Bestandsdatenblatt

Nordsee-Steinbutt

Gültig 06/2015 - 12/2017

Nordsee-Steinbutt

gültig 06/2015 - 12/2017

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Andere Bestände

Ostsee-Steinbutt

Zugehörige Fischart

Steinbutt

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Nordsee
Fanggebiet:Nordsee (3.a, 4) FAO 27
Art:Scophthalmus maximus

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Jährliche (seit 2013) analytische Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Fangdaten aus der kommerziellen Fischerei und zwei unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen. Die Ergebnisse sind jedoch unsicher und reichen nur aus, um die Trends der Bestandsentwicklung darzustellen. Referenzwerte sind nicht definiert. [844] [851]

Wesentliche Punkte

2015 wurde Bestandsberechnung für Steinbutt überarbeitet. Der Fischereidruck ist gestiegen und liegt über allen potentiellen Referenzwerten. Die Laicherbiomasse ist auf niedrigem Niveau stabil. [844] [851]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

 Es erfolgt zwar eine quantitative Begutachtung, es werden jedoch nur Trends aufgezeigt.

Bestands­entwicklung

Die Laicherbiomasse befindet sich auf einem niedrigen Niveau, nimmt aber seit 2005 nicht mehr ab. Die fischereiliche Sterblichkeit ist nach einer Abnahme bis 2006 stabil geblieben, in den letzten Jahren aber wieder angestiegen. Die Nachwuchsproduktion variiert ohne deutlichen Trend. Die höchsten Anlandungen wurden 1979 und 1991 erzielt. Es folgte eine stetige Abnahme bis Mitte der 1990er Jahre. Seit 1996 sind die Anlandungen relativ stabil. [844] [851]

Ausblick

Der Zustand des Bestandes mit niedriger Laicherbiomasse und zu hoher fischereilicher Sterblichkeit erfordert eine Reduzierung der Fangmöglichkeiten. [844] [851]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Steinbutt gilt als ortsgebundener Fisch, es gibt aber auch Hinweise auf Wanderverhalten. In der Nordsee wurden Wanderungen zwischen den Laich- und Aufwuchsgebieten im Südosten in nördlichere Gebiete beobachtet. Die älteren Fische sind toleranter gegenüber niedrigen Wassertemperaturen in der nördlichen Nordsee, wo es für die Jungfische zu kalt zum Überleben ist. [844] [851]

Wer und Wie

Die Bewirtschaftung von Nordsee-Steinbutt erfolgt durch die EU über eine Begrenzung der Anlandemenge (TAC). Der TAC schließt neben der Nordsee (EU-Gewässer von ICES-Gebiet IV) auch die EU-Gewässer von Gebiet IIa ein und gilt für Steinbutt und Glattbutt gemeinsam. Die Bewirtschaftung erfolgt außerdem über technische Maßnahmen (z.B. Maschenweiten) und Aufwandsbeschränkungen. Außerdem gibt es unterschiedliche Mindestanlandelängen der einzelnen Mitgliedsstaaten. [844] [851]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Für 2014 wurde die erste numerische Fangempfehlung für diesen Bestand gegeben, die Anlandungen 2014 lagen etwas unter dieser wissenschaftlichen Empfehlung. Ein Vergleich mit der festgesetzten Höchstfangmenge (TAC) ist aber nicht möglich, solange ein gemeinsamer TAC für zwei verschiedene Arten (Steinbutt & Glattbutt) festgelegt wird, was biologisch sinnlos ist. Die Bewirtschaftung von zwei Arten unter einem TAC verhindert die effektive Kontrolle der jeweiligen Fangmenge und kann zur Übernutzung einer oder beider Arten führen. [844] [851]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Nordsee-Steinbutt ist im ICES-Gebiet IV (Nordsee) verbreitet. Eine Höchstfangmenge wird für die EU-Gewässer der ICES Gebiete IV und IIa gemeinsam mit Glattbutt festgelegt. [798] [844] [851]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2014: Gesamtfang: 3,0; Anlandungen: 2,9, Rückwürfe: 0,1; davon Baumkurren und Grundscherbrettnetze 85%, stationäre Fanggeräte (Kiemennetze) 13%, andere 2%
TACs (EU-Gewässer 2.a & 4, gemeinsam mit Glattbutt) 2008: 5,26 2009: 5,26 2010: 5,26 2011: 4,64 2012: 4,64 2013: 4,64 2014: 4,64 2015: 4,64 [798] [844] [851]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Steinbutt aus der Nordsee. [844] [851]

Struktur und Fangmethode

Steinbutt wird hauptsächlich als begehrter Beifang in der gemischten Fischerei auf andere Plattfische (vor allem Scholle und Seezunge) und Grundfische gefangen. Die hohen Treibstoffkosten haben u.a. die Entwicklung treibstoffsparender Fangmethoden gefördert. So haben einige, vor allem niederländische Fahrzeuge im letzten Jahr auf Baumkurren mit weniger Bodenkontakt umgerüstet, bei denen Ketten durch Scheuchelektroden („Pulse trawl“) oder gezielte, feine Wasserströme („Wingsum“, „Hydrorigg“) ersetzt sind. Eine gerichtete Fischerei mit Kiemennetzen tätigt nur etwa 10 % der Anlandungen. [844] [851]

Beifänge und Rückwürfe

Steinbutt ist selbst überwiegend Beifang, wenn auch ein sehr wertvoller. Der Rückwurf von Steinbutt in der Schleppnetz-Fischerei ist wahrscheinlich gering, von vermarktbaren Tieren insgesamt sehr unwahrscheinlich. Für 2014 sind Rückwürfe von 3% bekannt (vom Gewicht des Gesamtfanges). In EU-Gewässern der Nordsee gilt für Steinbutt bis spätestens Ende 2018 ein Verbot des „highgradings“ (Rückwurf legal anlandbarer Fische), danach sind jegliche Rückwürfe verboten. [844] [851]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundscherbrettnetze und Baumkurren können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Der Einfluss hängt aber auch von Fangmethode und Bodenstruktur ab. Auf sandigem Boden hat eine Studie in den USA nur einen geringen Einfluss durch Grundscherbrettnetze feststellen können. So waren zwar die Spuren der Scherbretter lange sichtbar (mindestens 1 Jahr), es konnten aber kaum signifikante Unterschiede in der Mikrotopographie der befischten und unbefischten Gebiete nachgewiesen werden. Auch bei strukturformenden und mobilen Wirbellosen zeigten befischte und unbefischte Gebiete keine signifikanten Unterschiede. Pulsbaumkurren („Pulse trawls“) sind noch in der Erprobung, über deren Umweltauswirkungen lassen sich derzeit noch keine fundierten Aussagen machen. Potentiell problematisch können auch Beifänge von Seevögeln und Meeressäugern in Stellnetzen sein. [7] [30] [208] [637] [808] [844] [851]

Biologische Besonder­heiten

Steinbutt ist einer der wenigen Meeresfische, die auch Brackwasser bewohnen. Er ist außerdem einer der am schnellsten wachsenden Plattfische. Steinbutt-Weibchen wachsen signifikant schneller als Männchen, und ihre altersspezifische Länge ist größer. Dies führt zu einer höheren fischereilichen Nutzung der weiblichen Fische. [844] [851]

Zusätzliche Informationen

90% der Steinbuttfänge im Nordostatlantik einschl. der Ostsee werden in der Nordsee getätigt. Steinbutt gilt neben der Seezunge als wertvollster Plattfisch. [14] [844] [851]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Steinbutt in der Nordsee nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der Anrainerstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. Die deutsche Flotte hat 2014 197 t Steinbutt aus der Nordsee angelandet. [844] [851]

AutorJahrTitelQuelle
[7]Kaiser MJ, Ramsay K, Ramsay K, Richardson CA, Spence FE, Brand AR2000Chronic fishing disturbance has changed shelf sea benthic community structure Journal of Animal Ecology 69:494-503
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[208]Bellebaum, J2011Untersuchung und Bewertung des Beifangs von Seevögeln durch die passive Meeresfischerei in der Ostsee. BfN-Skripten 295 Bundesamt für Naturschutz, ISBN 978-3-89624-030-9, www.bfn.de
[637]Soetaert M, Decostere A, Polet H, Verschueren B, Chiers K2015Electrotrawling: a promising alternative fishing technique warranting further exploration Fish and Fisheries, 16.1:104–124
[798]Europäische Union (EU)2015Verordnung (EU) 2015/104 des Rates vom 19. Januar 2015 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Unionsgewässern sowie für Unionsschiffe in bestimmten Nicht-Unionsgewässern (2015) und zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 43/2014 sowie zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr. 779/2014europa.eu
[808]James Lindholm J, Gleason M, Kline D, Clary L, Rienecke S, Cramer A, Los Huertos M2015Ecological effects of bottom trawling on the structural attributes of fish habitat in unconsolidated sediments along the central California outer continental shelf Fishery Bulletin 113:82-96
[844]ICES2015Report of the Working Group on the Assessment of Demersal Stocks in the North Sea and Skagerrak (WGNSSK), 28 April-7 May, ICES HQ, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2015/ACOM:13. 1031 pp.ices.dk
[851]ICES2015Report of the Advisory Committee, 2015. Book 6. Greater North Sea and Celtic Seas Ecoregions. 6.3.54 Turbot (Scophthalmus maximus) in Subarea IV (North Sea)ices.dk