Nordsee-Sprotte
gültig 06/2013 - 06/2014
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Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Nordsee |
Fanggebiet: | Nordsee (4) FAO 27 |
Art: | Sprattus sprattus |
Wissenschaftliche Begutachtung
Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk
Methode, Frequenz
In die Berechnungen gehen Fangdaten und drei unabhängige wissenschaftliche Forschungsreisen ein. Um den Lebenszyklus der Sprotten besser abzubilden und damit das Ergebnis der Berechnung präziser zu machen, wurden Begutachtungsjahr und Empfehlungszeitraum von einem Kalenderjahr (Januar bis Dezember) auf Juli bis Juni des Folgejahres geändert. Nach Vorsorgeansatz sind zwei Referenzwerte für die Laicherbiomasse festgelegt (Blim und Bpa). Für die fischereiliche Sterblichkeit ist ein vorläufiger Referenzwert nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy) definiert. Er ist Basis für die Fangempfehlung. [628] [642]
Wesentliche Punkte
2013 wurde die erste analytische Begutachtung für Nordsee-Sprotte seit 2008 vorgelegt. Der ICES hat den Empfehlungszeitraum für diesen Bestand von einem Kalenderjahr auf Juli bis Juni des Folgejahres geändert. Der Bestand ist insgesamt nach Biomasse und Fischereidruck im grünen Bereich. [628] [642]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
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volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz) |
Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan) |
Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
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Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz) |
Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan) |
angemessen (nach höchstem Dauerertrag) |
Bestandsentwicklung
Sprotte in der Nordsee ist eine kurzlebige Art, die Biomasse und Fangmöglichkeiten schwanken daher stark. Die Laicherbiomasse hat in den letzten Jahren abgenommen, liegt aber über dem Vorsorgereferenzwert (Bpa). Die fischereiliche Sterblichkeit liegt unter dem vorläufigen Referenzwert nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy). Hohe Beifänge von jungen Heringen in der Industriefischerei haben die tatsächlichen Nordsee-Sprott-Fänge in der Vergangenheit wahrscheinlich verfälscht. Die Fangmengen werden daher erst nach 1996 als verlässlich angesehen. Seitdem wurden die höchsten Anlandungen 2005 erreicht, nahmen danach bis 2008 ab, stiegen 2009 nochmals an, sind aber seitdem relativ stabil. [628] [642]
Ausblick
In den letzten 14 Jahren waren die Höchstfangmengen (TACs) für diesen Bestand nie restriktiv, die Fänge lagen immer darunter. Dies dürfte vor allem an den Begrenzungen der Heringsbeifänge in der Sprottenfischerei liegen. Auch für 2013/14 dürfte sich dies nicht ändern. Die Empfehlung des ICES für diesen Zeitraum (Juli 2013 bis Juni 2014) liegt über den Anlandungen der letzten Jahre. Mittelfristige Vorhersagen über die Entwicklung der Fänge sind bei kurzlebigen Arten kaum möglich. [628] [642]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Der Sprott-Bestand in der Nordsee hängt im Wesentlichen von der Verfügbarkeit bestimmter Nahrungsorganismen (Zooplankton) ab. Die Struktur der Zooplankton-Gemeinschaften in der Nordsee verändert sich in den letzten Jahren und die Zooplanktonmenge nimmt in der nördlichen Nordsee ab. Welchen Einfluss diese Umweltveränderungen auf den Bestand der Nordsee-Sprotte haben ist noch nicht bekannt. [628] [642]
Wer und Wie
Die Bewirtschaftung von Sprotte in der Nordsee erfolgt durch die EU über eine festgesetzte Höchstfangmenge (TAC), die neben der Nordsee (EU-Gewässer von ICES-Gebiet IV) auch die EU-Gewässer von ICES-Gebiet IIa einschließt. Norwegen erhält eine Quote für die EU-Gewässer von Gebiet IV, in norwegischen Gewässern ist der Bestand nur sporadisch verbreitet. Fänge in den norwegischen Fjorden werden nicht zu diesem Bestand gerechnet; genetische Untersuchungen zeigen erhebliche Unterschiede zwischen Sprotten aus den Fjorden und der Nordsee. Der TAC beinhaltet unvermeidbare Beifänge von z.B. Sandaal, Kliesche und Wittling. Für den Beifang von Hering wird eine separate Beifang-Höchstmenge festgelegt (ICES-Gebiete IV, VIId und EU IIa), welche die Sprottenfänge limitieren kann. Außerdem gibt es landesspezifische Regularien, wie z.B. saisonale Fangeinschränkungen, und Maßnahmen zur Verhinderung von fehlberichteten Fängen. [628] [629] [642]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Die ersten Fangempfehlungen für diesen Bestand hat der ICES für 2001 abgegeben. Von 2002 bis einschließlich 2005 lagen die festgesetzten Höchstfangmengen (TACs) über den Empfehlungen, die Fänge jedoch immer weit darunter. 2006 bis 2008 wurde der TAC kleiner bzw. gleich der maximal empfohlenen Menge festgesetzt. Für 2009 und 2010 gab es keine Empfehlung. Obwohl für 2011 eine Reduzierung der Fänge empfohlen wurde, blieb der TAC unverändert hoch. Der TAC für 2012 wurde den Empfehlungen folgend leicht gesenkt, im Laufe des Jahres wurde allerdings eine weitere Reduzierung empfohlen. Die aktuelle Empfehlung gilt nun für Juli 2013 bis Juni 2014, während der aktuelle TAC bis Ende Dezember 2013 gilt. Der ICES empfiehlt die Anpassung der TAC-Periode an den neuen Empfehlungszeitraum, um die Bewirtschaftung zu erleichtern. [629] [642]
Karten
Verbreitungsgebiet
Managementgebiet
Die Nordsee-Sprotte ist vor allem in EU-Gewässern der Nordsee verbreitet (ICES-Gebiet IV). Die geographische Verbreitung des Nordsee-Bestandes und die Verbindung zu benachbarten Beständen werden derzeit diskutiert. Die Bewirtschaftung erfolgt über eine Höchstfangmenge, die neben den EU-Gewässern der Nordsee (ICES-Gebiet IV) auch Fänge in EU-Gewässern von ICES-Gebiet IIa einschließt. [629] [642] [646]
Anlandungen und TACs (in 1.000 t)
Gesamtfang | Anlandungen: Kalenderjahr 2012: 85,6; Begutachtungsjahr Juli 2012 bis Juni 2013: 107,1 davon ~80% pelagische Schleppnetze (vor allem Dänemark), außerdem Ringwaden (Norwegen) |
TACs (EU-Gewässer 2.a & 4) | 2009: 170,0 2010: 170,0 2011: 170,0 2012: 161,5 2013: 161,5 [629] [642] |
IUU-Fischerei
Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge aus diesem Bestand.
Struktur und Fangmethode
Nordsee-Sprotte wird hauptsächlich von Dänemark (2012: 80% der Anlandungen) in den ICES-Gebieten IVb und IVc in einer Industriefischerei mit kleinmaschigen Schleppnetzen gefischt. In der norwegischen Sprott-Fischerei werden Ringwaden und Schleppnetze eingesetzt. Beide Fischereien werden überwiegend für die Fischmehl und –öl Produktion durchgeführt. Sehr viel kleinere Mengen werden von Deutschland, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und Schweden angelandet. [628] [642]
Beifänge und Rückwürfe
Sprott-Rückwürfe sind in dieser Fischerei vernachlässigbar, denn kleine Tiere und mindere Qualität werden mit dem gesamten Fang in die Fischmehlproduktion gegeben. Der Beifang von Hering ist in dieser Fischerei nur eingeschränkt vermeidbar, außer in Jahren mit hoher Sprotten-Häufigkeit und schwacher Herings-Nachwuchsproduktion. Die maximal erlaubten Hering-Beifangmengen wirken daher limitierend auf die Sprott-Fischerei. In der dänischen Sprott-Fischerei kommt es zu etwa 10% Herings-Beifang, außerdem werden in geringeren Mengen Stöcker, Wittling, Schellfisch, Makrele, Kabeljau und Sandaal beigefangen. Da es sich hierbei meist um Jungtiere handelt, ist der Anteil am Gewicht zwar gering, kann aber aus einer großen Anzahl von Individuen bestehen. Bis 1997 kam es je nach Gebiet zu hohen Beifängen von jungen Heringen, die für den Heringsbestand problematisch waren. Um diese zu reduzieren, wurde ein Limit für Herings-Beifang in der Industriefischerei und Verbesserungen der Fangmethoden und der Kontrolle der Artzusammensetzung bei der Anlandung eingeführt. [628] [642]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
Die Sprotte ist ein wichtiger Nahrungsorganismus im Ökosystem Nordsee. Der Einfluss der Sprott-Fischerei auf andere Fischarten, Meeressäuger und Seevögel ist im Moment aber noch nicht bekannt. Die Fischerei wird hauptsächlich mit pelagischen Schleppnetzen durchgeführt, die den Meeresboden kaum beeinflussen (weil sie ihn in der Regel nicht berühren). [30] [642]
Biologische Besonderheiten
Die Nordsee-Sprotte hat eine sehr ausgedehnte Laichzeit vom Frühlingsanfang bis in den Spätherbst, die von der Wassertemperatur gesteuert wird. Gelaicht wird in mehreren Schüben, bis zu zehn Schübe sind pro Laichsaison möglich. [628]
Zusätzliche Informationen
Die Sprotte ist in der Nordsee kurzlebig (max. Alter ca. 3 Jahre), gefangen werden fast ausschließlich 1-2 Jahre alte Fische. Die Bestandsgröße und Fangmöglichkeiten hängen daher überwiegend vom Einwachsen des letzten Jahrgangs in die Fischerei ab. [642]
Zertifizierte Fischereien
Bislang ist keine Fischerei auf Sprotte in der Nordsee nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.
Soziale Aspekte
Die Sprott-Fischerei in der Nordsee wird hauptsächlich von Dänemark durchgeführt (2012: 80% der Anlandungen). Die 2007 in Dänemark eingeführte Quotenregelung ermöglicht den Handel bzw. den Verkauf der Quoten. Viele kleinere Fahrzeuge sind aus der Fischerei ausgeschieden und haben ihre Quoten an größere Fahrzeuge verkauft; die dänische Flotte ist daher von großen Fahrzeugen dominiert. Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgen nach Landesregeln. [628] [642]
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[30] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010] | fao.org | |
[628] | ICES | 2013 | Report of the Herring Assessment Working Group for the Area South of 62 N (HAWG), 12-21 March 2013, ICES Headquarters, Copenhagen. ICES CM 2013/ACOM:06. 1270pp. | ices.dk |
[629] | Europäische Union (EU) | 2013 | Verordnung (EU) Nr. 297/2013 des Rates vom 27. März 2013 zur Änderung der Verordnungen (EU) Nr. 44/2012, (EU) Nr. 39/2013 und (EU) Nr. 40/2013 hinsichtlich bestimmter Fangmöglichkeiten | europa.eu |
[642] | ICES | 2013 | Report of the Advisory Committee, 2013. Book 6. North Sea. 6.4.30. Sprat in Subarea IV (North Sea) | ices.dk |
[646] | Glover K, Skaala Ø, Limborg M, Kvamme C, Torstensen E | 2011 | Microsatellite DNA reveals population genetic differentiation among sprat (Sprattus sprattus) sampled throughout the Northeast Atlantic, including Norwegian fjords | ICES Journal of Marine Science, 68 (10), 2145-2151 |