Bestandsdatenblatt

Rockall-Schellfisch

Gültig 06/2010 - 06/2011

Rockall-Schellfisch

gültig 06/2010 - 06/2011

Zum aktuellen Bestandsdatenblatt

Zugehörige Fischart

Schellfisch

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Keltischer und Biskaya-Schelf
Fanggebiet:Keltische Meere (6, 7) FAO 27
Art:Melanogrammus aeglefinus

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Jährliche analytische Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Anlandedaten und einer wissenschaftlichen Forschungsreise. Abschätzungen über Rückwürfe gehen in die Bestandsberechnungen ein. Drei von vier Referenzwerten nach dem Vorsorgeansatz sind definiert (Bpa, Blim, Fpa). Die Referenzwerte nach dem Konzept des höchsten Dauerertrages sind vorläufig. Die Bestandsberechnung ist eher unsicher, vor allem wegen der Unsicherheiten über die tatsächliche Entnahme und aufgrund spärlicher wissenschaftlicher Daten. [152] [153]

Wesentliche Punkte

2009: Der Bestand ist nach allen Kriterien im grünen Bereich, die Nachwuchsproduktion aber schwach. Der ICES betont, dass dringend ein Managementplan entwickelt werden sollte. [152]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

 

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit
 

  nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  angemessen (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die Laicherbiomasse erreichte 1995 ihren Höchstwert und nahm danach durch eine intensive internationale Fischerei schnell ab, bis sie 2001 unter dem Vorsorgereferenzwert lag. Seitdem steigt sie aufgrund einiger starker Jahrgänge mit leichten Schwankungen wieder an. Seit 2003 liegt die Laicherbiomasse über dem Vorsorgereferenzwert, hat aber 2009 wieder abgenommen. Die fischereiliche Sterblichkeit lag während der gesamten Zeitserie bis 2005 über dem Vorsorgereferenzwert. Seit 2005 sinkt sie, erreicht 2009 den historisch niedrigsten Wert und liegt unter allen Referenzwerten. Die Nachwuchsproduktion ist seit 2007 extrem schwach. [152] [153]

Ausblick

Bei gleichbleibender fischereilicher Sterblichkeit wird die Laicherbiomasse in den nächsten Jahren abnehmen, wenn die schwachen Jahrgänge der letzten vier Jahre in die Fischerei einwachsen. Die Höchstfangmengen müssen daher weiter reduziert werden. [152]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die in den letzten Jahren geringe Nachwuchsproduktion ist wahrscheinlich auf steigenden Wassertemperaturen auf der Rockall-Bank zurückzuführen. [152]

Wer und Wie

Der Bestand wird von der EU und von der NEAFC (Nordost-atlantische Fischereikommission) bewirtschaftet. Seit 1999 sind Teile des Gebietes internationale Gewässer (NEAFC-Zuständigkeit), Fahrzeuge von nicht-NEAFC-Mitgliedern unterliegen in internationalen Gewässern keiner Einschränkung durch TACs und anderer Regularien. Neben der EU-Flotte fischt eine russische Flotte in internationalen Gewässern. Es gibt keinen Managementplan für diesen Bestand. Neben den Höchstfangmengen wird die Fischerei auch über Gebietsschließungen reguliert, die Jungfische in flachen Bereichen schützen sollen (Haddock Box). Schließungen gibt es sowohl im EU- als auch im NEAFC-Gebiet. [152] [153] [154] [155]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Seit 2004 wird die Höchstfangmenge der EU (EU-TAC) für die Gebiete VIb und die internationalen Gewässer von XII und XIV festgelegt. Für 2004-2006 gab der ICES die Empfehlung die Fänge so weit wie möglich zu reduzieren und der EU-TAC wurde zwischen 600 und 700 t festgesetzt. Die Anlandungen in dieser Zeit lagen aber weit darüber. Für 2007 und 2008 wurden die TACs unterhalb der ICES-Empfehlungen festgesetzt. Allerdings schlossen die Empfehlungen für 2008 explizit die Rückwürfe mit ein. Seit 2009 beziehen sich die Empfehlungen des ICES wieder nur auf die Anlandungen, und die TACs 2009 und 2010 wurden höher festgesetzt. Für 2011 ist der TAC wieder reduziert, liegt aber über der ICES-Empfehlung. [152] [153]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Der Rockall-Schellfisch ist ein vom Malin-Schelf getrennter Bestand, der auf Rockall-Plateau und -Bank verbreitet ist. Seit 2004 wird ein EU-TAC (Höchstfangmenge) für die Gebiete VIb und die internationalen Gewässer von XII und XIV festgelegt. Der süd-westliche Teil des Plateaus liegt in internationalen Gewässern und wird durch die NEAFC bewirtschaftet. [153] [154]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2009: 4,7 (Anlandungen: 3,2, Rückwürfe 1,6); davon Grundschleppnetze 93%, pelagische Schleppnetze 5%, Kiemennetze 2%
EU-TAC (VIb, XII, XIV) 2006: 0,6 2007: 4,6 2008:6,9 2009: 5,9 2010: 5,0 2011: 3,7
[121] [152] [167]

IUU-Fischerei

In den internationalen Gewässern des Rockall-Gebietes kommt es zu unregulierter (aber nicht illegaler) Fischerei. [152]

Struktur und Fangmethode

Die europäische Flotte fischt hauptsächlich mit Grundschleppnetzen auf Rockall-Schellfisch. Für Norwegen ist der Schellfisch Beifang in ihrer Langleinenfischerei auf Leng und Lumb. Die russische Flotte fängt Schellfisch in einer gemischten Fischerei vor allem mit Blauem Wittling und Knurrhahn für die menschliche Ernährung und die Fischmehl und –öl Produktion. 2009 hat Schottland den mit Abstand größten Fang getätigt, die Fänge der russischen Flotte waren im Vergleich zu den Vorjahren gering. [152] [154]

Beifänge und Rückwürfe

Rückwurfe sind in dieser Fischerei vergleichsweise hoch. Die durchschnittliche Rate 1999-2009 beträgt 34%. Einige Fahrzeuge, wie die russischen, landen den gesamten Fang an, andere haben hohe Rückwurfmengen. [152] [153]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen kann der Meeresboden geschädigt werden. Einen negativen Effekt hat dieses Gerät auf die Fauna des Hartbodens, die in Teilen der Rockall-Bank besonders empfindlich ist. Hier hat als Folge des Einsatzes von Grundschleppnetzen die Häufigkeit von Schwämmen und Kaltwasser-Korallen abgenommen. Um Kaltwasserkorallen zu schützen, sind vier Gebiete seit 2007 für die Fischerei geschlossen. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. [30] [83] [152] [178]

Biologische Besonder­heiten

Der Rockall-Schellfisch ist ein vom Malin-Schelf separierter Bestand. Er hat niedrigere Wachstumsraten und erreicht eine geringere maximale Länge als andere Bestände. [152] [154]

Zusätzliche Informationen

Die Fischerei auf Rockall-Schellfisch hat sich stark verändert, als 1999 eine Korrektur der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der EU stattfand. Der südwestliche Teil des Rockall-Plateaus wurde zu internationalen Gewässern, wodurch sich für Drittstaaten die Möglichkeit eröffnete ihre Fischerei auf dieses Gebiet auszuweiten, was vor allem von Russland genutzt wurde. Die offiziellen Fangstatistiken enthalten die russischen Fänge. [153]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Rockall-Schellfisch nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fischerei auf Rockall-Schellfisch wird von EU-Fahrzeugen, Norwegen und einer russischen Flotte durchgeführt. Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der jeweiligen Staaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [13]

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[121]Europäische Union (EU)2010Verordnung (EU) Nr. 23/2010 DES RATES vom 14. Januar 2010 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den EU-Gewässern sowie für EU-Schiffe in Gewässern mit Fangbeschränkungen und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 1359/2008, (EG) Nr. 754/2009, (EG) Nr. 1226/2009 und (EG) Nr. 1287/2009europa.eu
[152]ICES2010Report of the Advisory Committee, 2010. Book 5. The Celtic Sea and West of Scotland. 5.4.24 Haddock in Division Vib (Rockall)ices.dk
[153]ICES2010Report of the Working Group on the Celtic Seas Ecoregion (WGCES), 12–20 May 2010, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2010/ACOM:12. 1435 pp. 4.3 Haddock in Division VIb (Rockall)ices.dk
[154]Newton AW, Peach KJ, Coull KA, Gault M, Needle CL2008Rockall and the Scottish haddock fishery Fisheries Research 94:133–140
[155]NEAFC2010North-East Atlantic Fisheries Commission, Pressemitteilung, 19 November 2010neafc.org
[167]Europäische Union (EU)2011Verordnung (EU) Nr. 57/2011 des Rates vom 18. Januar 2011 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den EU-Gewässern sowie für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern (2011)europa.eu
[178]FAO Food and Agriculture Organization2016Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016