Bestandsdatenblatt

Gelbflossenthun im Atlantischen Ozean

Gültig 08/2014 - 08/2016

Gelbflossenthun im Atlantischen Ozean

gültig 08/2014 - 08/2016

Zum aktuellen Bestandsdatenblatt

Zugehörige Fischart

Gelbflossenthun

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Guineastrom, Kanarenstrom, Golf von Mexico, Karibik, Nordbrasilienschelf, Iberische Küste, Keltischer und Biskaya-Schelf, Neufundland-Labradorschelf, Nordöstlicher US-Kontinentalschelf, Scotian Schelf, Agulhasstrom, Benguelastrom, Ostbrasilien-Schelf, Patagonischer Schelf, Südbrasilien-Schelf
Fanggebiet:Nordwestatlantik FAO 21; Nordostatlantik FAO 27; Mittlerer Westatlantik FAO 31; Mittlerer Ostatlantik FAO 34; Südwestatlantik FAO 41; Südostatlantik FAO 47
Art:Thunnus albacares

Wissenschaftliche Begutachtung

International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT), Standing Committee on Research and Statistics (SCRS) www.iccat.int/en/introduction.htm

Methode, Frequenz

Eine vollständige Bestandsberechnung für Gelbflossenthun im Atlantik wurde 2011 durchgeführt, die nächste ist für 2016 geplant. In die Begutachtung fließen vor allem Daten aus den verschiedenen Fischereien ein (Anlandemengen, Längen- und Geschlechterverteilung, Aufwand, Einheitsfänge (CPUEs)). Auf Basis verschiedener Modellberechnungen werden Biomasse und fischereiliche Sterblichkeit in Bezug zum Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) gesetzt. Für diese Beurteilung werden die teilweise sehr unterschiedlichen Ergebnisse verschiedener Berechnungsmodelle gemittelt. Auf Basis der Bestandsberechnung gibt es auch eine Fangempfehlung. [717] [721]

Wesentliche Punkte

Laut aktuellster Bestandsberechnung von 2011 war die Biomasse von Gelbflossenthun im Atlantik 2010 zu niedrig, der Fischereidruck war aber angemessen (es fand also keine Überfischung statt). Die Berechnungen sind jedoch unsicher, da verschiedene Modelle teilweise sehr unterschiedliche Resultate lieferten, die gemittelt wurden. Die Anlandungen aus diesem Bestand liegen im Rahmen des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY). Die nächste Bestandsberechnung ist für 2016 geplant. [717] [719] [721]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  angemessen (nach höchstem Dauerertrag)

 

Die Klassifizierung basiert auf der Bestandsberechnung von 2011. Um den Zustand des Bestandes zu ermitteln, wurden die Ergebnisse der unterschiedlichen Modelle gemittelt. Die fischereiliche Sterblichkeit liegt demnach zwar unter Fmsy, ist aber angesichts der niedrigen Biomasse noch zu hoch, um eine schnelle Erholung des Bestandes sicherzustellen.

Bestands­entwicklung

Seit Mitte der 1950er Jahre war ein stetiger Anstieg der Anlandungen von Gelbflossenthun im Atlantik zu beobachten, bis 1990 das Maximum von knapp 194.000 t erreicht wurde. Abgesehen von einigen stärkeren Schwankungen nach oben (z.B. 2001 und 2009) nehmen die Anlandungen seitdem ab. In der Grafik sind Biomasse (B) und fischereiliche Sterblichkeit (F) aus zwei unterschiedlichen Berechnungs-Modellen dargestellt. Für das letzte Jahr wird der jeweilige Mittelwert in Bezug zum Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) gesetzt. Die Biomasse hat seit den 1950er bzw. 1970er Jahren abgenommen. Der Mittelwert für 2010 liegt unter Bmsy. Die fischereiliche Sterblichkeit zeigt nach einem Anstieg bis etwa 1990 einen unterschiedlichen Trend, der Mittelwert von 2010 liegt unter Fmsy. [717] [721]

Ausblick

Der durch ICCAT 2012 festgelegte TAC soll unverändert bleiben (110.000 t) bis eine abweichende wissenschaftliche Empfehlung ausgesprochen wird. Die nächste Bestandsberechnung ist für 2016 geplant. Es wird erwartet, dass die Biomasse sich bis dahin in den grünen Bereich entwickelt hat und die Fangmengen daher stabil bleiben oder sogar angehoben werden können. [717] [720]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die Vertikalverteilung von Gelbflossenthun wird neben anderen Umweltfaktoren auch stark von der Temperatur beeinflusst. Neuere Studien zeigen, dass die Tiere auch tagsüber für kürzere Zeit kühlere Wassertemperaturen tolerieren können. [721]

Wer und Wie

Die Bewirtschaftung von Gelbflossenthun im Atlantik erfolgt durch die International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT). Mitglieder sind Küstenstaaten und nicht-Küstenstaaten, die im Atlantik Thunfisch fischen (z.B. die Europäische Gemeinschaft). Eine Höchstfangmenge (TAC) ist seit 2012 festgelegt. Weitere bindende Regelungen beinhalten z.B. saisonale Gebietsschließungen, Maßnahmen zur Vermeidung von Beifängen und Vorgaben für den Einsatz von Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs). Außerdem gibt es nicht-bindende Empfehlungen der ICCAT und nationale Gesetze und Regularien der Anrainerstaaten. [719] [720]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Die Entnahme von Gelbflossenthun im Atlantik ist erst seit 2012 durch eine Höchstfangmenge (TAC) reguliert. Der TAC entspricht der wissenschaftlichen Empfehlung und die Anlandungen lagen 2012 (vorläufige Zahlen) im Rahmen des TACs. [720] [721]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Atlantischer Gelbflossenthun ist im gesamten tropischen und subtropischen Teil des Atlantiks verbreitet und unternimmt hier weite Wanderungen. Daher wird trotz verschiedener Laichgebiete, die auf verschiedene Komponenten hinweisen, zunächst ein Gesamtbestand für den gesamten Atlantik angenommen. Die Bewirtschaftung erfolgt durch die International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT) als ein Bestand im gesamten Verbreitungsgebiet. [717]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

GesamtfangAnlandungen 2012: 101,9 (vorläufig)
Ostatlantik: 81,5; davon Ringwaden 83%, Angeln 8%, Langleinen 7%, andere 2%
Westatlantik: 20,4; davon Langleinen 64%, Ringwaden 16%, Angeln 5%, andere 14%
TACs 2012: 110,0   2013: 110,0   2014: 110,0   [717] [720]

IUU-Fischerei

Die International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT) führt eine Liste mit Schiffen, die illegale, nicht gemeldete oder unregulierte Fischerei betreiben (IUU-Liste). Außerdem sind verschiedenen Maßnahmen zur Unterbindung von IUU-Fischereien in Kraft. Nicht gemeldete Fänge sind aber ein erhebliches Problem bei der Fischerei auf Gelbflossenthun im Atlantik. Die nicht gemeldeten Thunfisch-Ringwadenfänge im Atlantik sind seit 2006 gestiegen und machten 2010 gemeinsam möglicherweise über 20.000 t Gelbflossenthun, Echter Bonito und Großaugenthun aus. [717] [719] [720]

Struktur und Fangmethode

Gelbflossenthun wird im gesamten tropischen Atlantik zwischen 45° N und 40° S mit Ringwaden, Hand- und Angelleinen sowie Langleinen gefangen. Im Ostatlantik werden die mit Abstand meisten Anlandungen von Spanien und Frankreich (2012 18.854 bzw. 18.506 t) getätigt. Außerdem landeten Ghana, Curacao, Belize und Panama 2012 jeweils über 5.000 t aus diesem Gebiet an. Im Westatlantik wird Gelbflossenthun vor allem von Venezuela und den USA gefangen (2012 4.837 bzw. 4.109 t). In beiden Gebieten fischt aber eine große Zahl weiterer Nationen auf diesen Bestand. Der größere Teil der Fänge von Gelbflossenthun kommt aus dem östlichen Atlantik. [717] [721]

Beifänge und Rückwürfe

Es gibt wenig Informationen über den Rückwurf von Gelbflossenthun im Atlantik. Einige Zahlen aus der Langleinen-Fischerei im Westatlantik werden in der aktuellen Anlandetabelle ohne weitere Erläuterungen dargestellt. Es gibt Hinweise auf den Rückwurf von zu kleinen Schwertfischen in der Langleinen-Fischerei. Die Wissenschaft weist darauf hin, dass die steigende Fischerei mit Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs) einen negativen Einfluss auf den Bestand haben kann, da sie unter anderem die fischereiliche Sterblichkeit kleiner Tiere erhöht. [717] [718] [721] [723]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Die verschiedenen in dieser Fischerei verwendeten Fanggeräte haben unterschiedlichen Einfluss auf andere Arten. Der Meeresboden wird aber nicht geschädigt, da die eingesetzten Fanggeräte ihn kaum berühren.
Bei der Fischerei mit Ringwaden kann es zum Beifang von Delfinen kommen, der aber durch verschiedene Techniken reduziert werden kann. 2010 stammten 16% der Gelbflossenthun-Fänge von den französischen, spanischen und assoziierten Flotten im Ostatlantik aus Ringwaden-Fischereien mit Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs). Neben der Zielart sammeln sich hier auch andere Arten, u.a. auch viele Jungtiere. FADs können daher den Beifang an zu kleinen Fischen, Schildkröten, Haien und anderen Meeresbewohnern erhöhen, die zum Teil (z.B. Schildkröten) aber lebend zurückgesetzt werden können (mehr Informationen). Junge Gelbflossenthune zeigen eine starke Bindung an FADs. Das fördert die Fängigkeit, und hat einen negativen Einfluss auf Biologie und Ökologie der Tiere durch Änderungen im Fraß- und Wanderverhalten. Zum Schutz junger Gelbflossen- und Großaugenthune gibt es saisonale Schließungen für Fischereien mit FADs. Alle Fischereien im ICCAT-Gebiet müssen jedes Jahr einen FAD-Managementplan einreichen, was aber bisher nur ansatzweise geschieht. Ringwadenfischereien auf freie Thunfischschulen (ohne FADs) haben kaum Einfluss auf Nicht-Zielarten.
Die Fischerei mit Angeln ist sehr selektiv mit wenig Beifang von nicht-Zielarten. Hier muss aber der Zustand der Köderfisch-Bestände beobachtet werden. Auch bei der Fischerei mit Handleinen und Angelleinen werden teilweise FADs eingesetzt.
In der Fischerei mit Langleinen können Beifänge von Schildkröten, Haien und Seevögeln auftreten. Insbesondere durch die Form der Haken lassen sich unerwünschte Beifänge bestimmter Arten reduzieren, bzw. die Überlebensrate nach Freilassung erhöhen. Verschiedene Regelungen beinhalten Vorgaben zur Vermeidung und Handhabung von beigefangenen Haien, Schildkröten und Seevögeln. [30] [558] [717] [720] [721] [722] [723] [724]

Biologische Besonder­heiten

Junge Gelbflossenthune bilden gemischte Schulen mit Echtem Bonito und jungen Großaugenthunen. Sie sind hauptsächlich im Oberflächenwasser zu finden. Größere Tiere bilden ebenfalls Schulen, die sowohl im Oberflächenwasser als auch etwas tiefer leben. Das Hauptlaichgebiet liegt im Golf von Guinea, Hauptlaichzeit ist Januar bis April. Jungtiere sind vor allem vor der Afrikanischen Küste zu finden. Weitere Laichgebiete liegen im Golf von Mexiko, in der Südost-Karibik und bei den Kapverdischen Inseln. Die Bedeutung dieser Gebiete für die gesamte Nachwuchsproduktion ist aber nicht bekannt. [721]

Zusätzliche Informationen

Die Thunfischfänge im Atlantik machen nur einen geringen Teil der weltweiten Anlandungen aus (2007-2011: 8,5%). Dabei wird am häufigsten Echter Bonito angelandet (2012: 240.821 t) gefolgt von Gelbflossenthun (2012: 101.866 t). 2007-2011 kamen im Mittel 6% der weltweiten Anlandungen von echtem Bonito und 9% der weltweiten Gelbflossenthun-Anlandungen aus dem Atlantik. Großaugenthun wird aus dem Atlantik in geringeren Mengen angelandet als die beiden anderen Arten (2012: 70.536 t), machte 2007-2011 im Mittel aber 19% der weltweiten Produktion dieser Art aus. [724]

Zertifizierte Fischereien

Bisher ist keine Fischerei auf Gelbflossenthun im Atlantischen Ozean nach den gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Gelbflossenthun wird mit Fahrzeugen aller Größen, von verschiedenen Nationen gefischt. Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung sind daher sehr unterschiedlich und richten sich nach den Regeln der jeweiligen Staaten. [717]

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[97]Zydelis R, Bellebaum J, Österblom H, Vetemaa M, Schirmeister B, Stipniece A, Dagys M, van Eerden M, Garthe S2009Bycatch in gillnet fisheries – An overlooked threat to waterbird populations Biological Conservation 142:1269–1281
[558]Kelleher K2005Discards in the world\'s marine fisheries: An update FAO fisheries technical paper 470, Rome, 154 pp
[717]International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)2012Report of the 2011 ICCAT Yellowfin Tuna stock assessment session (San Sebastián, Spain - September 5 to 12, 2011)iccat.int
[718]Ward P, Porter J, Elscot S2008Broadbill swordfish: status of established fisheries and lessons for developing fisheries Fish and Fisheries 1(4): 317-336
[719]International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)Homepage der International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)iccat.int
[720]International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)Homepage der International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT): Resolutions, Recommendations and other Decisionsiccat.int
[721]International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)2014Report for biennial period, 2012-13, Part II (2013) - Vol. 2, English version, SCRSiccat.int
[722]International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)Standing Committee on Research and Statistics (SCRS), Sub-Committee on Ecosystemsiccat.int
[723]Gilman E, Lundin C2010Minimizing Bycatch of Sensitive Species Groups in Marine Capture Fisheries: Lessons from Commercial Tuna Fisheries. pp. 150-164 in: Grafton Q, Hillborn R, Squires D, Tait M, Williams M (Eds.). Handbook of Marine Fisheries Conservation and Management Oxford University Press. USA, 785pp
[724]International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT)Standing Committee on Research and Statistics (SCRS), SCRS chair's presentations to the Commission. Temperate tunas Northiccat.int