Bestandsdatenblatt

Nordsee-Kliesche

gültig 06/2022 - 06/2026

Nordsee-Kliesche

gültig 06/2022 - 06/2026

Zugehörige Fischart

Kliesche

Allgemeine Informationen

Ökoregion:Nordsee
Fanggebiet:Nordsee (4, 3.a) FAO 27 (Nordostatlantik)
Art:Limanda limanda

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Es gibt keine analytische Bestandsberechnung für diesen Bestand. Gründe sind das Fehlen von entsprechenden Eingangsdaten (u.a. biologische Einzelfischdaten wie Alter und Gewicht sowie unvollständige Fangdaten aufgrund hoher Rückwurfzahlen). Die Berechnung zeigt nur Trends auf, sie berücksichtigt Fangdaten und die Daten von einer unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreise. Für fischereiliche Sterblichkeit und Laicherbiomasse sind Referenzwerte für die Bewirtschaftung nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) als Proxys (Kandidaten) definiert. Die aktuelle Fangempfehlung wird für die Jahre 2023, 2024 und 2025 gegeben. [1357] [1362]

Wesentliche Punkte

2022: Nach dem kontinuierliche Anstieg der Laicherbiomasse bis 2016, zeigen die Trends aus der Bestandsberechnung nun eine Abnahme. Die Gesamtsterblichkeit fluktuiert ohne einen Trend. Bezogen auf die möglichen Kandidaten (Proxies) für den MSY-Referenzwert liegen die fischereiliche Sterblichkeit und die Laicherbiomasse im grünen Bereich. Die Rückwürfe von Nordsee-Kliesche sind weiterhin sehr hoch, 2021 betrugen sie 89,6% des Gesamtfanges. [1357] [1362]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

    Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

    Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag)

Fischereiliche Sterblichkeit

    Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

    Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag)

Da es sich bei den Referenzwerten nur um Proxys (Kandidaten) handelt, klassifizieren wir den Bestand mit dem Symbol    und dem Text "Referenzwerte nicht definiert".
 

Bestands­entwicklung

Informationen zu Laicherbiomasse, fischereilicher Sterblichkeit und Nachwuchsproduktion liegen vor, sind aber nur relativ und die Zeitreihe sehr kurz. Die Laicherbiomasse ist seit Beginn der Zeitreihe gestiegen und erreichte 2016 ihren Höchstwert. Seitdem nimmt sie ab. Die Gesamtsterblichkeit (natürliche und fischereiliche) schwankt ohne Trend. Die Nachwuchsproduktion zeigte bis 2015 einen ansteigenden Trend, nahm dann ab, und scheint derzeit stabil. Die Anlandungen haben seit 2011 abgenommen. Rückwurfdaten stehen ab 2002 zur Verfügung, der Hauptteil der Fänge aus diesem Bestand wird zurückgeworfen. Bezogen auf die möglichen Kandidaten (Proxies) für den MSY-Referenzwert liegen die fischereiliche Sterblichkeit und die Laicherbiomasse im grünen Bereich. [1357] [1362]

Ausblick

Der Bestand scheint die derzeitige Fischereiintensität zu verkraften, allerdings hat die Nachwuchsproduktion nachgelassen. Ein erheblicher Teil der Fänge wird verworfen. Eine Reduzierung der Rückwürfe würde eine weitere deutliche Erhöhung der Anlandungen ermöglichen. [1357] [1362]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Hauptverbreitungsgebiet der 1-2 jährigen Tiere ist die süd-östliche Nordsee. Ältere Tiere sind vermehrt in der zentralen und nördlichen Nordsee zu finden. [1357] [1362]

Wer und Wie

Nordsee-Kliesche wurde bis einschließlich 2016 über eine gemeinsame Höchstfangmenge (TAC) für Kliesche und Flunder in den EU-Gewässern der Nordsee (inklusive EU-Gewässer von ICES-Gebiet 2.a) bewirtschaftet. Fänge im Skagerrak und Kattegat wurden nicht begrenzt. 2017 wurde der Nordsee-TAC aufgehoben, die Bestände sollen mit anderen Erhaltungsmaßnahmen bewirtschaftet werden. Die Bewirtschaftung dieses Bestandes erfolgt durch technische EU-Verordnungen (z.B. Maschenweiten) und die jeweiligen Landesregeln (z.B. Gebietsschließungen). Es gibt keine Mindestgröße für die Bestandserhaltung. [1148] [1357] [1362]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Für 2012 wurde die erste Fangempfehlung für Nordsee-Kliesche gegeben, die Fänge sollten nicht steigen. Ab 2014 erfolgten nummerische Fangempfehlungen. Ein Vergleich mit der festgesetzten Höchstfangmenge (TAC) war aber nicht möglich, da ein gemeinsamer TAC für zwei verschiedene Arten (Kliesche & Flunder) festgelegt wurde, was biologisch sinnlos ist. Im März 2017 wurde die Fangmengenbegrenzung Kliesche und Flunder aufgehoben. Der ICES bewertet das Risiko, die Bestände ohne Fanglimits zu bewirtschaften als gering. Nach seiner Einschätzung wiederspricht die Aufhebung des TACs nicht der Europäischen Fischereipolitik. Voraussetzung für diese Bewertung ist, dass sich der Charakter der Fischerei nicht sehr ändert: Kliesche und Flunder bleiben überwiegend Beifang und die Zielarten Scholle und Seezunge werden im Rahmen des MSY-Konzeptes befischt. [1357] [1362]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Nordsee-Kliesche ist in der Nordsee (ICES-Gebiet 4) sowie im Skagerrak und Kattegat (Gebiet 3.a) verbreitet. Seit 2017 begrenzt das Management die Fangmengen nicht mehr. Bis dahin wurde eine gemeinsame Höchstfangmenge für Kliesche und Flunder in den EU-Gewässern der Nordsee (jetzt teilweise UK-Gewässer) festgelegt. Fänge im Skagerrak und Kattegat sind und waren nicht begrenzt. Auch Norwegen landet Nordsee-Kliesche an. [1357] [1362]

Anlandungen und legale Höchstfangmengen (TACs) (in 1.000 t)

Gesamtfang2021: 37,6 (3,3 Anlandungen plus 34,3 Rückwürfe); von den Anlandungen: Baumkurren 55%, Grundscherbrettnetze 24%, Waden 11%, andere Geräte 10%
TACs 2011-2016 (Flunder & Kliesche gemeinsam, Gebiete 4 & 2.a): 18,4   TAC im März 2017 aufgehoben [1357] [1362]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Kliesche aus der Nordsee. [1357] [1362]

Struktur und Fangmethode

Nordsee-Kliesche wird von den meisten Ländern hauptsächlich als Beifang in der Fischerei auf Scholle und Seezunge gefangen. Hauptanlandenation in der Nordsee (2021: etwa 81% der Anlandungen aus diesem Bestand) sind die Niederlande (59%). Außerdem landeten Dänemark, Belgien, das Vereinigte Königreich, Deutschland (2021: 108 t, 4%), Norwegen, Frankreich und Schweden Kliesche aus der Nordsee an. Im Skagerrak und Kattegat tätigten 2021 Dänemark 64% und die Niederlande 35% der Anlandungen. Weitere sehr geringe Anlandungen machten Deutschland (2021: 3 t, 0,4%) und Schweden (1 t). [1357] [1362]

Beifänge und Rückwürfe

Nordsee-Kliesche ist selbst überwiegend Beifang. Daten zu Rückwürfen liegen seit 2002 vor. Die Rückwurfrate 2019 bis 2021 betrug im Schnitt 89% des Gesamtfanges (bezogen aufs Gewicht). 2021 wurden 89,6% des Klieschen-Fanges zurückgeworfen. Nordsee-Kliesche ist seit 2017 nicht mehr quotiert und wird deshalb auch in absehbarer Zukunft nicht unter das Anlandegebot der EU fallen. Die Überlebensraten der Rückwürfe sind nicht bekannt. Untersuchungen in der Ostsee zeigten, dass die Überlebensrate der zurückgeworfenen Klieschen verglichen mit anderen Plattfischen eher niedrig ist, insbesondere bei Wassertemperaturen über 13°C. [748] [1357] [1362]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Da die Baumkurren auf dem Grund geschleppt werden und die Scheuchketten einige cm tief eindringen können, werden regelmäßig (abhängig vom Fanggrund) größere Mengen an bodennah lebendem Meeresgetier mitgefangen, sowohl Fische als auch Wirbellose. Diese sind als Rückwürfe meist nicht überlebensfähig. Insbesondere die Baumkurrenfischerei kann Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge im befischten Gebiet erheblich verändern. Diese Fangmethode ist außerdem sehr energieaufwändig. Baumkurrenfischerei ist eine der legalen Fangmethoden mit dem größten unmittelbaren Einfluss auf die Meeresumwelt.
Die Auswirkungen der Scherbrett- und Snurrewadenfischerei sind geringer. Der Einfluss hängt von Fangmethode und Bodenstruktur ab. Auf sandigem Boden hat eine Studie in den USA nur einen geringen Einfluss durch Grundscherbrettnetze feststellen können. So waren zwar die Spuren der Scherbretter lange sichtbar (mindestens 1 Jahr), es konnten aber kaum signifikante Unterschiede in der Mikrotopographie der befischten und unbefischten Gebiete nachgewiesen werden. Auch bei strukturformenden und mobilen Wirbellosen zeigten befischte und unbefischte Gebiete keine signifikanten Unterschiede. [7] [8] [30] [808]

Biologische Besonder­heiten

Auffälliges Merkmal der Klieschen ist die über der Brustflosse halbkreisförmig gekrümmte Seitenlinie. Dadurch lässt sie sich deutlich von anderen Plattfischarten unterscheiden. [2] [229]

Zusätzliche Informationen

Kliesche ist auf dem nordostatlantischen Schelf weit verbreitet. Sie ist von der Biskaya über Island, bis in die Barentssee zu finden und kommt auch in der Ostsee vor. In der Nordsee ist sie eine der häufigsten Arten und über das gesamte Gebiet, bis in 100m Tiefe verbreitet.
Große Klieschen liefern Filets, die denen von Scholle oder Flunder geschmacklich nicht nachstehen. Ein erhebliches Problem bei der Vermarktung ist der unattraktive Artname. [1357] [1362]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Nordsee-Kliesche nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der Anrainerstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [12] [13]

Marktdaten

Keine Daten verfügbar.

Anlandungen (in 1.000 t)Fänge (in 1.000 t)Laicherbiomasse (in 1.000 t)Laicherbiomasse ZustandFischereiliche SterblichkeitAnmerkungen (insbesondere Managementplan)Gültigkeit
Nordsee (4, 3.a) 3,3 37,6 - - 06/2022 -
06/2026
Öst. Beringsee & Aleuten (L. aspera) 125,1 128,1 1.040,9 Anlandungen 2019, Laicherbiomasse Vorhersage 2021 12/2020 -
12/2021
Ostsee (22-32) 0,3 0,4 - Anlandungen & Fänge 2022 05/2023 -
05/2024

Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:

SymbolBiomasseBewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit)
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertangemessen oder unternutzt
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertübernutzt
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende DatenZustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten
AutorJahrTitelQuelle
[2]Muus BJ, Nielsen JG1999Die Meeresfische Europas Franckh-Kosmos Verlag
[7]Kaiser MJ, Ramsay K, Ramsay K, Richardson CA, Spence FE, Brand AR2000Chronic fishing disturbance has changed shelf sea benthic community structure Journal of Animal Ecology 69:494-503
[8]Hiddink JG, Jennings S, Kaiser MJ, Queirós AM, Duplisea DE, Piet GJ2006Cumulative impacts of seabed trawl disturbance on benthic biomass, production, and species richness in different habitats Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 63:721-736
[12]Europäische Gemeinschaften2009Die Gemeinsame Fischereipolitik. Ein Leitfaden für Benutzerec.europa.eu
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[229]Froese, R. and D. Pauly. Editors.2011FishBase. World Wide Web electronic publication.
www.fishbase.org, version (06/2011).
fishbase
[748]ICES2014Report of the Benchmark Workshop on Baltic Flatfish Stocks (WKBALFLAT), 27–31 January 2014, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2014/ACOM:39. 320 pp.ices.dk
[808]James Lindholm J, Gleason M, Kline D, Clary L, Rienecke S, Cramer A, Los Huertos M2015Ecological effects of bottom trawling on the structural attributes of fish habitat in unconsolidated sediments along the central California outer continental shelf Fishery Bulletin 113:82-96
[1148]Europäische Union (EU)2019VERORDNUNG (EU) 2019/1241 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. Juni 2019 mit technischen Maßnahmen für die Erhaltung der Fischereiressourcen und den Schutz von Meeresökosystemen, zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 2019/2006, (EG) Nr. 1224/2009 des Rates und (EU) Nr. 1380/2013, (EU) 2016/1139, (EU) 2018/973, (EU) 2019/472 und (EU) 2019/1022 des Europäischen Parlaments und des Rates sowie zur Aufhebung der Verordnungen (EG) Nr. 894/97, (EG) Nr. 850/98, (EG) Nr. 2549/2000, (EG) Nr. 254/2002, (EG) Nr. 812/2004 und (EG) Nr. 2187/2005 des Rateseuropa.eu
[1357]ICES2022Working Group on the Assessment of Demersal Stocks in the North Sea and Skagerrak (WGNSSK). ICES Scientific Reports. 4:43. 1321 pp. http://doi.org/10.17895/ices.pub.19786285http://doi.org/10.17895/ices.pub.19786285
[1362]ICES2023Dab (Limanda limanda) in Subarea 4 and Division 3.a (North Sea, Skagerrak and Kattegat). Replacing advice provided in 2022. In Report of the ICES Advisory Committee, 2023. ICES Advice 2023, dab.27.3a4, https://doi.org/10.17895/ices.advice.22793633https://doi.org/10.17895/ices.advice.22793633