Bestandsdatenblatt

Ostsee-Scholle (24-32)

Gültig 06/2012 - 06/2013

Ostsee-Scholle (24-32)

gültig 06/2012 - 06/2013

Zum aktuellen Bestandsdatenblatt

Zugehörige Fischart

Scholle

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Ostsee
Fanggebiet:Ostsee (22-32) FAO 27
Art:Pleuronectes platessa

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Es gibt keine analytische Bestandsberechnung für Ostsee-Scholle, weil die Eingangsdaten für die Modelle unzureichend sind. Zwei unabhängige Forschungsreisen zur Erfassung der Grundfische lassen grobe Aussagen über die Bestandsentwicklung zu. Referenzpunkte sind nicht definiert. [473] [474] [478]

Wesentliche Punkte

2012: Die Schollen-Bestände in der Ostsee wurden neu definiert, dieser Bestand (Gebiete 24-32) wird nun getrennt von Scholle im Kattegat, den Belten und im Sund (Gebiete 21-23) begutachtet. Die Daten der Forschungsreisen weisen auf eine stetige Zunahme des Bestandes seit 2003 hin, die Gesamtnutzungsrate ist jedoch nicht bekannt. Der ICES gibt für 2013 zum ersten Mal eine nummerische Fangempfehlung für datenarme Bestände. [473] [478]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit
 

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Der Bestand der Ostsee-Scholle (ICES-Gebiete 24-32) wird nun getrennt von Scholle in den Gebieten 21-23 begutachtet. Informationen zu Laicherbiomasse, fischereilicher Sterblichkeit und Nachwuchsproduktion liegen nicht vor. Die Einheitsfänge (CPUE) der jährlichen Forschungsreisen weisen allerdings auf eine deutliche Zunahme des Bestandes seit 2003 hin (ICES-Gebiete 24-28). Seit 1970 wurden in der Regel weniger als 700 t Ostsee-Scholle angelandet; die höchsten Anlandungen wurden Ende der 1970er (1979: 4.530 t) und erneut Ende der 1980er Jahre erreicht. 1993 wurden dagegen nur 80 t angelandet. Seit 1994 kam es wieder zu einem Anstieg und in den letzten Jahren wurden meist um die 700-1.200 t Scholle aus diesem Bestand angelandet. Die tatsächlichen Fänge könnten viel höher liegen, denn für einige Fischereien sind die Fangmengenbegrenzungen sehr restriktiv. [473] [474]

Ausblick

Die Gesamt-Höchstfangmengen für Scholle in der Ostsee waren in den letzten Jahren insgesamt zwar nie restriktiv (die Fänge lagen immer unter dem TAC), für einzelne Fischereien sind die Höchstfangmengen allerdings erreicht worden, was dann zu erhöhtem Rückwurf führt. Für den neu definierten Bestand liegt die Fangempfehlung leicht über den bisherigen Anlandungen, aber unter dem bisherigen TAC. Die bisherige Höchstfangmenge (TAC) für die Gebiete 22-32 gilt nun für zwei Bestände, die mögliche Entnahme hängt also auch von den Fängen des zweiten Bestandes ab. [381] [473]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die Verbreitung der Scholle in der Ostsee ist vor allem abhängig vom Salzgehalt. Die Häufigkeit der Art nimmt mit dem Salzgehalt von Westen nach Osten und Norden hin ab. Da die pelagischen (frei schwebenden) Eier der Scholle einen bestimmten Salzgehalt für den erforderlichen Auftrieb benötigen, kann in den östlicheren Gebieten ein erfolgreiches Laichen nur in den tieferen Becken erfolgen. Ausreichend gute Bedingungen sind regelmäßig im Arkona- und Bornholm-Becken zu finden, im Danziger und Gotland-Becken hingegen nur sporadisch nach dem Einstrom von salzhaltigem Nordseewasser. [398] [399]

Wer und Wie

Die Bewirtschaftung von Scholle in der Ostsee erfolgt durch die EU über eine Begrenzung der Anlandemenge (TAC) für die gesamte Ostsee (EU-Gewässer der ICES-Gebiete 22-32). Das Management erfolgt außerdem nach technischen EU-Verordnungen (z.B. Maschenweiten) und den jeweiligen Landesregeln (z.B. Gebietsschließungen und Mindestanlandelängen). [206] [381] [473]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Die Höchstfangmenge (TAC) wurde bisher als „vorsorglicher TAC“ festgelegt. Es gab keine nummerische Fangempfehlung, von der er abweichen konnte, und streng genommen wurde dem Wortlaut der wissenschaftlichen Empfehlung, die erlaubte Fangmenge 2012 nicht zu erhöhen, gefolgt. Tatsächlich ist das Management in diesem Fall aus politischen Gründen aber sogar nach unten von der Empfehlung abgewichen. Für 2013 gibt es eine nummerische Fangempfehlung, die sich aber auf den Bestand in den ICES-Gebieten 24-32 bezieht, während der TAC bisher für die Gebiete 22-32 festgelegt wird. [381] [473]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Dieser Schollen-Bestand ist per Definition in den ICES-Gebieten 24-32 verbreitet. Die Verbreitung ist vom Salzgehalt abhängig und reicht daher östlich bis in den Golf von Danzig und im Norden ins Gebiet um Gotland. Sporadisch kann die Ostsee-Scholle aber auch noch nördlicher angetroffen werden. Es wird bislang eine Höchstfangmenge (TAC) für die EU-Gewässer der ICES-Gebiete 22-32 festgelegt, Verbreitungs- und Managementgebiet stimmen ab 2013 nicht überein. [381] [473] [474] [478]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2011: Anlandungen: 0,75 (ICES-Gebiete 24-32, vorl.); überwiegend Grundschleppnetze
TACs (EU-Gewässer 22-32)2008: 3,2 2009: 3,0 2010: 3,0 2011: 3,0 2012: 2,9 [381] [473]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Scholle aus der Ostsee. [473]

Struktur und Fangmethode

Scholle wird in der Ostsee (24-32) als Beifang in der Dorsch-Fischerei sowie in der gemischten Plattfisch-Fischerei gefangen. Die Fischerei auf diesen Bestand ist vor allem um die Insel Bornholm konzentriert (ICES-Gebiete 24 und 25). Es wird hier jedoch weniger gefangen als in den Gebieten 22 und 23, in denen ein anderer Bestand verbreitet ist. Hauptfangnation ist Dänemark, außerdem landen Deutschland, Polen und Schweden Ostsee-Scholle an. [474]

Beifänge und Rückwürfe

Scholle ist selbst zum Teil Beifang. Vollständige Daten über Rückwürfe sind unvollständig, ein Rückwurf vermarktbarer Fische dieser Art wird aber wahrscheinlicher, wenn die Quoten limitierend wirken. [473]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen kann der Meeresboden geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Potentiell problematisch können Beifänge von Seevögeln und Meeressäugern in Stellnetzen sein. [30] [97] [208]

Biologische Besonder­heiten

Die Scholle laicht in der Ostsee zwischen Februar und März in den verschiedenen Becken (abhängig vom Salzgehalt). Die Aufwuchsgebiete liegen im Flachwasser bis in etwa 10 m Tiefe. [399] [473]

Zusätzliche Informationen

Scholle ist auch eine beliebte Zielart in der Freizeitfischerei, die Gesamtfangmenge dürfte aber im Vergleich zur kommerziellen Entnahme gering sein. Bei Einführung eines Anlandegebotes könnten die in einigen Fischereien limitierenden Schollenquoten ein Ausfischen der Dorschquote erschweren.
Die deutsche Flotte hat 2011 115 t Scholle aus dem ICES-Gebiet 24 angelandet (vorl. Zahlen). Eine größere Rolle spielt für die Deutsche Fischerei Bestand der Scholle in Kattegat, Belten und im Sund, aus dem größere Mengen angelandet wurden (Gebiet 22). [473] [474]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Ostsee-Scholle nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der Anrainerstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [12] [13]

AutorJahrTitelQuelle
[12]Europäische Gemeinschaften2009Die Gemeinsame Fischereipolitik. Ein Leitfaden für Benutzerec.europa.eu
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[97]Zydelis R, Bellebaum J, Österblom H, Vetemaa M, Schirmeister B, Stipniece A, Dagys M, van Eerden M, Garthe S2009Bycatch in gillnet fisheries – An overlooked threat to waterbird populations Biological Conservation 142:1269–1281
[206]Europäische Union (EG)2005Verordnung (EG) Nr. 2187/2005 des Rates vom 21. Dezember 2005 mit technischen Maßnahmen für die Erhaltung der Fischereiressourcen in der Ostsee, den Belten und dem Öresund, zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1434/98 und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 88/98europa.eu
[208]Bellebaum, J2011Untersuchung und Bewertung des Beifangs von Seevögeln durch die passive Meeresfischerei in der Ostsee. BfN-Skripten 295 Bundesamt für Naturschutz, ISBN 978-3-89624-030-9, www.bfn.de
[381]Europäische Union2011Verordnung (EU) Nr. 1256/2011 des Rates vom 30. November 2011 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in der Ostsee (2012) und zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1124/2010europa.eu
[398]ICES2010Report of the ICES/HELCOM Workshop on Flatfish in the Baltic Sea (WKFLABA), 8 - 11 November 2010, Öregrund, Sweden. ICES CM 2010/ACOM:68. 85pphttps://doi.org/10.17895/ices.pub.19280705
[399]Nissling A, Westin L, Hjerne O2002Reproductive success in relation to salinity for three flatfish species, dab (Limanda limanda), plaice (Pleuronectes platessa), and flounder (Pleuronectes flesus), in the brackish water Baltic Sea ICES Journal of Marine Science, 59: 93–108
[473]ICES2012Report of the Advisory Committee, 2012. Book 8. Baltic Sea. 8.4.10. Plaice in Subdivisions 24-32 (Baltic Sea)ices.dk
[474]ICES2012Report of the Baltic Fisheries Assessment Working Group 2012 (WGBFAS), 12 - 19 April 2012, ICES Headquarters, Copenhagen. ICES CM 2012/ACOM:10. 841 pp. 5 Plaice, turbot, dab, and brill in the Balticices.dk
[478]ICES2012Report of the Workshop on the Evaluation of Plaice Stocks (WKPESTO), 28 February - 1 March 2012, ICES Headquarters, Copenhagen. ICES CM 2012/ACOM:32. 59 pp.ices.dk