Bestandsdatenblatt

Island-Steinbeißer, gestreifter Seewolf (Anarhichas lupus)

gültig 06/2023 - 06/2024

Island-Steinbeißer, gestreifter Seewolf (Anarhichas lupus)

gültig 06/2023 - 06/2024

Zugehörige Fischart

Steinbeißer

Allgemeine Informationen

Ökoregion:Islandschelf
Fanggebiet:Island (5.a) FAO 27 (Nordostatlantik)
Art:Anarhichas lupus

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk, und Hafrannsóknastofnun (Isländisches Meeres- und Süsswasserforschungsinstitut, MFRI), Reykjavik, www.hafogvatn.is/en

Methode, Frequenz

Jährliche analytische Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Anlandedaten und drei wissenschaftlichen Forschungsreisen. Neben den ICES-Empfehlungen gibt es die des Isländischen Meeres- und Süsswasserforschungsinstitutes (MFRI). Die Referenzwerte für den höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrag (MSY Btrigger, Fmsy) sind definiert. Nach Vorsorgeansatz sind vier Referenzwerte festgelegt (Bpa, Blim, Fpa, Flim). [41] [1443] [1444]

Wesentliche Punkte

2023/24: Island-Steinbeißer (Anarhichas lupus = gestreifter Seewolf) liegt nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) und nach Managementplan vollständig im grünen Bereich. Die Laicherbiomasse ist im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen und liegt nun weit über dem MSY-Referenzwert (MSY Btrigger). Der Fischereidruck konnte wieder gesenkt werden. Er liegt aktuell auf dem Referenzwert Fmsy. [41] [1443] [1444]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach Managementplan)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

 nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)
 

 innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert(nach Managementplan)

 angemessen (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die Fänge von Island-Steinbeißer (Anarhichas lupus = gestreifter Seewolf) erreichten 1991 und 2001 Höchstwerte um 18.000 t. In den vergangenen 10 Jahren wurden zwischen 7.300 und 9.700 t gefangen. Die Laicherbiomasse von Island-Steinbeißer steigt seit 1995 mit Ausnahme einer Periode zwischen 2010 und 2014. Von 2012 bis 2014 wurde der Referenzwert des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY Btrigger, gleichzeitig auch Managementreferenzwert) unterschritten, inzwischen liegt die Biomasse aber weit darüber. Die fischereiliche Sterblichkeit (F) schwankte in den letzten 25 Jahren zwischen dem Fmsy-Referenzwert (gleichzeitig Managementreferenzwert (Fmgmt)) und dem Limitreferenzwert (Flim). Aktuell liegt F genau auf Fmsy bzw. Fmgmt.
Die Nachwuchsproduktion hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen und liegt nun wieder im Bereich des Mittels der Zeitreihe [41] [1443] [1444]

Ausblick

Island-Steinbeißer liegt im Rahmen der Referenzwerte des Konzeptes zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) und des Managementplanes, also vollständig im grünen Bereich. Aufgrund der erneut gestiegenen Laicherbiomasse und des reduzierten Fischereidrucks können die Fangmengen etwas steigen. [41] [1443] [1444]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Im Nordwesten und Westen Islands sind die am schnellsten wachsenden Exemplare des Island-Steinbeißers zu finden. Eine wahrscheinliche Ursache für die Wachstumsunterschiede in verschiedenen Gebieten um Island sind die unterschiedlichen Umweltbedingen in den relativ warmen südwestlichen Gewässern verglichen mit den kälteren nördlichen Gewässern. [41] [1443] [1444]

Wer und Wie

Die isländische Fischerei wird vom dortigen Ministerium für Industrie und Innovation bewirtschaftet, das auch über die erlaubten Höchstfangmengen entscheidet. Die Entscheidungen stützen sich auf die Empfehlungen des Isländischen Meeres- und Süsswasserforschungsinstitutes (MFRI) und des ICES, unter Berücksichtigung von sozio-ökonomischen Aspekten. Die Quoten und Anlandungen werden auf ein Fischereijahr von September bis Ende August bezogen. Alle Anlandungen sind nur an lizensierten Anlandeplätzen möglich und werden zentral registriert. Sie sind öffentlich für jedermann einsehbar. Das isländische Managementsystem basiert auf individuellen transferierbaren Quoten (ITQs), seit 1991 sind über 90% der Fischereirechte handelbar. Seit 1996/97 ist Island-Steinbeißer (Anarhichas lupus = gestreifter Seewolf) Teil des ITQ-Systems und die Fänge werden über Höchstfangmengen (TACs) reguliert. Die Höchstfangmengen basieren auf einem Managementplan (Harvest Control Rule). Der ICES bewertet den Managementplan als in Übereinstimmung mit dem Vorsorgeansatz und dem Konzept des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY). Die Fischerei wird neben den Höchstfangmengen (TACs) über weitere Vorschriften wie minimale Maschenweiten und Gebietsschließungen reguliert. [31] [41] [1443]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Von Einführung der Höchstfangmengen für Island-Steinbeißer im Fischereijahr 1996/97 bis 2012/13 lag die festgelegte Höchstfangmenge (TAC) in einigen Jahren erheblich über der wissenschaftlichen Empfehlung des Isländischen Meeres- und Süsswasserforschungsinstitutes (MFRI). Seit 2013/14 stimmen Empfehlung und TAC überein. Die Fänge liegen in einigen Jahren über dem TAC. Dies liegt unter anderem an der Möglichkeit, die Quoten anderer Arten auf die Quote für Steinbeißer zu übertragen.
Steinbeißer ist eine langsam wachsende, spät reifende Art. Die Wissenschaft empfiehlt daher, Schließungen bekannter Laichgebiete und von Gebieten mit hohem Jungfischaufkommen beizubehalten und bei Bedarf auszuweiten, um Laicher- bzw. Jungtieransammlungen zu schonen. [41] [1444]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Der Island-Steinbeißer ist auf dem gesamten Islandschelf verbreitet. Die Höchstfangmenge wird für die isländische ausschließliche Wirtschaftszone festgelegt. Verbreitungs- und Managementgebiet sind also annähernd identisch. [41] [1443]

Anlandungen und legale Höchstfangmengen (TACs) (in 1.000 t)

Gesamtfang

2022 (Kalenderjahr): 8,7; davon Grundschleppnetze 37 %, Langleinen 34 %, andere 29 %,
Fischereijahr 2021/22: 8,6

TACs (Island Fischereijahr) 2017/18: 8,5   2018/19: 9,0   2019/20: 8,3   2020/21: 8,8   2021/22: 8,9   2022/23: 8,1   [41] [1443]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Island-Steinbeißer. [41] [1443]

Struktur und Fangmethode

Island-Steinbeißer (Anarhichas lupus = gestreifter Seewolf) wird überwiegend in gemischten Fischereien mit Grundschleppnetzen sowie mit Langleinen gefangen. Die Fischerei wird hauptsächlich von der isländischen Flotte getätigt. Einen sehr kleinen Anteil landen die Färöer-Inseln an (2022: 11 t = 0,1 %). Der meiste Fang stammt aus dem Nordwesten und Westen Islands. [141] [1443] [1444]

Beifänge und Rückwürfe

Rückwürfe sind in der isländischen Grundfischfischerei gesetzlich verboten. Maßnahmen im Rahmen des isländischen Bewirtschaftungssystems wie die Übertragung von Quotenanteilen von einer Art auf eine andere und von einem Fischwirtschaftsjahr auf das nächste werden von der isländischen Flotte in hohem Maße genutzt, und man geht davon aus, dass dies die Rückwürfe verringert. Steinbeißer ist in einigen Fischereien selbst Beifang, wenn auch ein sehr wertvoller. Die Menge der Rückwürfe wird als vernachlässigbar angesehen. [1443] [1444]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Der Einfluss hängt aber auch von Fangmethode und Bodenstruktur ab. Auf sandigem Boden hat eine Studie in den USA nur einen geringen Einfluss durch Grundscherbrettnetze feststellen können. So waren zwar die Spuren der Scherbretter lange sichtbar (mindestens ein Jahr), es konnten aber kaum signifikante Unterschiede in der Mikrotopographie der befischten und unbefischten Gebiete nachgewiesen werden. Auch bei strukturformenden und mobilen Wirbellosen zeigten befischte und unbefischte Gebiete keine signifikanten Unterschiede. Einen negativen Effekt können Grundschleppnetze auf empfindliche Bodenlebewesen-Gemeinschaften haben, die auf Hartsubstrat vorkommen. Besonders empfindlich sind Schwämme und Kaltwasser-Korallen. Die Kartierung der empfindlichen Riffe schreitet voran und einige Gebiete um Island sind zum Schutz dieser Kaltwasser-Riffe für die Fischerei geschlossen.
In der Fischerei mit Langleinen können Nicht-Zielarten (z.B. Haie) beigefangen werden. [7] [8] [30] [31] [41] [83] [808]

Biologische Besonder­heiten

Island-Steinbeißer (Anarhichas lupus = gestreifter Seewolf) ist sehr standorttreu, vor allem während der Laich- und Brutzeit. Daher ist es möglich, dass es in stärker befischten Gebieten trotz eines stabilen Gesamtbiomassenniveaus zu einer lokalen Dezimierung kommt. [41] [1443] [1444]

Zusätzliche Informationen

Steinbeißer wird auf dem deutschen Markt auch als Katfisch angeboten. Eine weitere Bezeichnung für die hier behandelte Art ist gestreifter Seewolf (Anarhichas lupus). [41] [1443] [1444]

Zertifizierte Fischereien

Der größte Teil der isländische Fischerei auf gestreiften Steinbeißer/Seewolf in isländischen Gewässern ist nach dem Standard des Marine Stewardship Councils zertifiziert. [4]
Siehe
fisheries.msc.org/en/fisheries/isf-iceland-multi-species-demersal-fishery/@@view

Soziale Aspekte

Island gehört zu den größten Erzeugern von Fisch und Meeresfrüchten weltweit und der Fischereisektor ist ungemein wichtig für das Land. Die Fischerei auf Island-Steinbeißer wird hauptsächlich von Isländischen Schiffen betrieben, die Fangflotte besteht aus verschiedenen Fahrzeugtypen und –größen. [13] [14] [41] [1443] [1444]

Marktdaten: Keine Daten verfügbar.

Anlandungen (in 1.000 t)Fänge (in 1.000 t)Laicherbiomasse (in 1.000 t)Laicherbiomasse ZustandFischereiliche SterblichkeitAnmerkungen (insbesondere Managementplan)Gültigkeit

Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:

SymbolBiomasseBewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit)
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertangemessen oder unternutzt
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertübernutzt
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende DatenZustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten
AutorJahrTitelQuelle
[4]Marine Stewardship Council (MSC)Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischereimsc.org
[7]Kaiser MJ, Ramsay K, Ramsay K, Richardson CA, Spence FE, Brand AR2000Chronic fishing disturbance has changed shelf sea benthic community structure Journal of Animal Ecology 69:494-503
[8]Hiddink JG, Jennings S, Kaiser MJ, Queirós AM, Duplisea DE, Piet GJ2006Cumulative impacts of seabed trawl disturbance on benthic biomass, production, and species richness in different habitats Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 63:721-736
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[31]Ministry of Food, Agriculture and Fisheries, IslandInformationsseite des isländischen "Ministry of Food, Agriculture and Fisheries"government.is
[41]Marine and Freshwater Research Institute (MFRI), IslandAdvice-Dokumente zum Status der Meeresfischbestände in Isländischen Gewässern (auf Isländisch und Englisch).hafogvatn.is
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[141]Europäische Union (EU)2010Verordnung (EU) Nr. 1124/2010 des Rates vom 29. November 2010 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in der Ostsee (2011)europa.eu
[808]James Lindholm J, Gleason M, Kline D, Clary L, Rienecke S, Cramer A, Los Huertos M2015Ecological effects of bottom trawling on the structural attributes of fish habitat in unconsolidated sediments along the central California outer continental shelf Fishery Bulletin 113:82-96
[1443]ICES2023Atlantic wolffish (Anarhichas lupus) in Division 5.a (Iceland grounds). In Report of the ICES Advisory Committee, 2023. ICES Advice 2023, caa.27.5a. http://doi.org/10.17895/ices.advice.21828276http://doi.org/10.17895/ices.advice.21828276
[1444]ICES2023Working Group on the Biology and Assessment of Deep-sea Fisheries Resources (WGDEEP). ICES Scientific Reports. 5:43. 1362 pp. https://doi.org/10.17895/ices.pub.22691596https://doi.org/10.17895/ices.pub.22691596