Bestandsdatenblatt

Rockall-Schellfisch

Gültig 06/2014 - 06/2015

Rockall-Schellfisch

gültig 06/2014 - 06/2015

Zum aktuellen Bestandsdatenblatt

Zugehörige Fischart

Schellfisch

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Keltischer und Biskaya-Schelf
Fanggebiet:Keltische Meere (6, 7) FAO 27
Art:Melanogrammus aeglefinus

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Jährliche analytische Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Anlandedaten und einer wissenschaftlichen Forschungsreise. Abschätzungen der Rückwürfe gehen in die Bestandsberechnungen ein. Die Referenzwerte nach dem Konzept des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages sind definiert (Fmsy ist vorläufig). Drei von vier Referenzwerten nach dem Vorsorgeansatz (Bpa, Blim, Fpa) sind ebenfalls festgelegt. Die Bestandsberechnung ist eher unsicher, vor allem wegen der Unsicherheiten über die tatsächliche Entnahme und aufgrund spärlicher wissenschaftlicher Daten. [797]

Wesentliche Punkte

2014: Wie erwartet hat der Bestand weiter abgenommen und erreicht den niedrigsten Wert der Zeitserie. Die fischereiliche Sterblichkeit konnte weiter gesenkt werden, ist aber noch immer etwas zu hoch (über Fmsy). Fmsy wurde 2014 nach unten korrigiert, da der alte Wert als nicht vorsorglich eingestuft wurde. Nach einer Phase mit sehr schwacher Nachwuchsproduktion weisen die aktuellen Daten noch immer auf einen stärkeren 2012er Jahrgang hin, der die Biomasse 2015 und 2016 dominieren wird. Die Rückwürfe sind 2013 wieder stark gestiegen. [797]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unzureichende Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit
 

  nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  übernutzt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die Laicherbiomasse erreichte 1995 ihren Höchstwert und nahm dann durch eine intensive internationale Fischerei schnell ab, bis sie 2001 unter dem Vorsorgereferenzwert lag. Danach stieg sie aufgrund einiger starker Jahrgänge mit leichten Schwankungen wieder an, nimmt seit 2009 aber wieder konstant ab. Seit 2013 liegt die Laicherbiomasse unter dem Limitreferenzwert, 2014 erreicht sie den niedrigsten Wert der Zeitserie. Die fischereiliche Sterblichkeit lag während der gesamten Zeitserie bis 2005 meist über dem Vorsorgereferenzwert, konnte aber seither stark reduziert werden und liegt nun unter dem Vorsorgereferenzwert, aber noch über Fmsy. Die Nachwuchsproduktion war von 2007 bis 2012 extrem schwach, aktuelle Forschungsdaten weisen aber auf einen stärkeren 2012er Jahrgang hin. Der 2013er Jahrgang liegt wahrscheinlich wieder unter dem Langzeitmittel. [797]

Ausblick

Da die Höchstfangmenge 2013 stark reduziert und 2014 nur leicht erhöht wurde, können die erlaubten Fangmengen trotz sehr niedriger Biomasse weiter steigen und ermöglichen dennoch ein Anwachsen des Bestandes. [797]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die Nachwuchsproduktion war in den letzten Jahren sehr schwach. Ursache sind wahrscheinlich die steigenden Wassertemperaturen auf der Rockall-Bank. Wärmeres Wasser beschleunigt den Stoffwechsel und steigert den Energieverbrauch und den Nahrungsbedarf. Gleichzeitig ist ein Rückgang wichtiger Nahrungsorganismen für Larven und junge Schellfische zu beobachten, wodurch ein Nahrungsmangel bei den Jungtieren entsteht. Räuberdruck und Nahrungskonkurrenz mit grauem Knurrhahn verschärfen die Situation und führen zu einer geringeren Rekrutierung junger Schellfische. [797]

Wer und Wie

Der Bestand wird von der EU und der NEAFC (Nordost-atlantische Fischereikommission) bewirtschaftet, denn seit 1999 sind Teile des Gebietes internationale Gewässer und fallen damit in die NEAFC-Zuständigkeit. Fahrzeuge von nicht-NEAFC-Mitgliedern unterliegen in internationalen Gewässern keiner Einschränkung durch TACs und andere Regularien. Seit 2004 wird die Höchstfangmenge der EU (EU-TAC) für das Gebiet VIb und die internationalen Gewässer von XII und XIV festgelegt. Neben der EU-Flotte fischt eine russische, eine norwegische und eine färöische Flotte in diesen Gewässern, deren Fänge in den offiziellen Fangstatistiken enthalten sind. Der ICES hat den Entwurf eines Managementplans unter bestimmten Bedingungen positiv bewertet (im Einklang mit dem Vorsorgeansatz). Der Plan ist aber noch nicht formell eingeführt. Die Fischerei wird außerdem über Gebietsschließungen reguliert, die Jungfische in flachen Bereichen (Haddock Box) und Kaltwasserkorallen schützen sollen. Schließungen gibt es sowohl in EU- als auch in internationalen Gewässern. [154] [594] [796] [797]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Der EU-TAC wird für das Gebiet VIb und die internationalen Gewässer von XII und XIV festgelegt. Er reguliert nicht die Fänge von nicht-EU-Staaten, die jedoch Teil der wissenschaftlichen Empfehlungen für den Bestand sind. Für 2004-2006 gab der ICES die Empfehlung, die Fänge so weit wie möglich zu reduzieren, und der EU-TAC wurde zwischen 600 und 700 t festgesetzt. Die Anlandungen in dieser Zeit lagen aber weit darüber. Für 2007 und 2008 wurden die TACs unterhalb der ICES-Empfehlungen festgesetzt. Allerdings schlossen die Empfehlungen für 2008 explizit die Rückwürfe mit ein. Für 2009-2012 bezogen sich die Empfehlungen des ICES wieder auf die Anlandungen, die TACs lagen bis 2011 über den wissenschaftlichen Empfehlungen, stimmten für 2012 aber überein. Die tatsächlichen Anlandungen lagen teilweise erheblich unter den TACs. Für 2013 wurde empfohlen, keine gerichtete Fischerei zuzulassen, es gab aber einen EU-TAC von 990 t. Die Empfehlungen für 2014 und 2015 beziehen die Rückwürfe wieder mit ein. Der TAC lag 2014 etwas über den empfohlenen Anlandungen, 2015 liegt er darunter. Der ICES empfiehlt weitere Maßnahmen zur Reduzierung des Beifanges von kleinen Schellfischen. [710] [797] [798]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Der Rockall-Schellfisch ist ein vom Kontinentalschelf der britischen Inseln getrennter Bestand, der auf Rockall-Plateau und -Bank verbreitet ist. Seit 2004 wird ein EU-TAC (Höchstfangmenge) für das Gebiet VIb und die internationalen Gewässer von XII und XIV festgelegt. Der süd-westliche Teil des Plateaus liegt in internationalen Gewässern und wird durch die NEAFC bewirtschaftet. [710] [797]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

GesamtfangGesamtfang: 2013: 2,0 (Anlandungen: 0,8; Rückwürfe: 1,1); davon von den Anlandungen Grundschleppnetze 85%, Langleinen 15%
EU-TAC (VIb, XII, XIV) 2007: 4,6 2008:6,9 2009: 5,9 2010: 5,0 2011: 3,7
2012: 3,3 2013: 0,99 2014: 1,2 2015: 2,6 [710] [797] [798]

IUU-Fischerei

Seit 2006 gibt es auf diesen Bestand keine Fänge, die nicht zuzuordnen sind. Die Fischerei von nicht-EU-Staaten in internationalen Gewässern ist nicht über TACs reguliert, ist aber per Definition nicht illegal. [797]

Struktur und Fangmethode

Rockall-Schellfisch wird aus einer gerichteten Fischerei sowie als Beifang angelandet. Zum Einsatz kommen Grundschleppnetze und Langleinen. Der Bestand wird vor allem vom Vereinigten Königreich (Schottland) gefischt (2013 72% der Anlandungen). Außerdem fischen Norwegen und Irland auf Rockall-Schellfisch. Die russische Flotte tätigte 2011 im Gegensatz zu den Vorjahren keine und 2012 und 2013 nur minimale Fänge. Die Färöer-Inseln tätigten 2013 ebenfalls keine Fänge. [154] [797]

Beifänge und Rückwürfe

Der Rückwurfanteil von Schellfisch war und ist in dieser Fischerei hoch. Die durchschnittliche Rückwurf-Rate (nach Gewicht) lag 1991-2003 bei 60%, 2004-2011 bei 20%, 2012 waren es nur noch 2%. Die enorme Reduzierung in den letzten Jahren wurde auf die schwachen Jahrgänge und damit die geringe Anzahl kleiner Schellfische in dem Gebiet zurückgeführt. 2013 sind die Rückwürfe wieder stark gestiegen. Sie lagen bei 58% nach Gewicht und 87% nach Anzahl. Auch für 2014 werden aufgrund des starken 2012er Jahrganges hohe Rückwürfe erwartetet. Russische und norwegische Fahrzeuge müssen den gesamten Fang anlanden. [797]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Einen negativen Effekt hat dieses Gerät auf die Fauna des Hartbodens, die in Teilen der Rockall-Bank besonders empfindlich ist. Hier hat als Folge des Einsatzes von Grundschleppnetzen die Häufigkeit von Schwämmen und Kaltwasser-Korallen abgenommen. Um Kaltwasserkorallen zu schützen, sind vier Gebiete seit 2007 für die Fischerei geschlossen. In der Langleinenfischerei kann es zu Seevogel-Beifang kommen. [30] [83] [796] [797]

Biologische Besonder­heiten

Der Rockall-Schellfisch ist ein von den Beständen des britischen Kontinental-Schelfs separierter Bestand. Er hat niedrigere Wachstumsraten und erreicht eine geringere maximale Länge als andere Bestände im Atlantik. [797]

Zusätzliche Informationen

Die Fischerei auf Rockall-Schellfisch hat sich stark verändert, als 1999 eine Korrektur der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der EU vorgenommen wurde. Der südwestliche Teil des Rockall-Plateaus wurde zu internationalen Gewässern, wodurch sich für Drittstaaten die Möglichkeit eröffnete, ihre Fischerei auf dieses Gebiet auszuweiten. Dies wurde vor allem von Russland genutzt. Russland ist Mitglied der NEAFC, die offiziellen Fangstatistiken enthalten daher die russischen Fänge, die in den letzten Jahren jedoch gering waren. [154] [797]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Rockall-Schellfisch nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fischerei auf Rockall-Schellfisch wird derzeit von Fahrzeugen unter der Flagge der EU, Norwegens und Russlands durchgeführt. Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [13]

AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[154]Newton AW, Peach KJ, Coull KA, Gault M, Needle CL2008Rockall and the Scottish haddock fishery Fisheries Research 94:133–140
[594]Europäische Union (EU)2013Verordnung (EU) Nr. 40/2013 des Rates vom 21. Januar 2013 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten im Jahr 2013 in EU-Gewässern und für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern für bestimmte, über internationale Verhandlungen und Übereinkünfte regulierte Fischbestände und Bestandsgruppeneuropa.eu
[710]Europäische Union (EU)2014Verordnung (EU) Nr. 43/2014 des Rates vom 20. Januar 2014 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Unionsgewässern sowie für Unionsschiffe in bestimmten Nicht-Unionsgewässern (2014)europa.eu
[796]North East Atlantic Fisheries Commission (NEAFC)North East Atlantic Fisheries Commission (Nordostatlantische Fischereikommission), Managing Fisheries in the North East Atlantic. Current Management Measuresneafc.org
[797]ICES2014Report of the Advisory Committee, 2014. Book 5. Celtic Sea and West of Scotland 5.3.9 Haddock in Division VIb (Rockall)ices.dk
[798]Europäische Union (EU)2015Verordnung (EU) 2015/104 des Rates vom 19. Januar 2015 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Unionsgewässern sowie für Unionsschiffe in bestimmten Nicht-Unionsgewässern (2015) und zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 43/2014 sowie zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr. 779/2014europa.eu