Bestandsdatenblatt

Westlicher Seeteufel (Lophius piscatorius)

Gültig 06/2015 - 06/2016

Westlicher Seeteufel (Lophius piscatorius)

gültig 06/2015 - 06/2016

Zugehörige Fischart

Seeteufel (4 Arten)

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Keltischer und Biskaya-Schelf
Fanggebiet:westliche Gebiete (7), nördliche Biskaya (8.abd) FAO 27
Art:Lophius piscatorius

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Die beiden Arten des Westlichen Seeteufels Lophius piscatorius und L. budegassa werden in den kommerziellen Anlandungen nicht getrennt. Eine Zuordnung zu den Arten und damit Beständen erfolgt daher anhand der Verteilung in den Beprobungen der Anlandungen. Zusammen mit Daten aus Forschungsfahrten können so zwei getrennte Bestände begutachtet werden. Es gibt keine analytische Bestandsberechnung für Westlichen Seeteufel (L. piscatorius), weil die Eingangsdaten unzureichend sind. Vor allem fehlen Daten zu Rückwürfen und z.B. die Altersbestimmung ist unsicher. Frühere Referenzpunkte sind aufgrund der unzureichenden Daten und damit einhergehender Probleme nicht mehr gültig. Die Daten aus den unabhängigen Forschungsreisen ermöglichen aber die Berechnung eines Biomasse-Indexes, aus dem auch die Fangempfehlung abgeleitet wird. [854] [861]

Wesentliche Punkte

2015: Die Daten der Forschungsreisen weisen über die Zeitreihe auf ein Anwachsen des Bestandes hin. Die Nachwuchsproduktion liegt im Rahmen des Langzeitmittels. Der ICES gibt nun getrennte Fangempfehlungen für die beiden Bestände der Arten Lophius piscatorius und L. budegassa. [854] [861]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Die Anlandungen aus diesem Bestand schwanken seit 1986 um 20.000 t pro Jahr. In den frühen 1990ern und 2000ern waren sie mit etwa 13.000 t geringer. Das Maximum wurde 2007 mit 29.000 t erreicht. Die Anlandungen von L. piscatorius machen den größeren Teil der Gesamt-Anlandungen aus beiden Westlichen Seeteufel-Beständen aus. Die Biomasse zeigt einen variablen, über die gesamte Zeitreihe aber ansteigenden Trend. Die Nachwuchsproduktion liegt derzeit im Rahmen des Langzeitmittels. [854] [861]

Ausblick

Aufgrund unzureichender Daten können keine Vorhersagen zur Entwicklung des Bestandes gemacht werden. Seeteufel erreichen die Geschlechtsreife erst spät und der Fang besteht daher überwiegend aus jungen, unreifen Fischen. Dies macht den Bestand sehr anfällig für Überfischung. Bei der derzeitigen Entwicklung des Bestandes könnten die Fangmengen stabil bleiben. [854] [861]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die Eier der Seeteufel werden in langen Bändern entlassen, die im freien Wasser treiben. Sie können dadurch weit verdriftet werden und die Verbreitung ist stark von Strömungen abhängig. Diese Art des Laichens sorgt für eine gruppierte Verbreitung von Eiern und jungen Larven, welche dann gemeinsam günstigen oder ungünstigen Umweltbedingungen ausgesetzt sind. Dies kann einen wichtigen Einfluss auf den Erfolg der Nachwuchsproduktion haben. [588] [854] [861]

Wer und Wie

Dieser Seeteufel-Bestand ist in verschiedenen Managementgebieten verbreitet. Die Bewirtschaftung erfolgt in EU- und teilweise in internationalen Gewässern über zwei Höchstfangmengen (TACs) jeweils für die beiden Arten Lophius piscatorius und L. budegassa gemeinsam. Das Management erfolgt außerdem durch saisonale Schließungen und technische EU-Verordnungen (z.B. Maschenweiten). In der EU gibt es keine Mindestanlandelänge für Seeteufel, sie schreibt aber für die Vermarktung ein Mindestgewicht von 500 g (ausgenommen) bzw. 200 g (ohne Kopf) vor. [584] [798] [854] [861]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Die Fangempfehlungen des ICES wurden bis 2012 für beide Bestände des Westlichen Seeteufels gemeinsam gegeben. Für 2013 und 2014 wurde erstmals eine bestandsspezifische prozentuale Änderung der Fänge empfohlen. Seit 2015 gibt es nun getrennte Empfehlungen für die beiden Bestände, auch wenn sich diese mit einer gemeinsamen Höchstfangmenge (TAC) nicht umsetzen lassen. Vielmehr verhindert die Bewirtschaftung der Bestände unter einem kombinierten TAC eine effektive Kontrolle der jeweiligen Nutzungsraten und kann möglicherweise zur Übernutzung des einen oder anderen Bestandes führen. Der ICES empfahl bis 2013 eine Beibehaltung bzw. eine Reduzierung von Aufwand, Fängen oder Fischereidruck. Von 2003 bis 2010 sind die TACs allerdings angestiegen, erst danach fand bis 2013 eine geringe Reduzierung statt. Der TAC liegt seit 2013 über der Summe der seitdem wieder nummerischen Fangempfehlungen. [854] [861]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Dieser Seeteufel-Bestand ist im Ärmelkanal (ICES-Gebiete VIIde), in der Keltischen See (VIIgh), westlich und südlich von Irland (VIIbcjk) und in der nördlichen und zentralen Biskaya (VIIIabd) verbreitet. Die Bewirtschaftung erfolgt über zwei Höchstfangmengen (TACs) für Lophius piscatorius und L. budegassa gemeinsam: 1. für ICES-Gebiet VII und 2. für ICES-Gebiete VIIIabde (beide teilweise internationale Gewässer). Das Verbreitungsgebiet ist also etwas kleiner als die Managementgebiete (die auch VIIa und VIIIe einschließen, in denen kaum Seeteufel gefangen wird). Die Begutachtung durch den ICES deckt aber die Hauptfanggebiete ab. [798] [854] [861]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

GesamtfangAnlandungen 2014: L. piscatorius 25,3 (vorl.); davon Grundscherbrettnetze 78%, Kiemennetze 11%, Baumkurren 10%, Kaisergranat-Schleppnetz 2% 2014: beide Bestände: 36,2
TACs (Summe, beide Bestände, inkl. ICES-Gebiete 7a, 8e)2009: 36,0 2010: 41,4 2011: 40,9 2012: 38,9 2013: 37,0 2014: 42,5 2015: 42,5 [798] [854] [861]

IUU-Fischerei

Die Menge der nicht zugeordneten („unallocated“) Anlandungen konnte 2013 und 2014 reduziert werden (2014 vorläufige Zahlen). [854] [861]

Struktur und Fangmethode

Seeteufel ist eine wichtige Art in der gemischten Fischerei mit Seehecht, Flügelbutt, Seezunge, Kabeljau, Scholle und Kaisergranat. 58% der gesamten Anlandungen aus diesem Bestand wird werden durch französische Flotte getätigt. Der Rest wird vom Vereinigten Königreich, Spanien, Irland und Belgien gefischt. Frankreich, Spanien und Irland fischen vor allem mit Scherbrettschleppnetzen, das Vereinigte Königreich verwendet vor allem Baumkurren und Kiemennetze. [854] [861]

Beifänge und Rückwürfe

Seeteufel wird selbst zum Teil als meist wertvoller Beifang gefangen. Verlässliche Rückwurf-Zahlen liegen nicht vor, verfügbare Daten weisen aber darauf hin, dass sie nicht zu vernachlässigen sind (etwa 9% der Fänge). Es gibt Hinweise, dass vor allem der Rückwurf von kleinen Fischen in den letzten Jahren zugenommen hat. Dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass größere Jahrgänge in die Fischerei einwachsen, wodurch mehr kleinere Tiere auf den Fanggründen vorkommen. Der Rückwurf hängt auch mit den Bedingungen des Marktes und Beschränkungen durch Quoten zusammen. Dieser Anstieg der Rückwürfe führt zu größeren Unsicherheiten über die tatsächliche Fangmenge. [14] [854] [861]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen (Grundscherbrettnetze und Baumkurren) können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Sie fangen neben den Zielarten auch Arten, die nicht kommerziell genutzt werden und deren Entnahme einen Einfluss auf das Ökosystem haben kann. Insbesondere die Baumkurrenfischerei kann Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge im befischten Gebiet erheblich verändern. Diese Fangmethode ist außerdem sehr energieaufwändig. Baumkurrenfischerei ist die Fangmethode mit dem größten unmittelbaren Einfluss auf die Meeresumwelt, sofern der Lebensraum nicht an starke Störungen angepasst ist. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist jedoch noch nicht quantifiziert worden. [7] [8] [30] [83] [178]

Biologische Besonder­heiten

Die Biologie und Verbreitung von Seeteufeln im Nordostatlantik ist zum Teil noch unerforscht. Erwachsene Fische leben wahrscheinlich in tieferem Wasser, reife Weibchen werden selten angetroffen.
Das Laichen ist bei den Arten der Gattung Lophius sehr ungewöhnlich. Die Eier werden in schwimmfähigen, gallertartigen Bändern entlassen. Diese können über 10 m lang sein, über 1 Mio. Eier enthalten und treiben im freien Wasser. Durch die besondere Art des Laichens werden Eier und junge Larven in Gruppen verbreitet, welche dann gemeinsam günstigen oder ungünstigen Umweltbedingungen ausgesetzt sind. Dies kann einen wichtigen Einfluss auf den Erfolg der Nachwuchsproduktion haben.
Seeteufel erreichen die Geschlechtsreife erst spät und der Fang besteht daher überwiegend aus jungen, unreifen Fischen. Dies macht die Art sehr anfällig für Überfischung. [588] [854] [861]

Zusätzliche Informationen

Die beiden im Nordostatlantik vorkommenden Seeteufel-Arten Lophius piscatorius und L. budegassa werden in der Regel gemeinsam gefangen, angelandet und vermarktet. Je nach Seegebiet ist jedoch die eine oder andere Art häufiger vertreten. In den nördlichen Gebieten wird ganz überwiegend L. piscatorius gefangen, L. budegassa zeigt eine etwas südlichere Verbreitung. Die Trennung des ICES in zwei Westliche und zwei Südliche Seeteufelbestände basiert nicht auf biologischen Kriterien. Die Anlandungen von L. piscatorius machen den größeren Teil der Gesamt-Anlandungen aus beiden Westlichen Seeteufel-Beständen aus. Die Bewirtschaftung erfolgt über Höchstfangmengen, die immer beide Arten einschließen. [588] [644]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf diesen Seeteufel-Bestand nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fischereien auf Seeteufel im Nordostatlantik werden mit Fahrzeugen verschiedener Größen durchgeführt. Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung sind sehr unterschiedlich, richten sich aber nach den Regeln der jeweiligen Flaggenstaaten. [13] [14]

AutorJahrTitelQuelle
[7]Kaiser MJ, Ramsay K, Ramsay K, Richardson CA, Spence FE, Brand AR2000Chronic fishing disturbance has changed shelf sea benthic community structure Journal of Animal Ecology 69:494-503
[8]Hiddink JG, Jennings S, Kaiser MJ, Queirós AM, Duplisea DE, Piet GJ2006Cumulative impacts of seabed trawl disturbance on benthic biomass, production, and species richness in different habitats Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 63:721-736
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[83]Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM2002The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts Hydrobiologia 471:1-12
[178]FAO Food and Agriculture Organization2016Abandoned, lost and discarded gillnets and trammel nets, Methods to estimate ghost fishing mortality, and the status of regional monitoring and management FAO Fisheries and Aquaculture Technical Paper 600, FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Rome, 2016
[584]Europäische Gemeinschaft (EG)1996Verordnung (EG) Nr. 2406/1996 des Rates vom 26. November 1996 über gemeinsame Vermarktungsnormen für bestimmte Fischereierzeugnisseeuropa.eu
[588]Fariña AC, Azevedo M, Landa J, Duarte R, Sampedro P, Costas G, Torres MA, Cañás L2008Lophius in the world: a synthesis on the common features and life strategies ICES Journal of Marine Science 65 (7): 1272-1280
[644]ICES2013Report of the Advisory Committee, 2013. Book 5. Celtic Sea and West of Scotland. 5.4.2. Anglerfish (Lophius piscatorius and L. budegassa) in Divisions VIIb–k and VIIIa,b,dices.dk
[798]Europäische Union (EU)2015Verordnung (EU) 2015/104 des Rates vom 19. Januar 2015 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Unionsgewässern sowie für Unionsschiffe in bestimmten Nicht-Unionsgewässern (2015) und zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 43/2014 sowie zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr. 779/2014europa.eu
[854]ICES2015Report of the Working Group for the Bay of Biscay and the Iberian waters Ecoregion (WGBIE), 04-10 May 2015, ICES HQ, Copenhagen, Denmark. ICES CM/ACOM:11. 503 pp.ices.dk
[861]ICES2015Report of the Advisory Committee, 2015. Book 5. Bay of Biscay and the Iberian Coast and Celtic Seas Ecoregions 5.3.61 White anglerfish (Lophius piscatorius) in Divisions VIIb–k and VIIIa,b,d (Southern Celtic Seas, Bay of Biscay)ices.dk