Ostseebestände aktualisiert (2020)

Der Veröffentlichung der Bewirtschaftungsempfehlung des ICES für 2020 am 29.05. folgend, wurden alle Ostseebestände aktualisiert. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es bei Dorsch-West und Scholle positive Entwicklungen, für Hering-West und Dorsch-Ost sieht die Lage dagegen eher noch schlechter aus. Für beide Bestände muss der ICES seine Empfehlung, die Fischerei zu schließen, wiederholen. Wegen eines stark erscheinenden 2019er-Jahrgangs ist die Perspektive für Hering-zentrale Ostsee und Sprotte gut.

Dorsch westliche Ostsee: Die Höhe der Laicherbiomasse wurde in der aktuellen Bestandsberechnung für die letzten zwei Jahre nochmal nach unten korrigiert, der Fischereidruck wirkt nun höher. Die Laicherbiomasse wächst seit 2018 schnell, hat aber den grünen Bereich noch nicht erreicht. Der Fischereidruck wurde weiter reduziert, bleibt aber über dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy).

Die Situation des Dorsches in der östlichen Ostsee hat sich nicht verbessert. Die Laicherbiomasse hat weiter abgenommen, liegt tief im roten Bereich (unter Blim) und wird sich selbst bei einer Null-Entnahme nicht kurzfristig erholen. Entsprechend der Vorgaben des Managementplanes lautet die Empfehlung daher erneut auf Schließung der Fischerei. Die fischereiliche Sterblichkeit konnte weiter reduziert werden, die natürliche Sterblichkeit ist aber inzwischen achtmal so hoch wie die fischereiliche, was heisst, dass die Regulierung der Fischerei nur noch einen geringen Einfluss auf die künftige Bestandsentwicklung hat.

In der Bestandsberechnung für Hering Frühjahrslaicher westliche Ostsee wurde erneut die Wahrnehmung der Laicherbiomasse nach unten und des Fischereidrucks nach oben korrrigiert. Die Laicherbiomasse liegt nach jetziger Wahrnehmung seit 2007 unter dem aktuellen Limit-Referenzwert (Blim), also komplett im roten Bereich. Der Fischereidruck ist weiterhin viel zu hoch und die Nachwuchsproduktion bleibt schwach. Da keines der möglichen Fang-Szenarien bis 2022 zu einem Anwachsen des Bestandes über Blim führt, empfiehlt der ICES auf Basis des MSY-Konzeptes die Schließung der Fischerei.

Die Bestandsberechnung für Hering zentrale Ostsee wurde erneut etwas überarbeitet. In der Folge wirkt der Bestand nochmals kleiner und der Fischereidruck höher. Der Fischereidruck liegt weit oberhalb des Referenzwertes zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy), die Laicherbiomasse ist knapp unter MSY-Btrigger  gesunken. Die Perspektive für die weitere Bestandsentwicklung erscheint jedoch wegen eines weiteren starken Jahrgangs positiv.

Die Laicherbiomasse von Ostsee-Sprotte liegt weit über dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY Btrigger), nimmt nun aber seit zwei Jahren langsam ab. Der Fischereidruck ist unverändert zu hoch (über Fmsy). Der 2019er Jahrgang liegt nach aktuellen Kenntnissen über dem Mittelwert, die Perspektive für den Bestand ist daher gut

Die Laicherbiomasse von Scholle in Kattegat, Belten und Sund ist weiter gestiegen, erreicht einen historischen Höchstwert und liegt weit im grünen Bereich. Der Fischereidruck sinkt weiter, liegt aber noch über dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Fmsy).

Ostsee-Scholle: Nach der stetigen Zunahme der Laicherbiomasse in den letzten Jahren bleibt sie 2020 stabil. Der Fischereidruck konnte geringfügig gesenkt werden. Bezogen auf mögliche Kandidaten (Proxies) für die MSY-Referenzwerte liegen Laicherbiomasse und Fischereidruck im grünen Bereich.

Der Bestands-Indikator für Flunder in der südlichen Ostsee ist wieder gestiegen. Bezogen auf einen möglichen Kandidaten (Proxy) für den MSY-Referenzwert liegt die fischereiliche Sterblichkeit im grünen Bereich (unter Fmsy).

Der Bestands-Indikator für Ostsee-Kliesche ist seit 2010 weitestgehend stabil. Bezogen auf einen möglichen Kandidaten (Proxy) für den MSY-Referenzwert liegt die fischereiliche Sterblichkeit im grünen Bereich (unter Fmsy).

Für Flunder in Belten und Sund und Ostsee-Steinbutt wurden keine neuen Bestandsberechnungen vorgelegt.