Bestandsdatenblatt

Gelbflossenthun im Indischen Ozean

Gültig 12/2014 - 09/2015

Gelbflossenthun im Indischen Ozean

gültig 12/2014 - 09/2015

Zum aktuellen Bestandsdatenblatt

Zugehörige Fischart

Gelbflossenthun

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Golf von Bengalen, Indonesisches Meer, Arabisches Meer, Somalischer Küstenstrom, Agulhasstrom
Fanggebiet:Westlicher Indischer Ozean FAO 51; Östlicher Indischer Ozean FAO 57
Art:Thunnus albacares

 

Wissenschaftliche Begutachtung

Indian Ocean Tuna Commission (IOTC), www.iotc.org/English/index.php

Methode, Frequenz

Die Begutachtung von Gelflossenthun im Indischen Ozean erfolgt über zwei Modelle. In die zuletzt 2012 durchgeführte Begutachtung fließen vor allem Daten aus den verschiedenen Fischereien (Anlandemengen, Längen- und Geschlechterverteilung, Aufwand, Einheitsfänge (CPUEs)). Die Bestandsberechnungen sind unsicher, vor allem wegen unzureichender Eingangsdaten aus den kleinen handwerklichen und halb-industriellen Fischereien, die diesen Bestand nutzen.
Es sind vorläufige Ziel-Referenzwerte nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages für die Laicherbiomasse (Bmsy) und die fischereiliche Sterblichkeit (Fmsy) definiert. Außerdem sind für beide Parameter Limit-Referenzwerte festgelegt (0,4 Bmsy, 1,4 Fmsy). Auf ihrer Basis wird die Begutachtung des Bestandes vorgenommen und die maximale nachhaltige Fangmenge (MSY) empfohlen. [651] [812]

Wesentliche Punkte

2014 wurde keine neue Bestandsberechnung vorgenommen. Basierend auf der Begutachtung von 2012 ist die Laicherbiomasse von einem historischen Tief gestiegen. Biomasse und fischereiliche Sterblichkeit liegen nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) wahrscheinlich im grünen Bereich, die weitere Entwicklung ist aber unsicher. Die Anlandungen lagen 2013 wieder über der wissenschaftlichen Empfehlung (MSY). [812]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  angemessen (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Je nach verwendetem Berechnungsmodell lag die fischereiliche Sterblichkeit in der gesamten Zeitserie entweder unter dem Zielwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy) oder hat aufgrund sehr hoher Fänge 2003-2006 den Fmsy-Zielwert überschritten. Beide Modelle zeigen eine daraus resultierende starke Abnahme der Laicherbiomasse von 2004-2009. Die Verringerung von Fischereiaufwand und Fängen führte 2010 zu einer leichten Verbesserung des Bestandszustandes. Laut aktueller Begutachtung von 2012 scheinen Laicherbiomasse und fischereiliche Sterblichkeit im Rahmen des Konzeptes zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) zu liegen (B/Bmsy größer 1; F/Fmsy kleiner 1). Die Fänge von Gelbflossenthun im Indischen Ozean waren von Mitte der 1950er Jahre bis in die 1980er relativ stabil und schwankten zwischen 30.000 und 70.000 t (Langleinen und Kiemennetze). Mit Beginn der EU-Ringwadenfischerei stiegen die Fänge in den frühen 1980ern schnell an, 1993 wurden 400.000 t angelandet. Zeitgleich stieg auch die fischereiliche Sterblichkeit, und die Laicherbiomasse nahm ab. Nach einigen Jahren mit stabilen Fangmengen (330.000-350.000 t) wurden 2003-2006 sehr viel höhere Fänge getätigt (maximal 520.000 t 2004). Aufwand und Fangmengen in Ringwaden- und Langleinenfischereien wurden nach 2006 erheblich verringert, v.a. durch die Bedrohung der Fahrzeuge durch Piraterie im Westen des Verbreitungsgebietes, steigen aber seit 2010 wieder an. [812]

Ausblick

Die Entnahme von Gelbflossenthun im Indischen Ozean ist nicht über Höchstfangmengen (TACs) reguliert. Die empfohlene maximale nachhaltige Fangmenge (MSY) wurde 2012 und 2013 jedoch überschritten. Eine weitere Verbesserung der Sicherheit im westlichen Indischen Ozean (sinkende Gefahr durch Piraterie) könnte die Fänge noch weiter über MSY-Niveau steigen lassen. [704] [812]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Gelbflossenthun ist empfindlich gegenüber niedrigen Sauerstoffkonzentrationen und in tropischen Gewässern daher meist nicht tiefer als 250 m zu finden. Die Temperaturgrenzen für das Vorkommen liegen zwischen 18 und 31°C. [100] [229]

Wer und Wie

Die Bewirtschaftung von Gelbflossenthun im Indischen Ozean erfolgt durch die Indian Ocean Tuna Commission (IOTC). Mitglieder sind Küstenstaaten und nicht-Küstenstaaten, die im Indischen Ozean Thunfisch fischen (z.B. die Europäische Gemeinschaft). Die Bewirtschaftung erfolgt nicht durch die Festsetzung von Höchstfangmengen (TACs), aber durch andere bindende Regelungen (z.B. zur Regulierung des Fischereiaufwandes). Außerdem gibt es nicht-bindende Empfehlungen der IOTC und nationale Gesetze und Regularien der Anrainerstaaten. Die Fangmöglichkeiten für tropischen Thunfisch im IOTC-Übereinkommensbereich für EU-Schiffe (Spanien, Frankreich, Portugal, Vereinigtes Königreich) werden in Unionsrecht umgesetzt (Höchstzahl Schiffe bzw. Kapazität). [651] [798] [812]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Die wissenschaftliche Begutachtung errechnet und empfiehlt die maximale Entnahme im Rahmen des Konzeptes zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) (zwei Modelle). Höchstfangmengen (TACs) werden aber nicht festgelegt. Die aktuellen Fänge liegen dicht an den maximal empfohlenen Mengen, 2012 und 2013 lagen sie darüber. Die Wissenschaft warnt vor einer weiteren Erhöhung der Fänge und weist außerdem darauf hin, dass die Fangdaten aus einigen Flotten unsicher sind bzw. gänzlich fehlen. [704] [812]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Gelbflossenthun ist im gesamten Indischen Ozean verbreitet und unternimmt hier weite Wanderungen. Er wird für die Begutachtung als ein Bestand betrachtet. Die Bewirtschaftung erfolgt durch die Indian Ocean Tuna Commission (IOTC) als ein Bestand im gesamten Verbreitungsgebiet. [812]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

GesamtfangAnlandungen 2013: 402,1; davon etwa 25% Angeln, 25% Ringwaden mit FADs, 17% Langleinen, 9% Ringwaden ohne FADs, 14% Kiemennetze, 8% Schleppangeln, 2% andere Fanggeräte
TACs nicht festgelegt [812]

IUU-Fischerei

Die Indian Ocean Tuna Commission führt eine Liste mit Schiffen, die Illegale, nicht gemeldete oder unregulierte Fischerei betreiben (IUU-Liste). Maßnahmen zur Unterbindung von IUU-Fischereien durch die Hafenstaaten sind seit 2011 in Kraft. IUU-Fischerei ist aber noch immer ein Problem im Indischen Ozean. [651] [652] [812]

Struktur und Fangmethode

Gelbflossenthun im Indischen Ozean wird mit Kiemennetzen, Ringwaden, Langleinen, Handleinen und Angelleinen, Schleppangeln und anderen Fanggeräten gefischt. Ein Teil kommt aus einer kleinen handwerklichen oder halb-industriellen Fischerei. 2013 stammten 75% (2012 51%) der Ringwaden-Fänge aus Fischereien mit Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs). Der größere Teil der Fänge von Gelbflossenthun kommt aus dem westlichen Indischen Ozean. [812]

Beifänge und Rückwürfe

Die Menge an Beifängen und Rückwürfen ist trotz einer Meldepflicht größtenteils unbekannt. Es wird aber angenommen, dass die Rückwürfe gering sind. Mit Hilfe von Daten aus spanischen und französischen Beobachter-Programmen (2003-2007) wurden Beifänge der Hauptarten bzw. Artengruppen in der gesamten Ringwadenfischerei auf Thunfisch (verschiedene Arten) geschätzt. Insgesamt fielen 3,5% unerwünschter Beifang an. Davon entfielen auf Thunfisch-Rückwurf 54%, Haie 10%, Schwertfisch etc. 1,5%, Rochen 0,7%, andere Fische 34%. Für die Fischerei mit Ringwaden ist ein Rückwurfverbot für Echten Bonito, Gelbflossenthun und Großaugenthun in Kraft. Ausgenommen sind nur Fische, die aufgrund von Beschädigung für den menschlichen Konsum nicht geeignet sind. [651] [812] [813]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Die verschiedenen in dieser Fischerei verwendeten Fanggeräte haben unterschiedlichen Einfluss auf andere Arten. Der Meeresboden wird aber nicht geschädigt, da die eingesetzten Fanggeräte ihn kaum berühren.
Im Indischen Ozean wird Gelbflossenthun u.a. mit Kiemennetzen gefangen, die zum Teil nicht-selektiv sind (Monofilament-Netze). Beifang-Raten sind nicht bekannt, neben den Zielarten können sich aber andere Fischarten, Meeressäuger, Vögel, Schildkröten und Haie verfangen.
Bei der Fischerei mit Ringwaden kann es zu Beifang von Delfinen kommen, der aber durch verschiedene Techniken reduziert werden kann. 2013 stammten 75% der Ringwaden-Fänge (25% des Gesamtfangs) aus Fischereien mit Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs). Neben der Zielart sammeln sich hier auch andere Arten, u.a. auch viele Jungtiere. FADs können daher den Beifang an zu kleinen Fischen, Schildkröten, Haien und anderen Meeresbewohnern erhöhen, die zum Teil (z.B. Schildkröten) aber lebend zurückgesetzt werden können (mehr Informationen). Die IOTC-Mitgliedsstaaten mussten bis Ende 2013 Managementpläne für ihre Fischereien mit FADs (Ringwaden, Handleinen/Angeln) vorlegen, die bestimmten Richtlinien entsprechen. Ringwadenfischereien auf freie Thunfischschulen (ohne FADs) haben kaum Einfluss auf Nicht-Zielarten.
Die Fischerei mit Angeln ist sehr selektiv mit wenig Beifang von nicht-Zielarten. Hier muss aber der Zustand der Köderfisch-Bestände beobachtet werden.
In der Fischerei mit Langleinen können Beifänge von Schildkröten, Haien und Seevögeln auftreten. Insbesondere durch die Form der Haken lassen sich unerwünschte Beifänge bestimmter Arten reduzieren. Verschiedene IOTC-Resolutionen beinhalten Vorgaben zur Vermeidung und Handhabung von beigefangenen Haien, Schildkröten und Seevögeln. [30] [558] [651] [812] [813]

Biologische Besonder­heiten

Tiere, die gerade in die Fischerei einwachsen, werden hauptsächlich mit Ringwaden mit Fischkonzentrationseinrichtungen (FADs) gefangen. Jungtiere bilden gemischte Schwärme mit Echtem Bonito und jungen Großaugenthunen und sind hauptsächlich im Oberflächenwasser tropischer Gebiete zu finden. Ältere Tiere leben auch in etwas tieferen Wasserschichten. Die mittleren Altersstufen werden in der industriellen Fischerei selten gefangen, sind aber in einigen handwerklichen Fischereien häufig (z.B. im Arabischen Meer). [812]

 

Zusätzliche Informationen

Die sogenannten Thunfischabkommen mit Partnerländern (z.B. Komoren, Madagaskar, Mosambik und Seychellen) erlauben es Fischereifahrzeugen aus der EU, wandernde Thunfischbestände entlang der afrikanischen Küsten und im Indischen Ozean zu nutzen. Deutsche Fangschiffe sind in diesen Fischereien nicht aktiv. [185] [812]

 

Soziale Aspekte

Gelbflossenthun wird mit Fahrzeugen aller Größen von verschiedenen Nationen gefischt. Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung sind daher sehr unterschiedlich, und richten sich nach den Regeln der jeweiligen Staaten. [812]

 

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[100]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO, Fisheries and Aquaculture, Search resources factsheets, Aquatic speciesfao.org
[185]Europäische KommissionEuropäische Kommission, Fischerei, Homepageeuropa.eu
[229]Froese, R. and D. Pauly. Editors.2011FishBase. World Wide Web electronic publication.
www.fishbase.org, version (06/2011).
fishbase
[558]Kelleher K2005Discards in the world\'s marine fisheries: An update FAO fisheries technical paper 470, Rome, 154 pp
[651]Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)Collection of Active Conservation and Management Measures for the Indian Ocean Tuna Commission.iotc.org
[652]Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)Homepage der Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)iotc.org
[704]Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)2013Report of the Sixteenth Session of the IOTC Scientific Committee, Busan, Rep. of Korea, 2–6 December 2013 IOTC–2013–SC16–R[E]: 312pp
[798]Europäische Union (EU)2015Verordnung (EU) 2015/104 des Rates vom 19. Januar 2015 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Unionsgewässern sowie für Unionsschiffe in bestimmten Nicht-Unionsgewässern (2015) und zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 43/2014 sowie zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr. 779/2014europa.eu
[812]Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)2014Report of the Seventeenth Session of the IOTC Scientific Committee, Seychelles, 8–12 December 2014, IOTC–2014–SC17–R[E]: 357ppiotc.org
[813]Indian Ocean Tuna Commission (IOTC)2014Report of the 10th Session of the IOTC Working Party on Ecosystems and Bycatch, Yokohama, Japan, 27–31 October 2014, IOTC–2014–WPEB10–R[E]iotc.org