Bestandsdatenblatt

Schwarzer Heilbutt Nordost-Arktis

Gültig 06/2011 - 06/2012

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Barentsmeer (Nordost-Arktis), Norwegische See
Fanggebiet:Nordost-Arktis (1), Nordsee (4), Norwegische See (2) FAO 27
Art:Reinhardtius hippoglossoides

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Für diesen Bestand stehen nur Anlandedaten und Biomasse-Trends aus Russischen und Norwegischen Forschungsreisen zur Verfügung. Keine der Forschungsreisen deckt das gesamte Verbreitungsgebiet ab. Es gibt keine analytische Bestandsberechnung und keine Referenzpunkte. Erhebliche Probleme in der Altersbestimmung verhindern derzeit eine verlässliche Berechnung; ICES versucht derzeit, dieses Problem zu lösen. [222] [223]

 

Wesentliche Punkte

2011: Die Biomasse dieses Bestandes zeigt einen positiven Trend, seit die Fänge 1992 reduziert wurden. Seit 2010 ist die gerichtete Schleppnetzfischerei auf diesen Bestand wieder erlaubt. [222] [223]

 

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Bis in die frühen 1960er Jahre wurde dieser Bestand überwiegend in einer küstennahen Langleinen-Fischerei vor der östlichen Finnmark und den Vesterålen (Nordnorwegen) gefangen (etwa 3.000 t jährlich). Mitte der 1960er Jahre kamen internationale Schleppnetzfischer dazu, und die Anlandungen stiegen in den frühen 1970ern bis auf 80.000 t. Die Fänge nahmen schnell wieder ab und schwankten zwischen 1973 und 1991 zwischen 15 und 40.000 t, mit den höchsten Fangmengen am Anfang und Ende dieser Periode. 1992-2009 war die gerichtete Schleppnetzfischerei verboten, die Anlandungen aus anderen Fischereien und aus Beifängen lagen in dieser Zeit zwischen 9.000 und 19.000 t. Seit 2010 ist diese Fischerei wieder geöffnet. Die Gesamtbiomasse des Bestandes zeigt seit Reduzierung der Fänge 1992 einen positiven Trend, und auch die Biomasse reifer Weibchen steigt sowohl in den russischen als auch den norwegischen Forschungsfängen. [222] [223] [39]

 

Ausblick

Die jährlichen Fangmengen sind bis einschließlich 2012 auf 15.000 t festgelegt. [222] [81] [82] [148]

 

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Schwarzer Heilbutt kommt in einem weiten Tiefen- (20 bis 2.200 m) und Temperaturbereich (-1,5 bis 10°C) vor. Spezifische Umwelteinflüsse auf diesen Bestand sind nicht bekannt. [222] [223]

 

Wer und Wie

Das Management erfolgt gemeinsam durch Norwegen und die Russische Föderation durch die "Joint Norwegian-Russian Fisheries Commission“ (JNRFC). Von 1992 bis 2009 war die gerichtete Schleppnetzfischerei auf diesen Bestand verboten, die norwegischen Behörden haben für die küstennahe Fischerei jedoch eine Ausnahme zugelassen. Seit 2010 ist das Verbot aufgehoben. Die erlaubte Höchstfangmenge (TAC) geht zu 51% an Norwegen, 45% an Russland und 4% an andere Staaten. Es gibt keinen Managementplan. Seit Januar 2011 sind die technischen Regularien von Norwegen und Russland aufeinander abgestimmt. Die Fischerei wird außerdem über saisonale Schließungen reguliert. Außerdem gibt es noch einen kleinen TAC für EU- und internationale Gewässer, auf den auch Fänge aus den betreffenden Gebieten in IIa und IV angerechnet werden. [222] [148] [81] [82] [167]

 

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Von 1995 bis 2000 empfahl der ICES eine Schließung der Fischerei. Während die gerichtete Schleppnetzfischerei von 1992 bis 2009 verboten war, legte Norwegen eine niedrige Quote (2.500 t) für die Langleinen und Kiemennetz-Fischerei mit Fahrzeugen kleiner als 28 m fest. Die Gesamtanlandungen aus dieser Fischerei plus Beifang aus Schleppnetzen lagen mit 10.000 bis 19.000 t weit über der wissenschaftlichen Empfehlung. Von 2001 bis 2009 wurden Höchstfangmengen von weniger als 11.000 bzw. 13.000 t empfohlen. Da die Norwegische Quote sowie die Gesamtanlandungen den Vorjahren entsprachen, kam es auch in dieser Zeit meist zu einer höheren Entnahme als empfohlen. Seit 2010 ist auch die gerichtete Schleppnetzfischerei wieder geöffnet und das Management hat eine Höchstfangmenge von jährlich 15.000 t festgelegt, die für 2012 der wissenschaftlichen Empfehlung entspricht. [222] [223] [81] [82]

 

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Dieser Bestand ist entlang des Kontinentalabhangs von den Färöer und Shetland Inseln bis in den Norden von Spitzbergen verbreitet. Höchste Dichten von schwarzem Heilbutt treten zwischen Norwegen und der Bäreninsel (ICES-Gebiete I und II) auf, er wird aber auch in geringen Mengen in der nördlichen Nordsee (ICES-Gebiet IVa) gefischt. Der Schwarze Heilbutt in den Gebieten I und II wird als ein Bestand begutachtet (Fänge aus IVa gehen hier nicht ein), die genaue Bestandsstruktur ist jedoch nicht bekannt. [222] [223]

 

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang

2010: Anlandungen 15,7 (Gebiet I und II); davon Schleppnetze 55%, Langleinen 35%, Kiemennetze 9%, andere 1%

TACs (bis 2009 norwegische Quote für Langleinen und Kiemennetze/EU)2008: 2,5/0,8  2009: 2,5/0,7  2010: 15,0/0,6  2011: 15,0/0,5  
2012: 15,0/noch offen [222] [223] [148]

IUU-Fischerei

ICES geht davon aus, dass es IUU-Fänge aus diesem Bestand geben könnte, deren Umfang aber nicht bestimmt werden kann. [223]

 

Struktur und Fangmethode

Die Fischerei auf diesen Bestand des Schwarzen Heilbutts wird in einer gerichteten Fischerei mit Kiemennetzen, Langleinen und Schleppnetzen durchgeführt. Er ist außerdem Beifang in der Schleppnetz-Fischerei auf andere bodenlebende Arten. [222]

 

Beifänge und Rückwürfe

Rückwürfe sind in dieser Fischerei minimal und werden nicht als Problem angesehen. [223]

 

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen kann der Meeresboden geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Einen negativen Effekt hat dieses Gerät auf die Fauna des Hartbodens, hier hat als Folge des Einsatzes von Grundschleppnetzen die Abundanz von z.B. Schwämmen und Kaltwasser-Korallen abgenommen. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. [30] [83] [31] [178] [30] [149]

 

Biologische Besonder­heiten

Schwarzer Heilbutt ist ein besonders großer Plattfisch, der über 1 m lang werden kann. Anders als andere Arten ist er auf beiden Körperseiten pigmentiert und das zweite Auge wandert nicht gänzlich auf die spätere Körperoberseite. Beide Merkmale weisen darauf hin, dass schwarzer Heilbutt nicht nur am Boden lebt, sondern auch in der freien Wassersäule angetroffen werden kann. [31]

 

Zusätzliche Informationen

Die genaue Struktur dieses Bestandes ist nicht bekannt. Wahrscheinlich findet in geringem Maße ein Austausch mit anderen Beständen statt, zum einen durch Larvendrift nach Grönland, zum anderen durch Wanderungen von erwachsenen Tieren zwischen dem Barentsmeer und Island sowie den Färöer Inseln. Hauptlaichgebiet liegt wahrscheinlich zwischen norwegischem Festland und der Bäreninsel. [222] [223]

 

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf diesen Schwarzen Heilbutt-Bestand nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge in der Norwegensee und in der Barentssee fahren unter norwegischer, russischer, färörer, isländischer oder EU-Flaggen, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach den (sehr unterschiedlichen) Regeln dieser Staaten. [13] [39]

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[31]Ministry of Food, Agriculture and Fisheries, IslandInformationsseite des isländischen "Ministry of Food, Agriculture and Fisheries"government.is
[39]Fischereiverwaltung, NorwegenOnline Portal des Fiskeridirektoratet (Fischereiverwaltung), Norwegenfiskeridir.no
[81]Ministerium für Handel, Industrie und Fischerei, NorwegenOnline Portal des Nærings- og fiskeridepartementet (Ministerium für Handel, Industrie und Fischerei), Norwegenregjeringen.no
[82]Ministry of Fisheries and Coastal Affairs, Norwegen2010Agreement on Norwegian-Russian fisheries for 2010. Pressemitteilung No.: 97/2009Ministry of Fish
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[148]Ministry of Fisheries and Coastal Affairs, Norwegen2010Agreement on Norwegian-Russian fisheries for 2011. Pressemitteilung No.: 63/2010Ministry of Fish
[149]MAREANO: The Sea in Maps and PicturesMareano Homepage: Vulnerable biotope mapsmareano.no
[167]Europäische Union (EU)2011Verordnung (EU) Nr. 57/2011 des Rates vom 18. Januar 2011 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den EU-Gewässern sowie für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern (2011)europa.eu
[178]FAO Food and Agriculture Organization2016Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016
[222]ICES2011Report of the Advisory Committee, 2011. Book 3. Barents Sea and Norwegian Sea 3.4.7. Greenland halibut in Subareas I and IIices.dk
[223]ICES2011Report of the Arctic Fisheries Working Group (AFWG), 28 April - 4 May 2011, Hamburg, Germany. ICES CM 2011/ACOM:05. 659 pp. 8 Greenland halibut in subareas I and IIices.dk