: 5,58 2012: 5,58 [435] [NOAA, persönliche Mitteilung, Mai 2012]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Dornhai im Nordostpazifik. [177]

Struktur und Fangmethode

Dornhai wird überwiegend als Beifang in anderen kommerziell wichtigeren Fischereien gefangen. Die Fischerei wird in verschiedene Sektoren unterteilt, der größte Teil der tatsächlichen Anlandungen entfällt auf die pelagische Schleppnetzfischerei, hinzu kommen Grundschleppnetze und Angeln. Mehr als 90% der kommerziellen Anlandungen werden in Washington State getätigt, Oregon und Kalifornien spielen hier eine untergeordnete Rolle. Eine geringe Menge Dornhai wird auch in der Freizeitfischerei vor allem vor Kalifornien gefangen. [435]

Beifänge und Rückwürfe

Dornhai ist selbst überwiegend unerwünschter Beifang und wird daher meist nicht angelandet, eine gerichtete Dornhai-Fischerei mit anderen Beifängen gibt es nicht. Im Schnitt werden seit 2002 etwa 85% der Schleppnetzfänge und 52% der Angelfänge zurückgeworfen. Die Informationen zu Rückwurfmengen beruhen zum großen Teil auf Schätzungen, nur für die Seehechtfischerei gibt es gesicherte Zahlen, da diese zu 100% von Beobachten kontrolliert und Beifang protokolliert wird. Diese Beifangmengen werden daher, obwohl sie wahrscheinlich vollständig zurückgeworfen werden, zu den Anlandungen gerechnet. Es gibt es keine Studien zur Rückwurf-Sterblichkeit im Nordostpazifik. Studien in anderen Gebieten zeigen, dass Dornhaie relativ robuste Tiere sind und es eine vergleichsweise hohe Überlebenschance für Rückwürfe gibt. Die Überlebensrate hängt vom Fanggeschirr und der Größe des Fanges ab. Bei Fangmengen ≥ 200 kg steigt die Sterblichkeit der Rückwürfe. In der auf See verarbeitenden Seehechtfischerei im Nordostpazifik wird wegen langer Schleppdauer und großen Fangmengen von einer 100%igen Sterblichkeit der Dornhai-Rückwürfe ausgegangen. [120] [432] [435]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Es gibt an der US-Westküste keine gerichtete Fischerei auf Dornhai, daher ist kein Einfluss einer gerichteten Fischerei auf die Umwelt festzustellen. [432] [435]

Biologische Besonder­heiten

Seit 2011 wird der Dornhai im Nordostpazifik taxonomisch neu eingeordnet. Es handelt sich nun um eine eigene Art, Squalus suckleyi, die sich von Squalus acanthias morphologisch und molekularbiologisch unterscheidet. Der Dornhai im Nordostpazifik zerfällt möglicherweise in diverse lokale Bestände. Einige sind standorttreu, andere zeigen ein ausgedehntes Wanderverhalten. British Columbia (Kanada) und Washington State (USA) sind das Hauptverbreitungsgebiet von Dornhai im Nordostpazifik. [161] [170] [432]

Zusätzliche Informationen

Der Dornhai im Nordostpazifik wird von der IUCN als gefährdet (VU) eingestuft (S. acanthias), S. suckleyi wurde bisher nicht bewertet (Zugriff am 05. Mai 2012). Dornhaie sind langlebige, langsam wachsende Tiere, die spät geschlechtsreif werden, lange Tragezeiten von etwa zwei Jahren und nur wenige Nachkommen haben. Dadurch entsteht eine direkte Beziehung zwischen Anzahl erwachsener Weibchen und Nachwuchsproduktion, was sie besonders anfällig für Überfischung macht. [161] [179] [384] [435]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Dornhai an der US-Westküste nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Dornhai wurde zwar in den 1940er Jahren als Vitamin-A Lieferant kurze Zeit intensiv an der US-Westküste befischt, stellt aber heutzutage kein hochpreisiges Fischereiprodukt dar. Die Fischerei erfolgt hauptsächlich durch einheimische Fahrzeuge, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach US-Regeln. [14] [435]

Marktdaten: Alle Dornhaiarten auf dem deutschen Markt zusammengefasst.

2022 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 0 t (2021: 3 t), Marktanteil (Fische, Krebse, Weichtiere): 0,0 % (2021: 0,0 %) [13] [14]

Anlandungen (in 1.000 t)Fänge (in 1.000 t)Laicherbiomasse (in 1.000 t)Laicherbiomasse ZustandFischereiliche SterblichkeitAnmerkungen (insbesondere Managementplan)Gültigkeit
Golf von Alaska (NOP: Kanada, NOP: Alaska) ARCHIV 2,0 - - keine neuere Begutachtung, für alte Daten und Texte siehe Archiv 05/2012 -
12/2012
Kalifornienstrom (NOP: USA) - 1,2 - nach Vorsorgeansatz 05/2012 -
12/2012
Neufundland-Labrador (NWA: Kanada) 0,1 - - - 04/2016 -
04/2017
Neuseeland 5,1 - - - 05/2018 -
05/2019
Nordostatlantik 0,5 1,2 540,3 nicht Laicherbiomasse sondern totale Biomasse 10/2022 -
10/2024
Strait of Georgia (NOP: Kanada) ARCHIV 0,3 - - keine neuere Begutachtung, für alte Daten und Texte siehe Archiv 05/2012 -
12/2012
US-Schelf (NWA: USA) 11,1 14,3 106,8 Mgmt.plan seit 2000/2003, Anldg. & Fang 2017 12/2018 -
09/2022

Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:

SymbolBiomasseBewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit)
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertangemessen oder unternutzt
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertübernutzt
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende DatenZustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten
AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[120]Mandelman JW, Farrington MA2007The estimated short-term discard mortality of a trawled elasmobranch, the spiny dogfish (Squalus acanthias) Fisheries Research 83 238–245
[161]Wallace SS, McFarlane GA, Campana SE, King JR200928. Status of Spiny Dogfish in Atlantic and Pacific Canada Galucci VF, MCFarlane GA, Bargmann GG Herausgeber, Biology and Management of Dogfish Sharks, American Fisheries Society, Bethesda Maryland, 313-334
[165]Fisheries and Oceans Canada, DFO2010Assessment of Spiny Dogfish (Squalus acanthias) in British Columbia in 2010www.dfo-mpo
[170]Ebert DA, White WT, Goldman KJ, Compagno LJV, Daly-Engel TS, Ward R2010Resurrection and redescription of Squalus suckleyi (Girard, 1854) from the North Pacific, with comments on the Squalus acanthias subgroup (Squaliformes: Squalidae) Zootaxa 2612:22-40
[177]Lack M, Sant G2008Illegal, unreported and unregulated shark catch: A review of current knowledge and action Department of the Environment, Water, Heritage and the Arts and TRAFFIC, Canberra
[179]Anonymus2009CITES Proposal: Inclusion of Squalus acanthias Linnaeus, 1758 in Appendix II in accordance with Article II 2(a) and (b). Fifteenth meeting of the Conference of the Parties, Doha (Qatar), 13-25 March 2010 Cites, CoP15 Prop. 18 – p. 28
[384]IUCNIUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012iucnredlist.org
[432]NOAA Fishwatch, U.S. Seafood facts2012Pacific Spiny Dogfish, zitiert 17. April 2012fishwatch
[435]Gertseva V, Taylor IG2011Status of the spiny dogfish shark resource off the continental U.S. Pacific Coast in 2011pcounci
[444]Pacific Fishery Management Council, USAPacific Coast Groundfish Fishery Management Plan for the California, Oregon, and Washington Groundfish Fisherypcouncil.org