Bestandsdatenblatt

Pelagischer Rotbarsch, Sebastes mentella, Irmingersee tief

Gültig  06/2010 - 10/2011

Pelagischer Rotbarsch, Sebastes mentella, Irmingersee tief

gültig 06/2010 - 10/2011

Zugehörige Fischart

Rotbarsch (2 Arten)

Allgemeine Informationen

Ökoregion:Ostgrönlandschelf, Islandschelf
Fanggebiet:Kanada FAO 21; Island (5.a), ozeanischer Nordostatlantik (12), südöstl. Grönland (14) FAO 27
Art:Sebastes mentella

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Es wird keine analytische Bestandsberechnung durchgeführt und es gibt keine Referenzwerte. Daten aus der kommerziellen Fischerei, zur Nachwuchsproduktion und aus wissenschaftlichen Forschungsreisen sind unzureichend. Insbesondere ist die vertikale Auflösung nicht hoch genug, die zur genauen Aufteilung der Bestände erforderlich wäre. Es können daher auch keine Fangmöglichkeiten berechnet werden. Die Bestandsinformationen beruhen auf kommerziellen Fangdaten und dem internationalen Rotbarsch-Survey. Diese Forschungsreise wird für den tiefen Bestand mit Schleppnetzfängen durchgeführt. Sie findet alle zwei Jahre statt. [202] [203]

Wesentliche Punkte

2010/2011: Erstmals seit 2002 ist der Bewirtschaftungsentwurf zwischen den Küstenstaaten (Färöer Inseln, Grönland, Island), der EU und Norwegen tatsächlich in Kraft getreten. Die Parteien einigten sich für 2011 auf eine Höchstfangmenge für Rotbarsch aus der tiefen pelagischen Fischerei in der Irmingersee von 38.000 t. [201] [202] [261]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

    unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

    unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit
 

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Dieser Bestand wurde erst 2009 vom flachen pelagischen Bestand getrennt. Bis dahin unterschied der ICES in der Irmingersee und angrenzenden Gebieten zwischen einem pelagischen und einem demersalen S. mentella-Bestand (weitere Informationen dazu auf der Seite „Rotbarsch Bestandsstruktur“). Die Fischerei auf den Rotbarschbestand Sebastes mentella pelagisch tief begann 1991, als die Fischerei auf den Bestand der gleichen Art an der Oberfläche sich in tiefere Bereiche ausdehnte. Da sich dadurch die verschiedenen Bestände in den Fängen gemischt haben können, sind die Anlandedaten aus den Jahren 1992-1996 nur bestmögliche Schätzungen. Die Anlandungen aus diesem Bestand stiegen bis 1996 auf fast 140.000 t und schwanken seitdem zwischen 30.000 und 100.000 t. Ab 1997 werden Logbuchdaten mit Fangtiefenangaben verwendet, um die Daten den Beständen zuzuordnen. Basierend auf den Schleppnetzfängen der Forschungsreisen ist eine abnehmende Biomasse zu beobachten. 2009 wurde der niedrigste Wert der kurzen Zeitreihe erreicht. Die Biomasse-Abbildung zeigt Einheitsfang-Daten (catch per unit effort, CPUE) aus der kommerziellen Fischerei. Der Einheitsfang schwankt stark und spiegelt wahrscheinlich nicht den Zustand des Bestandes wieder, da die Fischerei gezielt Ansammlungen der Zielart befischt, und da die Fangtechnik in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht hat, die Fischerei also effektiver geworden ist. Sinkende Einheitsfänge geben aber zumindest einen Hinweis auf einen abnehmenden Bestand. [202 [203]

Ausblick

Aufgrund der schwachen Datenlage können keine kurzfristigen Vorhersagen berechnet werden. Rotbarsch ist eine langlebige und spät reproduzierende Art, die Erholung eines überfischten Bestandes wird daher viele Jahrzehnte dauern. [202]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Über spezielle Umwelteinflüsse auf diesen Bestand ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch wenig bekannt. [203]

Wer und Wie

Der Bestand ist in verschiedenen Managementgebieten verbreitet. Er kommt vor allem in internationalen, isländischen und grönländischen Gewässern vor. Die internationalen Gewässer werden von der Nordostatlantischen Fischereikommission (NEAFC) bewirtschaftet, selten kommen Fänge im Gebiet der Nordwestatlantischen Fischereiorganisation (NAFO) vor. NEAFC ist die Haupt-Managementorganisation für diesen Bestand. [202] [203] [261]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Dieser Bestand wurde erst 2009 vom flachen pelagischen Bestand getrennt. Bis dahin wurden wissenschaftliche Empfehlungen für einen pelagischen und einen demersalen S. mentella-Bestand gegeben. Es gibt jährlich einen Entwurf zur Bewirtschaftung der pelagischen Bestände von verschiedenen Vertragspartnern der NEAFC (Nordostatlantische Fischereikommission). Die Höchstfangmengen (TACs) des Entwurfes lagen meist über den wissenschaftlichen Empfehlungen (Ausnahmen 2003 und 2004). Da bis einschließlich 2010 keine endgültige Einigung mit allen Interessensgruppen stattfand, wurden immer wieder autonome (nationale) Quoten festgelegt, deren Summe meist weit über den wissenschaftlichen Empfehlungen lag. Für 2011 wurde nun ein abschließendes Übereinkommen erreicht. Die Bewirtschaftungsregelungen der Küstenstaaten (Färöer Inseln, Grönland, Island) mit der EU und Norwegen sind seit 28. Juni 2011 in Kraft und gelten bis 31. Dezember 2014. Sie legen für die tiefe, pelagische Fischerei auf Rotbarsch für 2011 einen TAC von 38.000 t fest, fast doppelt so viel wie die wissenschaftliche Empfehlung. Dieser TAC soll jedoch bis 2014 auf 20.000 t reduziert werden. [202] [203] [200] [201] [261]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Managementgebiete für die tiefe pelagische Fischerei auf Rotbarsch sind Island, Grönland und internationale Gewässer der NEAFC. Das Vieleck umschließt das Managementgebiet für diesen Bestand, in dem der größte Teil der tiefen pelagischen Fischerei stattfindet. Der Bestand ist darüber hinaus auch weiter südwestlich und im Gebiet der NAFO verbreitet. [202] [203]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2009: 51,83; davon pelagische Schleppnetze 100%
TACs (bis 2010 Summe
autonomer Quoten)
2007: 73 2008: 73 2009: 78 2010: ? 2011: 38
[202] [261] [201]

IUU-Fischerei

Es gibt in dieser Fischerei erhebliche Probleme mit unberichteten und falschberichteten Fängen. Da diese in internationalen Gewässern getätigt werden, sind sie nicht illegal. Es gibt Hinweise, dass in einigen Jahren höchstens 80% des tatsächlichen Fischereiaufwandes und damit auch der tatsächlichen Anlandungen gemeldet wurden. Für 2009 und 2010 sind keine Daten dazu verfügbar. [202] [203]

Struktur und Fangmethode

Die Fischerei auf diesen Rotbarschbestand wird mit pelagischen Schleppnetzen durchgeführt. 1991-2009 kamen im Mittel 63% der Anlandungen aus dem Gebiet südöstlich Grönlands (ICES Gebiet XIV), aus den NAFO-Gebieten wurden nur 2006 Fänge gemeldet. Hauptfangnation war 2009 Russland, gefolgt von Island. Die pelagische Rotbarschfischerei verwendet die größten Schleppnetze, die weltweit in der kommerziellen Fischerei eingesetzt werden: In einem Gloria-Netz finden bis zu 11 Jumbojets Platz, die Netzöffnung entspricht der Fläche von vier Fussballfeldern. Die ersten Maschen des Netzes haben Öffnungen von über einem Kilometer; wenn sich ein solches Netz verheddert, kann es in der Regel nur mit Hilfe von Mobilkränen auf einem Flugplatz klariert werden. [202] [203]

Beifänge und Rückwürfe

In dieser pelagischen Fischerei gibt es sehr geringe unerwünschte Beifänge und Rückwürfe. [202] [203]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Die pelagische Fischerei hat kaum Einfluss auf den Lebensraum, andere Fischarten oder Wirbellose, mit Ausnahme der Zielart. Der Meeresboden wird durch die Fanggeräte nicht berührt, auch weil dies das riesige Fanggerät unbrauchbar machen würde [202] [203]

Biologische Besonder­heiten

Seit 2009 trennt der ICES drei Bestände und somit auch drei Managementeinheiten von Sebastes mentella in der Irmingersee und angrenzenden Gewässern. Es werden die überwiegend pelagischen Bestände in der Irmingersee S. mentella flach (oberhalb 500 m) und S. mentella tief (unterhalb 500 m), sowie ein bodenlebender Bestand auf dem isländischen Kontinentalabhang unterschieden (weitere Informationen dazu auf der Seite „Rotbarsch Bestandsstruktur“). Die Trennung basiert auf genetischen Daten, sowie biologischen Informationen wie z.B. Befall mit spezifischen Parasiten. Wahrscheinlich ist der Ostgrönlandschelf Aufwuchsgebiet für alle drei Bestände. Wie alle Sebastes-Arten ist auch S. mentella ovovivipar, also lebendgebärend. Es ist eine langlebige langsam wachsende Art, die spät geschlechtsreif wird und dadurch sehr anfällig für Überfischung ist. [41] [202] [199]

Zusätzliche Informationen

Die Irmingersee ist traditionell einer der Hauptfanggründe für den Rotbarsch, insbesondere für die deutsche Fischerei, nachdem Fangmöglichkeiten auf dem Islandschelf mit Ausdehnung der AWZ wegfielen. Die genaue Unterscheidung zwischen Sebastes marinus (Goldbarsch) und S. mentella ist nicht einfach, da sie vom Habitus sehr ähnlich erscheinen. Sie erfordert häufig die Berücksichtigung vieler Körpermerkmale oder genetische Analysen. Der Handel unterscheidet selten zwischen den Arten. Deutschland ist der größte Abnehmer für Rotbarsch aus isländischen Gewässern. [14] [31]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine pelagische Rotbarschfischerei nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Rotbarschfischerei wird überwiegend mit mittleren bis großen Hochseefahrzeugen durchgeführt. Die Fahrzeuge fahren unter Flaggen der jeweiligen Staaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [13] [31]

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[31]Ministry of Food, Agriculture and Fisheries, IslandInformationsseite des isländischen "Ministry of Food, Agriculture and Fisheries"government.is
[41]Marine and Freshwater Research Institute (MFRI), IslandAdvice-Dokumente zum Status der Meeresfischbestände in Isländischen Gewässern (auf Isländisch und Englisch).hafogvatn.is
[199]ICES2009Report of the Workshop on Redfish Stock Structure (WKREDS), 22-23 January 2009, ICES Headquaters, Copenhagen. ICES CM 2009/ACOM: 37. 71ppices.dk
[200]NEAFC2011North-East Atlantic fisheries commission, 2011, Rec 13: Redfish in the Irminger Seaneafc.org
[201]NEAFC2011Multi-annual interim conservation and management measure for deep and shallow pelagic redfish in the Irminger sea and adjacent waters to apply from 2011 - 2014 in the NEAFC convention area. Rec pv 2011: Postal Vote on Redfish in the Irminger Seaneafc.org
[202]ICES2010Report of the Advisory Committee, 2010. Book 2. Iceland and East Greenland. 2.4.9. Beaked Redfish (Sebastes mentella) in Subareas V, XII, XIV and NAFO Subareas 1+2 (Deep Pelagic stock)ices.dk
[203]ICES2010Report of the North-Western Working Group (NWWG), 27 April - 4 May 2010, ICES Headquarters, Copenhagen. ICES CM 2010/ACOM:07. 751 pp. 20. Deep Pelagic Sebastes mentellaices.dk
[261]Europäische Union2011Verordnung (EU) Nr. 683/2011 des Rates vom 17. Juni 2011 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 57/2011 hinsichtlich der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbeständeeuropa.eu