Bestandsdatenblatt

Ostsee-Steinbutt

Gültig 05/2016 - 05/2017

Ostsee-Steinbutt

gültig 05/2016 - 05/2017

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Andere Bestände

Nordsee-Steinbutt

Zugehörige Fischart

Steinbutt

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Ostsee
Fanggebiet:Ostsee (22-32) FAO 27
Art:Scophthalmus maximus

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Es gibt keine analytische Bestandsberechnung für Ostsee-Steinbutt, weil die Eingangsdaten weitgehend fehlen und die Bestandsdefinition unklar ist. Zwei unabhängige Forschungsreisen zur Erfassung der Grundfische lassen grobe Aussagen über die Bestandsentwicklung zu. Referenzpunkte sind nicht definiert. Es wird eine nummerische Fangempfehlung gegeben, die auf dem Biomasseindex aus Forschungsreisen und den Anlandedaten unter Berücksichtigung von Vorsorgeaspekten basiert. [918] [926]

Wesentliche Punkte

2016: Der Bestandsindikator ist leicht gestiegen, aber insgesamt seit 2007 stabil. Die Rückwurfmengen von Ostsee-Steinbutt werden wieder als hoch angesehen, sind aber nicht quantifizierbar. [918]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

  unbekannt (nach Managementplan)

  unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Informationen zu Laicherbiomasse, fischereilicher Sterblichkeit und Nachwuchsproduktion liegen nicht vor. Der Bestands-Indikator ist insgesamt seit 2007 stabil (mit leichten Schwankungen). Die Anlandungen von Ostsee-Steinbutt stiegen zwischen 1965 und 1996 von 42 t auf 1.206 t. In den 1990er Jahren wurde unter anderem auch in den östlichen Gebieten (26 und 28) auf Grund des höheren Erlöses verstärkt Steinbutt aus den Plattfischfängen sortiert. Danach war eine Abnahme der Anlandungen auf ca. 500 t in den Jahren 1999 bis 2004 zu verzeichnen. Seitdem schwanken die Anlandungen zwischen knapp 200 und 400 t jährlich. [918] [926]

Ausblick

Wahrscheinlich werden sich die empfohlenen Fangmengen bei Anwendung der derzeitigen Methode zu deren Ableitung nicht stark ändern. Da Fänge dieser Art nicht quotiert sind, und der wesentliche Teil als „erwünschter Beifang“ in gemischten Grundfischfischereien auftritt, ließe sich die Fangmenge nur durch Maßnahmen wie die Begrenzung des Aufwandes reduzieren. [918]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Es werden keine spezifischen Umwelteinflüsse auf diesen Bestand genannt. [918] [926]

Wer und Wie

Es gibt kein gemeinsames Management für den Ostsee-Steinbutt. Höchstfangmengen (TACs) werden nicht festgelegt. Die Bewirtschaftung für diesen Bestand erfolgt nur nach technischen EU-Verordnungen (z.B. Maschenweiten und minimalen Anlandelängen) und den jeweiligen Landesregeln. Allerdings wird Steinbutt im neuen Ostseeplan, der noch 2016 verabschiedet werden dürfte, als Beifangart berücksichtigt. [918] [926]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Für 2013 wurde die erste nummerische Fangempfehlung gegeben, die unter den Anlandungen der vorangegangenen Jahre lag. Die Anlandungen lagen dann auch über der jeweiligen Empfehlung, die sich aber auf die Fänge bezog. Aufgrund der wahrscheinlich hohen, aber nicht quantifizierbaren Rückwurfmengen bezieht sich die wissenschaftliche Empfehlung für 2016 und 2017 nun auf Anlandungen. Ohne Festlegung eines TACs können aber generell keine Abweichungen von der wissenschaftlichen Empfehlung festgestellt werden. [918]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Ostsee-Steinbutt kommt vor allem in den westlichen und südlichen Teilen der Ostsee vor, im Nordosten bis in die Ålandsee. Es gibt Hinweise, dass es sich um verschiedene lokale Bestände handelt, aber nicht genug Daten, um diese zu identifizieren. Die Bewirtschaftung begrenzt die Fangmengen nicht. [918] [926]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang2015: Anlandungen: 0,23; davon 72% passive Geräte (Stellnetze), 28% aktive Geräte (Grundschleppnetze)
TACsnicht festgelegt [918]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf illegale oder unberichtete Fänge von Steinbutt aus der Ostsee. [918] [926]

Struktur und Fangmethode

Steinbutt wird hauptsächlich als begehrter Beifang in der Schleppnetz- und Kiemennetz-Fischerei gefangen. In einigen Jahren und Gebieten gibt es auch gerichtete Kiemennetz-Fischereien. 2015 wurden die höchsten Fänge in den ICES-Gebieten 22, 24 und 25 getätigt. Hauptfangnation 2015 war Dänemark, gefolgt von Polen und Deutschland. Die deutsche Flotte hat 2015 46 t Steinbutt in den ICES-Gebieten 22 und 24 gefangen. [918] [926]

Beifänge und Rückwürfe

Steinbutt ist selbst überwiegend Beifang, wenn auch ein sehr wertvoller. Insgesamt sind die Rückwurfmengen von Ostsee-Steinbutt wahrscheinlich hoch, aber nicht quantifizierbar. Unvollständige Daten über Rückwürfe liegen seit 2012 aus Dänemark und Deutschland, 2013 auch aus Schweden vor. Die Menge der Rückwürfe ist in den einzelnen Gebieten und Jahren unterschiedlich, offenbar werden vor allem zu kleine Steinbutte verworfen. [918] [926]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen n können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Potentiell problematisch können Beifänge von Seevögeln und Meeressäugern in Stellnetzen sein. [30] [97] [208]

Biologische Besonder­heiten

Steinbutt-Weibchen wachsen signifikant schneller als Männchen, und ihre altersspezifische Länge ist größer. Dies führt zu einer höheren fischereilichen Nutzung der weiblichen Fische. [477]

Zusätzliche Informationen

Steinbutt gilt neben der Seezunge als wertvollster Plattfisch. Fischkenner behaupten, der in der Ostsee gefangene Steinbutt sei der allerfeinste. [14]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Fischerei auf Steinbutt in der Ostsee nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Fahrzeuge fahren unter den Flaggen der Anrainerstaaten, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach deren Regeln. [12] [13]

AutorJahrTitelQuelle
[12]Europäische Gemeinschaften2009Die Gemeinsame Fischereipolitik. Ein Leitfaden für Benutzerec.europa.eu
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[97]Zydelis R, Bellebaum J, Österblom H, Vetemaa M, Schirmeister B, Stipniece A, Dagys M, van Eerden M, Garthe S2009Bycatch in gillnet fisheries – An overlooked threat to waterbird populations Biological Conservation 142:1269–1281
[208]Bellebaum, J2011Untersuchung und Bewertung des Beifangs von Seevögeln durch die passive Meeresfischerei in der Ostsee. BfN-Skripten 295 Bundesamt für Naturschutz, ISBN 978-3-89624-030-9, www.bfn.de
[477]ICES2012Report of the Advisory Committee, 2012. Book 8. Baltic Sea. 8.4.12. Turbot in Subdivisions 22-32 (Baltic Sea)ices.dk
[918]ICES2016Report of the Advisory Committee, 2016. Baltic Sea Ecoregion. 8.3.19 Turbot (Scophthalmus maximus) in subdivisions 22–32 (Baltic Sea)ices.dk
[926]ICES2016Report of the Baltic Fisheries Assessment Working Group (WGBFAS), 12-19 April 2016, ICES HQ, Copenhagen, Denmark. ICES CM 2016/ACOM:11. 593 pp.ices.dk