Bestandsdatenblatt

Dornhai auf dem Neufundland-Labradorschelf

gültig 2012/05 – 2012/11

Dornhai auf dem Neufundland-Labradorschelf

gültig 2012/05 – 2012/11

Zugehörige Fischart

Dornhai (2 Arten)

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Neufundland-Labradorschelf, Scotian Schelf
Fanggebiet:Nordwestatlantik: Kanada FAO 21
Art:Squalus acanthias

Wissenschaftliche Begutachtung

Fisheries and Oceans Canada (DFO), www.dfo-mpo.gc.ca (Centre for Scientific Advice (CSA), Maritimes Region)

Methode, Frequenz

Die Anzahl der Bestände im Nordwestatlantik ist unklar, zurzeit wird von mindestens zwei Komponenten ausgegangen, die sich nur teilweise mischen. Die Bestandsberechnungen und die Bewirtschaftung erfolgen getrennt durch beide Staaten, eine grenzübergreifende Bestandsberechnung (durch die zwischenstaatliche Arbeitsgruppe TRAC) führte bisher zu keiner Einigung. Die US-Bestandsberechnung trennt beide Komponenten formell an der Grenze zu Kanada, bezieht aber Entnahme und andere Daten der kanadischen Komponente mit ein. Kanada arbeitet an der Entwicklung eines eigenen Berechnungsmodells und trennt beide Komponenten etwas weiter südlich. In Kanada basieren die Bestandsberechnungen auf Fischereidaten sowie den Ergebnissen von drei Forschungsreisen. Es sind keine Referenzwerte definiert. [115] [156] [161] [431] [DFO, persönliche Mitteilung, Jan. 2011]

Wesentliche Punkte

2011: Die kanadischen Anlandungen sind weiterhin sehr niedrig, im Vergleich zum Vorjahr aber gestiegen. Es liegen keine neuen Daten zum Zustand des Bestandes vor. Bei der letzten Begutachtung 2007 lag die Biomasse der kanadischen (nördlichen) Komponente des Bestandes über dem Langzeitmittel. Der aktuelle FAO-Report zum Status der Fischbestände (SOFIA) nennt Dornhai im Nordwestatlantik als einen Bestand, der in der letzten Dekade aufgrund guten Managements Zeichen der Erholung zeigt. [156] [158] [159] [161] [166]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

*Die Biomassezahlen aus den Forschungsfahrten im Frühjahr werden als verlässlicher angesehen als die aus dem Sommer. **Entnahme aus kanadischen Gewässern. Zwischen 1962 und 1965 wurde Dornhai aus dem Nordwestatlantik hauptsächlich von der kommerziellen Fischerei der USA angelandet. Danach, 1966-1977 dominierten ausländische Flotten aus Russland und Europa mit Anlandungen von bis zu 25.000 t pro Jahr. Nach Einrichtung und Ausweitung der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) wurden die Anlandungen ausländischer Flotten minimal. Der Nordwestatlantische Dornhai wurde nun hauptsächlich von den USA gefischt und galt als moderat genutzter Bestand. Mit dem Rückgang anderer kommerziell genutzter Fischbestände und dem Zusammenbruch des Dornhaibestandes im Nordostatlantik wuchs die Nachfrage nach Dornhai aus kanadischen und besonders aus US Gewässern. Die Anlandungen stiegen zwischen 1987 und 1996 erneut auf jährlich bis zu 28.000 t (hauptsächlich USA). Diese enorm gestiegenen Fänge kombiniert mit der gezielten Entnahme von großen Weibchen führten zu einer Abnahme des Bestandes. Im April 1998 wurde der Bestand vom National Marine Fisheries Service (NMFS, USA) als überfischt deklariert und man begann mit der Entwicklung der Managementpläne. Ab 2001 zeigten die Regulierungen Wirkung und die Anlandungen in den USA nahmen stark ab. Parallel dazu stiegen die Anlandungen in Kanada an, machten kurze Zeit den größeren Teil der Gesamtanlandungen aus, sind inzwischen aber minimal. Die Berechnungen der USA betrachten den Bestand seit 2008 als wiederaufgebaut und auch 2011 lag die Biomasse über dem Referenzwert. Die Ergebnisse kanadischer Forschungsfahrten ergaben, dass die Biomasse der kanadischen Komponente insgesamt über dem Langzeitmittel liegt (Daten 2007). Der Status der standorttreuen Populationen scheint stabil zu sein, die Biomasse wandernder Komponenten scheint hingegen abzunehmen. [117] [160] [161]

Ausblick

Der Status der kanadischen Komponente von Dornhai im Nordwestatlantik ist unklar. Die Entwicklung der Biomasse unterscheidet sich in den verschiedenen Gebieten und zwischen stationären und wandernden Populationen. Ein neues Populations-Modell ist in der Entwicklung, erst nach seiner Fertigstellung werden aktuelle Bestandsberechnungen möglich sein. Von einer Erhöhung der fischereilichen Nutzung vor allem reifer Weibchen wird abgeraten. [156] [158] [DFO, persönliche Mitteilung, Jan. 2011]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Auf dem Scotian Schelf sind Dornhaie mit Bodenwassertemperaturen zwischen 0 und 12°C assoziiert, wobei 6-11°C die bevorzugten Temperaturen zu sein scheinen. [157]

Wer und Wie

Der Bestand im Nordwestatlantik wird von den USA und Kanada separat bewirtschaftet. In Kanada ist DFO (Fisheries and Oceans Canada) für das Fischereimanagement zuständig. Dornhai wird mit anderen Grundfischen im Rahmen eines integrierten Managementplanes bewirtschaftet. Vor 2002 waren die Fänge in Kanada nicht reguliert. Seither gibt es eine Quotierung, die aber nicht auf wissenschaftlichen Daten und Fangempfehlungen, sondern auf der Fanghistorie basiert. Sie betrug zunächst 3.200 t und wurde 2004 auf 2.500 t reduziert. Es gibt keine Regulierung von Beifängen und Rückwürfen. Die Fischerei wird außerdem über Beobachter auf See und ein Monitoringprogramm kontrolliert. [157] [159] [162] [DFO, persönliche Mitteilung, Jan. 2011]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Ohne ein funktionierendes Populationsmodell kann von wissenschaftlicher Seite keine Fangempfehlung gegeben werden, ein entsprechendes Modell ist aber in der Erarbeitung. Der Empfehlung aus der aktuellsten Begutachtung von 2007, die Nutzungsrate vor allem reifer Weibchen nicht zu erhöhen, wurde bisher entsprochen. Die Höchstfangmengen sind seit 2004 stabil und werden nicht annähernd ausgefischt. [156] [DFO, persönliche Mitteilung, Jan. 2011]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Der Dornhai im Nordwestatlantik zerfällt in mindestens zwei Komponenten, die sich vor allem durch Nord-Süd Wanderungen der US-Komponente mischen können. Er ist zwischen Labrador (Kanada) und Florida (USA) verbreitet. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt in den NAFO-Untergebieten 2-6, zwischen Nova Scotia und North Carolina. Das Management erfolgt getrennt durch die USA und Kanada. [114] [115] [116] [156]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2011: Anlandungen: 0,125; vor allem Handleinen, Langleinen und Kiemennetze
TACs2008/09: 2,5 2009/10: 2,5 2010/11: 2,5 2011/12: 2,5 [157] [159] [160]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Dornhai im Nordwestatlantik. [177]

Struktur und Fangmethode

Kanada verzeichnet die meisten Fänge aus der Provinz Nova Scotia. Die Fischerei findet vor allem im Sommer statt. Hauptfangeräte sind Hand- und Langleinen, gefolgt von Kiemennetzen. Es gibt eine gerichtete Fischerei, sowie Beifänge aus anderen Fischereien. [157] [159]

Beifänge und Rückwürfe

Dornhai wird regelmäßig als Beifang in der Langleinen und Kiemennetz-Fischerei gefangen und macht oft einen großen Teil des Gesamtfanges aus. Vor 1999 überstiegen die Mengen der toten Rückwürfe oft die Anlandemengen, sind inzwischen aber stark zurückgegangen. Da nur ein geringer Preis erzielt wird und die Handhabung an Bord aufwändig ist werden Dornhaie oft zurückgeworfen, wenn wertvollerer Fang zur Verfügung steht. Dornhaie sind relativ robuste Tiere und es gibt eine vergleichsweise hohe Überlebenschance für Rückwürfe. Die Überlebensrate hängt vom Fanggeschirr und Größe des Fanges ab. Bei Fangmengen ≥ 200 kg steigt die Sterblichkeit der Rückwürfe. Kanada gibt von 1987 bis 2007 als jährliches Mittel 850 t tote Rückwürfe an. Die niedrigen Anlandungen 2009 lassen aber einen geringeren Wert annehmen. [120] [156] [157]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Die Dornhai-Fischerei findet hauptsächlich mit Kiemennetzen und Langleinen statt. Beide Geräte haben kaum einen Einfluss auf den Meeresboden. Beim Einsatz von Kiemennetzen kann es zum Beifang von Meeressäugern und Schildkröten kommen, Langleinen können Vögel beifangen. [30] [122]

Biologische Besonder­heiten

Der Dornhaibestand im Nordwestatlantik der USA und Kanada ist genetisch nicht zu trennen, es ist aber eine räumliche Strukturierung von Populationen zu erkennen. Es gibt ortsgebundene Komponenten in den nördlichen Gebieten sowie grenzüberschreitende wanderende Komponenten. In kanadischen Gewässern finden saisonale Wanderungen von küstennah zu küstenfern statt. In US Gewässern finden vor allem Wanderung in Nord-Süd Richtung statt, wobei einige Komponenten im Frühjahr/Sommer in kanadische Gewässer einwandern und im Herbst/Winter zurück. Die größte Biomasse des Bestandes kommt aber in US-Gewässern vor. [115] [156]

Zusätzliche Informationen

Der Dornhai im Nordwestatlantik wird von der IUCN als stark gefährdet (EN) eingestuft (Zugriff am 15. Mai 2012). Dornhaie sind langlebige, langsam wachsende Tiere, die spät geschlechtsreif werden, lange Tragezeiten von etwa 2 Jahren und nur wenige Nachkommen haben. Dadurch entsteht eine direkte Beziehung zwischen Anzahl erwachsener Weibchen und Nachwuchsproduktion, was sie besonders anfällig für Überfischung macht. In Kanada hat Dornhai eine lange Nutzungshistorie. Heute bedient die kommerzielle Fischerei vor allem den europäischen Markt. Dornhai findet in Deutschland Verwendung als Schillerlocken und Seeaal, in England findet man ihn in Fisch und Chips. Weitere Teile, wie z.B. Knorpel werden zu Lebensmittelzusätzen weiterverarbeitet, andere gehen in die Düngemittelproduktion. Die Flossen werden gefrostet nach Asien exportiert. Aufgrund des stellenweise massenhaften Vorkommens und dadurch entstehender Probleme in der kommerziellen Fischerei wurde aktiv versucht, die Populationen zu dezimieren. Aus diesem Grund bestand auch über viele Jahre kein Interesse an einem nachhaltigen Management. [14] [115] [116] [156] [161] [179] [384]

Zertifizierte Fischereien

Keine Dornhaifischerei im kanadischen Gebiet des Nordwestatlantiks ist nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fischerei erfolgt hauptsächlich durch einheimische Fahrzeuge, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach kanadischen Regeln. [14] [161]

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[114]Atlantic States Marine Fisheries Commission (ASMFC)Spiny Dogfish, Squalus acanthias: Overview of Stock Status, Managementplans, Reportsasmfc.org
[115]Transboundary Resources Assessment Committee (TRAC)2010Transboundary Resources Assessment Committee. Northwest Atlantic Spiny Dogfish. TRAC Status Report 2010/2nefsc.noaa
[116]Northeast Fisheries Science Center (NEFSC)2006Northeast Fisheries Science Center. 43rd Northeast Regional Stock Assessment Workshop (43rd SAW): 43rd SAW assessment report. US Dep Commer, Northeast Fish Sci Cent Ref Doc 06-25; 400 pnefsc.noaa.gov
[117]Mid-Atlantic Fishery Management Council (MAFMC)Homepage: Spiny Dogfish (Fishery Performance Reports and Information Documents, Fishery Management Plan and Amendments)mafmc.org
[120]Mandelman JW, Farrington MA2007The estimated short-term discard mortality of a trawled elasmobranch, the spiny dogfish (Squalus acanthias) Fisheries Research 83 238–245
[122]Mid-Atlantic Fishery Management Council (MAFMC), National Marine Fisheries Service (NMFS)20102010 Spiny Dogfish Specifications, Environmental Assessment, Regulatory Impact Review, and Initial Regulatory Flexibility Analysisnero.noaa.gov
[156]Fisheries and Oceans Canada (DFO)2007Assessment of Spiny Dogfish in Atlantic Canada DFO Can. Sci. Advis. Sec. Sci. Advis. Rep. 2007/046
[157]Campana SE, Gibson AJF, Marks L, Joyce W, Rulifson R, Dadswell M2007Stock structure, life history, fishery and abundance indices for spiny dogfish (Squalus acanthias) in Atlantic Canada Canadian Science Advisory Secretariat, Research Document 2007/089
[158]Fisheries and Oceans Canada, DFOHomepage: Fisheries and Oceans CanadaDFO-Kanada
[159]Canadian Shark Research LaboratoryHomepage:Canadian Shark Research LaboratoryShark Research
[160]Rago P, Sosebee, K2010Update on the status of Spiny Dogfish in 2010 and initial evaluation of alternative harvest strategieswww.mafmc.org
[161]Wallace SS, McFarlane GA, Campana SE, King JR200928. Status of Spiny Dogfish in Atlantic and Pacific Canada Galucci VF, MCFarlane GA, Bargmann GG Herausgeber, Biology and Management of Dogfish Sharks, American Fisheries Society, Bethesda Maryland, 313-334
[162]Fisheries and Oceans Canada, DFO2010National Plan of Action for the Conservation and Management of Sharks (NPOA-Sharks)www.dfo-mpo
[166]Food and Agriculture Organization (FAO)2010The State of World Fisheries and Aquaculture 2010. Rome, FAO. 2010. 197pp, ISBN 978-92-5-106675-1
[177]Lack M, Sant G2008Illegal, unreported and unregulated shark catch: A review of current knowledge and action Department of the Environment, Water, Heritage and the Arts and TRAFFIC, Canberra
[179]Anonymus2009CITES Proposal: Inclusion of Squalus acanthias Linnaeus, 1758 in Appendix II in accordance with Article II 2(a) and (b). Fifteenth meeting of the Conference of the Parties, Doha (Qatar), 13-25 March 2010 Cites, CoP15 Prop. 18 – p. 28
[384]IUCNIUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012iucnredlist.org
[431]Kulka D, Rivard D, Scott I2012MSC Certification, The United States atlantic fishery for Spiny Dogfish (Squalus acanthias)msc.org