Fischarten

Aal, amerikanischer – Anguilla rostrata

gültig 10/2023-10/2024

Aal, amerikanischer
Anguilla rostrata

gültig 10/2023-10/2024

Auf dem deutschen Markt wird hauptsächlich Europäischer Aal (Anguilla anguilla) gehandelt. Der Amerikanische Aal (A. rostrata), weist eine sehr ähnliche Lebensweise auf und unterscheidet sich morphologisch nur in Details vom Europäischen Aal. Zur Ergänzung der Informationen zum Europäischen Aal sind hier Daten zum Amerikanischen Aal, einer weiteren wichtigen Art auf dem Weltmarkt, zusammengetragen. Ein Bestandsdatenblatt ist jedoch nicht geplant.

Biologische Charakteristika

Der Amerikanische Aal ist eine fakultativ katadrome Art: Die meisten Tiere wandern zum Aufwachsen aus dem Meer die Flüsse hinauf. Während sie den Großteil ihres Lebens in Küsten- und Binnengewässern verbringen, liegt ihr Laichgebiet (wie das des Europäischen Aals) in der Sargassosee, einem Seegebiet zwischen Bermuda und den Westindischen Inseln. Auf dem Weg dorthin werden Strecken von teilweise mehreren 1.000 km zurückgelegt. In der Sargassosee schlüpfen die Aallarven, die wegen ihrer speziellen Form als Weidenblattlarven bezeichnet werden. Sie driften über verschiedene Strömungen, u.a. auch den Golfstrom, an die atlantischen Ostküsten. Dies dauert etwa ein Jahr. Kurz vor Ankunft an den Küsten wandeln sich Larven in Glasaale um, welche bereits die Körperform erwachsener Tiere besitzen, aber noch transparent sind. Sie wandern in Brackwassergebiete ein, um dort zu verbleiben, oder beginnen mit dem Aufstieg in die Flüsse. Während der anschließenden Aufwuchsperiode, die ausschließlich dem Nahrungserwerb dient, färben sich die Seiten und der Bauch der Fische gelblich, der Rücken wird dunkel. Sie werden nun Gelbaale genannt. Im Alter von 5 bis mehr als 20 Jahren beginnt die Umwandlung zum Blankaal. Dabei vergrößern sich Augen und die Pigmente in der Retina passen sich an die Meeresumgebung an. Die Brustflossen werden größer um das Schwimmvermögen zu verbessern. Der Bauch wird silbrig glänzend, diese Färbung dient der besseren Tarnung im Meer. Die Nahrungsaufnahme wird eingestellt und der Darmkanal zurückgebildet. Langsam beginnt die Reifung der Geschlechtsorgane, ein Prozess, der aber wohl erst in der Sargassosee abgeschlossen wird. Nach dem Laichen verenden die Tiere. Der Amerikanische Aal ist wie der europäische Aal eine panmiktische Art: Im Unterschied zu den meisten anderen Fischarten gibt es keine reproduktiv isolierten Bestände, sondern es handelt sich um eine einzige, das gesamte Verbreitungsgebiet umfassende Population. [229] [617] [1249]

Maxima: Länge: bis 152 cm,
Alter: bis 43 Jahre,
Masse: bis 7,3 kg [229]
IUCN-Status: stark gefährdet (EN) [384] (Zugriff 17. Okt 2023)
CITES-Status: nicht gelistet
Widerstandsfähigkeit (resilience): niedrig (Verdopplung der Population dauert 4,5-14 Jahre) [229]
Fruchtbarkeit (fecundity): 5 Mio. Eier pro Weibchen [585]
Trophische Ebene: 3,8 ± 0,2 (Standardfehler) [229]

Der Amerikanische Aal ist vom nordwestlichen bis in den westlichen zentral-Atlantik verbreitet: Südliches Grönland, entlang der Atlantikküste von Kanada und den USA bis nach Panama und Brasilien. Außerdem kommt er auf den Karibischen und den Westindischen Inseln bis nach Trinidad vor. [229] [617] [1249]

Ausgewachsene Amerikanische Aale haben einen schlangenförmigen, langgestreckten, runden Körper. Im Gegensatz zu manchen anderen aalartigen Fischen sind Brustflossen vorhanden. Rücken-, Schwanz- und Afterflosse bilden einen durchgehenden Flossensaum. Die Haut ist dick, mit tief eingebetteten winzigen, ovalen Schuppen. Die Färbung und einige körperliche Merkmale verändern sich im Laufe der Entwicklung über Weidenblattlarve, Steigaal, Gelbaal und Blankaal (siehe Biologische Charakteristika).
Der Amerikanische Aal ist vom Europäischen Aal rein optisch nicht zu unterscheiden. Eine Unterscheidung ist mit Hilfe morphologischer Merkmale wie der Anzahl der Wirbelknochen möglich. Der Amerikanische Aal besitzt im Mittel 107,2, der Europäische 114,7 Wirbelknochen. Auch auf molekularer Ebene (z.B. Allozymanalysen) und über genetische Analysen können die beiden Arten unterschieden werden. [229] [617] [1249] [1312]

Obwohl die Fischerei auf Amerikanischen Aal in den USA nur noch einen Bruchteil der historischen Fangmenge erzielt, unterstützt er wertvolle kommerzielle, Freizeit- und Subsistenzfischereien. Von kommerzieller und Freizeitfischerei wird hier hauptsächlich der Gelbaal genutzt. Aber auch Glasaale werden kurz nach ihrer Ankunft in den Flussmündungen befischt. Sie dienen als Setzlinge für die heimischen Gewässer, aber auch für die Aal-Aquakultur, und ein großer Teil wird dafür nach Asien exportiert.
Die Glasaalfischerei in Kanada wird vom Ministerium für Fischerei und Ozeane (DFO) lizenziert und kontrolliert. Der Amerikanische Aal hat einen bedeutenden Wert für die indigenen Völker Kanadas (First Nations people), da er als spirituelles Wesen mit medizinischen Eigenschaften gilt und immer noch eine wichtige Nahrungsquelle darstellt. Für die Mi'kmaq von Neufundland stellt der Aal eine wichtige Nahrungsquelle dar, die sowohl im Winter als auch im Sommer beschafft werden kann. [617] [1249]

Neben dem Europäischen Aal (Anguilla anguilla), der den Hauptanteil der Versorgung des deutschen Marktes ausmacht, dürfen unter der Handelsbezeichnung Aal nach dem Fischetikettierungsgesetz auch A. rostrata (Amerikanischer Aal), A. australis (Australischer Aal) und A. dieffenbachii (Neuseeländischer Aal), gehandelt werden. Zusätzlich darf A. japonica als Japanischer Aal verkauft werden. Die Angebotsformen von Aal sind vielfältig. Das Fleisch ist fett und eignet sich deshalb besonders gut zum Räuchern. In Deutschland werden daher rund 80% der Aale geräuchert angeboten. Er kommt zudem frisch oder eingesalzen auf den Markt. Spezielle Zubereitungsformen wie Aalsuppe oder Aal in Aspik sind heutzutage auch als Fertigprodukte im Handel erhältlich. In England und Südeuropa werden Glasaale zu Konserven verarbeitet. [2] [13] [229]

Marktdaten: In Deutschland wird auf dem Markt nicht zwischen verschiedenen Aal-Arten unterschieden. Bei den Marktdaten sind also alle Aal-Arten zusammengefasst, den Hauptteil der Versorgung auf dem deutschen Markt macht jedoch der Europäische Aal (Anguilla anguilla) aus.

2022 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 1.899 t (2021: 1.610 t), Marktanteil (Fische, Krebse, Weichtiere): 0,2 % (2021: 0,1 %) [13] [14]

Anlandungen (in 1.000 t)Fänge (in 1.000 t)Laicherbiomasse (in 1.000 t)Laicherbiomasse ZustandFischereiliche SterblichkeitAnmerkungen (insbesondere Managementplan)Gültigkeit
Amerikanischer Aal - - - Fang- und Anlandedaten sind unzuverlässig bzw. sehr unvollständig 11/2021 -
11/2022

Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:

SymbolBiomasseBewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit)
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertangemessen oder unternutzt
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertübernutzt
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende DatenZustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten
AutorJahrTitelQuelle
[2]Muus BJ, Nielsen JG1999Die Meeresfische Europas Franckh-Kosmos Verlag
[3]CITESConvention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, Appendices I, II and IIIcites.org
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[229]Froese, R. and D. Pauly. Editors.2011FishBase. World Wide Web electronic publication.
www.fishbase.org, version (06/2011).
fishbase
[384]IUCNIUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012iucnredlist.org
[617]Atlantic States Marine Fisheries Commission (ASMFC)Atlantic States Marine Fisheries Commission, Homepageasmfc.org
[1249]Fisheries and Oceans Canada, DFOThe American Eel, Homepagedfo-mpo.gc.ca
[1312]Nieddu M, Pichiri G, Coni P, Salvadori S, Deiana AM, Mezzanotte R1998A comparative analysis of European and American eel (Anguilla anguilla and Anguilla rostrata) genomic DNA: 5S rDNA polymorphism permits the distinction between the two populations Genome 41(5): 728-732