Bestandsdatenblatt

Schwarzer Heilbutt West-Grönland

Gültig 06/2011 - 06/2012

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Westgrönlandschelf
Fanggebiet:West-Grönland (NAFO 0, 1) FAO 21
Art:Reinhardtius hippoglossoides

Wissenschaftliche Begutachtung

Wissenschaftlicher Rat (Scientific Council) der Northwest Atlantic Fisheries Organization (NAFO), www.nafo.int

Methode, Frequenz

Die hier zusammengefassten Bestandskomponenten des Schwarzen Heibutts vor Westgrönland kommen in den ausschließlichen Wirtschaftszonen von Kanada und Grönland vor. Die Begutachtungen (Assessments) werden im Auftrag dieser Staaten von der NAFO (Northwest Atlantic Fisheries Organization) jährlich (Gebiete 0, 1A offshore, 1B-F) bzw. alle ein oder zwei Jahre (Gebiet 1A inshore) durchgeführt. Es gibt keine analytische Bestandsberechnung, Referenzwerte sind nicht festgelegt. Anlandedaten und Biomasseinformationen für einzelne Gebiete (Forschungsfahrten und kommerzielle Daten) stehen zur Verfügung. Die Beurteilungen werden für eine nördliche Komponente (NAFO-Gebiete 0A, 1A offshore, 1B) sowie eine südliche Komponente (0B und 1C-F) getrennt von den Komponenten in drei grönländischen Fjorden (1A inshore) durchgeführt. [276] [277] [279] [280] [281] [283]

 

Wesentliche Punkte

2011: Die Biomasse fast aller Bestandskomponenten ist stabil. Die Komponente in der Disko-Bucht (1A inshore) scheint trotz besserer Nachwuchsproduktion abzunehmen. Für Gebiet 1A inshore wurde 2010 eine Empfehlung bis 2012 gegeben, die Zwischenbewertung 2011 bestätigte diese Empfehlung. [280] [281] [276]

 

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Gebiete 0 und 1 (ohne 1A inshore): Von 1982-1989 lagen die Anlandungen zwischen 3.000 und 4.500 t. Durch eine Erhöhung des Aufwands vor allem der russischen Flotte und einer neuen Schleppnetzfischerei von Kanada und Norwegen stiegen die Anlandungen im Jahr 1992 auf 18.000. Die nach einer Abnahme seit 2001 erneut steigenden Anlandungen sind wieder auf erhöhten Fischereiaufwand in wechselnden Gebieten zurückzuführen. Die Biomasseindices aus verschiedenen Forschungsreisen deuten derzeit auf stabile Bestandskomponenten hin.
Gebiet 1A inshore (westgrönländische Fjorde): Diese Fischerei findet vor allem in drei Gebieten statt: Disko-Bucht, Uummannaq und Upernavik. Die größten Anlandungen wurden Ende der 1990er Jahre mit etwa 25.000 t getätigt. Bis 2009 sanken die Anlandungen, was vor allem auf die in drei Jahren halbierte Anlandungen aus der Disko-Bucht zurückzuführen war, die Anlandungen aus den Fjorden lagen 2010 wieder höher. Die Biomasse aus Einheitsfängen (CPUE-Daten) zeigt für die Disko-Bucht eine Abnahme, in den zwei anderen Gebieten ist sie stabil. [281] [277] [280]

Ausblick

Aufgrund der Stabilität von Biomasseindex und/oder Einheitsfängen (CPUE Index) werden die erlaubten Fangmengen für fast alle Komponenten dieses Bestandes mindestens für 2012 stabil bleiben. Lediglich in der Disko-Bucht scheint die Biomasse abzunehmen, was ggf. nach 2012 eine Reduzierung der erlaubten Fangmenge nötig macht. [280] [277] [281] [276]

 

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Es sind keine spezifischen Umwelteinflüsse auf diesen Bestand bekannt. Die Bestandskomponenten in den Fjorden (1A inshore) sind nicht selbsterhaltend und somit von der Zuwanderung aus den übrigen Gebieten abhängig. [277]

 

Wer und Wie

Das Management der nördlichen (0A, 1AB) und südlichen (0B, 1C-F) Bestandskomponenten erfolgt gemeinsam von Kanada und Grönland über zwei nach Nord- und Süd-Komponente getrennten Höchstfangmengen (TACs). Die Komponenten in den Fjorden werden von Grönland mit drei getrennten, lokalen TACs bewirtschaftet. Die Fischerei findet in den jeweiligen Hoheitsgewässern statt und folgt somit den jeweiligen Gesetzen und Regularien. [276] [277]

 

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Seit 2002 wird die Empfehlung für die nördliche (Gebiete 0A und 1AB) und die südliche Komponente (Gebiete 0B und 1C-F) getrennt gegeben. Die festgesetzten Höchstfangmengen (TACs) entsprechen seitdem diesen wissenschaftlichen Empfehlungen. Für die drei Komponenten in den Fjorden (1A inshore) werden erst seit 2008 TACs festgelegt, wissenschaftliche Empfehlungen gibt es teilweise schon länger. Seit 2009 stimmen die TACs für die Disko-Bucht und Uummannaq mit den Empfehlungen überein, für Upernavik wird keine Empfehlung gegeben. [281] [280]

 

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Schwarzer Heilbutt in den NAFO-Gebieten 0 und 1 besteht aus verschiedenen Komponenten eines Bestandes, der bis in das Gebiet 3 verbreitet ist. Das Management erfolgt für die Gebiete 0, 1A offshore, 1B-F gemeinsam durch Kanada und Grönland. Gebiet 1F ist zum Teil internationales Gewässer. Die Fischerei in den Fjorden (1A inshore) erfolgt in grönländischem Hoheitsgebiet. [276] [277]

 

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

GesamtfangAnlandungen 2010: Summe Nord & Süd (NAFO-Gebiete 0, 1A offshore, 1B-F): 27,0; davon in Gebiet 0 (49% der Anlandungen): 62,6% Schleppnetze, 36,5% Kiemennetze, 0,8% Langleinen
Summe Fjorde (1A inshore): 20,6; davon über 90% Langleinen
TACs (Summe Nord & Süd/ Fjorde)2008: 24/22,5   2009: 24/18,8   2010: 27/19,8  2011: 27/19  
[276] [280] [281] [283]

IUU-Fischerei

Die NAFO veröffentlicht eine Liste mit illegal fischenden Fahrzeugen und hat diverse Regularien festgelegt, die IUU-Fischerei verhindern sollen. Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Schwarzem Heilbutt Westgrönland. [282] [280] [281]

 

Struktur und Fangmethode

In den NAFO-Gebieten 0A und B fischt nur die kanadische Flotte, überwiegend mit Schleppnetzen, in geringerem Umfang auch mit Kiemennetzen. Langleinen spielen eine sehr geringe Rolle. Die Gebiete 1A-F werden neben Grönland von diversen weiteren Nationen befischt, in 1CD ist unter anderem auch die deutsche Flotte tätig. In Gebiet 1 kommen überwiegend Schleppnetze zum Einsatz. Die Fischerei in den Fjorden wird vor allem mit Langleinen durchgeführt. Die Nutzung von Kiemennetzen wurde hier im Jahr 2000 verboten, inzwischen gibt es aber Lockerungen des Verbotes und die Gemeinden dürfen eigene Regeln festlegen. [167] [280] [281] [283] [284]

 

Beifänge und Rückwürfe

Rückwürfe in der Schleppnetzfischerei sind gering und liegen normalerweise bei unter 1%. [283]

 

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen kann der Meeresboden geschädigt werden. Einen negativen Effekt hat dieses Gerät auf die Fauna des Hartbodens, hier hat als Folge des Einsatzes von Grundschleppnetzen die Abundanz von z.B. Schwämmen und Kaltwasser-Korallen abgenommen. Einige Gebiete in der NAFO-Region sind zum Schutz dieser Kaltwasser-Riffe für die Schleppnetzfischerei geschlossen. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. [30] [83] [31] [178] [280]

 

Biologische Besonder­heiten

Schwarzer Heilbutt ist ein besonders großer Plattfisch, der über 1 m lang werden kann. Anders als andere Arten ist er auf beiden Körperseiten pigmentiert und das zweite Auge wandert nicht gänzlich auf die spätere Körperoberseite. Beide Merkmale weisen darauf hin, dass schwarzer Heilbutt nicht nur am Boden lebt, sondern auch in der freien Wassersäule angetroffen werden kann. [31]

 

Zusätzliche Informationen

Die Fischerei auf schwarzen Heilbutt in Grönland begann Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in der Disko-Bucht. Hier wurde traditionell der höchste Anteil der grönländischen Fänge getätigt und die Fänge stiegen fast kontinuierlich bis 2004. Auch heute ist dieses Gebiet durch die Heilbutt-Fischerei geprägt und ein Anziehungspunkt für Touristen. [284] [288]

 

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Schwarzen Heilbutt Westgrönland nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert

 

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren vor allem unter den Flaggen Kanadas und Grönlands. Hinzu kommen norwegische, russische, färöische und EU Schiffe (darunter auch deutsche). Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt nach den Regeln der jeweiligen Staaten. In Grönland ist die Fischerei und die anschließende Verarbeitung der Hauptindustriezweig. Zwischen 80 und 90% des jährlichen Exports bestehen aus Fisch und Meeresfrüchten, eine starke Abhängigkeit von der internationalen Preisentwicklung ist die Folge. [13] [31] [288]

 

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[31]Ministry of Food, Agriculture and Fisheries, IslandInformationsseite des isländischen "Ministry of Food, Agriculture and Fisheries"government.is
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[167]Europäische Union (EU)2011Verordnung (EU) Nr. 57/2011 des Rates vom 18. Januar 2011 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den EU-Gewässern sowie für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern (2011)europa.eu
[178]FAO Food and Agriculture Organization2016Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016
[276]NAFO2011NAFO SCS Doc. 11/16: Greenland halibut in SA 0 + Div. 1A offshore and Div. 1B-1Fnafo.int
[277]NAFO2010NAFO Advice on coastal stocks: Greenland Halibut in Division 1A inshorenafo.int
[279]North-West-Atlantic-Fisheries-Organisation (NAFO)Northwest Atlantic Fisheries Organization, Homepagenafo.int
[280]ICES2016Report of the Advisory Committee, 2016. Book 6, Greater North Sea Ecoregion, 6.3.41 Sandeel (Ammodytes spp.) in Divisions 4b and 4c, SA 1 (Central and South North Sea, Dogger Bank)ices.dk
[281]National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)North Pacific Groundfish Stock Assessments, Economic Status Reports and Ecosystem Status Reportsnoaa.gov
[282]Northwest Atlantic Fisheries Organization (NAFO)2011NAFO/FC Doc. 11/1: Northwest Atlantic Fisheries Organization Conservation and Enforcement Measuresnafo.int
[283]Payne A, Hønneland G, Japp D2016MSC SUSTAINABLE FISHERIES CERTIFICATION, On-Site Surveillance Visit - Report for Russian Sea of Okhotsk Midwater Trawl Walleye Pollock Fisherymsc.org
[284]Russian Pollock Catchers Association (PCA)Russian Pollock - sustainably sourced. Homepage mit Informationen zur Russischen Seelachs Fischerei. Informationen auf Englisch, diverse Links zu Dokumenten auf Englisch, teilweise nur auf Russischrussianpollock.com
[288]The Government of Greenland (Naalakkersuisut)Homepage: Government of Greenland (dänisch und grönländisch)naalakkersuisut.gl