Ostsee-Kliesche
gültig 05/2025 - 05/2027

Zugehörige Fischart
Archiv
Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Ostsee |
Fanggebiet: | Ostsee (22-32 (mit Beltsee und Öresund)) FAO 27 (Nordostatlantik) |
Art: | Limanda limanda |
Wissenschaftliche Begutachtung
Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk
Methode, Frequenz
Die Bestandsberechnung für Ostsee-Kliesche ist indikativ, Biomasse und fischereiliche Sterblichkeit werden relativ angegeben, ebenso wie die Referenzpunkte. In die Berechnung gehen Anlandedaten und die Daten von zwei unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen ein. Nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) sind Referenzwerte für Laicherbiomasse und fischereiliche Sterblichkeit definiert (MSY Btrigger und Fmsy). Außerdem ist ein Limit-Referenzwerte für die Laicherbiomasse festgelegt (Blim). Die Begutachtung erfolgt alle zwei Jahre, eine Fangempfehlung wird vom Management derzeit nicht gefordert. [1511] [1517]
Wesentliche Punkte
2025: 2024 wurde die Begutachtungsmethode für Ostsee-Kliesche überarbeitet („benchmark“) und der Bestand in die Kategorie zwei überführt. Daher gibt es nun eine Bestandsberechnung, die Ergebnisse werden relativ dargestellt. Laicherbiomasse und Fischereidruck liegen im Rahmen der Referenzwerte des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY Btrigger & Fmsy), beide weit im grünen Bereich. Die Anlandungen aus diesem Bestand sind nochmals erheblich gesunken und es gibt viele Rückwürfe. [1511] [1517]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
---|
Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz) |
Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan) |
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
---|
Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz) |
Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan) |
angemessen (nach höchstem Dauerertrag) |

Bestandsentwicklung
Die Laicherbiomasse von Ostsee-Kliesche hat Mitte der 1990er Jahre zunächst abgenommen und sank sogar unter den Limit-Referenzwert (Blim). Seit etwa 2000 steigt sie aber kontinuierlich an und erreicht regelmäßig Höchstwerte. Sie liegt über dem Referenzwert des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY Btrigger), weit im grünen Bereich. Die fischereiliche Sterblichkeit war zu Beginn der Zeitreihe zu hoch, konnte aber ab Ende der 1990er Jahre erheblich reduziert werden. Seit Anfang der 2000er Jahre liegt sie unter dem Referenzwert Fmsy, also ebenfalls im grünen Bereich. 1994 wurden mit 3.106 t die bisher höchsten Anlandungen aus diesem Bestand getätigt. 2003 bis 2020 schwankten die Anlandungen zwischen 1.000 und 1.900 t, zeigten zuletzt aber schon eine abnehmende Tendenz. 2023 und 2024 lagen die Anlandungen unter 170 t und die Rückwürfe stiegen stark an. Daten zur Nachwuchsproduktion liegen nicht vor. [1511] [1517]
Ausblick
Der Bestand scheint die derzeitige Fischereiintensität zu verkraften. Ein erheblicher und sehr variabler Teil der Fänge wird verworfen. Eine Reduzierung der Rückwürfe würde eine weitere deutliche Erhöhung der Anlandungen ermöglichen. Wie für den Dorsch werden die Umweltbedingungen in der Ostsee auch für Plattfische schwieriger. Mittelfristig nimmt wahrscheinlich auch die Produktivität von Kliesche ab und die Aussichten für die Fischerei werden sich kaum verbessern. Kliesche ist nicht quotiert und wird deshalb auch vorerst nicht unter das Anlandegebot der EU fallen. [1511] [1517]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Der Erfolg der Nachwuchsproduktion der Ostsee-Kliesche hängt von den hydrographischen Bedingungen ab. Der Salzgehalt spielt eine wichtige Rolle für die Schwebfähigkeit der Eier. Meist wird bereits im Arkona-Becken der benötigte Salzgehalt nicht mehr erreicht. In der westlichen Ostsee tritt sowohl dauerhaft als auch saisonal Sauerstoffmangel in den tiefen Becken und in den Küstengewässern auf. Grundfische und andere bodenlebende Arten werden durch Sauerstoffmangel beeinträchtigt, indem sie entweder aus dem Gebiet verdrängt werden (Sterblichkeit oder Abwanderung) oder indem physiologische Prozesse beeinträchtigt werden. Die individuelle Kondition der erwachsenen Klieschen hat abgenommen, was auf eine Reaktion auf die Umweltbedingungen und/oder demografische Prozesse schließen lässt. [748] [1511] [1517]
Wer und Wie
Es gibt kein gemeinsames Management für die Ostsee-Kliesche. Höchstfangmengen (TACs) werden nicht festgelegt. Die Bewirtschaftung dieses Bestandes erfolgt durch technische EU-Verordnungen (z.B. Maschenöffnungen) und die jeweiligen Landesregeln (z.B. Gebietsschließungen). [1148] [1511] [1517]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Für 2013 wurde die erste nummerische Fangempfehlung gegeben, 2014 und 2015 bezog sich die Empfehlung auf die Anlandungen, 2016 bis 2018 wieder auf die Fänge. Die Fänge lagen 2016, 2017 und 2018 unter der wissenschaftlichen Empfehlung. Seit 2019 fordert das Management keine Fangempfehlung mehr und es wird auch keine gegeben. [1511] [1517]
Karten
Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Ostsee-Kliesche ist vor allem in der westlichen Ostsee verbreitet, ihre östliche Verbreitungsgrenze ist nicht klar identifiziert. Forschungsdaten deuten darauf hin, dass die Kliesche in der Ostsee Teil des größeren Klieschenbestands im Kattegat ist, dessen Verbreitungsgebiet sich bis in die westliche Ostsee erstreckt. Das Management begrenzt die Fangmengen nicht. [1511] [1517]
Anlandungen und legale Höchstfangmengen (TACs) (in 1.000 t)
Gesamtfang | 2024: 0,621; (0,095 Anlandungen plus 0,526 Rückwürfe); von den Anlandungen: Grundschleppnetze 40 %, passive Geräte (Stellnetze) 60 % |
TACs | nicht festgelegt [1511] [1517] |
IUU-Fischerei
Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Kliesche aus der Ostsee – wegen der fehlenden Fangmengenlimitierung wäre dies auch kaum erklärlich. [1511] [1517]
Struktur und Fangmethode
Die Anlandungen von Ostsee-Kliesche waren meist Beifang in der gezielten Dorschfischerei, aber auch in der gemischten Plattfischfischfischerei. Infolge des Rückgangs der gezielten Dorschfischerei und der sinkenden Fangmöglichkeiten sind die Klieschen-Anlandungen auf den niedrigsten Stand seit 1970 gesunken. Hauptfangnationen sind Deutschland und Dänemark, Hauptfanggebiet 2024 war die Beltsee (ICES-Gebiet 22). Deutschland hat 2024 41 t Ostsee-Kliesche angelandet, also 43 % der Anlandungen aus diesem Bestand getätigt. [1511] [1517]
Beifänge und Rückwürfe
Ostsee-Kliesche ist selbst überwiegend Beifang. Daten zu Rückwürfen liegen seit 2012 für Dänemark und Deutschland vor. Die Rückwürfe sind bei diesem Bestand beträchtlich und lagen 2012 bis 2019 zwischen 40 und 50 % des Gesamtfanges (bezogen aufs Gewicht). 2020 bis 2022 nahmen sie auf 34 bis 36 % ab, erreichten 2023 und 2024 aber Werte von 74 bzw. 85 %. Die Überlebensrate der zurückgeworfenen Klieschen ist verglichen mit anderen Plattfischen eher niedrig, insbesondere bei Wassertemperaturen über 13°C. Sie hängen stark von den Randbedingungen (z.B. Schleppdauern, Fangzusammensetzung) ab. [748] [1511] [1517]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Der Einfluss hängt aber auch von Fangmethode und Bodenstruktur ab. Auf sandigem Boden hat eine Studie in den USA nur einen geringen Einfluss durch Grundscherbrettnetze feststellen können. So waren zwar die Spuren der Scherbretter lange sichtbar (mindestens ein Jahr), es konnten aber kaum signifikante Unterschiede in der Mikrotopographie der befischten und unbefischten Gebiete nachgewiesen werden. Auch bei strukturformenden und mobilen Wirbellosen zeigten befischte und unbefischte Gebiete keine signifikanten Unterschiede. In ICES-Gebiet 23 (Sund) ist der Einsatz von Schleppnetzen aufgrund des starken Schiffverkehrs fast gänzlich verboten. Hinzu kommt eine saisonale Schließung für Schleppnetze zum Schutz von laichenden Dorschen. Potentiell problematisch können Beifänge von Seevögeln und Meeressäugern in Stellnetzen sein. [30] [97] [208] [808]
Biologische Besonderheiten
Auffälliges Merkmal der Klieschen ist die über der Brustflosse halbkreisförmig gekrümmte Seitenlinie. Dadurch lässt sie sich deutlich von anderen Plattfischarten unterscheiden. Diese Plattfischart ist deutlich weniger tolerant gegenüber reduziertem Salzgehalt als Scholle und Flunder, sie ist daher nur im Westen der Ostsee verbreitet. [229] [748]
Zusätzliche Informationen
Der größte Teil der Ostsee-Kliesche ist in der westlichen Ostsee verbreitet (ICES-Gebiete 22-24). Ihre östliche Verbreitungsgrenze ist nicht klar identifiziert. Für die Bestandsbegutachtung werden daher nur die Daten der Forschungsreisen in diesen Gebieten verwendet. Es gibt Hinweise auf drei Klieschen-Populationen in der Ostsee: Eine in der Beltsee (Gebiete 22 und 24 West), eine im Sund (Gebiet 23) und eine im Arkona und im Borhombecken (Gebiete 24 Ost und 25). Die hydrographischen Bedingungen sprechen jedoch gegen die Existenz eines eigenen Bestandes in Arkona- und Bornholmbecken. Verbindungen zu Kliesche im Kattegat (Gebiet 21) werden noch untersucht.
Große Klieschen liefern Filets, die denen von Scholle oder Flunder geschmacklich nicht nachstehen. Ein erhebliches Problem bei der Vermarktung ist der unattraktive Artname. [14] [748] [1511] [1517]
Zertifizierte Fischereien
Bislang ist keine Fischerei auf Ostsee-Kliesche nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.
Soziale Aspekte
Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der Anrainerstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren jeweiligen Regeln. [12] [13] [1511] [1517]
Marktdaten
Keine Daten verfügbar.
Anlandungen (in 1.000 t) | Fänge (in 1.000 t) | Laicherbiomasse (in 1.000 t) | Laicherbiomasse Zustand | Fischereiliche Sterblichkeit | Anmerkungen (insbesondere Managementplan) | Gültigkeit | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Nordsee (4, 3.a) | 3,3 | 37,6 | - | - |
06/2022 - 06/2026 | ||
Öst. Beringsee & Aleuten (L. aspera) | 125,1 | 128,1 | 1.040,9 | Anlandungen 2019, Laicherbiomasse Vorhersage 2021 |
12/2020 - 12/2021 | ||
Ostsee (22-32) | 0,1 | 0,6 | - | Anlandungen & Fänge 2024, Laicherbiomasse nur relativ |
05/2025 - 05/2027 |
Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:
Symbol | Biomasse | Bewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit) |
---|---|---|
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert | angemessen oder unternutzt | |
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert | übernutzt | |
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten | Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten |
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[12] | Europäische Gemeinschaften | 2009 | Die Gemeinsame Fischereipolitik. Ein Leitfaden für Benutzer | ec.europa.eu |
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[30] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO Webseite: Search technology factsheets - Fishing gear type | fao.org | |
[97] | Zydelis R, Bellebaum J, Österblom H, Vetemaa M, Schirmeister B, Stipniece A, Dagys M, van Eerden M, Garthe S | 2009 | Bycatch in gillnet fisheries – An overlooked threat to waterbird populations | Biological Conservation 142:1269–1281 |
[208] | Bellebaum, J | 2011 | Untersuchung und Bewertung des Beifangs von Seevögeln durch die passive Meeresfischerei in der Ostsee. BfN-Skripten 295 | Bundesamt für Naturschutz, ISBN 978-3-89624-030-9, www.bfn.de |
[229] | Froese, R. and D. Pauly. Editors. | 2011 | FishBase. World Wide Web electronic publication. www.fishbase.org, version (06/2011). | fishbase |
[748] | ICES | 2014 | Report of the Benchmark Workshop on Baltic Flatfish Stocks (WKBALFLAT), 27–31 January 2014, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2014/ACOM:39. 320 pp. | https://doi.org/10.17895/ices.pub.19283120 |
[808] | James Lindholm J, Gleason M, Kline D, Clary L, Rienecke S, Cramer A, Los Huertos M | 2015 | Ecological effects of bottom trawling on the structural attributes of fish habitat in unconsolidated sediments along the central California outer continental shelf | Fishery Bulletin 113:82-96 |
[1148] | Europäische Union (EU) | 2019 | VERORDNUNG (EU) 2019/1241 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. Juni 2019 mit technischen Maßnahmen für die Erhaltung der Fischereiressourcen und den Schutz von Meeresökosystemen, zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 2019/2006, (EG) Nr. 1224/2009 des Rates und (EU) Nr. 1380/2013, (EU) 2016/1139, (EU) 2018/973, (EU) 2019/472 und (EU) 2019/1022 des Europäischen Parlaments und des Rates sowie zur Aufhebung der Verordnungen (EG) Nr. 894/97, (EG) Nr. 850/98, (EG) Nr. 2549/2000, (EG) Nr. 254/2002, (EG) Nr. 812/2004 und (EG) Nr. 2187/2005 des Rates | europa.eu |
[1511] | ICES | 2025 | Baltic Fisheries Assessment Working Group (WGBFAS). ICES Scientific Reports. 7:61. 684 pp. | https://doi.org/10.17895/ices.pub.29099786 |
[1517] | ICES | 2025 | Dab (Limanda limanda) in subdivisions 22–32 (Baltic Sea). In Report of the ICES Advisory Committee, 2025. ICES Advice 2025, dab.27.22-32 | https://doi.org/10.17895/ices.advice.28539341 |