Bestandsdatenblatt

Schwarzer Heilbutt Neufundland/Labrador

Gültig 06/2012 - 06/2013

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Neufundland-Labradorschelf
Fanggebiet:Neufundland/Labrador (NAFO 2, 3KLMNO) FAO 21
Art:Reinhardtius hippoglossoides

Wissenschaftliche Begutachtung

Wissenschaftlicher Rat (Scientific Council) der Northwest Atlantic Fisheries Organization (NAFO), www.nafo.int

Methode, Frequenz

Jährliche analytische Bestandsberechnung, die jedoch sehr unsicher ist. Biomasse, fischereiliche Sterblichkeit und Nachwuchsproduktion werden in der Regel zwar berechnet, aufgrund der Unsicherheiten gehen sie aber nicht unmittelbar in eine wissenschaftliche Fangempfehlung ein. Seit 2011 werden die Höchstfangmengen im Rahmen einer mittelfristigen Bewirtschaftungsregel (HCR) auf Basis der aktuellen Biomassetrends aus den jährlichen Forschungsfahrten berechnet. Referenzpunkte sind nicht festgelegt. [278] [285] [536]

 

Wesentliche Punkte

2012: Für 2011 stehen keine verlässlichen Anlandedaten zur Verfügung, daher konnten keine aktuellen Bestandsdaten berechnet werden. Die Signale aus verschiedenen Forschungsfahrten sind variabel, deuten aber auf eine eher abnehmende Biomasse hin. Die Höchstfangmenge basiert seit 2011 auf einer mittelfristigen Bewirtschaftungsregel (HCR), die keine analytische Bestandsberechnung für die Ableitung der Fangmenge benötigt. [278] [285] [297] [536]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

 Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

 Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

 Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die Fischerei auf diesen Bestand begann in den frühen 1960er Jahren, und die Anlandungen schwankten zwischen 1966 und 1989 zwischen 20.000 und 40.000 t. Sie stiegen aber 1990 bis auf über 60.000 t an, als die Fischerei in den tiefen Bereichen der NAFO Gebiete 3LMNO intensiviert wurde, und sanken erst 1995 wieder deutlich, als zum ersten Mal eine Höchstfangmenge (TAC) durch die Fischerei Kommission der NAFO festgesetzt wurde. Zuvor gab es nur autonome kanadische Quoten, die aber nicht in internationalen Gewässern galten. Die fischbare Biomasse (ab Alter 5) nahm zwischen 1991 und 1995 aufgrund der hohen Anlandungen und stark gestiegenen fischereilichen Sterblichkeit stark ab. 2003 trat ein Aufbauplan für diesen Bestand in Kraft, der eine erneute Reduzierung der Anlandungen bewirkte. Die Biomasse konnte sich stabilisieren, obwohl die TACs bis 2010 regelmäßig weit überschritten wurden und die Nachwuchsproduktion sehr variabel ist. Seit 2008 nimmt die Biomasse auch aufgrund sehr schwacher Jahrgänge, die nun in die Fischerei einwachsen, wieder ab. Für 2012 konnten keine aktuellen Bestandsdaten berechnet werden. Die Signale aus verschiedenen Forschungsfahrten sind variabel, deuten aber auf eine eher abnehmende Biomasse. [278] [536]

 

Ausblick

Die Biomasse wird, verursacht durch die eher schlechte Nachwuchsproduktion, vermutlich mittelfristig weiter abnehmen. Die derzeitige Bewirtschaftungsregel dämpft die Quotenreduzierung, indem sie eine Abweichung von der Vorjahresquote von nur 5% erlaubt. [278] [286] [536]

 

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Es sind keine spezifischen Umwelteinflüsse auf diesen Bestand genannt. [278] [286] [536]

 

Wer und Wie

Bis 1995 wurde eine Höchstfangmenge (TAC) für diesen Schwarzen Heilbutt-Bestand autonom von Kanada nur für kanadische Gewässer (Gebiete 2 und 3K) festgesetzt. Seit 1995 legt die NAFO für den gesamten Bestand einen TAC fest (Gebiete 2 und 3KLMNO). Das Management in internationalen Gewässern (3LMNO) erfolgt durch die NAFO, hier haben neben dem Küstenstaat Kanada auch die verschiedenen NAFO-Mitglieder wie Russland, Japan und die EU Fangmöglichkeiten. Die Gebiete 2 und 3K fallen dagegen weiter unter kanadisches Management. Seit Ende 2003 ist für diesen Bestand ein von den Vertragspartnern erstellter Aufbauplan (über 15 Jahre) in Kraft, der unter anderem die TACs bis einschließlich 2007 festgelegte. Ab 2008 sollten die TACs abhängig von der Erholung des Bestandes und nach wissenschaftlicher Empfehlung festgesetzt werden. Da die Bestandsberechnung aber sehr unsicher ist, wird der TAC seit 2011 für zunächst vier Jahre ohne analytische Bestandsberechnung, sondern auf Basis einer mittelfristigen Bewirtschaftungsregel (HCR) festgelegt. In die Ableitung des TACs geht der Biomassetrend aus den aktuellsten Forschungsreisen ein. Außerdem gibt es ein stabilisierendes Element, welches die Veränderung des TACs zwischen zwei Jahren auf ±5% beschränkt. Darüber hinaus sind verschiedene technische Regularien in Kraft. [278] [285] [380] [538]

 

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Da die Höchstfangmengen (TACs) für 2004 bis 2007 im Rahmen eines Wiederaufbauplanes für diesen Bestand fixiert waren, wurde 2005 bis 2008 keine wissenschaftliche Empfehlung erstellt. Die Empfehlungen für 2009 und 2010 wurden bei Festlegung der TACs weit überschritten. Zusätzlich liegen die tatsächlichen Anlandungen seit 2004 zwischen 22 und 64% über den TACs. Diese regelmäßigen Überschreitungen der TACs haben die Erfolgsaussichten des Erholungsplanes gefährdet. Seit 2011 wird der TAC auf Basis einer Bewirtschaftungsregel (HCR) festgelegt. Die Wissenschaft hat die Regel grundsätzlich als „robust“ bewertet und liefert keine davon abweichende Fangempfehlung. Allerdings weist sie darauf hin, dass stärkere Reduzierungen als von der HCR vorgesehen erforderlich sind, wenn außergewöhnliche Umstände auftreten. [278] [279] [286] [536]

 

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Schwarzer Heilbutt in den NAFO-Gebieten 2 und 3 KLMNO ist wahrscheinlich Teil eines Bestandes, der auch die Komponenten in den Gebieten 0 und 1 umfasst. Diese Komponente kommt in kanadischen und internationalen Gewässern vor. Das Management erfolgt durch die NAFO (int. Gewässer) und Kanada (kanadische AWZ) mit einem gemeinsamen TAC. [158] [278]

 

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang

Keine Daten für 2011; 2010: 26,2; davon in der kanadischen Flotte (25% der Anlandungen): 49,8% Kiemennetze, 50,2% Schleppnetze

TACs 2007: 16,0  2008: 16,0  2009: 16,0  2010: 16,0  2011: 17,2  
2012: 16,3  [158] [278] [279] [287] [536]

IUU-Fischerei

Die NAFO führt eine Liste mit Schiffen, die Illegale, nicht gemeldete oder unregulierte Fischerei betreiben (IUU-Liste) und hat diverse Regularien festgelegt, die eine IUU-Fischerei verhindern sollen. Es gibt in dieser Fischerei erhebliche Probleme mit unberichteten Fängen. Die Anlandungen liegen seit 2004 zwischen 22 und 64% über den erlaubten Höchstfangmengen, für 2011 liegen keine Anlandedaten vor. [278] [279] [538] [persönliche Mitteilung, NAFO, Sept. 2011]

 

Struktur und Fangmethode

Die Kanadische Flotte fischt etwa 25% der Anlandungen aus diesem Bestand, vor allem mit Schleppnetzen und Kiemennetzen. Die Fänge mit Langleinen sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Die kanadischen Fänge verteilen sich zum Teil auf die von der NAFO bewirtschafteten Gebiete 3LMNO, der größere Teil der Fänge wird jedoch in den Gebieten 2 und 3K getätigt. Neben der kanadischen Flotte fischen hier unter anderem auch Fahrzeuge aus Russland, Japan und der EU. Die EU-Quote für Gebiet 3LMNO (2012: 7.093 t) wird auf verschiedene Länder verteilt, hauptsächlich Spanien und Portugal, aber auch Deutschland hat einen Anteil. Diese Flotten bestehen im Wesentlichen aus Vollfrost-Trawlern. [278] [287] [380]

 

Beifänge und Rückwürfe

Informationen über Beifänge liegen nur teilweise vor und die Datensammlung ist nicht standardisiert. In der kanadischen Fischerei auf Schwarzen Heilbutt sind Beifänge an kommerziellen Arten gering, in den letzten 5 Jahren weniger als 2% des Gesamtfanges (nach Gewicht). Beigefangen werden z.B. andere Plattfische, Rotbarsche und Rochen. Für die russische Flotte liegen aus der gezielten Heilbutt-Fischerei nur Daten für 2011 vor. Hier machte die Zielart 94% der Fänge aus, beigefangen wurden u.a. Rotbarsch, Grenadier und verschiedene Plattfische. [536]

 

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen kann der Meeresboden geschädigt werden. Sie fangen neben den Zielarten auch Arten, die nicht kommerziell genutzt werden und deren Entnahme einen Einfluss auf das Ökosystem haben kann. Auf sandigem Boden konnten allerdings keine großen Veränderungen festgestellt werden. Einen negativen Effekt hat dieses Gerät auf die Fauna des Hartbodens, hier hat als Folge des Einsatzes von Grundschleppnetzen die Häufigkeit von z.B. Schwämmen und Kaltwasser-Korallen abgenommen. Einige Gebiete in der NAFO-Region sind zum Schutz dieser Kaltwasser-Riffe für die Schleppnetzfischerei geschlossen. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. [30] [31] [83] [158] [178] [538]

 

Biologische Besonder­heiten

Schwarzer Heilbutt ist ein besonders großer Plattfisch, der über 1 m lang werden kann. Anders als andere Arten ist er auf beiden Körperseiten pigmentiert und das zweite Auge wandert nicht gänzlich auf die spätere Körperoberseite. Beide Merkmale weisen darauf hin, dass schwarzer Heilbutt nicht nur am Boden lebt, sondern auch in der freien Wassersäule angetroffen werden kann. [31]

 

Zusätzliche Informationen

Die NAFO merkt an, dass der größte Teil der Fänge aus diesem Bestand aus Jungtieren besteht, die noch nicht zur Reproduktion beigetragen haben. Dies behindert bei insgesamt hohem Fischereidruck die Erholung des Bestandes. [279]

 

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf diesen Bestand nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

 

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen Kanadas und der jeweiligen NAFO-Mitgliedsstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [13] [31]

 

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[31]Ministry of Food, Agriculture and Fisheries, IslandInformationsseite des isländischen "Ministry of Food, Agriculture and Fisheries"government.is
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[158]Fisheries and Oceans Canada, DFOHomepage: Fisheries and Oceans CanadaDFO-Kanada
[178]FAO Food and Agriculture Organization2016Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016
[278]NAFO2012Scientific Council Reports 2011, Stock Assessments: 20. Greenland Halibut (Reinhardtius hippoglossoides) in SA 2 + Div. 3KLMNO (S. 200-211)nafo.int
[279]North-West-Atlantic-Fisheries-Organisation (NAFO)Northwest Atlantic Fisheries Organization, Homepagenafo.int
[285]NAFO2010NAFO/FC Doc. 10/12: 32nd Annual Meeting - September 2010 Working Group on Greenland Halibut Management Strategy Evaluation (WGMSE) Recommendations to Fisheries Commissionnafo.int
[286]NAFO2012Scientific Council Reports 2011nafo.int
[287]NAFO2011NAFO SCR Doc. 11/44: The Canadian fishery for Greenland halibut in SA 2 + Div. 3KLMNO, with emphasis on 2010nafo.int
[297]Healey, BP2011NAFO SCR 11/036: An Assessment of Greenland Halibut (Reinhardtius hippoglossoides) in NAFO Subarea 2 and Divisions 3KLMNOnafo.int
[380]Europäische Union2012Verordnung (EU) Nr. 44/2012 des Rates vom 17. Januar 2012 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten im Jahr 2012 in EU-Gewässern und für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern für bestimmte, über internationale Verhandlungen und Übereinkünfte regulierte Fischbestände und Bestandsgruppeneuropa.eu
[536]R Berghahn1996Episodic Mass Invasions of Juvenile Gadoids into the Wadden Sea and their Consequences for the Population Dynamics of Brown Shrimp (Crangon crangon) Marine Ecology, 17 (1-3): 251-260
[538]Alaska Department of Fish and Game (AFD&G)Homepage: Alaska Department of Fish and Game (AFD&G) (englisch)adfg.alaska.gov