Bestandsdatenblatt

Schwarzer Heilbutt Fjorde West-Grönlands (1A inshore)

Gültig 06/2012 - 06/2014

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Westgrönlandschelf
Fanggebiet:West-Grönland (NAFO 0, 1) FAO 21
Art:Reinhardtius hippoglossoides

Wissenschaftliche Begutachtung

Wissenschaftlicher Rat (Scientific Council) der Northwest Atlantic Fisheries Organization (NAFO), www.nafo.int

Methode, Frequenz

Die Begutachtungen der Bestandskomponenten in den Fjorden West-Grönlands (1A inshore) werden im Auftrag Dänemarks (Grönlands) von der NAFO (Northwest Atlantic Fisheries Organization) alle ein oder zwei Jahre durchgeführt. Es gibt keine analytische Bestandsberechnung, Referenzwerte sind nicht festgelegt. Anlandedaten und Biomasseinformationen sind für einzelne Gebiete (Forschungsfahrten und kommerzielle Daten) verfügbar. Die Beurteilungen und Empfehlungen werden für die Komponenten in drei grönländischen Fjorden getrennt gegeben. [279] [536] [539] [541]

 

Wesentliche Punkte

2012: Der Zustand aller drei Bestands-Komponenten ist unklar. Die standardisierten Einheitsfänge (CPUEs) aus der kommerziellen Langleinen-Fischerei zeigen für Disko-Bucht und Fjorde bei Upernavik eine Abnahme, für den Uummannaq-Fjord eine Zunahme. Daten der Forschungsreisen weisen dagegen auf eine Zunahme in der Disko-Bucht hin. [536] [539] [541]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die Fischerei in den westgrönländischen Fjorden findet vor allem in drei Gebieten statt: Disko-Bucht, Uummannaq-Fjord und Fjorde bei Upernavik. Sie begann Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts mit Einführung der Langleinen-Fischerei. Vor 1955 wurden jährlich weniger als 500 t angelandet, die Anlandungen stiegen dann aber kontinuierlich bis auf etwa 25.000 t Ende der 1990er Jahre. Bis 2009 sanken die Anlandungen, was vor allem auf die in drei Jahren halbierten Anlandungen aus der Disko-Bucht zurückzuführen war. Die standardisierten Einheitsfänge (CPUEs) aus der kommerziellen Langleinen-Fischerei zeigen für Disko-Bucht und Fjorde bei Upernavik eine Abnahme, für den Uummannaq-Fjord eine Zunahme. Diese Entwicklung kann durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst werden und muss daher mit Vorsicht interpretiert werden. Die Daten aus verschiedenen Forschungsreisen zeigten 2011 in der Disko-Bucht einen Anstieg von Biomasse und Einheitsfängen. [536] [539]

Ausblick

Der Zustand aller drei Bestands-Komponenten ist unklar. Die Fangmengen können aber voraussichtlich bis 2014 stabil bleiben. [536] [539]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Es sind keine spezifischen Umwelteinflüsse auf diesen diese Bestandskomponenten genannt. Schwarzer Heilbutt in den Fjorden ist nicht selbsterhaltend und somit von der Zuwanderung aus den übrigen Gebieten abhängig. Die erwachsenen Tiere bleiben aber in den Fjorden. [539] [541]

Wer und Wie

Das Management der Bestandskomponenten in der Disko-Bucht und den Fjorden erfolgt durch Grönland. Es werden drei getrennte, lokale Höchstfangmengen (TACs) festgelegt. Die Sommersaison läuft von Juni-November, die übrigen Monate werden als Winter klassifiziert. Es gibt technische Regularien zum Beispiel über Maschenweiten in Kiemennetzen. Die einzelnen Gemeinden können zum Teil eigene Regularien festlegen (z.B. über den Einsatz von Kiemennetzen). [536] [539] [541]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Erst seit 2008 werden für die drei Komponenten in der Disko-Bucht und den Fjorden Höchstfangmengen (TACs) festgelegt, wissenschaftliche Empfehlungen gibt es teilweise schon länger. Seit 2009 stimmen die TACs für die Disko-Bucht und den Uummannaq-Fjord weitestgehend mit den Empfehlungen überein (in letzterem lag der TAC 2012 1.000 t höher als empfohlen), für Upernavik wird keine Empfehlung gegeben. Die Anlandungen lagen zum Teil leicht über den TACs. [536] [539]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Die Bestandskomponenten sind nur in grönländischen Gewässern verbreitet. Die Bewirtschaftung erfolgt durch Grönland über drei getrennte Höchstfangmengen. [536] [539]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2011: Summe Anlandungen: 20,9, (Disko Bay: 8,0; Uummannaq: 6,4; Upernavik: 6,5); davon über 90% Langleinen
TACs (Disko Bay/Uummannaq/Upernavik) 2009: 8,8/5,0/5,0   2010: 8,8/5,0/6,0   
2011: 8,0/5,0/6,0   2012: 8,0/6,0/6,0    
[536] [539] [541]

IUU-Fischerei

Die NAFO führt eine Liste mit Schiffen, die Illegale, nicht gemeldete oder unregulierte Fischerei betreiben (IUU-Liste) und hat diverse Regularien festgelegt, die eine IUU-Fischerei verhindern sollen. Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge aus diesen Bestandskomponenten. [538]

 

Struktur und Fangmethode

Die Fischerei erfolgte traditionell mit Langleinen von offenen kleinen Booten oder Hundeschlitten. In den letzten Jahrzehnten werden auch größere Schiffe eingesetzt. Mitte der 1980er Jahre wurden Kiemennetze eingeführt, es wird aber noch immer ein Großteil mit Langleinen gefischt (90-99%). Die Nutzung von Kiemennetzen wurde Ende der 1990er eingeschränkt, um den Aufwand zu reduzieren. Ein Verbot von Kiemennetzen trat 2000 in Kraft. Inzwischen gibt es aber wieder Lockerungen des Verbotes und die Gemeinden dürfen seit 2004 eigene Regeln festlegen. Kiemennetze sind seitdem wieder in größeren Gebieten erlaubt. [167] [280] [281] [283] [284]

 

Beifänge und Rückwürfe

Informationen über Beifänge und Rückwürfe stehen nicht zur Verfügung. In der Garnelen-Fischerei kann es zum Beifang von Schwarzem Heilbutt kommen. Vorgeschriebene Sortiergitter vermindern das Problem, konnten es bisher aber nicht gänzlich lösen, da es bis heute Ausnahmeregelungen für ihren Einsatz gibt. [541]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Der Meeresboden wird bei der Fischerei mit Langleinen nicht beeinflusst. Verlorengegangene Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. Kiemennetze spielen in dieser Fischerei nur eine sehr geringe Rolle. [30] [178] [541]

Biologische Besonder­heiten

Schwarzer Heilbutt ist ein besonders großer Plattfisch, der über 1 m lang werden kann. Anders als andere Arten ist er auf beiden Körperseiten pigmentiert und das zweite Auge wandert nicht gänzlich auf die spätere Körperoberseite. Beide Merkmale weisen darauf hin, dass schwarzer Heilbutt nicht nur am Boden lebt, sondern auch in der freien Wassersäule angetroffen werden kann. [31]

 

Zusätzliche Informationen

Die Fischerei auf schwarzen Heilbutt in Grönland begann Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in der Disko-Bucht. Hier wurde traditionell der höchste Anteil der grönländischen Fänge getätigt und die Fänge stiegen fast kontinuierlich bis 2004. Auch heute ist dieses Gebiet durch die Heilbutt-Fischerei geprägt und ein Anziehungspunkt für Touristen. [284] [288]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Schwarzen Heilbutt West-Grönland nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren unter der grönländischen Flagge, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt nach grönländischen (dänischen) Regeln. In Grönland ist die Fischerei und die anschließende Verarbeitung der Hauptindustriezweig. Zwischen 80 und 90% des jährlichen Exports bestehen aus Fisch und Meeresfrüchten, eine starke Abhängigkeit von der internationalen Preisentwicklung ist die Folge. [13] [31] [288]

 

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[31]Ministry of Food, Agriculture and Fisheries, IslandInformationsseite des isländischen "Ministry of Food, Agriculture and Fisheries"government.is
[167]Europäische Union (EU)2011Verordnung (EU) Nr. 57/2011 des Rates vom 18. Januar 2011 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den EU-Gewässern sowie für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern (2011)europa.eu
[178]FAO Food and Agriculture Organization2016Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016
[279]North-West-Atlantic-Fisheries-Organisation (NAFO)Northwest Atlantic Fisheries Organization, Homepagenafo.int
[280]ICES2016Report of the Advisory Committee, 2016. Book 6, Greater North Sea Ecoregion, 6.3.41 Sandeel (Ammodytes spp.) in Divisions 4b and 4c, SA 1 (Central and South North Sea, Dogger Bank)ices.dk
[281]National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)North Pacific Groundfish Stock Assessments, Economic Status Reports and Ecosystem Status Reportsnoaa.gov
[283]Payne A, Hønneland G, Japp D2016MSC SUSTAINABLE FISHERIES CERTIFICATION, On-Site Surveillance Visit - Report for Russian Sea of Okhotsk Midwater Trawl Walleye Pollock Fisherymsc.org
[284]Russian Pollock Catchers Association (PCA)Russian Pollock - sustainably sourced. Homepage mit Informationen zur Russischen Seelachs Fischerei. Informationen auf Englisch, diverse Links zu Dokumenten auf Englisch, teilweise nur auf Russischrussianpollock.com
[288]The Government of Greenland (Naalakkersuisut)Homepage: Government of Greenland (dänisch und grönländisch)naalakkersuisut.gl
[536]R Berghahn1996Episodic Mass Invasions of Juvenile Gadoids into the Wadden Sea and their Consequences for the Population Dynamics of Brown Shrimp (Crangon crangon) Marine Ecology, 17 (1-3): 251-260
[538]Alaska Department of Fish and Game (AFD&G)Homepage: Alaska Department of Fish and Game (AFD&G) (englisch)adfg.alaska.gov
[539]North-West-Atlantic-Fisheries-Organisation (NAFO)20122012: Greenland halibut in Division 1A (inshore)nafo.int
[541]North Pacific Anadromous Fish Commission (NPAFC)Homepage der North Pacific Anadromous Fish Commission (NPAFC) (englisch)npafc.org