Bestandsdatenblatt

Sardine in Iberischen Gewässern

Gültig 07/2014 - 07/2015

Sardine in Iberischen Gewässern

gültig 07/2014 - 07/2015

Zum aktuellen Bestandsdatenblatt

Zugehörige Fischart

Sardine

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Iberische Küste
Fanggebiet:Iberische Gewässer (8.c, 9.ab) (vorläufige Definition) FAO 27
Art:Sardina pilchardus

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Jährliche analytische Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung vollständiger Fangdaten und zweier unabhängiger wissenschaftlicher Forschungsreisen. Referenzpunkte sind nicht definiert. Die Bestandsberechnung ist unsicher, denn die verschiedenen Forschungsreisen zeigen unterschiedliche Trends für die Bestandsentwicklung, und die wichtigste weil vollständigste Forschungsreise wird nur alle drei Jahre durchgeführt. Außerdem kommt es in der Biskaya zur Vermischung mit dem weiter nördlich verbreiteten Sardinen-Bestand. [725] [726]

Wesentliche Punkte

2014: Die Biomasse einjähriger und älterer Tiere sinkt seit 2006 und liegt nur wenig über dem historischen Minimum von 2012. Ein von Spanien und Portugal entwickelter Managementplan wurde 2013 vom ICES begutachtet und vorläufig als im Einklang mit dem Vorsorgeansatz bewertet. Der Plan soll 2014 implementiert werden. [725] [726] [727]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

    Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit
 

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Für die Klassifizierung des Bestandszustandes wird die Biomasse einjähriger und älterer Tiere verwendet, nicht die Laicherbiomasse.

Bestands­entwicklung

Anlandedaten aus diesem Bestand sind seit 1940 verfügbar. Bis Anfang der 1980er Jahre schwankten die Anlandungen zwischen 100.000 und knapp 250.000 t, das Maximum wurde 1961 erreicht (246.000 t). Seit 1985 ist aber eine fast stetige Abnahme zu erkennen. Die Biomasse einjähriger und älterer Tiere sinkt seit 2006, und liegt derzeit nur wenig über dem historischen Minimum von 2012. Die fischereiliche Sterblichkeit schwankt ohne einen klaren Trend. Seit 2009 liegt sie über dem Mittelwert der vorangegangenen 20 Jahre, hat aber in den letzten Jahren etwas abgenommen. Die Nachwuchsproduktion liegt seit 2005 unter dem Langzeitmittel. [725] [726]

Ausblick

Der derzeitige Zustand des Bestandes mit niedriger Biomasse, relativ hoher fischereilicher Sterblichkeit und schwacher Nachwuchsproduktion erfordert eine erhebliche Reduzierung der Fänge. Eine Reduzierung wird auch im Rahmen des neuen Managementplans erforderlich sein, sobald dieser implementiert ist. Die Bewirtschaftung des Bestandes erfolgt jedoch nicht über eine internationale Höchstfangmenge (TAC), sondern durch nationale Regelungen Spaniens und Portugals. [725] [726]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Das Überleben der Sardinen-Nachkommen hängt stark von günstigen Umweltbedingungen ab, trotzdem tolerieren Sardinen einen weiten Temperaturbereich für Lebensraum und Laichgebiete. Die Intensität des Tiefenwasseraufstiegs (Auftrieb, upwelling) kann die Nachwuchsproduktion sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Werden die Larven in küstenferne Gebiete getrieben, sinkt ihre Überlebenschance. Ein Verbleib der Larven in Küstennähe im planktonreichen, hochproduktiven Gebiet erhöht ihre Überlebensfähigkeit. [725] [726]

Wer und Wie

Die Bewirtschaftung dieses Bestandes erfolgt durch Portugal und Spanien über nationale Regeln wie minimale Anlandelängen, maximale tägliche Fangmengen und Gebietsschließungen. Eine internationale Höchstfangmenge (TAC) ist nicht festgelegt. Seit 2010 legt Portugal ein jährliches Fanglimit für die portugiesische Flotte fest. In Spanien gilt eine maximale tägliche Fangmenge, außerdem darf nur fünf Tage pro Woche gefischt werden. Ein von Spanien und Portugal entwickelter Managementplan wurde 2013 vom ICES begutachtet und vorläufig als im Einklang mit dem Vorsorgeansatz bewertet, er soll 2014 implementiert werden. [725] [726] [727]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Eine Höchstfangmenge wird nicht festgelegt. Von 2008 bis 2012 lagen die Anlandungen über den wissenschaftlichen Empfehlungen des ICES. 2013 wurde etwas weniger angelandet als maximal empfohlen. [725] [726]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Dieser Sardinen-Bestand ist von der Straße von Gibraltar im Süden bis an die Grenze mit Frankreich im Norden verbreitet (ICES-Gebiete VIIIc und IXa). Diese Abgrenzung ist jedoch etwas willkürlich und basiert auf Managementaspekten. Wanderungen von Fischen zwischen den Gebieten VIIIb und c sind möglich, ebenso wie zu den nordafrikanischen Gebieten. Die Bewirtschaftung erfolgt durch Portugal und Spanien (EU). [725] [726]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

GesamtfangAnlandungen 2013: 45,8; davon 99% Ringwaden, 1% andere
TACsnicht festgelegt [725] [726]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge aus diesem Bestand. [725] [726]

Struktur und Fangmethode

Nahezu alle Fänge aus diesem Bestand werden von Spanien (2013: 17.558 t, 38% der Anlandungen) und Portugal (2013: 28.261 t, 62%) in einer Fischerei für den menschlichen Konsum getätigt. Es wird überwiegend mit Ringwaden gefischt. Die Fänge sind in der zweiten Jahreshälfte am höchsten. Spanische Schiffe fischen auf Sardelle, Makrele, Sardine und Stöcker. Im Sommer wechselt ein Teil der Flotte zum Thunfischfang. In Portugal ist Sardine Hauptzielart, aber auch Stöcker und Sardelle werden angelandet. [725]

Beifänge und Rückwürfe

Die Rückwurfmengen von Sardine sind unsicher, scheinen aber vernachlässigbar zu sein. Es gibt allerdings Hinweise auf Slipping (Verwerfen des Fanges bevor das Netz an Bord genommen wird), z.B. in Jahren mit hoher Nachwuchsproduktion. In der Ringwadenfischerei auf Sardinen gibt es kaum Beifänge anderer Arten. [725] [726]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Die Ringwadenfischerei wird in tiefem Wasser durchgeführt und hat keinen Einfluss auf den Meeresboden, da sie ihn nicht berührt. Daten von Beobachtern und Befragungen von Fischeren deuten auf einen geringen Einfluss auf Meeressäuger, Seevögel und Schildkröten hin. Die Auswirkungen dieser Fischerei auf das pelagische Ökosystem in Iberischen Gewässern wurden bisher nicht untersucht. Möglich ist ein Einfluss durch Veränderungen in den Räuber-Beute Verhältnissen aufgrund von Veränderungen in Häufigkeit, Größenstruktur und Verhalten der Sardinen. [30] [725]

Biologische Besonder­heiten

Sardinen fressen sowohl tierisches auch pflanzliches Plankton. Außerdem werden auch die eigenen Eier gefressen. Diese Art von Kannibalismus dient wahrscheinlich dazu, die Bestandsdichte zu kontrollieren. [725]

Zusätzliche Informationen

Die Iberische Sardine ist ein Futterfisch, der Nahrung für Raubfische, Meeressäuger und Seevögel darstellt. Sie ist eine der häufigsten Arten unter den
sogenannten kleinen pelagischen Schwarmfischen in den westlichen Iberischen Gewässern. Futterfische wie die Sardine können als Beute die Menge ihrer Räuber (von unten nach oben, „bottom up“) oder als Räuber ihre Zooplankton-Beute (von oben nach unten, „top-down“) kontrollieren. Kontrollieren sie sowohl Räuber als auch Beute, stehen also als Regulator an zentraler Stelle des Nahrungsnetzes, spricht man von einer Wespentaillen-Kontrolle („wasp-waist-control“). Diese Arten werden dann auch als ökologische Schlüsselarten bezeichnet, und ihr Management muss besonders vorsichtig erfolgen (z.B. höherer MSY-Referenzwert (Bmsy)), um den Einfluss der Fischerei auf das Ökosystem so gering wie möglich zu halten. [725] [726]

Zertifizierte Fischereien

Eine Sardinen-Fischerei an der Iberischen Küste ist nachhaltigkeitszertifiziert nach dem Standard des Marine Stewardship Councils (MSC) [4]
Wegen des unerwartet schlechten Bestandszustandes wurde das Zertifikat vorübergehend ausgesetzt, kann aber nach Vorlegen eines Plans zu Gegenmaßnahmen durch die Fischerei seit Januar 2013 wieder verwendet werden.

Soziale Aspekte

Die Sardinenfischerei an der Iberischen Küste wird von spanischen und portugiesischen Schiffen durchgeführt. Die Fahrzeuge fahren unter EU-Flaggen, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach EU-Regeln. In Portugal hat diese Fischerei einen hohen sozio-ökonomischen Wert für den Fischerei-Sektor insgesamt (einschl. verarbeitender Industrie), da sie einen großen Teil der fischereilichen Produktion liefert und ein wichtiger Zulieferer für die Konservenindustrie ist. [13] [725] [726]

AutorJahrTitelQuelle
[4]Marine Stewardship Council (MSC)Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischereimsc.org
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[725]ICES2014Report of the Advisory Committee, 2014. Book 7. Bay of Biscay and Atlantic Iberian waters. 7.4.19. Sardine in Divisions VIIIc and IXaices.dk
[726]ICES2014Report of the Working Group on Southern Horse Mackerel, Anchovy and Sardine (WGHANSA), 20-25 June 2014, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2014/ACOM:16. 599 pp.ices.dk
[727]ICES2013Report of the Advisory Committee, 2013. Book 7. Bay of Biscay and Atlantic Iberian waters. 7.3.5.1 Management plan evaluation for sardine in Divisions VIIIc and IXaices.dk