Bestandsdatenblatt

Schwarzer Heilbutt Ost-Grönland und Island

Gültig 06/2014 - 06/2015

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Ostgrönlandschelf, Islandschelf, Färöer-Plateau, Keltischer und Biskaya-Schelf
Fanggebiet:Färöer (5.b), Island (5.a), Ost-Grönland (14), Keltische Meere (6) FAO 27
Art:Reinhardtius hippoglossoides

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk und Hafrannsóknastofnunin (Isländisches Meeresforschungsinstitut), Reykjavik, www.hafro.is

 

Methode, Frequenz

Die Bestandsberechnung liefert nur relative Informationen zum Zustand. Hierfür werden Fangdaten und die Daten aus zwei unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen verwendet. Für diesen Bestand sind relative Referenzpunkte für Biomasse und fischereiliche Sterblichkeit nach dem Konzept des höchsten Dauerertrages (MSY) definiert (Fmsy, Bmsy, Btrigger). Die Grenzwerte nach Vorsorgeansatz sind festgelegt (Blim = 0,3 Bmsy, Flim = 1,7 Fmsy), nicht jedoch die Vorsorgeansatz-Referenzwerte Bpa und Fpa. Neben den ICES-Managementempfehlungen gibt es die des Isländischen Meeresforschungsinstituts (MRI). [41] [785] [787]

 

Wesentliche Punkte

2014: Die Biomasse wächst weiter langsam an, und liegt nun vollständig im grünen Bereich. Die fischereiliche Sterblichkeit (F) ist weiter gesunken, liegt aber noch über dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy). [785] [787]

 

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

    innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  übernutzt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die kommerzielle Fischerei auf diesen schwarzen Heilbutt-Bestand begann in den 1950er Jahren, zunächst hauptsächlich durch die deutsche Flotte auf dem Islandschelf. Mit Ausdehnung der ausschließlichen Wirtschaftszone Islands in den 1970ern war dieses Fanggebiet für ausländische Flotten nicht mehr zugänglich, die isländische Fischerei nutzte diese Ressource selbst. Die Anlandungen aus isländischen Gewässern überstiegen die aus dem übrigen Verbreitungsgebiet meist bei weitem, nur Mitte der 1970er Jahre wurde mehr Schwarzer Heilbutt aus dem Gebiet XIV (Ost-Grönland) angelandet. Seit mehr als 10 Jahren werden aus dem Bestand jährlich zwischen 20.000 und 30.000 t angelandet. Die Biomasse hat seit Beginn der Nutzung fast kontinuierlich abgenommen. Seit dem Rekordtief in 2004 war sie auf niedrigem Niveau stabil und wächst seit 2005 langsam wieder an. Inzwischen liegt sie über dem Referenzwert nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY-Btrigger). Die fischereiliche Sterblichkeit liegt seit Jahren über dem entsprechenden Referenzwert (Fmsy), aber im Rahmen des Vorsorgeansatzes. [41] [785] [787]

 

Ausblick

Schwarzer Heilbutt ist eine langsam wachsende und langlebige Art, die Erholung erfolgt daher ebenfalls langsam. Der Bestand hat über lange Zeit Fangmengen zwischen 20.000 und 30.000 t ausgehalten. Die derzeitige Bestandsentwicklung ermöglicht in diesem Rahmen zumindest kurzfristig eine Erhöhung der Fangmengen [785] [787]

 

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

In den Gewässern um Island konnte seit 1996 ein Anstieg der Wassertemperatur und des Salzgehalts festgestellt werden. Diese Veränderungen haben wahrscheinlich einen Einfluss auf die Verbreitung von Fischarten in diesem Gebiet. Einige Arten werden nun häufiger und weiter nördlich angetroffen, Kaltwasserarten wie der schwarze Heilbutt hingegen werden seltener. [785]

 

Wer und Wie

Für die Bewirtschaftung des Bestandes haben sich Island und Grönland 2014 auf einen 5-Jahres Plan geeinigt. Neben einer Bewirtschaftung nach dem Konzept zur Erlangung es höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages wurden die Fangmengen aufgeteilt (Island 56,4%, Grönland 37,6%). Eine Einigung mit den Färöer-Inseln ist nicht erfolgt. Das isländische Managementsystem basiert auf individuellen transferierbaren Quoten (ITQs), seit 1991 sind über 90% der Fischereirechte handelbar. Die Färöer-Inseln vergeben eine bestimmte Anzahl von Fischereilizenzen und haben außerdem eine Reihe von Vorschriften, die Beifänge, Fangtiefen und eingesetzte Netze regulieren. Außerdem gibt es noch einen kleinen TAC für EU- und internationale Gewässer, in dem auch die Gebiete Vb (EU) und VI enthalten sind. [41] [785] [787]

 

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

1987-1997 lagen die für die isländische ausschließliche Wirtschaftszone festgelegten Höchstfangmengen (TACs) meist im Rahmen der wissenschaftlichen Empfehlungen des ICES für den Gesamtbestand, die aus allen Gebieten angelandete Menge Fisch jedoch weit darüber. Seit Mitte der 1990er Jahre stiegen die Fänge vor Ost-Grönland, und seit 1998 legt auch Grönland eine autonome Quote fest. Die Summe der autonomen Quoten (Island + Grönland + EU) überschreitet regelmäßig die wissenschaftliche Empfehlung des ICES, hinzukommen außerdem noch die unquotierten Anlandungen der Färöer-Inseln aus ihrer AWZ. Das Isländische Meeresforschungsinstitut (MRI) hat in den letzten Jahren meist keine eigene Empfehlung gegeben, sondern die des ICES übernommen. Für 2012 empfahl der ICES aber die Schließung der gerichteten Fischerei, das MRI riet jedoch zu einer Höchstfangmenge von maximal 12.000 t für das gesamte Verbreitungsgebiet. Beide Empfehlungen wurden nicht umgesetzt, die Summe der autonomen Quoten lag mit 26,5 kt mindestens doppelt so hoch. Seit 2013 stimmen die Empfehlungen von ICES und MRI wieder überein. Die Summe der autonomen Quoten war 2013 und 2014 erneut höher als empfohlen, 2014 jedoch nur geringfügig. Die Anlandungen der Färöer sind hier aber noch nicht enthalten. [41] [785] [787]

 

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Schwarzer Heilbutt in den Gebieten V, VI, XII und XIV wird vom ICES als ein Bestand begutachtet, die genaue Bestandsstruktur ist jedoch nicht bekannt. Das Management erfolgt durch Island und Grönland über einen 5-Jahres-Managementplan, getrennt von den Färöer-Inseln und der EU. [31] [710] [787]

 

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2013: Anlandungen 26,9; davon 96% Grundschleppnetze, 4% Kiemennetze und Langleinen
TACs (Island/Grönland/EU)2009: 15/10/0,7  2010: 12/12/0,6  2011: 13/12/0,5  
2012: 13/13/0,5  2013: 15/10/2  2014: 12,5/9,8/2   [41] [710]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Schwarzem Heilbutt aus diesem Bestand. [785] [787]

 

Struktur und Fangmethode

Die Fischerei auf diesen Bestand des Schwarzen Heilbutts wird überwiegend von Fabrikschiffen/Frosttrawlern mit Grundschleppnetzen in den Gebieten Va, Vb und XIVb durchgeführt. Ein kleinerer Teil wird als Beifang in der Fischerei auf Rotbarsch gefangen (in Va von Island, in XIVb von Deutschland und dem Vereinigten Königreich). Seit 1996 wird dieser Bestand in geringen Mengen auch in den Gebieten VIb und XIIb gefischt. Kiemennetze und Langleinen spielen eine untergeordnete Rolle. [785] [787]

 

Beifänge und Rückwürfe

Die Fischerei ist relativ beifangarm, es kommt jedoch zu Beifang von Rotbarsch und Kabeljau. Im Gebiet südöstlich von Island überlappen sich Kabeljau- und Heilbuttfischerei. Der Einsatz von Sortiereinrichtungen in der Garnelenfischerei in den Gebieten Va und XIVb seit 2002 hat den Beifang von jungem Heilbutt stark reduziert. Der Rückwurf von Heilbutt beträgt bezogen aufs Gewicht wahrscheinlich weniger als 1%. [785] [787]

 

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Einen negativen Effekt hat dieses Gerät auf die Fauna des Hartbodens, hier hat als Folge des Einsatzes von Grundschleppnetzen die Abundanz von z.B. Schwämmen und Kaltwasser-Korallen abgenommen. Die Kartierung der empfindlichen Riffe schreitet voran und einige Gebiete um Island sind zum Schutz von Kaltwasser-Riffen für die Fischerei geschlossen. Obwohl Grundschleppnetze verwendet werden, werden diese zumindest in Gebiet XIV überwiegend deutlich oberhalb des Meeresbodens eingesetzt, weil der stark strukturierte und felsige Untergrund zu Netzverlusten führen kann. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. In der Langleinenfischerei kann es zu Seevogel-Beifang kommen. [30] [31] [83] [178]

 

Biologische Besonder­heiten

Schwarzer Heilbutt ist ein besonders großer Plattfisch, der über 1 m lang werden kann. Anders als andere Arten ist er auf beiden Körperseiten pigmentiert und das zweite Auge wandert nicht gänzlich auf die spätere Körperoberseite. Beide Merkmale weisen darauf hin, dass schwarzer Heilbutt nicht nur am Boden lebt, sondern auch in der freien Wassersäule angetroffen werden kann. [31]

 

Zusätzliche Informationen

Die meisten Fänge aus dem Bestand werden noch immer von isländischen Schiffen im Gebiet Va getätigt. Hiervon geht nur ein kleiner Teil nach West-Europa, der größte Teil wird nach Japan, China und Hong Kong exportiert. Er wird dort gerne roh für Sushi und Sashimi verwendet, eignet sich aber auch gut zum Räuchern oder Marinieren. [31] [785] [787]

 

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf diesen Schwarzen Heilbutt-Bestand nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

 

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der jeweiligen Staaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. Für die deutsche Flotte spielt die Fischerei im Gebiet XIV (Grönländische Gewässer) die wichtigste Rolle. [13] [31] [787]

 

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[31]Ministry of Food, Agriculture and Fisheries, IslandInformationsseite des isländischen "Ministry of Food, Agriculture and Fisheries"government.is
[41]Marine and Freshwater Research Institute (MFRI), IslandAdvice-Dokumente zum Status der Meeresfischbestände in Isländischen Gewässern (auf Isländisch und Englisch).hafogvatn.is
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[178]FAO Food and Agriculture Organization2016Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016
[710]Europäische Union (EU)2014Verordnung (EU) Nr. 43/2014 des Rates vom 20. Januar 2014 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Unionsgewässern sowie für Unionsschiffe in bestimmten Nicht-Unionsgewässern (2014)europa.eu
[785]ICES2014Report of the North-Western Working Group (NWWG), 24 April-1 May 2014, ICES HQ, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2014/ACOM:07.902 pp.ices.dk
[787]ICES2014Report of the Advisory Committee, 2014. Book 2. Iceland and East Greenland. 2.3.5. Greenland halibut in Subareas V, VI, XII, and XIVices.dk