Flunder in der südlichen Ostsee (ICES-Gebiete 24 & 25)
gültig 5/2024 - 05/2026
Andere Bestände
Zugehörige Fischart
Archiv
Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Ostsee |
Fanggebiet: | Ostsee (22-32) FAO 27 (Nordostatlantik) |
Art: | Platichthys spp. |
Wissenschaftliche Begutachtung
Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk
Methode, Frequenz
Es gibt keine analytische Bestandsberechnung für Flunder in der südlichen Ostsee. Hauptgründe sind das Fehlen von entsprechenden Eingangsdaten (u.a. biologische Einzelfischdaten wie Alter und Gewicht). Für die fischereiliche Sterblichkeit ist der Referenzwert für die Bewirtschaftung nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) als Proxy (Kandidat) definiert. Zwei unabhängige Forschungsreisen zur Erfassung der Grundfische lassen grobe Aussagen über die Bestandsentwicklung zu. Eine Begutachtung des Bestandes wird alle zwei Jahre veröffentlicht (derzeit ohne Fangempfehlung). [1448] [1458]
Wesentliche Punkte
2024: Der Bestands-Indikator für Flunder in der südlichen Ostsee (verbreitet in den Gebieten 24 und 25) ist erneut gestiegen. Bezogen auf einen möglichen Kandidaten (Proxy) für den Referenzwert des maximalen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) liegt die fischereiliche Sterblichkeit im grünen Bereich (unter Fmsy). Wie für den Dorsch, werden die Umweltbedingungen in der Ostsee auch für Plattfische schwieriger. [1448] [1458]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
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Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz) |
Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan) |
Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
---|
Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz) |
Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan) |
Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag) |
Da es sich bei dem Referenzwert für die fischereiliche Sterblichkeit nur um einen Proxy (Kandidat) handelt, klassifizieren wir den Bestand mit dem Symbol und dem Text "Referenzwerte nicht definiert". [1448] [1458]
Bestandsentwicklung
Informationen zu Laicherbiomasse, fischereilicher Sterblichkeit und Nachwuchsproduktion liegen für Flunder in der südlichen Ostsee nicht vor. Der aus den Einheitsfängen der jährlichen Forschungsreisen abgeleitete Bestands-Indikator erreichte 2016 einen Höchstwert, sank dann über zwei Jahre und steigt derzeit wieder an. Bezogen auf einen möglichen Kandidaten (Proxy) für den Referenzwert des maximalen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) liegt die fischereiliche Sterblichkeit im grünen Bereich (unter Fmsy). 2016 wurden die bisher höchsten Anlandungen aus diesem Bestand getätigt, seitdem sinken sie wieder. Der größere Anteil der Anlandungen stammt aus ICES-Gebiet 25. [1448] [1458]
Ausblick
Flunder in der südlichen Ostsee erscheint in gutem Zustand und die Biomasse bleibt stabil. Eine Begutachtung des Bestandes wird alle zwei Jahre veröffentlicht (derzeit ohne Fangempfehlung). Ein erheblicher und sehr variabler Teil der Fänge wird verworfen. Eine Reduzierung der Rückwürfe würde eine weitere deutliche Erhöhung der Anlandungen ermöglichen. Wie für den Dorsch, werden die Umweltbedingungen in der Ostsee auch für Plattfische schwieriger. Flunder ist nicht quotiert und wird deshalb auch vorerst nicht unter das Anlandegebot der EU fallen. [1448] [1458]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Der Erfolg der Nachwuchsproduktion der Ostsee-Flunder variiert stark mit den hydrographischen Bedingungen im Laichgebiet. Der Salzgehalt spielt eine wichtige Rolle für die Aktivität der Spermatozoen und die Schwebfähigkeit der Eier. Für die Flundern in den Gebieten 24 und 25 muss der zur Reproduktion geeignete Wasserkörper einen Salzgehalt von mindestens 12 und einen Sauerstoffgehalt von mindestens 2 ml/l aufweisen. Siehe dazu auch unter „Biologische Besonderheiten“. Wie für den Dorsch, werden die Umweltbedingungen in der Ostsee auch für Plattfische schwieriger. [1448] [1458]
Wer und Wie
Es gibt kein gemeinsames Management für die Flunder in der südlichen Ostsee. Höchstfangmengen (TACs) werden nicht festgelegt. Ein EU-Mehrjahresplan für Dorsch und alle pelagischen Bestände der Ostsee, der Beifänge von Flundern berücksichtigt, ist seit 2016 in Kraft. Die Bewirtschaftung dieses Bestandes erfolgt außerdem durch technische EU-Verordnungen (z.B. Maschenöffnungen und Mindestreferenzgrößen für die Bestandserhaltung) und die jeweiligen Landesregeln (z.B. Gebietsschließungen). [977] [1148] [1448] [1458]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Für 2015 gab es die erste Anlandeempfehlung für diesen 2014 neu definierten Bestand, sie lag über den Anlandungen der letzten Jahre und wurde 2015 nicht erreicht. 2016 bis 2019 wurde eine Empfehlung für den Gesamtfang gegeben, auch dieser wurde bisher nicht erreicht. Eine Begutachtung des Bestandes wird alle zwei Jahre veröffentlicht (derzeit ohne Fangempfehlung). [1448] [1458]
Karten
Verbreitungsgebiet
Managementgebiet
Flunder in der südlichen Ostsee ist in den ICES Gebieten 24 und 25 verbreitet. Das Management begrenzt die Fangmengen nicht. [1448] [1458]
Anlandungen und legale Höchstfangmengen (TACs) (in 1.000 t)
Gesamtfang | 2023: 5,9; (5,4 Anlandungen, 0,5 bekannte Rückwürfe); von den Anlandungen: Grundschleppnetze 84 %, passive Geräte (Kiemenetze) 16 % |
TACs | sind nicht festgelegt [1448] [1458] |
IUU-Fischerei
Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Flunder aus der südlichen Ostsee – wegen der fehlenden Fangmengenlimitierung wäre dies auch kaum erklärlich. Allerdings wurden in den letzten Jahren Flunderfänge aus pelagischen Schleppnetzen in den Gebieten 24, 25 und 26 gemeldet, bei denen es sich möglicherweise um falschberichtete Sprott- oder Heringsfänge handelt. Derzeit läuft die Auswertung dieser Anlandedaten, um dann eine korrekte Zuordnung durchzuführen. [1448] [1458]
Struktur und Fangmethode
Flunder in der südlichen Ostsee wird von den meisten Ländern hauptsächlich als Beifang in der Fischerei auf Grundfische (Dorsch (derzeit selbst nur Beifang) und Plattfische) gefangen. In Polen und Deutschland gibt es jedoch auch eine gerichtete Fischerei. Hauptfangnation ist Polen (2023: 4.619 t, 86 %). Deutschland hat 2023 475 t Flunder aus den Gebieten 24-25 angelandet. Zum Einsatz kommen überwiegend Grundschleppnetze, seltener Kiemennetze (Stellnetze). [1448] [1458]
Beifänge und Rückwürfe
Flunder ist selbst überwiegend Beifang. Die Rückwurfraten zeigen eine hohe Variabilität zwischen den Jahren; die Rückwurfmenge hängt u.a. von der Größe der gefangenen Tiere und dem Erlös ab. Mit niedrigen Preisen steigt die Rückwurfmenge. Die Rückwurfraten unterscheiden sich außerdem je nach Land, Fanggebiet, Schiff und einzelnem Fang. Die Menge der bekannten Rückwürfe betrug 2015 35 %, 2016 26 %, 2017 36 %, 2018 33 %, 2019 19 %, 2020 9,8 %, 2021 4,5 %, 2022: 11 % und 2023: 9 % des Gesamtfanges (bezogen aufs Gewicht). Die geringeren Rückwürfe seit 2020 sind möglicherweise auf eine geringere Beprobung und/oder die Begrenzung der Dorschfischerei in diesem Gebiet zurückzuführen. Die Überlebensrate der zurückgeworfenen Flundern ist nicht hinreichend bekannt. Frühere Studien ergaben unterschiedliche Überlebensraten in Abhängigkeit u.a. von Fanggerät, -dauer, -größe, -zusammensetzung und Wassertemperatur. Sie variieren zwischen 20 und 100%. [748] [1448] [1458]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Der Einfluss hängt aber auch von Fangmethode und Bodenstruktur ab. Auf sandigem Boden hat eine Studie in den USA nur einen geringen Einfluss durch Grundscherbrettnetze feststellen können. So waren zwar die Spuren der Scherbretter lange sichtbar (mindestens ein Jahr), es konnten aber kaum signifikante Unterschiede in der Mikrotopographie der befischten und unbefischten Gebiete nachgewiesen werden. Auch bei strukturformenden und mobilen Wirbellosen zeigten befischte und unbefischte Gebiete keine signifikanten Unterschiede. Potentiell problematisch können Beifänge von Seevögeln und Meeressäugern in Stellnetzen sein. [30] [97] [208] [808]
Biologische Besonderheiten
2018 wurde eine neue Flunderart in der Ostsee beschrieben (Platichthys solemdali). Beide Arten kommen in den ICES Gebieten 24-25 vor. Der Anteil der eher küstennah Boden-laichenden P. solemdali beträgt etwa 15 %, der Anteil der küstenfern pelagisch laichenden P. flesus 85 %. Weil die Arten in den Fängen aber nur von Spezialisten getrennt werden können, verzichtet der ICES zunächst auf eine Separierung. Der Bestandsstatus repräsentiert wahrscheinlich eher den Zustand von P. flesus. [1131] [1448] [1458]
Zusätzliche Informationen
Flunder ist wegen einer vergleichsweise hohen Toleranz gegenüber variablen Salzkonzentrationen der in der Ostsee am weitesten verbreitete Plattfisch. [1448] [1458]
Zertifizierte Fischereien
Eine Fischerei auf Flunder in der südlichen Ostsee (ICES-Gebiete 24 & 25) ist nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) nachhaltigkeitszertifiziert. [4] Siehe
fisheries.msc.org/en/fisheries/poland-flatfish-trawl/@@view
Soziale Aspekte
Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der Anrainerstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren jeweiligen Regeln. [12] [13] [1448] [1458]
Marktdaten
2022 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 722 t (2021: 930 t), Marktanteil (Fische, Krebse, Weichtiere): 0,1 % (2021: 0,1 %) [13] [14]
Anlandungen (in 1.000 t) | Fänge (in 1.000 t) | Laicherbiomasse (in 1.000 t) | Laicherbiomasse Zustand | Fischereiliche Sterblichkeit | Anmerkungen (insbesondere Managementplan) | Gültigkeit | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Belte & Sund (22, 23) | 0,3 | 0,3 | - | Anlandungen & Fänge 2023, Biomasse nur relativ |
05/2024 - 05/2026 | ||
nördl. Ostsee (27, 29-32) | 0,1 | - | - | Anlandungen 2023, für Biomasse nur Indikator |
05/2024 - 05/2026 | ||
Nordsee, Skagerrak, Kattegat (4, 3.a) | 1,0 | 1,3 | - | SSB nur als Indikator |
06/2023 - 06/2025 | ||
Östl. Gotland & Danziger Bucht (26, 28) | 1,9 | - | - | Anlandungen 2023, Biomasse nur relativ |
05/2024 - 05/2026 | ||
südliche Ostsee (24, 25) | 5,4 | 5,9 | - | Anlandungen & Fänge 2023, Biomasse nur als Indikator |
05/2024 - 05/2026 |
Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:
Symbol | Biomasse | Bewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit) |
---|---|---|
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert | angemessen oder unternutzt | |
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert | übernutzt | |
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten | Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten |
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[4] | Marine Stewardship Council (MSC) | Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischerei | msc.org | |
[12] | Europäische Gemeinschaften | 2009 | Die Gemeinsame Fischereipolitik. Ein Leitfaden für Benutzer | ec.europa.eu |
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[30] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010] | fao.org | |
[97] | Zydelis R, Bellebaum J, Österblom H, Vetemaa M, Schirmeister B, Stipniece A, Dagys M, van Eerden M, Garthe S | 2009 | Bycatch in gillnet fisheries – An overlooked threat to waterbird populations | Biological Conservation 142:1269–1281 |
[208] | Bellebaum, J | 2011 | Untersuchung und Bewertung des Beifangs von Seevögeln durch die passive Meeresfischerei in der Ostsee. BfN-Skripten 295 | Bundesamt für Naturschutz, ISBN 978-3-89624-030-9, www.bfn.de |
[748] | ICES | 2014 | Report of the Benchmark Workshop on Baltic Flatfish Stocks (WKBALFLAT), 27–31 January 2014, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2014/ACOM:39. 320 pp. | ices.dk |
[808] | James Lindholm J, Gleason M, Kline D, Clary L, Rienecke S, Cramer A, Los Huertos M | 2015 | Ecological effects of bottom trawling on the structural attributes of fish habitat in unconsolidated sediments along the central California outer continental shelf | Fishery Bulletin 113:82-96 |
[977] | Europäische Union (EU) | 2016 | VERORDNUNG (EU) 2016/1139 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 6. Juli 2016 zur Festlegung eines Mehrjahresplans für die Bestände von Dorsch, Hering und Sprotte in der Ostsee und für die Fischereien, die diese Bestände befischen, zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 2187/2005 des Rates und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1098/2007 des Rates | europa.eu |
[1131] | Momigliano P, Denys GPJ, Jokinen H, Merilä J | 2018 | Platichthys solemdali sp. nov. (Actinopterygii, Pleuronectiformes): A New Flounder Species From the Baltic Sea | Front. Mar. Sci. 5:225 |
[1148] | Europäische Union (EU) | 2019 | VERORDNUNG (EU) 2019/1241 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. Juni 2019 mit technischen Maßnahmen für die Erhaltung der Fischereiressourcen und den Schutz von Meeresökosystemen, zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 2019/2006, (EG) Nr. 1224/2009 des Rates und (EU) Nr. 1380/2013, (EU) 2016/1139, (EU) 2018/973, (EU) 2019/472 und (EU) 2019/1022 des Europäischen Parlaments und des Rates sowie zur Aufhebung der Verordnungen (EG) Nr. 894/97, (EG) Nr. 850/98, (EG) Nr. 2549/2000, (EG) Nr. 254/2002, (EG) Nr. 812/2004 und (EG) Nr. 2187/2005 des Rates | europa.eu |
[1448] | ICES | 2024 | Baltic Fisheries Assessment Working Group (WGBFAS). ICES Scientific Reports. 6:53. 584 pp. | https://doi.org/10.17895/ices.pub.25764978 |
[1458] | ICES | 2024 | Flounder (Platichthys spp.) in subdivisions 24 and 25 (west of Bornholm and southwestern central Baltic). In Report of the ICES Advisory Committee, 2024. ICES Advice 2024, bzq.27.2425. | https://doi.org/10.17895/ices.advice.25019192 |