Fischarten

Lachs, Atlantischer (hier Wildlachs) - Salmo salar

gültig 03/2024-03/2025

Lachs, Atlantischer (hier Wildlachs)
Salmo salar

gültig 03/2024-03/2025

Der meiste Lachs auf dem deutschen Markt kommt aus marinen Aquakulturen, vor allem aus Norwegen und Schottland. Wildlachs kommt ganz überwiegend aus dem Pazifik, Atlantischer Wildlachs spielt dagegen nur regional (z.B. aus der Ostsee) eine Rolle. Über verschiedenste Aspekte der Aquakultur von Atlantischem Lachs informiert aquakulturinfo.de. Zur Ergänzung der Informationen zu Pazifischem Wildlachs sind hier Daten zu dieser Art zusammengetragen.

Biologische Charakteristika

Atlantischer Lachs gehört wie auch die Pazifischen Wildlachse zu den anadromen Wanderfischarten. Sie schlüpfen im Süßwasser von Flüssen aus den Eiern, wachsen dort 1-7 Jahre auf (meist 2-3 Jahre), wandern zum weiteren Aufwachsen und Reifen ins Meer und nach einigen Jahren zur Fortpflanzung wieder in den Fluss, aus dem sie ursprünglich abwanderten. Hier gräbt das Weibchen eine Laichgrube (Nest) in den Kies und legt seine Eier hinein, die sofort vom Männchen befruchtet werden. Anders als Pazifische Lachse, die nach dem Laichen sterben (Semelparität = einmalige Nachwuchsproduktion), können Atlantische Lachse in ihrem Leben mehrere Laichwanderungen durchführen (Iteroparität = mehrmalige Nachwuchsproduktion). Die jungen Atlantischen Lachse ernähren sich zunächst von Planktonorganismen und Insekten, später auch von anderen wirbellosen Tieren. Die erwachsen Lachse fressen im Meer Krebse, Fische, Schnecken und Tintenfische. [2] [13] [229] [1320]

Maxima: Länge: bis 150 cm,
Alter: bis 13 Jahre,
Masse: bis 46,8 kg [229]
IUCN-Status: Europa: gefährdet (VU), global: Vorwarnliste (NT) (Zugriff 10. März 2024) [384]
CITES-Status: nicht gelistet
OSPAR: Regionen im Nordostatlantik, in denen die Art gefährdet und/oder abnehmend ist: alle Regionen in denen er vorkommt (OSPAR-Region I: Arktis (inkl. Island & Färöer-Inseln), II: Nordsee (inkl. Ärmelkanal, Skagerrak, Kattegat), III: Keltische See, IV: Biskaya, Iberische Küste) [134]
HELCOM Rote Liste Kategorie: gefährdet (VU) [1330]
Widerstandsfähigkeit (resilience): mittel (min. Populationsverdopplungszeit 1,4-4,4 Jahre) [229]
Fruchtbarkeit (fecundity): 8.000-25.000 Eier pro Weibchen [2]
Trophische Ebene: 4,5 ± 0,3 (Standardfehler) [229]

Der Atlantische Lachs kommt im Nordatlantik vor. Er ist von New York (USA) und Connecticut über Kanada, Grönland, Island, das Vereinigte Königreich bis in Nord- und Ostsee, Nordosteuropa, Barentsee und im Weißen Meer verbreitet. Je nach Lebensstadium ist er im Meer oder in Flüssen bzw. Seen zu finden. Es gibt außerdem Populationen, die nur im Landesinnern leben und z.B. aufgrund geographischer Gegebenheiten nicht ins Meer ziehen (können) („landlocked“). Aus vielen Lachsflüssen war die Art durch Verschmutzung, Verbauung und intensive Befischung verschwunden, in den letzten Jahrzehnten haben Wiederansiedelungsprogramme mit erbrüteten Lachsen jedoch zur Rückkehr des Atlantischen Lachses in viele der Flussläufe geführt, u.a. in den Rhein. Durch die Herkunft aus Brütereien wird die genetische Vielfalt jedoch reduziert. Bis zu 30% der Wildlachse in der Ostsee kommen aus Besatzprogrammen. Als eingeschleppte Art kommt Atlantischer Lachs auch in Neuseeland, Chile, Süd-Argentinien und Australien vor. Atlantischer Lachs wird in verschiedenen Ländern, z.B. Norwegen, Chile, Schottland und Irland in der Aquakultur produziert (siehe auch aquakulturinfo.de). [229] [1317] [1321]

Ein typisches Merkmal für Lachse (und für alle Lachsartigen Fische) ist die sogenannte Fettflosse. Sie ist eine kleine fleischige Zusatzflosse zwischen Rückenflosse und Schwanzflosse. Bei Lachsen aus Erbrütungsprogrammen („restocking“) wird die Fettflosse als Markierung oft entfernt („geclippt“), weil sie anders als die anderen Flossen nicht nachwächst. Dies hat jedoch wahrscheinlich negative Folgen für Wachstum und Verhalten der Fische. Im Meer haben die erwachsenen Atlantischen Lachse einen metallisch blau-grünen Rücken, silbrige Seiten und einen weißen Bauch. An den Seiten finden sich einige schwarze Flecken.
Wenn die Lachse zum Laichen in die Flüsse zurückkehren, vollzieht ihr Äußeres eine auffällige Veränderung. Diese Veränderung findet in beiden Geschlechtern statt, ist bei den Männchen aber stärker ausgeprägt. Die Tiere wechseln von silbrigem Blaugrün zu einer mattbraun-gelb- bzw. grünlichen Färbung, bei den Männchen auch orange oder rot gesprenkelt. Die Haut wird dick und ledrig und die Männchen entwickeln einen hakenartigen Unterkiefer (Laichhaken). [2] [229] [1318] [1319]

Lachs rangiert beim Fischkonsum seit vielen Jahren mit an vorderster Stelle. In der Rangfolge der bedeutendsten Fische, Krebse und Weichtiere steht er in Deutschland seit 2019 auf Platz 1 (verschiedene Lachsarten aus Aquakultur und Wildfang zusammengefasst). Der Atlantische Lachs (Salmo salar) auf dem deutschen Markt stammt meist aus Aquakulturen in Norwegen, Schottland, Chile oder Irland. Als Wildlachs wird bei uns vor allem der Pazifische Lachs, also die verschiedenen Oncorhynchus–Arten, angeboten. Für die Freizeitfischerei ist Atlantischer Wildlachs eine besonders begehrte Zielart. Die Fischerei ist meist stark reguliert. In der Ostsee darf z.B. 2022 nur noch ein Tier pro Angler und Tag entnommen werden, und dieses muss aus Erbrütungsprogrammen stammen (also eine geclippte Fettflosse aufweisen). Ökonomische Analysen zeigen, dass Anglerinnen und Angler von der deutschen Küste für den Fang eines Ostseelachses rechnerisch rund 1.000 € ausgeben, die Bedeutung für die Küstenökonomie ist daher hoch (siehe auch: Fragen und Antworten zur wissenschaftlichen Fangempfehlung des ICES für den Ostseelachs 2022). [13] 14] [1313]

Frisch als ganzer Fisch oder Filet, tiefgefroren, geräuchert, mariniert sowie getrocknet und gesalzen. [14] [229]

Marktdaten

Für den deutschen Markt sind die Daten für die verschiedenen Lachsarten aus Wildfang und Aquakultur zusammengefasst (das Verhältnis liegt bei etwa 90% aus Aquakultur und 10% aus Wildfang).

2022 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 195.731 t (2021: 222.721 t), Marktanteil (Fische, Krebse, Weichtiere): 17,1 % (2021: 19,8 %) [13] [14]

Anlandungen (in 1.000 t)Fänge (in 1.000 t)Laicherbiomasse (in 1.000 t)Laicherbiomasse ZustandFischereiliche SterblichkeitAnmerkungen (insbesondere Managementplan)Gültigkeit
Ostseelachs (22-32, ohne finnischer Meerbusen) 0,6 0,6 - ... ... Alle Bestände: Anlandungen & Fänge in kt kommerziell und Freizeit, Referenzwerte als gebietsspezifische Entkommensziele definiert 07/2023 -
07/2024
AutorJahrTitelQuelle
[2]Muus BJ, Nielsen JG1999Die Meeresfische Europas Franckh-Kosmos Verlag
[3]CITESConvention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, Appendices I, II and IIIcites.org
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[134]OSPAR Commission2010OSPAR List of Threatened and/or Declining Species and Habitats (Reference Number: 2008-6)ospar.org
[229]Froese, R. and D. Pauly. Editors.2011FishBase. World Wide Web electronic publication.
www.fishbase.org, version (06/2011).
fishbase
[384]IUCNIUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012iucnredlist.org
[1313]Europäische Union (EU)2021VERORDNUNG (EU) 2021/1888 DES RATES vom 27. Oktober 2021 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in der Ostsee für 2022 und zur Änderung der Verordnung (EU) 2021/92 betreffend bestimmte Fangmöglichkeiten in anderen Gewässerneuropa.eu
[1317]ICES2021Salmon (Salmo salar) in subdivisions 22–31 (Baltic Sea, excluding the Gulf of Finland). In Report of the ICES Advisory Committee, 2021. ICES Advice 2021, sal.27.22–31, https://doi.org/10.17895/ices.advice.7848ices.dk
[1318]Hansen LP1988Effects of Carlin Tagging and Fin Clipping on Survival of Atlantic Salmon (Salmo salar L.) Released as Smolts Aquaculture, 70 (4), 391-394
[1319]Saunders RL, Allen KR1967Effects of Tagging and of Fin-clipping on the Survival and Growth of Atlantic Salmon Between Smolt and Adult Stages J Fish Res Bd Canada 24(12): 2595-2611
[1320]Halttunen E, Rikardsen AH, Davidsen JG, Thorstad EB, Dempson JB2009Survival, migration speed and swimming depth of Atlantic salmon kelt during sea entry and fjord migration In: Tagging and tracking of Marine Animals with Electronic Devices. Edited by JL Nielsen, H Arrizabalaga, N Fragoso, A Hobday, M Lutcavage and J Sibert. Reviews: Methods and Technologies in Fish Biology and Fisheries 9. Dordrecht: Springer. pp 35-49.
[1321]Plum N, Schulte-Wülwer-Leidig A2014From a sewer into a living river: the Rhine between Sandoz and Salmon Hydrobiologia 729, 95–106
[1330]Baltic Marine Environment Protection Commission/Helsinki Commission (HELCOM)Homepage: Red List of Fish and Lamprey Specieshelcom.fi