Bestandsdatenblatt

Hering: Norwegischer Frühjahrslaicher

Gültig 12/2009 - 10/2010

Hering: Norwegischer Frühjahrslaicher

gültig 12/2009 - 10/2010

Zum aktuellen Bestandsdatenblatt

Zugehörige Fischart

Hering

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Barentsmeer (Nordost-Arktis), Norwegische See, Färöer-Plateau
Fanggebiet:Nordost-Arktis und Norwegische See (1, 2.ab) FAO 27
Art:Clupea harengus

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Jährliche analytische Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Anlandedaten und acht unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen, die mehrere Lebensstadien abdecken. Rückwürfe gehen nicht in die Bestandsberechnungen ein. Nur drei von vier Referenzwerten nach dem Vorsorgeansatz sind definiert. Sie basieren auf der Biomasse-Nachwuchs-Relation. Diese Bestandsberechnung ist relativ sicher. [15] [16]

 

Wesentliche Punkte

2009: Der Bestand erreicht 2009 die größte Biomasse seit 60 Jahren. Ab 2010 gilt außerhalb der EU Gewässer ein generelles Rückwurfverbot. [15] [17]

 

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

 

  Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)

  unter dem Grenzwert (nach Managementplan)

  Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Der norwegische Frühjahrslaicher gehört gemeinsam mit dem Isländischen Sommerlaicher zum Atlantoskandischen Heringskomplex. Er ist einer der Bestände, für die es besonders lange Messdaten-Zeitreihen gibt. Bestandsabschätzungen gehen zurück bis 1907. Der Bestand war für viele Länder eine wichtige Nahrungsquelle und daher Basis einer großen internationalen Fischerei. Deren Fänge stiegen bis Mitte der 1960er Jahre nach Einführung der Ringwadenfischerei auf bis zu 2 Mio t jährlich, während die Laicherbiomasse bereits stetig abnahm. Ende der 1960er Jahre kollabierte der Bestand ein Jahr nachdem die höchste Fangmenge erzielt wurde. Es dauerte 20 Jahre, bis sich der Bestand in den späten 1980er Jahren erholt hat. Dies wurde hauptsächlich durch eine niedrig gehaltene fischereiliche Sterblichkeit erreicht. Der Bestand zeigt im Vergleich zu anderen Heringsbeständen eine hohe Variabilität in der Nachwuchsproduktion. Starke Jahrgänge in den frühen 1990ern verhalfen zu einem weiteren Anstieg der Laicherbiomasse. Der letzte starke Jahrgang trat 2004 auf. [16] [20] [22] [40]

 

Ausblick

Die Bestandsgröße schwankt mit dem unregelmäßigen Auftreten starker Jahrgänge. Da es nach 2004 wahrscheinlich keinen starken Jahrgang mehr gab, ist trotz Einhaltung des Managementplans mittelfristig mit einer Abnahme der Biomasse und einer Reduzierung der erlaubten Fangmengen zu rechnen. [15] [16]

 

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Der Bestand unternimmt weite Wanderungen im Nordost-Atlantik. Die Wandermuster haben sich seit den 1950er Jahren mehrfach geändert, was wahrscheinlich auf klimatische Veränderungen und Änderungen in der Zusammensetzung der Nahrungsorganismen zurückzuführen ist. Auch die Bestandsgröße hat einen Einfluss auf die Wanderrouten. Veränderungen in der Bestandsgröße gehen mit Klimaveränderungen einher. Die Zusammenhänge sind noch nicht genau geklärt, aber während warmer Perioden gibt es häufiger starke Jahrgänge. Auch die Lage der Arktischen Front scheint einen Einfluss auf die Verbreitung zu haben. Aktuell sind große Veränderungen der Überwinterungs- und Nahrungsgebiete zu beobachten. [15] [16] [22] [23] [36]

 

Wer und Wie

Das Management erfolgt nach einem durch alle Küstenstaaten (EU, Faröer Inseln, Island, Norwegen, Russland) 1999 eingeführten Langzeit-Management-Plan, der regelmäßig an die aktuellen ICES Empfehlungen angepasst werden soll. Der ICES betrachtet diesen Plan als in Übereinstimmung mit dem Vorsorgeansatz. [15] [16] [20] [21]

 

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Trotz Management-Plan konnten sich die Küstenstaaten nicht immer einigen und haben in einigen Jahren autonome Quoten festgelegt. Deren Summe überschritt teilweise die wissenschaftlichen Empfehlungen. Erst seit 2007 decken sich Empfehlung und verabschiedeter TAC. [15] [16] [18] [19]

 

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Im Moment tritt die Mehrheit des Bestandes in den Divisionen I und IIa, b auf. Kleinere Anteile sind in Va,b und XIVa verbreitet. Aufwuchsgebiet der Jungtiere ist in Division IIa. In einigen Jahren mischt sich der Bestand in angrenzenden Gebieten mit anderen Heringbeständen. Der Bestand wird formal keinem bestimmten Gebiet zugeordnet und die Empfehlungen des ICES gelten für alle Gebiete, in denen er vorkommt. Er wird als weit verbreiteter Bestand definiert. [16]

 

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2008: Anlandungen: 1.545,7; Rückwürfe: keine Angaben;
davon pelagische Schleppnetze XX%, Ringwaden XX%, andere XX%
TACs 2007: 1280    2008: 1518    2009: 1642    2010: 1483 [15] [18] [19] [21]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf relevante Mengen illegaler oder unberichteter Fänge aus diesem Bestand. [15] [16]

 

Struktur und Fangmethode

Die Fischerei ist ganzjährig und rein pelagisch. Die Norwegische Fischerei entlang der norwegischen Küste wird hauptsächlich mit Ringwaden durchgeführt. In der internationalen Hochseefischerei werden vor allem pelagische Schleppnetze eingesetzt. [16] [39]

 

Beifänge und Rückwürfe

Die Menge an Beifängen und Rückwürfen wird als gering angesehen. Seit 2006 wird in einigen Gebieten vermehrt Makrele gemischt mit Hering gefangen. Dieser Beifang wurde nicht auf die Quoten angerechnet. Es kommt außerdem das Verwerfen des gesamten Fanges vor (slipping), die Mengen und Überlebensraten sind aber nicht bekannt und gehen nicht in die Bestandsberechnung ein. Ab 2010 gilt außerhalb der EU-Gewässer ein generelles Rückwurfverbot. Innerhalb der EU ist nur slipping und highgrading (Rückwurf von marktfähiger Ware, solange die Quote noch nicht ausgeschöpft ist) verboten. [15] [16] [17]

 

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Pelagische Schleppnetzfischerei und Ringwadenfischerei haben geringe Beifänge von Nichtzielarten und beeinflussen den Meeresboden nicht, weil sie ihn nicht berühren. Unbeabsichtigte Einflüsse auf das Ökosystem sind, abgesehen von den Beifängen, die auch Junglachse und Meeressäuger umfassen können, nicht bekannt. [16]

 

Biologische Besonder­heiten

Der Norwegische Frühjahrslaicher ist der größte Heringsbestand weltweit. Er ist weit verbreitet und wandert in seinem Leben über große Bereiche des Nordost-Atlantiks. Laichgründe sind vor allem an der norwegischen Westküste zu finden, wo die Eier auf Fels, Kies oder Sand abgelegt werden. Die Verbreitung des Bestandes und die Veränderungen im Wandermuster sorgten immer wieder für Konflikte zwischen den beteiligten fischenden Nationen. Der Norwegische Frühjahrslaicher ist ein Bestand, der sich durch eine hohe Anzahl von Wirbelkörpern, eine große maximale Länge (40 cm), besondere Merkmale seiner Schuppen und eine große Variabilität in der Jahrgangsstärke auszeichnet. [14] [15] [16] [22] [37] [38]

 

Zusätzliche Informationen

Der Bestand ist eine wichtige Komponente des Ökosystems in der Barentssee, der Norwegischen See und der norwegischen Küste. Er ist ein Nahrungsbestandteil für größere Fische, Seevögel und Meeressäuger. Durch die derzeitige Bestandsgröße bietet er seinen Räubern viel Futter, ist aber selbst ein starker Nahrungkonkurrent zum Beispiel für blauen Wittling und Makrele und außerdem Räuber von Fischbrut. [16]

 

Soziale Aspekte

Die Fischerei auf den norwegischen Frühjahrslaicher wird mit großen und größten Fahrzeugen durchgeführt. Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der Anrainerstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [13]

 

AutorJahrTitelQuelle
[4]Marine Stewardship Council (MSC)Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischereimsc.org
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[15]ICES2009Report of the Advisory Committee, 2009. Book 9. Widely Distributed and Migratory Stocks. 9.4.5. Herring in the Northeast Atlantic (Norwegian spring-spawning herring)ices.dk
[16]ICES2009Report of the Working Group on Widely Distributed Stocks (WGWIDE), 2 - 8 September 2009, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2009/ACOM:12. 563 pp. 7. Norwegian spring spawning herringices.dk
[17]NEAFC2009North-East Atlantic fisheries commission, 2009, Rec 16: Discards Banneafc.org
[18]Europäische Union (EU)2010Verordnung (EU) Nr. 219/2010 des Rates zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 53/2010 hinsichtlich der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und nach Abschluss der bilateralen Fischereivereinbarungen für 2010 mit Norwegen und den Färöerneuropa.eu
[19]NEAFC2009North-East Atlantic fisheries commission, 2009, Rec 5: Herringneafc.org
[20]Røttingen I2003The agreed recovery plan in the management of Norwegian spring-spawning herring ICES CM 2003/U:01
[21]2010Agreed record of conclusions of fisheries consultations on the management of the Norwegian Spring-Spawning (Atlanto-Scandian) Herring stock in the North-East Atlantic for 2010 (London, 22 Oktober 2009)
[22]Sissener EH, Bjoerndal,T2005Climate change and the migratory pattern for Norwegian spring-spawning herring; implications for management Marine Policy 29:299-309
[23]Misund O, Vilhjalmsson H, Jakupsstovu S, Röttingen I, Belikov S, Asthorsson O, Blindheim J, Jonsson J, Krysov A, Malmberg S, Sveinbjornsson S1998Distribution, migration and abundance of Norwegian spring spawning herring in relation to the temperature and zooplankton biomass in the Norwegian Sea as recorded by coordinated surveys in Spring and Summer 1996 Sarsia 83:117-127
[36]Dragesund O, Hamre J, Ulltang Ø1980Biology and population dynamics of the norwegian spring-spawning herring Rapp. P.-v.Reun.Cons. int. Explor. Mer 177:43-71
[37]Havforskningsinstituttet, NorwegenOnline Portal des Havforskningsinstituttet (Institut für Meeresforschung), Norwegenimr.no
[38]Toresen R1991Predation on the eggs of Norwegian spring-spawning herring (Clupea harengus L.) on a spawning ground on the west coast of Norway ICES Journal of Marine Science 48:15 21
[39]Fischereiverwaltung, NorwegenOnline Portal des Fiskeridirektoratet (Fischereiverwaltung), Norwegenfiskeridir.no
[40]Johansen AC1919On the large spring-spawning sea herring (Clupea harengus) in the north-west european waters Meddelelser Fra Kommissionen For Havundersögelser. Serie Fiskeri 5:1-56