Bestandsdatenblatt

Westlicher Seeteufel (Lophius budegassa)

Gültig 06/2012 - 06/2013

Westlicher Seeteufel (Lophius budegassa)

gültig 06/2012 - 06/2013

Zugehörige Fischart

Seeteufel (4 Arten)

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Keltischer und Biskaya-Schelf
Fanggebiet:westliche Gebiete (7), nördliche Biskaya (8.abd) FAO 27
Art:Lophius budegassa

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Die beiden Bestände des Westlichen Seeteufels 1. Lophius piscatorius und 2. L. budegassa werden in den kommerziellen Anlandungen nicht getrennt. Eine Zuordnung zu den Beständen erfolgt daher anhand der Verteilung in den Beprobungen der Anlandungen. Zusammen mit Daten aus Forschungsfahrten können so zwei getrennte Bestände begutachtet werden. Die Fangempfehlung erfolgt aber für beide zusammen, da die EU gemeinsame Höchstfangmengen festlegt. Es gibt keine analytische Bestandsberechnung für Westlichen Seeteufel (L. budegassa), weil die Eingangsdaten unzureichend sind. Hauptgrund sind fehlende Daten zu Rückwürfen und Unsicherheiten z.B. in der Altersbestimmung. Frühere Referenzpunkte sind aufgrund der unzureichenden Daten und damit einhergehender Probleme nicht mehr gültig. Die Daten aus den unabhängigen Forschungsreisen ermöglichen aber die Berechnung eines Biomasse-Indexes, aus dem auch die Fangempfehlung abgeleitet wird. [583] [586] [587]

Wesentliche Punkte

2012: Die Daten der Forschungsreisen weisen auf eine Abnahme nach 2008 hin. Die Anlandedaten für 2011 sind unvollständig, weil die Daten Spaniens fragwürdig waren und daher nicht berücksichtigt wurden. Der ICES gibt für 2013 zum ersten Mal eine nummerische Fangempfehlung für datenarme Bestände. [586]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die Anlandungen aus diesem Bestand schwanken seit 1986 zwischen 6.000 und knapp 10.000 t pro Jahr. Der niedrigste Wert wurde 2006 mit 5.720 t, das Maximum 1990 mit 9.632 t erreicht. Die Anlandungen für 2011 sind unvollständig, da verlässliche Fangdaten aus Spanien fehlen. Die Anlandungen von L. budegassa machen den kleineren Teil der Gesamt-Anlandungen aus beiden Westlichen Seeteufel-Beständen aus (2010: 32,5%). Die Biomasse erscheint in den letzten 10 Jahren stabil. Die Daten der Forschungsreisen zeigen einen Anstieg der Biomasse bis 2008, gefolgt von einer Abnahme in den letzten Jahren. Es gibt Hinweise auf eine sehr gute Nachwuchsproduktion zwischen 2008 und 2011. [586] [587]

Ausblick

Aufgrund unzureichender Daten können keine Vorhersagen zur Entwicklung des Bestandes gemacht werden. Seeteufel erreichen die Geschlechtsreife erst spät und der Fang besteht daher überwiegend aus jungen, unreifen Fischen. Dies macht den Bestand sehr anfällig für Überfischung. Da die Biomasse nach 2008 gesunken ist, empfiehlt der ICES eine Reduzierung der Entnahme. [581] [586]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die Eier der Seeteufel werden in langen Bändern entlassen, die im freien Wasser treiben. Sie können dadurch weit verdriftet werden und die Verbreitung ist stark von Strömungen abhängig. Diese Art des Laichens sorgt für eine gruppierte Verbreitung von Eiern und jungen Larven, welche dann gemeinsam günstigen oder ungünstigen Umweltbedingungen ausgesetzt sind. Dies kann einen wichtigen Einfluss auf den Erfolg der Nachwuchsproduktion haben. [587] [588]

Wer und Wie

Dieser Seeteufel-Bestand ist in verschiedenen Managementgebieten verbreitet. Die Bewirtschaftung erfolgt in EU- und teilweise in internationalen Gewässern über zwei Höchstfangmengen (TACs) jeweils für die beiden Arten Lophius piscatorius und L. budegassa gemeinsam. Das Management erfolgt außerdem durch technische EU-Verordnungen (z.B. Maschenweiten). In der EU gibt es keine Mindestanlandelänge für Seeteufel, sie schreibt aber für die Vermarktung ein Mindestgewicht von 500 g (ausgenommen) bzw. 200 g (ohne Kopf) vor. Auf der Porcupine Bank (westlich Irlands) ist vom 1. Mai bis zum 31. Juli der Fang oder das an Bord behalten von Seeteufel (und anderen Arten) verboten (Schonzeit). [583] [584] [586] [587]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Die Fangempfehlungen des ICES werden für beide Bestände des Westlichen Seeteufels gemeinsam gegeben. Für 2013 wird jedoch eine für die Bestände unterschiedliche prozentuale Senkung der Fänge empfohlen. Die Höchstfangmengen (TACs) gelten für ein etwas größeres Gebiet als die Empfehlung. Der ICES empfiehlt seit Langem eine Beibehaltung bzw. eine Reduzierung von Aufwand, Fängen oder Fischereidruck. Von 2003 bis 2010 sind die TACs allerdings angestiegen, erst danach fand eine geringe Reduzierung statt. [586] [587]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Dieser Seeteufel-Bestand ist im Ärmelkanal (ICES-Gebiete VIIde), in der Keltischen See (VIIgh), westlich und südlich von Irland (VIIbcjk) und in der nördlichen und zentralen Biskaya (VIIIabd) verbreitet. Die Bewirtschaftung erfolgt über zwei Höchstfangmengen (TACs): 1. ICES-Gebiet VII und 2. ICES-Gebiete VIIIabde (beide teilweise internationale Gewässer). Das Verbreitungsgebiet ist also etwas kleiner als die Managementgebiete (schließen auch VIIa und VIIIe ein, in denen aber kaum Seeteufel gefangen wird). Die Begutachtung durch den ICES deckt aber die Hauptfanggebiete ab. [583] [586] [587]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang

2011: L. budegassa 4,8 unvollständig (ohne Spanien), 2010: L. budegassa 9,4; davon Scherbrettschleppnetze 86%, Baumkurre 6%, Kaisergranat-Schleppnetz 4%, Kiemennetze 2% 2010: beide Bestände: 28,9

TACs (Summe, beide Bestände, inkl. ICES-Gebiete 7a, 8e)2009: 36,0 2010: 41,4 2011: 40,9 2012: 38,9 [583] [586] [587]

IUU-Fischerei

Es gibt keinen Hinweis auf illegale Anlandungen aus diesem Bestand. Verlässliche Anlandedaten aus Spanien standen für 2011 nicht zur Verfügung. [586]

Struktur und Fangmethode

Seeteufel ist eine wichtige Art in der gemischten Fischerei mit Seehecht, Flügelbutt, Seezunge, Kabeljau, Scholle und Kaisergranat. Frankreich und Spanien sind für mehr als 75% der gesamten Anlandungen aus beiden Beständen verantwortlich. Der Rest wird vom Vereinigten Königreich und Irland (je 10%) und Belgien (unter 5%) gefischt. Frankreich, Spanien und Irland fischen vor allem mit Scherbrettschleppnetzen, das Vereinigte Königreich verwendet vor allem Baumkurren und Kiemennetze [586] [587]

Beifänge und Rückwürfe

Seeteufel wird selbst zum Teil als meist wertvoller Beifang gefangen. Solange Quote vorhanden ist und der Fang den Ansprüchen des Marktes genügt (Mindestgewicht), ist der Rückwurf von Seeteufel eher unwahrscheinlich. Verlässliche Rückwurf-Zahlen sind nicht verfügbar, es gibt aber Hinweise, dass der Rückwurf von kleinen Fischen in den letzten Jahren zugenommen hat. Dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass größere Jahrgänge in die Fischerei einwachsen, wodurch mehr kleinere Tiere auf den Fanggründen vorkommen. Der Rückwurf hängt auch mit den Bedingungen des Marktes und Beschränkungen durch Quoten zusammen. Dieser Anstieg der Rückwürfe führt zu größeren Unsicherheiten über die tatsächliche Fangmenge. Vorläufige Schätzungen von Frankreich gehen für 2011 von einem Rückwurf aus diesem Bestand von 8,7% des Fanggewichtes aus. [14] [586] [587]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen (Scherbrettgrundschleppnetze und Baumkurren) kann der Meeresboden geschädigt werden. Sie fangen neben den Zielarten auch Arten, die nicht kommerziell genutzt werden und deren Entnahme einen Einfluss auf das Ökosystem haben kann. Insbesondere die Baumkurrenfischerei kann Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge im befischten Gebiet erheblich verändern. Diese Fangmethode ist außerdem sehr energieaufwändig. Baumkurrenfischerei ist die Fangmethode mit dem größten unmittelbaren Einfluss auf die Meeresumwelt, sofern der Lebensraum nicht an starke Störungen angepasst ist. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. [7] [8] [30] [83] [178]

Biologische Besonder­heiten

Die Biologie und Verbreitung von Seeteufeln im Nordostatlantik ist zum Teil noch unerforscht. Erwachsene Fische leben wahrscheinlich in tieferem Wasser, reife Weibchen werden selten angetroffen.
Das Laichen ist bei den Arten der Gattung Lophius sehr ungewöhnlich. Die Eier werden in schwimmfähigen, gallertartigen Bändern entlassen. Diese können über 10 m lang sein, über 1 Mio. Eier enthalten und treiben im freien Wasser. Durch die besondere Art des Laichens werden Eier und junge Larven in Gruppen verbreitet, welche dann gemeinsam günstigen oder ungünstigen Umweltbedingungen ausgesetzt sind. Dies kann einen wichtigen Einfluss auf den Erfolg der Nachwuchsproduktion haben.
Seeteufel erreichen die Geschlechtsreife erst spät und der Fang besteht daher überwiegend aus jungen, unreifen Fischen. Dies macht die Art sehr anfällig für Überfischung. [580] [587] [588]

Zusätzliche Informationen

Die beiden im Nordostatlantik vorkommenden Seeteufel-Arten Lophius piscatorius und L. budegassa werden in der Regel gemeinsam gefangen, angelandet und vermarktet. Je nach Seegebiet ist jedoch die eine oder andere Art häufiger vertreten. In den nördlichen Gebieten wird ganz überwiegend L. piscatorius gefangen, L. budegassa zeigt eine etwas südlichere Verbreitung. Die Trennung des ICES in zwei Westliche und zwei Südliche Seeteufelbestände basiert nicht auf biologischen Kriterien. Die Anlandungen von L. budegassa machen den kleineren Teil der Gesamt-Anlandungen aus beiden Westlichen Seeteufel-Beständen aus (2010: 32,5%). Die Bewirtschaftung erfolgt über Höchstfangmengen, die immer beide Arten einschließen. [380] [583] [587] [588]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf diesen Seeteufel-Bestand nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert. Eine Fischerei (Lophius piscatorius und L. budegassa) befindet sich im Bewertungsverfahren nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) [4]

Soziale Aspekte

Die Fischereien auf Seeteufel im Nordostatlantik werden mit Fahrzeugen verschiedener Größen durchgeführt. Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung sind sehr unterschiedlich, richten sich aber nach den Regeln der jeweiligen Flaggenstaaten. [13] [586]

AutorJahrTitelQuelle
[4]Marine Stewardship Council (MSC)Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischereimsc.org
[7]Kaiser MJ, Ramsay K, Ramsay K, Richardson CA, Spence FE, Brand AR2000Chronic fishing disturbance has changed shelf sea benthic community structure Journal of Animal Ecology 69:494-503
[8]Hiddink JG, Jennings S, Kaiser MJ, Queirós AM, Duplisea DE, Piet GJ2006Cumulative impacts of seabed trawl disturbance on benthic biomass, production, and species richness in different habitats Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 63:721-736
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[178]FAO Food and Agriculture Organization2016Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016
[380]Europäische Union2012Verordnung (EU) Nr. 44/2012 des Rates vom 17. Januar 2012 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten im Jahr 2012 in EU-Gewässern und für EU-Schiffe in bestimmten Nicht-EU-Gewässern für bestimmte, über internationale Verhandlungen und Übereinkünfte regulierte Fischbestände und Bestandsgruppeneuropa.eu
[580]ICES2012Report of the Advisory Committee, 2012. Book 5. Celtic Sea and West of Scotland. 5.4.29 Anglerfish (Lophius piscatorius and L. budegassa) in Division IIIa, and Subareas IV and VIices.dk
[581]ICES2012Report of the Working Group for the Celtic Seas Ecoregion (WGCSE), 9–18 May 2012, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2012/ACOM:12. 1747 pp. 5.2 Anglerfish (Lophius piscatorius and L. budegassa) in Division IIa, IIIa, Subarea IV and VIices.dk
[583]Europäische Union (EU)2012Verordnung (EU) Nr. 43/2012 des Rates vom 17. Januar 2012 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für EU-Schiffe im Jahr 2012 für bestimmte, nicht über internationale Verhandlungen und Übereinkünfte regulierte Fischbestände und Bestandsgruppeneuropa.eu
[584]Europäische Gemeinschaft (EG)1996Verordnung (EG) Nr. 2406/1996 des Rates vom 26. November 1996 über gemeinsame Vermarktungsnormen für bestimmte Fischereierzeugnisseeuropa.eu
[586]ICES2012Report of the Advisory Committee, 2012. Book 5. Celtic Sea and West of Scotland. 5.4.20 Anglerfish (Lophius piscatorius and L. budegassa) in Divisions VIIb–k and VIIIa,b,dices.dk
[587]ICES2012Report of the Working Group on the Assessment of Southern Shelf Stocks of Hake, Monk and Megrim (WGHMM), 10-16 May 2012, ICES Headquarters, Copenhagen. ICES CM 2012/ACOM:11. 617 pp. 4 ANGLERFISH (Lophius piscatorius and Lophius budegassa) in Divisions VIIb-k and VIIIa,b,dices.dk
[588]Fariña AC, Azevedo M, Landa J, Duarte R, Sampedro P, Costas G, Torres MA, Cañás L2008Lophius in the world: a synthesis on the common features and life strategies ICES Journal of Marine Science 65 (7): 1272-1280