Fischarten

Seeteufel – Lophius spp.

gültig 12/2023-12/2024

Hier finden Sie allgemeine Informationen zu mehreren Seeteufel-Arten.
Für spezifische Informationen wählen Sie bitte einen Bestand aus der Liste am linken Rand aus.

Biologische Charakteristika

Unter dem Handelsnamen Seeteufel werden mehrere Arten der Gattung Lophius aus verschiedenen Gebieten zusammengefasst. Der Seeteufel ist im deutschen Sprachraum auch unter den Namen Angler oder Lotte bekannt, seltener als Froschfisch. Die englische Bezeichnung lautet Monk, Monkfish oder Goosefish.
Seeteufel sind räuberische Grundfische, die meist auf Sand- oder Schlammboden, aber auch auf felsigem Grund leben. Dort liegen sie halb eingegraben und warten auf Nahrung, die durch einen angelartigen Rückenflossenstrahl angelockt wird. Mit ihrem großen Maul können sie Beuteorganismen verschlingen, die so groß sind wie sie selbst. Nahrung sind kleinere Fische, Sandaale aber auch größere Fische wie z.B. Knurrhähne, Stöcker, blauer Wittling und Rochen. Einige Arten können mit dem riesigen Maul auch tauchende Seevögel fressen. Die spitzen, nach hinten gerichteten Fangzähne lassen sich nach innen umbiegen und erleichtern das Verschlingen der Beute; das Zurückgleiten wird gleichzeitig verhindert.
Die Eier der Seeteufel werden in langen Schleimbändern entlassen. Diese können über 10 m lang sein, über 1 Mio. Eier enthalten und treiben im freien Wasser. Die Larven sind sehr auffällig gestaltet mit langen Anhängen und großen Flossen. Sie leben bis zu einer Länge von 6-8 cm im Freiwasser und gehen dann zum Bodenleben über. [2] [14] [229] [588]

Maxima: Länge bis (cm): L. piscatorius 200, L. budegassa, L. vomerinus 100, L. americanus 120, L. gastrophysus 67,5, L. litulon 150
Alter bis (Jahre): L. piscatorius 24, L. budegassa 21, L. americanus 30, L. vomerinus 11, andere k.A.
Masse bis (kg): L. piscatorius 57,7, L. americanus 22.6, andere k.A. [229]
IUCN-Status: L. piscatorius Europa & global: ungefährdet (LC), L. budegassa Europa: ungefährdet (LC), global: Daten ungenügend (DD), L. vomerinus global: Vorwarnliste (NT), L. gastrophysus Golf von Mexiko & global ungefährdet (LC), L. litulon global: Daten ungenügend (DD), L. americanus nicht bewertet (NE) [384] [1032] (Zugriff 09. Dez. 2023)
CITES-Status: nicht gelistet [3]
Widerstandsfähigkeit (resilience): L. piscatorius mittel (min. Populationsverdopplungszeit 1,4-4,4 Jahre), andere niedrig (min. Populationsverdopplungszeit 4,5-14 Jahre [229]
Fruchtbarkeit (fecundity): L. piscatorius 1 Mio Eier, L. budegassa 46.320 Eier, L. americanus 300.000 Eier, L. litulon 310.000 Eier, andere k.A. [229]
Trophische Ebene: L. piscatorius 4,5 ± 0,1, L. budegassa 4,4 ± 0,4, L. americanus, L. gastrophysus 4,5 ± 0,3, L. vomerinus 4,5 ± 0,7, L. litulon 4,1 ± 0,7 (Standardfehler) [229]

Die Arten Lophius piscatorius (Seeteufel) und L. budegassa (kleiner Seeteufel) kommen im Nordostatlantik, mittleren Ostatlantik und Südwestatlantik vor. L. piscatorius ist von der Barentssee bis nach West-Afrika (Mauretanien) verbreitet, außerdem im Mittel- und Schwarzen Meer. L. budegassa kommt von den Britischen Inseln bis zum Senegal vor, außerdem ebenfalls im Mittelmeer.
Der amerikanische Seeteufel (L. americanus) ist im Nordwestatlantik und mittleren Westatlantik von Quebec (Kanada) bis nach Nord-Florida verbreitet. Südlich von North Carolina ist er aber nur selten zu finden.
Der westafrikanische Anglerfisch (L. vomerinus) ist im Südostatlantik und im westlichen Indischen Ozean vor allem vor Namibia und Südafrika verbreitet.
L. gastrophysus kommt im Westatlantik von North Carolina (USA), im Golf von Mexico, und bis nach Argentinien vor.
Die einzige Lophius-Art im Pazifik ist L. litulon. Sie ist im Nordwestpazifik vor Japan und Korea, im Gelben Meer und im Ostchinesischen Meer verbreitet.
Seeteufel leben auf dem flacheren Kontinentalschelf in Küstennähe bis in Wassertiefen um 1.000 m. [2] [229] [588]

Seeteufel besitzen einen im Verhältnis zum übrigen Körper überproportional großen Kopf mit einem breiten und tiefen Maul. Kopf und Körper sind abgeflacht, der Rumpf nach hinten spitz zulaufend. Das Hauptmerkmal der Seeteufel besteht in einer Umformung der ersten Rückenflosse: Der erste verlängerte und frei bewegliche Rückenflossenstrahl besitzt am Ende einen fleischigen Hautlappen. Er dient als bewegliche Angel zum Anlocken von Beutetieren. Bis auf die Wirbelsäule ist der Fisch ohne Gräten. Die Haut ist lose, dünn und ohne Schuppen, bei einigen Arten mit stacheligen Höckern. Die Färbung der Oberseite variiert bei den einzelnen Arten, meist ist sie graubraun mit rötlichem oder grünlichem Stich. Die Kiemen sind reduziert und befinden sich nahe dem Brustflossenansatz. Seeteufel gehören zur Ordnung der Lophiformes (Armflosser), die Basis der Brustflossen ist armähnlich verlängert (gestielte Flossen). L. piscatorius besitzt ein weißes Bauchfell (Peritoneum), L. budegassa hingegen ein schwarzes. [2] [229] [588]

Seeteufel wird hauptsächlich als wertvoller Beifang in der Fischerei mit Grundschleppnetzen oder Langleinen gefangen, es gibt aber auch einige gerichtete Fischereien. Die Fleischqualität und das Aroma werden von Kennern hoch geschätzt und es lassen sich gute Preise erzielen. Trotz relativ geringem Verbrauch ist Seeteufel auf dem deutschen Markt daher nicht unbedeutend.
Aus der Bauchspeicheldrüse von L. piscatorius wurde das erste Insulin gewonnen. [2] [14] [588]

Seeteufel kommt frisch oder tiefgekühlt auf den Markt. Meist wird er gehäutet und ohne Kopf angeboten, seltener gibt es den ausgenommenen Fisch mit Kopf. Die Arten aus dem Ostatlantik L. piscatorius und L. budegassa werden im Handel nicht unterschieden. Seeteufel eignet sich für die verschiedensten Zubereitungsformen. [2] [14] [229]

Marktdaten: Alle Seeteufelarten auf dem deutschen Markt zusammengefasst.

2022 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 2.835 t (2021: 3.070 t), Marktanteil (Fische, Krebse, Weichtiere): 0,2 % (2021: 0,3 %) [13] [14]

Anlandungen (in 1.000 t)Fänge (in 1.000 t)Laicherbiomasse (in 1.000 t)Laicherbiomasse ZustandFischereiliche SterblichkeitAnmerkungen (insbesondere Managementplan)Gültigkeit
Island (L. piscatorius) 0,2 0,2 - - 06/2023 -
06/2024
Namibia (L. vomerinus) 9,0 - - Anl. 2010, Zust. 2012, keine neue Begutacht. 06/2012 -
06/2015
Nördlicher 4, 6, 3.a (L. piscatorius & L. budegassa ) 20,1 20,4 - für Biomasse nur Indikator 12/2022 -
10/2024
Südafrika (L. vomerinus) 7,8 - - Anldg. 2010, keine neue Bestandsberechnung 10/2011 -
10/2015
Südlicher 8.c, 9.a (L. budegassa) 0,6 0,6 - Biomasse und Fischereidruck relativ 06/2023 -
06/2024
Südlicher 8.c, 9.a (L. piscatorius) 0,6 0,6 11,3 - 06/2023 -
06/2024
US-Kontinentalschelf nord & süd (L. americanus) 8,6 10,5 - Anlandg. & Fänge 2015, Mmgmt.plan ab 1999 06/2016 -
06/2021
Westlicher 7, 8.abd (L. budegassa) 10,0 12,6 51,0 - 06/2023 -
06/2024
Westlicher 7, 8.abd (L. piscatorius) 21,3 22,9 62,2 - 06/2023 -
06/2024

Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:

SymbolBiomasseBewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit)
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertangemessen oder unternutzt
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertübernutzt
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende DatenZustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten
AutorJahrTitelQuelle
[2]Muus BJ, Nielsen JG1999Die Meeresfische Europas Franckh-Kosmos Verlag
[3]CITESConvention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, Appendices I, II and IIIcites.org
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[229]Froese, R. and D. Pauly. Editors.2011FishBase. World Wide Web electronic publication.
www.fishbase.org, version (06/2011).
fishbase
[384]IUCNIUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012iucnredlist.org
[588]Fariña AC, Azevedo M, Landa J, Duarte R, Sampedro P, Costas G, Torres MA, Cañás L2008Lophius in the world: a synthesis on the common features and life strategies ICES Journal of Marine Science 65 (7): 1272-1280
[1032]Nieto A et al.2015European Red List of Marine Fishes Publications Office of the European Union