Bestandsdatenblatt

Echter Bonito im östlichen Atlantischen Ozean

Gültig 08/2014 - 08/2022

Echter Bonito im östlichen Atlantischen Ozean

gültig 08/2014 - 08/2022

Zugehörige Fischart

Echter Bonito (Skipjack)

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Iberische Küste, Benguelastrom, Kanarenstrom, Guineastrom
Fanggebiet:Nordostatlantik FAO 27; Mittlerer Ostatlantik FAO 34; Südwestatlantik FAO 41; Südostatlantik FAO 47
Art:Katsuwonus pelamis

Wissenschaftliche Begutachtung

International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT), Standing Committee on Research and Statistics (SCRS) www.iccat.int/en/

Methode, Frequenz

Eine Bestandsberechnung von Echtem Bonito im Atlantik (westlicher und östlicher) wird in unregelmäßigen Abständen durchgeführt, zuletzt 2008 und 2014. In die Begutachtung fließen vor allem Daten aus den verschiedenen Fischereien ein (Anlandemengen, Längen- und Geschlechterverteilung, Aufwand, Einheitsfänge (CPUEs)). Referenzwerte sind nicht festgelegt. Trotz der Verwendung verschiedener Modelle konnte keine verlässliche Berechnung des Bestandszustandes und des maximalen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) erfolgen. Biomasse und fischereiliche Sterblichkeit werden vorläufig in Bezug zum MSY-Konzept gesetzt. Die Bestandsberechnung von Echtem Bonito ist in den meisten Managementgebieten generell sehr unsicher. Die ungeklärte Bestandsstruktur und die Veränderungen in der Fischerei durch erhöhten Einsatz von Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs) verstärken die Unsicherheiten für diesen Bestand. [724] [804]

Wesentliche Punkte

2014: Laut aktuellster – allerdings unzuverlässiger – Bestandsberechnung ist es unwahrscheinlich, dass dieser Bestand übernutzt ist. Die Anlandungen aus diesem Bestand liegen derzeit möglicherweise auf oder sogar über MSY, es ist dennoch unwahrscheinlich, dass diese Fänge die Biomasse in den nächsten Jahren unter Bmsy reduzieren. Die nächste Bestandsberechnung ist derzeit für 2022 vorgesehen. [719] [724] [804]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

    unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

    unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die Bestandsentwicklung von echtem Bonito im östlichen Atlantik wird bis 1950 zurückgerechnet. Es wird angenommen, dass die Biomasse damals nah an den jungfräulichen Bedingungen lag, da die Fischerei bis dahin kaum eine Rolle spielte. Nach 1950 entwickelte sich eine großskaligere Fischerei mit Köderbooten und Ringwaden. Ende der 1960er Jahre stiegen die Anlandungen aus diesem Bestand an, seitdem ist ein fast kontinuierlicher, wenn auch meist langsamer, Anstieg zu verzeichnen. Parallel zu den gestiegenen Anlandungen stieg auch die fischereiliche Sterblichkeit und die Biomasse nahm ab. Nachdem beide Parameter längere Zeit relativ konstant waren, nahm die Biomasse in den letzten Jahren wieder ab und die fischereiliche Sterblichkeit stieg an, ohne jedoch in den roten Bereich zu geraten. [804]

Ausblick

Die Anlandungen aus diesem Bestand liegen derzeit möglicherweise auf oder sogar über MSY. Obwohl unwahrscheinlich ist, dass diese Fänge die Biomasse in den nächsten Jahren unter Bmsy reduzieren, können die Fänge in Zukunft nicht steigen. [804]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die Wachstumsraten unterscheiden sich in Abhängigkeit vom Breitengrad. Markierungsexperimente im Ostatlantik zeigten schnelleres Wachstum in subtropischen als in äquatorialen Gewässern. [804]

Wer und Wie

Die Bewirtschaftung von Echtem Bonito im östlichen Atlantik erfolgt durch die International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT). Mitglieder sind Küstenstaaten und nicht-Küstenstaaten, die im Atlantik Thunfisch fischen (z.B. die Europäische Gemeinschaft). Eine Höchstfangmenge (TAC) wird nicht festgelegt. Weitere Regelungen beinhalten z.B. saisonale Gebietsschließungen, Maßnahmen zur Vermeidung von Beifängen und Vorgaben für den Einsatz von Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs). Außerdem gibt es nicht-bindende Empfehlungen der ICCAT und nationale Gesetze und Regularien der Anrainerstaaten. Es gibt jedoch keine Regularien die für Echten Bonito in diesem Gebiet spezifisch sind. [720] [804]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Es gibt keine numerische Fangempfehlung der Wissenschaft. Obwohl es keine Hinweise auf eine Übernutzung des Bestandes gibt, empfiehlt die Wissenschaft dennoch, dass Fänge und Aufwand das Niveau der letzten Jahre nicht übersteigen sollten. Der Einfluss steigenden Aufwands in der Fischerei auf Echten Bonito auf Beifangarten sollte berücksichtigt werden. Da keine Fangmengen festgelegt werden, gibt es auch keine Abweichung von der Empfehlung. [724] [804].

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Atlantischer Echter Bonito ist in den tropischen, subtropischen und gemäßigt warmen Teilen des Atlantiks verbreitet. Die Bestandsstruktur ist noch unklar, es gibt möglicherweise mehrere Untereinheiten. Derzeit werden zwei getrennte Managementeinheiten durch die International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT) bewirtschaftet. Die Grenze zwischen Echtem Bonito im westlichen und östlichen Atlantik liegt bei 30° westlicher Länge. Markierungsexperimente haben ergeben, dass auch die Vermischung zwischen Nord- und Süd-Atlantik eher gering ist. [724] [804]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

GesamtfangAnlandungen 2013: 203,5 (vorläufig aufgrund unvollständiger Meldung einiger Fischereien), für die Bestandsberechnung wurden Anlandungen von 222,7 kt angenommen; davon Ringwaden 81%, Handleinen und Angelleinen (von Köderbooten) 16%, Langleinen 0,006%, andere 2%
Aktualisierung Anlandungen 2016: 217,4 kt
TACs nicht festgelegt [724] [804]

IUU-Fischerei

Die International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT) führt eine Liste mit Schiffen, die illegale, nicht gemeldete oder unregulierte Fischerei betreiben (IUU-Liste). Außerdem sind verschiedenen Maßnahmen zur Unterbindung von IUU-Fischereien in Kraft. Nicht gemeldete Fänge sind aber ein Problem bei der Fischerei auf Echten Bonito im östlichen Atlantik. Unterschätzte Fänge der Ghanaischen Flotte der letzten Jahre konnten korrigiert werden. Die nicht gemeldeten Thunfisch-Ringwadenfänge im Atlantik sind seit 2006 gestiegen und machten 2010 gemeinsam möglicherweise über 20.000 t Gelbflossenthun, Echter Bonito und Großaugenthun aus. Auch zu spät gemeldete Fänge sind ein Problem, für die Bestandsberechnung wurden die Gesamtanlandungen 2013 daher zunächst geschätzt. [719] [720] [804]

Struktur und Fangmethode

Die Anlandungen von Echtem Bonito aus dem östlichen Atlantik sind erheblich höher als aus dem westlichen Atlantik. Der größte Teil stammt aus der Fischerei mit Ringwaden. Die spanische Flotte tätigt 30% der Anlandungen, Ghana weitere 28%. Die übrigen Anlandungen verteilen sich auf verschiedene Staaten, wie Curaçao, Frankreich und Panama (je 6-8% der Anlandungen). Die Anlandungen der EU-Flotte haben stark zugenommen, möglicherweise aufgrund der seit 2011 steigenden Erlöse für Echten Bonito. [804]

Beifänge und Rückwürfe

Es gibt nur wenige Informationen über den Rückwurf von Echtem Bonito im östlichen Atlantik. Die Anlandetabelle gibt für die Ringwaden- und Langleinenfischerei 0 Rückwürfe an. Im Rahmen eines An-Bord-Beobachter-Programmes (2001 implementiert) wurden auf EU-Ringwadenfängern im östlichen Atlantik 42 kg Rückwürfe pro Tonne angelandetem Echtem Bonito ermittelt. In der Ringwadenfischerei werden zu kleine Fische (im Schnitt unter 37 cm), die nicht von den Konservenfabriken akzeptiert werden („faux poisson“ oder auch „false fish“), an lokale Händler in Abidjan (Elfenbeinküste) verkauft. 2005-2013 wurden im Jahr von allen Ringwadenfängern im Ostatlantik etwa 10.500 t Echter Bonito als „faux poisson“ angelandet. Diese Anlandungen gehen seit 1982 in die EU-Ringwaden-Fangstatistik ein. Echter Bonito repräsentiert etwa 30% des gesamten „faux poisson“. Fänge an Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs) sind meist eine Mischung von Echtem Bonito und jungen Gelbflossen- und Großaugenthunen. [804]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Die verschiedenen in dieser Fischerei verwendeten Fanggeräte haben unterschiedlichen Einfluss auf andere Arten. Der Meeresboden wird aber nicht geschädigt, da die eingesetzten Fanggeräte ihn kaum berühren. Bei der Fischerei mit Ringwaden kann es zum Beifang von Delfinen kommen, der aber durch verschiedene Techniken reduziert werden kann. Im Ostatlantik wird ein Großteil der Fänge mit Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs) getätigt. 2009 bis 2013 stammten 56% der Fänge von Echtem Bonito aus Fischereien mit FADs. Neben der Zielart sammeln sich hier auch andere Arten, u.a. auch viele Jungtiere. FADs können daher den Beifang an zu kleinen Fischen, Schildkröten, Haien und anderen Meeresbewohnern in der Ringwadenfischerei erhöhen, die zum Teil (z.B. Schildkröten) aber lebend zurückgesetzt werden können. Junge Gelbflossenthune zeigen eine starke Bindung an FADs. Die Assoziation mit FADs fördert die Fängigkeit, und hat einen negativen Einfluss auf Biologie und Ökologie von Echtem Bonito und Gelbflossenthun durch Änderungen im Fraß- und Wanderverhalten. Zum Schutz junger Gelbflossen- und Großaugenthune gibt es saisonale Schließungen für Fischereien mit FADs. Alle Fischereien im ICCAT-Gebiet müssen jedes Jahr einen FAD-Managementplan einreichen, was aber bisher nur ansatzweise geschieht. Ringwadenfischereien auf freie Thunfischschulen (ohne FADs) haben kaum Einfluss auf Nicht-Zielarten. Die Fischerei mit Handleinen und Angelleinen (von Köderbooten aus) ist sehr selektiv mit wenig Beifang von nicht-Zielarten. Hier muss aber der Zustand der Köderfisch-Bestände beobachtet werden. Auch bei der Fischerei mit Handleinen und Angelleinen werden teilweise FADs eingesetzt. In der Fischerei mit Langleinen können Beifänge von Schildkröten, Haien und Seevögeln auftreten. Insbesondere durch die Form der Haken lassen sich unerwünschte Beifänge bestimmter Arten reduzieren, bzw. die Überlebensrate nach Freilassung erhöhen. Verschiedene Regelungen beinhalten Vorgaben zur Vermeidung und Handhabung von beigefangenen Haien, Schildkröten und Seevögeln. [30] [558] [720] [722] [723] [724] [804]

Biologische Besonder­heiten

Das Reproduktionspotential von Echtem Bonito wird als hoch angesehen. Er wird bereits nach einem Jahr geschlechtsreif und laicht opportunistisch über das Jahr verteilt in einem weiten Gebiet des Atlantiks bei Wassertemperaturen über 25°C. [724] [804]

Zusätzliche Informationen

Die Thunfischfänge (alle Arten) im Atlantik machen nur einen geringen Teil der weltweiten Anlandungen dieser Fischgruppe aus (2008-2012: 9%). Dabei wird am häufigsten Echter Bonito (2009-2013 im Schnitt 54%) angelandet gefolgt von Gelbflossenthun (26%). Aus dem Atlantik kamen 2008-2012 im Mittel 7% der weltweiten Anlandungen von Echtem Bonito und 9% der weltweiten Gelbflossenthun-Anlandungen. Großaugenthun wird aus dem Atlantik in geringeren Mengen angelandet als die beiden anderen Arten, machte 2008-2012 im Mittel aber 18% der weltweiten Produktion dieser Art aus. [724]

Zertifizierte Fischereien

Bisher ist keine Fischerei auf Echten Bonito im westlichen Atlantischen Ozean nach den gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert

Soziale Aspekte

Echter Bonito wird mit Fahrzeugen aller Größen von verschiedenen Nationen gefischt. Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung sind daher sehr unterschiedlich und richten sich nach den Regeln der jeweiligen Staaten. [804]

Marktdaten: Alle Thunfischarten und Boniten auf dem deutschen Markt zusammengefasst.

2022 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 165.699 t (2021: 135.025 t), Marktanteil (Fische, Krebse, Weichtiere): 14,5 % (2021: 12,0 %) [13] [14]

Anlandungen (in 1.000 t)Fänge (in 1.000 t)Laicherbiomasse (in 1.000 t)Laicherbiomasse ZustandFischereiliche SterblichkeitAnmerkungen (insbesondere Managementplan)Gültigkeit
Indischer Ozean 555,2 - - Anlandungen 2020 10/2020 -
10/2023
Ostatlantik 217,9 - - Anlandungen 2020 08/2022 -
08/2024
Pazifik west & zentral 1.842,1 - - - 11/2019 -
08/2022
Westatlantik 18,2 - - Anlandungen 2020 08/2022 -
08/2024

Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:

SymbolBiomasseBewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit)
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertangemessen oder unternutzt
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertübernutzt
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende DatenZustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten
AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[558]Kelleher K2005Discards in the world\'s marine fisheries: An update FAO fisheries technical paper 470, Rome, 154 pp
[719]International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)Homepage der International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)iccat.int
[720]International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)Homepage der International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT): Resolutions, Recommendations and other Decisionsiccat.int
[722]International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)Standing Committee on Research and Statistics (SCRS), Sub-Committee on Ecosystemsiccat.int
[723]Gilman E, Lundin C2010Minimizing Bycatch of Sensitive Species Groups in Marine Capture Fisheries: Lessons from Commercial Tuna Fisheries. pp. 150-164 in: Grafton Q, Hillborn R, Squires D, Tait M, Williams M (Eds.). Handbook of Marine Fisheries Conservation and Management Oxford University Press. USA, 785pp
[724]International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)Standing Committee on Research and Statistics (SCRS), SCRS chair's presentations to the Commission. Temperate tunas Northiccat.int
[804]International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)2014Report of the 2014 ICCAT east and west atlantic
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