Bestandsdatenblatt

Rockall-Schellfisch

Gültig 06/2011 - 06/2012

Rockall-Schellfisch

gültig 06/2011 - 06/2012

Zum aktuellen Bestandsdatenblatt

Zugehörige Fischart

Schellfisch

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Keltischer und Biskaya-Schelf
Fanggebiet:Keltische Meere (6, 7) FAO 27
Art:Melanogrammus aeglefinus

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Jährliche analytische Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Anlandedaten und einer wissenschaftlichen Forschungsreise. Abschätzungen über Rückwürfe gehen in die Bestandsberechnungen ein. Drei von vier Referenzwerten nach dem Vorsorgeansatz sind definiert (Bpa, Blim, Fpa). Die Referenzwerte nach dem Konzept des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages sind vorläufig. Die Bestandsberechnung ist eher unsicher, vor allem wegen der Unsicherheiten über die tatsächliche Entnahme und aufgrund spärlicher wissenschaftlicher Daten. [267] [268]

Wesentliche Punkte

2011: Der Bestand ist nach allen Kriterien im grünen Bereich, die Laicherbiomasse nimmt aber wie erwartet weiter ab. Ein Managementplan ist in der Begutachtung. [267]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit
 

  nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  angemessen (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die Laicherbiomasse erreichte 1995 ihren Höchstwert und nahm dann durch eine intensive internationale Fischerei schnell ab, bis sie 2001 unter dem Vorsorgereferenzwert lag. Danach stieg sie aufgrund einiger starker Jahrgänge mit leichten Schwankungen wieder an und liegt seit 2003 über dem Vorsorgereferenzwert. Die fischereiliche Sterblichkeit lag während der gesamten Zeitserie bis 2005 meist über dem Vorsorgereferenzwert, liegt nun aber unter allen Referenzwerten. Die Nachwuchsproduktion ist seit 2007 extrem schwach. [267] [268]

Ausblick

Aufgrund der schwachen Nachwuchsjahrgänge ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Laicherbiomasse 2013 unter den Vorsorgereferenzwert fällt. Die Fangmengen müssen daher weiter reduziert werden. [267]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die in den letzten Jahren geringe Nachwuchsproduktion ist wahrscheinlich auf steigende Wassertemperaturen auf der Rockall-Bank zurückzuführen. [267]

Wer und Wie

Der Bestand wird von der EU und der NEAFC (Nordost-atlantische Fischereikommission) bewirtschaftet, denn seit 1999 sind Teile des Gebietes internationale Gewässer (NEAFC-Zuständigkeit). Fahrzeuge von nicht-NEAFC-Mitgliedern unterliegen in internationalen Gewässern keiner Einschränkung durch TACs und andere Regularien. Neben der EU-Flotte fischt eine russische Flotte in internationalen Gewässern. Die EU hat gemeinsam mit Russland einen Managementplan entworfen, der zurzeit begutachtet wird. Neben den Höchstfangmengen wird die Fischerei auch über Gebietsschließungen reguliert, die Jungfische in flachen Bereichen (Haddock Box) und Kaltwasserkorallen schützen sollen. Schließungen gibt es sowohl im EU- als auch im NEAFC-Gebiet. [267] [268] [154] [155] [269]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Seit 2004 wird die Höchstfangmenge der EU (EU-TAC) für die Gebiete VIb und die internationalen Gewässer von XII und XIV festgelegt. Für 2004-2006 gab der ICES die Empfehlung die Fänge so weit wie möglich zu reduzieren und der EU-TAC wurde zwischen 600 und 700 t festgesetzt. Die Anlandungen in dieser Zeit lagen aber weit darüber. Für 2007 und 2008 wurden die TACs unterhalb der ICES-Empfehlungen festgesetzt. Allerdings schlossen die Empfehlungen für 2008 explizit die Rückwürfe mit ein. Seit 2009 beziehen sich die Empfehlungen des ICES wieder auf die Anlandungen und die TACs liegen seitdem durchgehend über den wissenschaftlichen Empfehlungen. [267] [268] [167]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Der Rockall-Schellfisch ist ein vom Malin-Schelf getrennter Bestand, der auf Rockall-Plateau und -Bank verbreitet ist. Seit 2004 wird ein EU-TAC (Höchstfangmenge) für die Gebiete VIb und die internationalen Gewässer von XII und XIV festgelegt. Der süd-westliche Teil des Plateaus liegt in internationalen Gewässern und wird durch die NEAFC bewirtschaftet. [267] [268]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2010: 3,7 (Anlandungen: 3,4, Rückwürfe 0,3); davon Grundschleppnetze 93%, pelagische Schleppnetze 5%, andere 2%
EU-TAC (VIb, XII, XIV) 2006: 0,6 2007: 4,6 2008:6,9 2009: 5,9 2010: 5,0 2011: 3,7 [121] [267] [167]

IUU-Fischerei

In den internationalen Gewässern des Rockall-Gebietes kommt es zu unregulierter (aber per Definition nicht illegaler) Fischerei. [154]

Struktur und Fangmethode

Die europäische Flotte fischt hauptsächlich mit Grundschleppnetzen auf Rockall-Schellfisch. Für Norwegen ist der Schellfisch Beifang in ihrer Langleinenfischerei auf Leng und Lumb. Die russische Flotte fängt Schellfisch in einer gemischten Fischerei vor allem mit Blauem Wittling und Knurrhahn für die menschliche Ernährung und die Fischmehl und –öl Produktion. 2010 hat Schottland den mit Abstand größten Fang getätigt, die Fänge der russischen Flotte waren im Vergleich zu den Jahren vor 2009 gering. [267] [268] [154]

Beifänge und Rückwürfe

Der Rückwurf von Schellfisch war in dieser Fischerei meist hoch, konnte 2010 aber stark reduziert werden, da weniger kleine Schellfische in dem Gebiet vorkamen. Die durchschnittliche Rückwurf-Rate (nach Anzahl) 1999-2009 betrug 34%. Russische Fahrzeuge landen den gesamten Fang an. [267] [268]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen kann der Meeresboden geschädigt werden. Einen negativen Effekt hat dieses Gerät auf die Fauna des Hartbodens, die in Teilen der Rockall-Bank besonders empfindlich ist. Hier hat als Folge des Einsatzes von Grundschleppnetzen die Häufigkeit von Schwämmen und Kaltwasser-Korallen abgenommen. Um Kaltwasserkorallen zu schützen, sind vier Gebiete seit 2007 für die Fischerei geschlossen. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. [30] [83] [178] [267]

Biologische Besonder­heiten

Der Rockall-Schellfisch ist ein vom Malin-Schelf separierter Bestand. Er hat niedrigere Wachstumsraten und erreicht eine geringere maximale Länge als andere Bestände. [267] [268]

Zusätzliche Informationen

Die Fischerei auf Rockall-Schellfisch hat sich stark verändert, als 1999 eine Korrektur der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der EU stattfand. Der südwestliche Teil des Rockall-Plateaus wurde zu internationalen Gewässern, wodurch sich für Drittstaaten die Möglichkeit eröffnete, ihre Fischerei auf dieses Gebiet auszuweiten, was vor allem von Russland genutzt wurde. Russland ist Mitglied der NEAFC, die offiziellen Fangstatistiken enthalten die russischen Fänge. [154] [267]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Rockall-Schellfisch nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fischerei auf Rockall-Schellfisch wird von Fahrzeugen unter der Flagge der EU, Norwegens und Russlands durchgeführt. Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [13]

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[121]Europäische Union (EU)2010Verordnung (EU) Nr. 23/2010 DES RATES vom 14. Januar 2010 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den EU-Gewässern sowie für EU-Schiffe in Gewässern mit Fangbeschränkungen und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 1359/2008, (EG) Nr. 754/2009, (EG) Nr. 1226/2009 und (EG) Nr. 1287/2009europa.eu
[154]Newton AW, Peach KJ, Coull KA, Gault M, Needle CL2008Rockall and the Scottish haddock fishery Fisheries Research 94:133–140
[155]NEAFC2010North-East Atlantic Fisheries Commission, Pressemitteilung, 19 November 2010neafc.org
[167]Europäische Union (EU)2011Verordnung (EU) Nr. 57/2011 des Rates vom 18. Januar 2011 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den EU-Gewässern sowie für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern (2011)europa.eu
[178]FAO Food and Agriculture Organization2016Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016
[267]ICES2011Report of the Advisory Committee, 2011. Book 5. Celtic Sea and West of Scotland. 5.4.24 Haddock in Division VIb (Rockall)ices.dk
[268]ICES2011Report of the Working Group for Celtic Seas Ecoregion (WGCSE), 11–19 May 2011, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2011/ACOM:12. 1573 pp. 4.3 Haddock in Division VIb (Rockall)ices.dk
[269]NEAFC2011North-East Atlantic fisheries commission, 2010, Rec 14: Extension to Hatton Rockall closures to protect vulnerable marine ecosystemsneafc.org