Bestandsdatenblatt

Scholle in Kattegat, Belten und Sund (21-23)

Gültig 05/2016 - 05/2017

Scholle in Kattegat, Belten und Sund (21-23)

gültig 05/2016 - 05/2017

Zum aktuellen Bestandsdatenblatt

Zugehörige Fischart

Scholle

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Ostsee
Fanggebiet:Ostsee (22-32), Kattegat/Skagerrak (3.a) FAO 27
Art:Pleuronectes platessa

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Analytische Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung vollständiger Fangdaten und vier unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen. Referenzpunkte nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy, Btrig) und des Vorsorgeansatzes (Fpa, Flim, Bpa, Blim) sind definiert. Für diesen Bestand ist nur eine relativ kurze Zeitserie verfügbar, der Unsicherheitsbereich ist daher sehr groß und die Referenzwerte müssen ggf. in wenigen Jahren überarbeitet werden. [831] [914]

Wesentliche Punkte

2016: Die Laicherbiomasse dieses Bestandes ist weiter gestiegen und die fischereiliche Sterblichkeit hat den niedrigsten Wert der kurzen Zeitreihe erreicht. Der Bestand liegt weit im grünen Bereich. [914]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit
 

  nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  angemessen (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

2015 wurde die erste analytische Bestandsberechnung für diesen relativ neu definierten Bestand durchgeführt. Sie ist aufgrund der kurzen Zeitreihe sehr unsicher (schattierter Bereich in der Grafik gibt den Vertrauensbereich an). Die Laicherbiomasse ist seit 2009 deutlich gestiegen und liegt seit 2011 über dem Referenzwert nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY-Btrig). Die fischereiliche Sterblichkeit (F) sinkt seit 2000. Sie hat 2015 den niedrigsten Wert der kurzen Zeitreihe erreicht und liegt seit 2012 unter Fmsy. Die Nachwuchsproduktion ist in den letzten 3 Jahren stabil. [831] [914]

Ausblick

Der Bestand wird bereits nach dem anspruchsvollen MSY-Konzept bewirtschaftet. Die Fangmengen werden wahrscheinlich weitestgehend stabil bleiben. [914]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Das Wachstum von Schollen ist in diesem Gebiet unter anderem wegen der großen lokalen Unterschiede in den hydrographischen Bedingungen sehr variabel. [914]

Wer und Wie

Die Bewirtschaftung dieses Bestandes erfolgt zurzeit über Fangmengenbegrenzungen (TACs), die aber für zwei verschiedene Gebiete festgesetzt werden: eine für die gesamte Ostsee (EU-Gewässer der ICES-Gebiete 22-32) und eine für das Kattegat (ICES-Gebiet 21). Es gibt verschiedene Regularien zum Schutz des Dorsch-Bestandes im Kattegat (vor allem Aufwandsbeschränkungen), in deren Folge die gemischte Fischerei mit Grundschleppnetzen (Maschenweite größer 100mm) in diesem Gebiet stark eingeschränkt ist. Das Management erfolgt außerdem durch technische EU-Verordnungen (z.B. Maschenweiten und Mindestanlandelängen) und die jeweiligen Landesregeln (z.B. saisonale Gebietsschließungen). Ein neuer Managementplan für Dorsch und alle pelagischen Bestände der Ostsee, der Beifänge von Schollen berücksichtigt, wird voraussichtlich noch 2016 in Kraft treten. [206] [906] [907] [914]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Nach der Unterteilung der Schollen in der Ostsee in zwei Bestände seit 2013 beziehen sich Fangempfehlung und festgelegte Höchstfangmengen (TACs) auf unterschiedliche Gebiete. Die Anlande- bzw. Fangempfehlung für diesen Bestand bezieht sich auf Scholle in den Gebieten 21-23, die Höchstfangmenge für die Gebiete 22-32 deckt aber auch das Verbreitungsgebiet der Ostsee-Scholle (Gebiete 24-32) ab. Der TAC für das Kattegat (Gebiet 21) war 2013 und 2014 bereits so hoch wie die Anlandeempfehlung für das viel größere Gesamt-Gebiet 21-23, wurde aber in beiden Jahren nicht annähernd ausgefischt. Die Gesamtanlandungen aus diesem Bestand lagen 2013 leicht über, 2014 hingegen unter der wissenschaftlichen Empfehlung. Die Empfehlungen für 2015, 2016 und 2017 beziehen sich nun auf die Fänge. Die TACs im Kattegat lagen bzw. liegen 2015 und 2016 weit unter der Empfehlung und der Gesamtfang aus dem Bestand lag 2015 unter der Fangempfehlung. ICES übersetzt seit 2016 die bestandsbezogene Fangempfehlung in TACs für die Managementgebiete, auf der Basis der historischen Verteilung der Fänge auf die beiden Managementgebiete. [914]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Der Bestand ist in den ICES-Gebieten 21-23, also in zwei verschiedenen Managementgebieten (Kattegat und Ostsee) verbreitet. Es wird eine Höchstfangmenge (TAC) für das Gebiet 21 (Kattegat) festgelegt, ein weiterer TAC umfasst die gesamte restliche Ostsee (EU-Gewässer der ICES-Gebiete 22-32). Verbreitungs- und Managementgebiet stimmen nicht überein. [831] [906] [907] [914]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2015: 3,7, Anlandungen: 2,7; davon 73% mit aktiven Fanggeräten (Grundschleppnetze), 27% mit passiven Fanggeräten (z.B. Stellnetze); Rückwürfe 1,0 (100% in aktiver Fischerei)
(Kattegat (21)/22-32)2010: 2,3/3,0 2011: 2,0/3,0 2012: 2,0/2,9 2013: 1,8/3,4
2014: 2,2/3,4 2015: 2,6/3,4 2016: 2,3/4,0 [906] [907] [914]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Scholle aus diesem Bestand. [914]

Struktur und Fangmethode

Dieser Schollen-Bestand wird ganzjährig gefischt, hauptsächlich aber vom Winter bis ins Frühjahr. Scholle wird in der gemischten Fischerei mit Dorsch sowie als Beifang in der Fischerei auf Kaisergranat und Seezunge in Gebiet 21 gefangen, ist aber auch Zielart einer gerichteten Fischerei. Hauptfangnation ist Dänemark (das auch die höchste Quote erhält, diese in den vergangenen Jahren aber nur selten ausgefischt hat), gefolgt von Deutschland (für das die Quote limitierend ist) und Schweden. Die deutsche Flotte hat 2015 560 t Scholle aus dem ICES-Gebiet 22 angelandet. [914] [926]

Beifänge und Rückwürfe

Scholle ist selbst zum Teil Beifang. Die Menge der Rückwürfe ist sehr hoch, vor allem wegen der bisweilen stark limitierenden Quoten. 2014 betrug der Rückwurf von Schollen aus diesem Bestand etwa 50% des Gesamtfanges (bezogen aufs Gewicht), konnte 2015 aber auf 28% reduziert werden. Die Rückwürfe entstehen vor allem in Gebiet 22 in Zusammenhang mit der Dorschfischerei im ersten Quartal und im Kattegat bei der Kaisergranat-Seezungen-Fischerei im dritten Quartal. Es ist noch nicht absehbar, wie sich diese Zahlen nach Ausweitung des Anlandegebotes in der Ostsee auf Scholle verändern, die für 2017 vorgesehen ist. Wie viele Fische den Rückwurf überleben, ist nicht klar, die Überlebensraten dürften aber höher als Null sein, hängen aber stark von den Randbedingungen (Temperatur, Schleppzeit, Fangzusammensetzung usw.) ab. Wahrscheinlich werden sich in Zukunft die reduzierten Fangmöglichkeiten für Dorsch limitierend auf die Schollenfischerei auswirken. [914]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. In ICES-Gebiet 23 (Sund) ist der Einsatz von Schleppnetzen aufgrund des hohen Schiffverkehrs fast gänzlich verboten. Potentiell problematisch können Beifänge von Seevögeln und Meeressäugern in Stellnetzen sein. Der Einsatz von Baumkurren ist im Kattegat und der Ostsee verboten. [30] [97] [208] [914]

Biologische Besonder­heiten

Da die definierten Bestandsgrenzen für Schollen in der Ostsee nicht mehr angemessen erschienen, wurden diese 2012 neu definiert. 2015 wurde die bisher vorläufige Definition für diesen Schollen-Bestand bestätigt. Zwischen den einzelnen Gebieten gibt es eine umfangreiche Verbindung durch Laichwanderungen, Larvendrift und die anschließende Heimkehr von Jungtieren. Das Ausmaß der Vermischung mit den angrenzenden Beständen ist nicht bekannt. [831] [914]

Zusätzliche Informationen

Bei Einführung eines Anlandegebotes für Scholle in der Ostsee (wahrscheinlich ab 2017) könnten die in einigen Fischereien limitierenden Schollenquoten ein Ausfischen der Dorschquote erschweren. Möglicherweise werden sich in naher Zukunft aber die reduzierten Fangmöglichkeiten für Dorsch limitierend auf die Schollenfischerei auswirken.
Das Kattegat hat verschiedene Gebietsbezeichnungen. Aus „Ostseesicht“ wird es, basierend auf der Klassifikation der Internationalen Ostsee-Fischerei Kommission als ICES-Gebiet 21 bezeichnet. Analog zu den übrigen ICES-Gebieten lautet die Bezeichnung auch IIIa Süd. Das Skagerrak wird entsprechend als ICES-Gebiet 20, bzw. IIIa Nord bezeichnet. [184] [914] [926]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Scholle in Kattegat, Belten und Sund nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert. Eine Fischerei befindet sich im Bewertungsverfahren nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC). [4]

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der Anrainerstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [12] [13]

AutorJahrTitelQuelle
[4]Marine Stewardship Council (MSC)Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischereimsc.org
[12]Europäische Gemeinschaften2009Die Gemeinsame Fischereipolitik. Ein Leitfaden für Benutzerec.europa.eu
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[97]Zydelis R, Bellebaum J, Österblom H, Vetemaa M, Schirmeister B, Stipniece A, Dagys M, van Eerden M, Garthe S2009Bycatch in gillnet fisheries – An overlooked threat to waterbird populations Biological Conservation 142:1269–1281
[184]ICESICES-Homepageices.dk
[206]Europäische Union (EG)2005Verordnung (EG) Nr. 2187/2005 des Rates vom 21. Dezember 2005 mit technischen Maßnahmen für die Erhaltung der Fischereiressourcen in der Ostsee, den Belten und dem Öresund, zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1434/98 und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 88/98europa.eu
[208]Bellebaum, J2011Untersuchung und Bewertung des Beifangs von Seevögeln durch die passive Meeresfischerei in der Ostsee. BfN-Skripten 295 Bundesamt für Naturschutz, ISBN 978-3-89624-030-9, www.bfn.de
[831]ICES2015Report of the Benchmark Workshop on Plaice (WKPLE), 23-27 February 2015, ICES Headquarters, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2015\ACOM:33. 200 pp.https://doi.org/10.17895/ices.pub.5341
[906]Europäische Union (EU)2015VERORDNUNG (EU) 2015/2072 DES RATES vom 17. November 2015 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in der Ostsee für 2016 und zur Änderung der Verordnungen (EU) Nr. 1221/2014 und (EU) 2015/104europa.eu
[907]Europäische Union (EU)2016VERORDNUNG (EU) 2016/72 DES RATES vom 22. Januar 2016 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für 2016 für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Unionsgewässern sowie für Fischereifahrzeuge der Union in bestimmten Nicht-Unionsgewässern und zur Änderung der Verordnung (EU) 2015/104europa.eu
[914]ICES2016Report of the Advisory Committee, 2016. Baltic Sea Ecoregion. 8.3.15 Plaice (Pleuronectes platessa) in subdivisions 21–23 (Kattegat, Belt Sea, Sound)ices.dk
[926]ICES2016Report of the Baltic Fisheries Assessment Working Group (WGBFAS), 12-19 April 2016, ICES HQ, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2016/ACOM:11. 593 pp.ices.dk