Bestandsdatenblatt

Kattegat/Skagerrak-Scholle

Gültig 06/2011 - 06/2012

Scholle in Kattegat, Belten und Sund (21-23)

gültig 06/2011 - 06/2012

Zugehörige Fischart

Scholle

Allgemeine Informationen

Ökoregion:Nordsee
Fanggebiet:Kattegat/Skagerrak (3.a) FAO 27
Art:Pleuronectes platessa

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Die Abgrenzung dieses Schollen-Bestandes in ICES-Gebiet IIIa (Kattegat und Skagerrak) ist aus biologischer Sicht wahrscheinlich nicht zutreffend. Eine Berechnung für diesen Bestand wird nur versuchsweise durchgeführt, verschiedene Ansätze führen jedoch zu unsicheren und widersprüchlichen Ergebnissen für Laicherbiomasse und Nachwuchsproduktion. Ursachen sind unter anderem die unvollständige Abdeckung des Verbreitungsgebietes durch Forschungsreisen und die Vermischung mit dem Nordsee-Bestand. Es können daher auch keine numerischen Fangempfehlungen gegeben werden, Referenzpunkte nach dem Vorsorgeansatz für die Laicherbiomasse (Bpa) und die fischereiliche Sterblichkeit (Fpa) sind aber definiert. [400] [401]

Wesentliche Punkte

2011: Dieser Schollen-Bestand kann, wie auch schon in den Vorjahren, aufgrund fehlender Daten nicht in Bezug zu den Referenzpunkten klassifiziert werden. Die Fänge wurden 2010 hauptsächlich an der Grenze zur Nordsee getätigt und sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. [401]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit
 

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die Bestandsberechnung ergibt für die Laicherbiomasse und die Nachwuchsproduktion unsichere und widersprüchliche Ergebnisse. Die Forschungsreisen decken vor allem das weniger befischte östliche Gebiet ab. Die Nachwuchsproduktion war in den Jahren 2000-2006 stärker, die letzten Jahrgänge waren hingegen schwächer. Informationen zur fischereilichen Sterblichkeit liegen nicht vor. Die Anlandungen von Kattegat/Skagerrak-Scholle haben sich in den zwei Gebieten unterschiedlich entwickelt. In den frühen 1970er Jahren lagen die Anlandungen im Kattegat höher als im Skagerrak, glichen sich aber Mitte der 1970er auf etwa 10.000-14.000 t jährlich pro Gebiet an. Seit 1980 reduzierten sich die Anlandungen aus dem Kattegat rapide, und lagen dann über viele Jahre zwischen etwa 1.000 und 3.000 t. 2009 und 2010 reduzierten sie sich erneut auf weit unter 1.000 t. Im Skagerrak schwankten die Anlandungen in den 1980er Jahren relativ stark, und nahmen nach 1993 mit einigen Ausnahmen langsam ab. 2010 sind die Anlandungen im Skagerrak allerdings erheblich gestiegen. [400] [401]

Ausblick

Bei unveränderter Ausgangslage (unzureichende Daten, schwache Nachwuchsproduktion) müssten die Fangmengen in Zukunft weiter reduziert werden. Zurzeit steigen sie vor allem im Skagerrak an. Allerdings waren die Höchstfangmengen für diesen Bestand in den letzten Jahren insgesamt nie restriktiv (die Fänge lagen immer unter dem TAC). Bei weiter steigenden Anlandungen könnten die TACs hier jedoch schnell restriktiv wirken, was dann auch zu erhöhtem Rückwurf führen würde. [400]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Im Kattegat und vor allem im Skagerrak wird der Bestand durch die passive Verdriftung von Eiern und Larven aus dem Nordsee-Schollen-Bestand ergänzt. Der Eintrag von Nordsee-Scholle ins nördliche Kattegat ist erhöht, wenn während der Driftphase Perioden mit starkem Wind auftreten. Der Beitrag von Nordsee-Scholle zum Bestand im Kattegat/Skagerrak durch Verdriftung von Eiern und Larven ist in den einzelnen Jahren daher sehr variabel. [400] [402] [403]

Wer und Wie

Die Bewirtschaftung der Scholle erfolgt im Kattegat durch die EU über eine Begrenzung der Anlandemenge (TAC) und im Skagerrak gemeinsam durch die EU und Norwegen, ebenfalls über einen TAC. Es gibt verschiedene Regularien zum Schutz des Dorsch-Bestandes im Kattegat (vor allem Aufwandsbeschränkungen), in Folge derer die gemischte Fischerei mit Grundschleppnetzen (Maschenweite größer 100mm) in diesem Gebiet stark eingeschränkt ist. Der Einsatz von Baumkurren ist im Kattegat verboten, im Skagerrak hingegen erlaubt. Es gibt außerdem technische Regularien, die unter anderem die Maschenweiten für die verschiedenen Fanggeräte vorschreiben. Mindestanlandelänge für Kattegat/Skagerrak-Scholle ist 27 cm. Das Management erfolgt außerdem über die jeweiligen Landesregeln. [380] [400]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

2005 und 2006 entsprach die Summe der beiden legalen Höchstfangmengen (TACs) für Kattegat und Skagerrak der wissenschaftlichen Empfehlung, die für beide Gebiete gemeinsam gegeben wird. Seit 2007 liegt die Summe der TACs immer über der wissenschaftlichen Empfehlung. Zuletzt wurde für 2012 der Empfehlung, die Fänge zu reduzieren, nicht gefolgt, die TACs blieben im Vergleich zum Vorjahr stabil. Mit Ausnahme von 2006 im Skagerrak wurden die TACs in der Vergangenheit nicht ausgefischt. [380] [400]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Dieser Schollenbestand ist im Kattegat und im Skagerrak (ICES-Gebiet IIIa) verbreitet. Die Abgrenzung als eigenständiger Bestand ist aber zweifelhaft. Es kommt auf jeden Fall zum Austausch mit der benachbarten Nordsee-Scholle. Das derzeit definierte Verbreitungsgebiet stimmt aber weitestgehend mit den zwei Managementgebieten überein. Für Kattegat (EU) und Skagerrak (EU und Norwegen) werden zwei getrennte Höchstfangmengen festgelegt. [380] [400]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2010: 10,5, (Anlandungen: 9,1; davon im Skagerrak: 8,6, im Kattegat: 0,5; Rückwürfe: 1,4); von den Anlandungen 38% Grundwaden, 34% Grundschleppnetze, 18% Baumkurren, 10% andere
TACs (Kattegat/Skagerrak)2009: 2,34/9,35 2010: 2,29/9,35 2011: 1,99/7,95
2012: 1,99/7,95 [9] [18] [167] [380]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Anlandungen von Scholle aus dem Kattegat und dem Skagerrak. [400] [401]

Struktur und Fangmethode

Scholle wird im Kattegat und Skagerrak das ganze Jahr über gefangen, mit Schwerpunkt von Frühjahr bis Herbst. Hauptfanggebiet ist das Skagerrak, aus dem 2010 95,5 % der Anlandungen getätigt wurden und wo der TAC zu 92% ausgeschöpft wurde. Im Kattegat wird dagegen nur ein geringer Prozentsatz des TACs gefischt (2010: 22%). Hauptfangnation ist Dänemark (2010: 82% aller Anlandungen), die Niederlande stehen an zweiter Stelle (2010: 14,6%, nur Skagerrak). Außerdem fischen noch Schweden (1,9%), Norwegen (0,5%) und Deutschland (0,2%) auf diesen Bestand. Scholle wird mit verschiedenem Fanggerät in einer gerichteten Fischerei, in der gemischten Fischerei mit Dorsch sowie als Beifang in der Fischerei auf Kaisergranat gefangen. [400] [402]

Beifänge und Rückwürfe

Dänemark und Schweden geben für die Jahre 2002 bis 2010 Schollen-Rückwürfe von 1.500 bis 2.600 t jährlich an (12 bis 25 % des Gesamtfangs). 2010 wurden 13% des Schollen-Fanges zurückgeworfen. Norwegen, Schweden und Dänemark verhandeln derzeit über die zeitnahe Einrichtung eines Rückwurfverbotes in Kattegat und Skagerrak. [400] [402]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen kann der Meeresboden geschädigt werden. Baumkurren dürfen nur im Skagerrak, nicht aber im Kattegat eingesetzt werden. Sie werden ebenfalls auf dem Grund geschleppt und ihre Scheuchketten können einige cm tief eindringen. Dabei werden regelmäßig (abhängig vom Fanggrund) größere Mengen an bodennah lebendem Meeresgetier mitgefangen, sowohl Fische als auch Wirbellose. Diese sind als Rückwürfe meist nicht überlebensfähig. Insbesondere die Baumkurrenfischerei kann Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge im befischten Gebiet erheblich verändern. Diese Fangmethode ist außerdem sehr energieaufwändig. Baumkurrenfischerei ist die Fangmethode mit dem größten unmittelbaren Einfluss auf die Meeresumwelt. [30] [402]

Biologische Besonder­heiten

Es wird angenommen, dass die derzeit definierten Bestandsgrenzen nicht mehr angemessen sind. Zwischen den einzelnen Gebieten gibt es eine umfangreiche Verbindung durch Laichwanderungen, Larvendrift und die anschließende Heimkehr von Jungtieren. Das Ausmaß der Vermischung von Kattegat/Skagerrak-Scholle mit dem stark zunehmenden Bestand der Nordsee-Scholle ist jedoch nicht bekannt. [400] [401]

Zusätzliche Informationen

Es gibt eine Reihe von Regularien im Kattegat/Skagerrak, hauptsächlich um den überfischten Dorsch-Bestand im Kattegat zu schonen. Vor allem Aufwandsbeschränkungen beschränken die Fischerei stark. Als Konsequenz ist die gemischte Fischerei mit Grundschleppnetzen (Maschenweite größer 100mm) aus dem Kattegat fast gänzlich verschwunden und die Anlandungen aus diesem Gebiet machen nur noch 5% der Gesamtanlandungen aus dem Bestand der Kattegat/Skagerrak-Scholle aus. [400]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Kattegat/Skagerrak-Scholle nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der Anrainerstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. Die deutsche Flotte hat 2010 3 t Scholle aus dem Kattegat und 14 t Scholle aus dem Skagerrak angelandet. [12] [13] [400]

AutorJahrTitelQuelle
[9]Europäische Union (EU)2009Verordnung (EG) Nr. 43/2009 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten und begleitenden Fangbedingungen für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Gemeinschaftsgewässern sowie für Gemeinschaftsschiffe in Gewässern mit Fangbeschränkungen (2009)europa.eu
[12]Europäische Gemeinschaften2009Die Gemeinsame Fischereipolitik. Ein Leitfaden für Benutzerec.europa.eu
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[18]Europäische Union (EU)2010Verordnung (EU) Nr. 219/2010 des Rates zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 53/2010 hinsichtlich der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und nach Abschluss der bilateralen Fischereivereinbarungen für 2010 mit Norwegen und den Färöerneuropa.eu
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[167]Europäische Union (EU)2011Verordnung (EU) Nr. 57/2011 des Rates vom 18. Januar 2011 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den EU-Gewässern sowie für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern (2011)europa.eu
[380]Europäische Union2012Verordnung (EU) Nr. 44/2012 des Rates vom 17. Januar 2012 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten im Jahr 2012 in EU-Gewässern und für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern für bestimmte, über internationale Verhandlungen und Übereinkünfte regulierte Fischbestände und Bestandsgruppeneuropa.eu
[400]ICES2011Report of the Advisory Committee, 2011. Book 6 North Sea. 6.4.6. Plaice in Division IIIa (Skagerrak – Kattegat)ices.dk
[401]ICES2011Report of the Working Group on the Assessment of Demersal Stocks in the North Sea and Skagerrak (WGNSSK). 7 Plaice in IIIaices.dk
[402]ICES20112011 Report of the Working Group on the Assessment of Demersal Stocks in the North Sea and Skagerrak (WGNSSK). Annex 03 Stock Annexesices.dk
[403]Nielsen E, Støttrup JG, Heilmann J, MacKenzie BR2004The spawning of plaice Pleuronectes platessa in the Kattegat Journal of Sea Research 51 (2004) 219– 228