Bestandsdatenblatt

Dorsch westliche Ostsee

Gültig 09/2023 - 05/2024

Allgemeine Informationen

Ökoregion:Ostsee
Fanggebiet:westliche Ostsee (22-24 (mit Beltsee und Öresund)) FAO 27 (Nordostatlantik)
Art:Gadus morhua

Wissenschaftliche Begutachtung

Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk

Methode, Frequenz

Die jährliche Bestandsberechnung für den Dorsch der westlichen Ostsee zeigt seit 2023 aufgrund fehlender verlässlicher Daten für die fischereiliche Sterblichkeit nur noch Trends auf und wird relativ dargestellt (Herabstufung des Bestandes von Kategorie 1 auf Kategorie 3). Es gibt starke Hinweise, dass die Entwicklung des Bestandes maßgeblich von anderen Prozessen beeinflusst wird als von Fängen und der derzeit angenommenen natürlichen Sterblichkeit. Die Trends bei der Entwicklung der Laicherbiomasse gelten aber nach wie vor als zuverlässig und werden als Grundlage für die Fangempfehlungen herangezogen. In die Berechnung gehen Fangdaten aus der kommerziellen und der Freizeitfischerei und die Daten aus drei unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen ein. Referenzwerte sind nur noch für die Laicherbiomasse definiert: Nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY Btrigger) sowie nach Vorsorgeansatz (Itrigger (entspricht MSY Btrigger) & Blim). Die Bestandsberechnung ist unsicher, Ursachen sind vor allem die erwähnte Problematik mit natürlicher und fischereilicher Sterblichkeit im Berechnungsmodell und reduzierte Beprobungsmöglichkeiten aufgrund der geringen Dorsch-Anlandungen der kommerziellen Fischerei. Rückwürfe gehen in die Bestandsberechnung ein. [1397] [1400]

Wesentliche Punkte

2023: Die Bestandsberechnung für Dorsch der westlichen Ostsee gibt seit 2023 nur noch Trends an und wird relativ dargestellt. Aufgrund fehlender verlässlicher Daten kann keine fischereiliche Sterblichkeit abgebildet werden. Die stattdessen dargestellte relative Nutzungsrate hat in den letzten Jahren abgenommen und wurde 2022 nochmals erheblich reduziert. Die fischereiliche Entnahme hat auf die Bestandsentwicklung fast keinen Einfluss mehr. Die Laicherbiomasse zeigt 2023 einen leichten Anstieg, liegt aber weiterhin erheblich unter dem Limitreferenzwert (Blim), also tief im roten Bereich. Die gezielte Fischerei auf diesen Bestand ist weiterhin verboten, Anlandungen sind nur im Rahmen einer kleinen Beifangquote erlaubt. Die Tagesfangmenge in der Angelfischerei beträgt auch 2023 ein Tier. [1380] [1397] [1400]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  unzureichende Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

  Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

  Referenzwerte nicht definiert (nach höchstem Dauerertrag)

Bestands­entwicklung

Laicherbiomasse, Nutzungsrate (für den Fischereidruck) und Nachwuchsproduktion von westlichem Dorsch werden seit 2023 als relative Werte dargestellt. Die Laicherbiomasse schwankte nach jetziger Wahrnehmung 2009 bis 2015 um den Limit-Referenzwert (Blim) und liegt seit 2016 darunter, also tief im roten Bereich. Verlässliche Daten zur fischereilichen Sterblichkeit liegen nun nicht mehr vor, sie war aber seit Beginn der Zeitreihe ununterbrochen viel zu hoch. Die relative Nutzungsrate (Fang/Laicherbiomasse) hat in den letzten Jahren abgenommen und wurde 2022 nochmals erheblich reduziert. Die Freizeitfischerei auf diesen Bestand ist im Vergleich zu anderen Beständen umfangreich und machte 2022 (nach Schließung der kommerziellen Fischerei) über 2/3 der Gesamtfänge aus. Die Nachwuchsproduktion (relativ dargestellt) ist schwankend und der Bestand hängt sehr von der Stärke einwachsender Jahrgänge ab. Der letzte etwas stärkere Jahrgang trat 2016 auf (in der Grafik Nachwuchsproduktion im Alter 1: 2017), seitdem sind die Jahrgänge sehr schwach. Der 2022er Jahrgang (in der Grafik Nachwuchsproduktion im Alter 1: 2023) könnte über dem Mittelwert liegen, seine Stärke ist aber noch sehr unsicher. [1397] [1400]

Ausblick

Die Herabstufung des westlichen Dorsches in die Kategorie 3 hat auch Auswirkungen auf die Fangempfehlung, sie beruht nun auf dem Vorsorgeprinzip und die Fangmöglichkeiten müssten für 2024 und 2025 nochmals reduziert werden. Die Laicherbiomasse des Bestandes liegt weit unter dem Limitreferenzwert (Blim), eine kurz- oder mittelfristige Erholung des Bestandes ist unwahrscheinlich, solange sich die Umweltbedingungen nicht deutlich verbessern. Die Schonmaßnahmen müssen also voraussichtlich für viele Jahre beibehalten werden. [1397] [1400]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Anders als in den meisten anderen Meeresgebieten sind die marinen Fischbestände im Brackwassermeer Ostsee stark von den Umweltbedingungen abhängig. Insbesondere für die erfolgreiche Nachwuchsproduktion (Reproduktion) benötigen die Dorsche salz- und sauerstoffreiches Wasser, das aus der Nordsee in die westliche Ostsee einströmen muss. Sauerstoffarmut in Bodennähe ist für die Dorschreproduktion besonders nachteilig. Die verstärkte Ausdehnung der sauerstoffarmen und -freien Zonen auch in der westlichen Ostsee, z.B. durch natürliche oder durch den Menschen erzeugte Nährstoffeinträge verursacht, ist ein möglicher Grund für den derzeit schlechten Zustand der Dorsche in der Ostsee, mit Auswirkungen auf das gesamte Nahrungsnetz und die Ökosystemleistungen. Sauerstoffarmut beeinflusst die Verbreitung des Bestandes, vermindert aber auch die Kondition und kann zu lokalen Fischsterben führen. Gleichzeitig führt die starke sommerliche Erwärmung des Oberflächenwassers zum Verlust von Lebensraum, insbesondere bei den Jungtieren, die sich bevorzugt im Flachwasser aufhalten. [93] [1397] [1400] [1406]

Wer und Wie

Das Management der kommerziellen Fischerei erfolgt durch die Europäische Union u.a. über eine gemeinsame Höchstfangmenge (TAC, derzeit nur Beifangquote). Ein EU-Mehrjahresplan für Dorsch und alle pelagischen Bestände der Ostsee ist 2016 in Kraft getreten. Aufgrund fehlender Daten zur fischereilichen Sterblichkeit kann er aber nicht mehr als Basis für die Fangempfehlung verwendet werden: Er enthält keine Vorgaben für Fangszenarien für diesen Fall. Die Fangempfehlung basiert daher auf dem Vorsorgeansatz. Weitere Managementinstrumente sind Verordnungen zu Maschenöffnungen und Selektionseinrichtungen der Netze (z.B. Bacoma) und Laichschonzeiten (Verbot der Fischerei mit jeglicher Art von Fanggerät, Details für 2023 siehe EU-Verordnung 2022/2090, Literaturquelle [1380]). Seit Januar 2015 gilt in der Ostsee ein generelles Rückwurfverbot für Dorsche sowie eine Referenzmindestgröße für die Bestandserhaltung von 35 cm (siehe auch unter Beifänge und Rückwürfe).
Seit Mitte 2019 (Sofortmaßnahme) darf Dorsch in Untergebiet 24 bis auf wenige Ausnahmen nur noch als Beifang gefangen werden, seit 2022 ist in den Gebieten 22-24 jegliche gezielte Fischerei auf Dorsch verboten. Der TAC darf nur für Beifänge genutzt werden. Rückwürfe sind verboten.
Die Freizeitfischerei, überwiegend durch Angler durchgeführt, entnahm erhebliche Fangmengen an westlichem Dorsch. Seit 2017 wird sie durch maximale Tagesfangmengen pro Angler (2023: ein Dorsch) und eine Laichschonzeit (in der auch die Freizeitfischerei verboten ist) reguliert und leistet so einen Beitrag zur Bestandserholung. [750] [977] [1055] [1380] [1397] [1400]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

2005-2009 wurde die legale Höchstfangmenge (TAC) teilweise erheblich oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlung festgesetzt. 2010 bis 2014 stimmten Fangempfehlung und festgesetzte TACs nominell überein (im Rahmen des Dorsch-Managementplans, der aber eine zu hohe Zielsterblichkeit beinhaltete, wie seit 2011 bekannt war), 2015 wurde der TAC nicht annähernd so stark reduziert wie auf Basis des MSY-Ansatzes empfohlen. Seit 2016 bezieht sich die wissenschaftliche Fangempfehlung nur auf Westdorsch, der TAC berücksichtigt seitdem jedoch auch die Fänge von Dorsch der östlichen Ostsee in Gebiet 24. Die Zahlen weichen daher voneinander ab. Der TAC für 2017 wurde höher festgesetzt, als sich aus den Fangempfehlungen für den Bestand ableiten ließe. Allerdings wurde 2017 erstmalig auch die Freizeitfischerei beschränkt. Für 2018, 2019, 2020 und 2021 und wurde der TAC niedriger festgelegt als nach wissenschaftlicher Empfehlung bei Berücksichtigung der Ostdorsch-Fänge unter dem westlichen TAC möglich. Seit 2022 ist in den Gebieten 22-24 jegliche gezielte Fischerei auf Dorsch verboten, es gibt nur eine Beifangquote. Die erlaubte Fangmenge wurde seit 2004 (Aufteilung der Managementgebiete beider Dorschbestände) 2008, 2017 und 2018 überschritten.
Der ICES empfiehlt Maßnahmen, die zur Erholung des Lebensraumes beitragen. Schwerpunkt sollte auf der Verringerung der Nährstoffeinträge liegen, um die Sauerstoffbedingungen in der Ostsee zu verbessern. [977] [1380] [1397] [1400]

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Verbreitungs- und Managementgebiet für Westdorsch decken sich, allerdings vermischen sich West- und Ostdorsch vor allem in der Arkonasee (ICES-Gebiet 24) und werden gemeinsam gefangen (im Verhältnis ca. 1:2). [1380] [1397] [1400]

Anlandungen und legale Höchstfangmengen (TACs) (in 1.000 t)

Gesamtfang2022 (nur Westdorschbestand): 0,403 (0,088 kommerzielle Anlandungen, 0,027 Rückwürfe, 0,288 Freizeitfischerei); von den Anlandungen aktive Geräte: 59%, passive Geräte (z.B. Kiemennetze) 41%
Kommerzielle Anlandungen in Gebieten 22-24 (West- und Ostdorsch): 1,4
TACs (schließen Ostdorschfänge in 24 ein)2007: 26,7   2008: 19,2   2009: 16,3   2010: 17,7   2011: 18,8   2012: 21,3   2013: 20,0   2014: 17,0   2015: 15,9   2016: 12,7   2017: 5,6   2018: 5,6   2019: 9,5   2020: 3,8 (in Gebiet 24 nur als Beifänge)   2021: 4,0 (in Gebiet 24 nur als Beifänge)   2022: 0,489 (nur als Beifänge)   2023: 0,489 (nur als Beifänge)   [1380] [1397] [1400]

IUU-Fischerei

Bei den derzeit sehr restriktiven Beifangquoten gibt es Hinweise auf einen Anstieg der nichtberichteten Fänge in der ganz kleinen Küstenfischerei, die nur geringe Berichtspflichten erfüllen muss. Es gibt Rückwürfe von Dorsch aus diesem Bestand, die seit 2015 ganz überwiegend illegal sind. Offiziell berichtete untermaßige Anlandungen umfassen nur einen Bruchteil der wahrscheinlichen Fänge untermaßiger Fische. Bei sehr schwacher Nachwuchsproduktion wird dies derzeit nicht als Problem angesehen, sollte jedoch ein stärkerer Jahrgang auftreten, könnten die Rückwurfraten schnell steigen. [1397] [1400]

Struktur und Fangmethode

Der Dorsch der westlichen Ostsee wird im Rahmen der kommerziellen sowie der Freizeitfischerei befischt. Im Jahr 2022 machten die (bekannten) Fänge der Freizeitfischerei 71% der Gesamtfänge aus. Dieser nochmalige Anstieg des Anteils an den Gesamtfängen ist auf die geringen Fänge in der kommerziellen Fischerei zurückzuführen, denn mit 288 t waren auch die Fänge der Freizeitfischerei der niedrigste Wert der Zeitreihe. Alle Ostsee-Anrainerstaaten unterhielten gerichtete Fischereien auf Dorsch. Inzwischen hat sich die kommerzielle Dorsch-Fischerei jedoch von einer gerichteten Fischerei zu einer Beifangfischerei entwickelt: Seit 2020 durfte Dorsch in Gebiet 24 bis auf wenige Ausnahmen nur noch als Beifang gefangen werden, seit 2022 ist in den Gebieten 22-24 jegliche gezielte kommerzielle Fischerei auf Dorsch verboten. Dorsch wird nun überwiegend als Beifang in der Plattfisch-Fischerei gefangen. Zum Einsatz kommen Grundschleppnetze sowie passive Geräte wie z.B. Stellnetze. Wegen der wenigen Zielarten ist die Fischerei in der Ostsee eher einfach strukturiert. [1148] [1380] [1397] [1400]

Beifänge und Rückwürfe

Seit dem 1. Januar 2015 ist der Rückwurf von Dorsch in der Ostsee generell verboten. Ausgenommen sind Dorsche aus Fischfallen und Reusen. Sie dürfen aufgrund hoher Überlebensraten zurückgesetzt werden. Auch durch Fraß beschädigter Fisch ist vom Anlandegebot ausgenommen. Tiere unter der Referenzmindestgröße für die Bestandserhaltung von 35 cm müssen angelandet und auf die Fangquoten (aktuell nur Beifangquote) angerechnet werden, dürfen aber nicht für den menschlichen Konsum verwendet werden. Bezogen auf den kommerziellen Gesamtfang aus diesem Bestand betrug der ermittelte Rückwurf 2018 4,2%, 2019 9,7%, 2020 5%, 2021 4,6% und 2022 23%. Der Anstieg 2019 ist z.T. auf den stärkeren 2016er Jahrgang zurückzuführen, der langsam in die Fischerei eingewachsen ist, im zweiten Halbjahr 2019 auch auf die Sofortmaßnahmen der EU-Kommission zum Schutz des Dorsches der östlichen Ostsee, die eine Rückwurfverpflichtung für Dorsch in Untergebiet 24 vorsah. Teile der Rückwürfe des Jahres 2019 sind daher – anders als in den Vorjahren – nicht illegal. Die Erhöhung der Rückwurfanteile 2022 ist auf die Schließung der gerichteten Fischerei zurückzuführen. Die Rückwurfmenge unterscheidet sich in den einzelnen Gebieten. [737] [750] [977] [979] [1055] [1380] [1397] [1400]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Der Einfluss hängt aber auch von Fangmethode und Bodenstruktur ab. Auf sandigem Boden hat eine Studie in den USA nur einen geringen Einfluss durch Grundscherbrettnetze feststellen können. So waren zwar die Spuren der Scherbretter lange sichtbar (mindestens ein Jahr), es konnten aber kaum signifikante Unterschiede in der Mikrotopographie der befischten und unbefischten Gebiete nachgewiesen werden. Auch bei strukturformenden und mobilen Wirbellosen zeigten befischte und unbefischte Gebiete keine signifikanten Unterschiede. In ICES-Gebiet 23 (Öresund) ist der Einsatz von Schleppnetzen aufgrund des hohen Schiffverkehrs fast gänzlich verboten. In Stellnetzfischereien (Kiemennetze) können – abhängig von Ort und Jahreszeit –Beifänge von Seevögeln und Meeressäugern auftreten. [30] [97] [208] [808]

Biologische Besonder­heiten

Der Dorsch der westlichen Ostsee ist an die relativ flachen Gewässer der westlichen Ostsee angepasst und laicht in den tiefen Bereichen, überwiegend tiefer als 20 m. In ICES-Gebiet 22 ist Hauptlaichsaison von Februar bis April, in Gebiet 24 hingegen von Juni bis Juli. In Gebiet 24 handelt es sich um eine Mischung von Tieren östlichen und westlichen Ursprunges. [1397] [1400]

Zusätzliche Informationen

Bis 2015 war es technisch kaum möglich, die beiden Dorschbestände zu trennen. Es war aber lange bekannt, dass eine große, aber nicht quantifizierbare Menge Ostdorsch westlich Bornholms (Arkonasee, ICES-Gebiet 24) gefischt wurde. Ab 2015 konnte durch eine Kombination aus genetischen Methoden und Gehörstein-Umrissanalysen eine Zeitserie (ab 1994) der Anteile von Ost- und Westdorsch in der Arkonasee angefertigt werden. Das Gebiet 24 wird nun in der Berechnung beider Bestände als Mischgebiet behandelt. Aktuell bestehen im Schnitt zwei Drittel der Dorschfänge in Gebiet 24 aus Ostdorsch, von Ost nach West abnehmend.
Dorsch ist für die Ostseefischerei von herausragender Bedeutung, der Wiederaufbau des Bestandes ist daher vorrangiges Ziel des Fischereimanagements. Da sich die Fangmengen aber kaum weiter senken lassen (die Fischerei ist geschlossen), ist auch der Einfluss dieses Faktors auf die Erholung nur noch gering. Die Umweltbedingungen, vor allem Erwärmung und Nährstoffeinträge, möglicher Wiese aber auch erhöhter Räuberdruck, haben nun deutlich höheren Einfluss auf die Bestandsentwicklung. Sie sind kaum direkt durch den Menschen beeinflussbar, es geht beim Management nun eher darum, den Bestand soweit zu erhalten, dass er bei verbesserten Umweltbedingungen wieder anwachsen kann. [1397] [1400]

Zertifizierte Fischereien

Bislang ist keine Dorschfischerei in der westlichen Ostsee nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Soziale Aspekte

Die Dorschfischerei in der westlichen Ostsee wird überwiegend mit kleinsten bis mittelgroßen Fahrzeugen und von der Freizeitfischerei durchgeführt. Diese Betriebe haben erhebliche Bedeutung für die strukturschwachen Gebiete an den Küsten der Anrainerstaaten und leiden massiv unter den geringen Fangmöglichkeiten. Die Fahrzeuge fahren unter EU-Flaggen, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach EU-Regeln. [13] [14] [185] [1397] [1400]

Marktdaten: Verschiedene Kabeljau-/Dorscharten auf dem deutschen Markt zusammengefasst.

2022 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 28.053 t (2021: 18.026 t), Marktanteil (Fische, Krebse, Weichtiere): 2,5 % (2021: 1,6 %) [13] [14]

Anlandungen (in 1.000 t)Fänge (in 1.000 t)Laicherbiomasse (in 1.000 t)Laicherbiomasse ZustandFischereiliche SterblichkeitAnmerkungen (insbesondere Managementplan)Gültigkeit
Nordostatlantik, Färöer Bank (5.b.2) - - - Anlandungen 2021: 61 t 11/2022 -
11/2024
Nordostatlantik, Färöer Plateau (5.b.1) 5,4 5,4 10,2 - 11/2022 -
11/2024
Nordostatlantik, Irische See (7.a) 0,1 0,1 5,0 - 06/2022 -
06/2023
Nordostatlantik, Island (5.a) 242,2 - 368,3 Managementplan ab 1994/2009/2015, Anl. Fischereijahr 239,9 06/2023 -
06/2024
Nordostatlantik, Kattegat (21) - - - nur Beifangquote, 2022 Anlandungen: 19 t, Fänge: 55 t, Laicherbiomasse nur relative Werte 06/2023 -
06/2024
Nordostatlantik, Kelt. See (7.e-k) 0,6 0,6 0,6 - 06/2023 -
06/2024
Nordostatlantik, Nordost-Arktis (1, 2) 719,2 - 718,8 Managementplan ab 2004 06/2023 -
06/2024
Nordostatlantik, Nordsee, westl. Schottl. (4 6.a 7.d 3.a20) 16,4 23,2 89,1 Nordwest Unterbestand Laicherbiomasse Zustand grün 09/2023 -
06/2024
Nordostatlantik, Norw. Küste (I, II) 39,5 - 16,8 nur Norw. Fischerei 06/2016 -
06/2017
Nordostatlantik, Ost Grönl.-Island Offshore NAFO 1 ICES 14 29,4 29,4 - keine Bestandsberechnung 06/2023 -
06/2024
Nordostatlantik, östliche Ostsee (24-32) 1,1 1,2 76,9 - 05/2023 -
05/2024
Nordostatlantik, Rockall (6.b) - - - Anl. 2022 71 t 06/2023 -
06/2026
Nordostatlantik, westl. Ostsee (22-24) 0,4 0,4 - Anlandungen & Fänge inkl. Freizeitfischerei, für Laicherbiomasse nur rel. Angabe 09/2023 -
05/2024
Nordostpazifik, Golf von Alaska 4,7 6,2 39,9 Anlandungen/Fänge 2020, Laicherbiomasse Vorhersage 2022 12/2021 -
12/2022
Nordostpazifik, Östliche Beringsee 154,6 155,6 259,8 Anlandungen/Fänge 2020, Laicherbiomasse Vorhersage 2022 12/2021 -
12/2022
Nordwestatlantik Georges Bank (5Z) (USA) 1,9 2,0 - Anlandungen & Fänge 2016, inkl. Freizeit- und Kanadische Fischerei 10/2017 -
10/2020
Nordwestatlantik, Bay of Fundy (4X5Yb) (Kanada) 0,6 - 10,3 Anlandungen 2019/20, SSB 2018 04/2020 -
05/2022
Nordwestatlantik, Flemish Cap (NAFO 3M) 17,5 - - Anlandungen 2019 06/2020 -
06/2021
Nordwestatlantik, Grand Banks S. (NAFO 3NO) 0,6 - 18,5 Anlandungen 2017, SSB 2018, Fischerei geschlossen 06/2018 -
06/2021
Nordwestatlantik, Gulf of Maine (5Y) (USA) 0,4 0,6 3,0 Laicherbiomasse (1. Modell), Fänge & Anlandungen 2016, inkl. Freizeitfischerei 10/2017 -
10/2020
Nordwestatlantik, Gulf St. Law. N. (3Pn4Rs) (Kanada) 2,7 - 11,8 Anlandungen 2017/18, SSB 2019 (aus Begutachtung 2019) 07/2019 -
08/2022
Nordwestatlantik, Gulf St. Law. S. (4T4Vn) (Kanada) - - 13,9 Anlandungen 2017/18: 60 t, SSB 2018, Fischerei geschl., nur Beifangquote 08/2019 -
08/2022
Nordwestatlantik, NAFO (3Ps) (Kanada) 2,4 - 16,0 Anlandungen 2019/20 02/2020 -
12/2021
Nordwestatlantik, Northern cod (2J3KL) (Kanada) 10,6 - 398,0 Anlandungen 2019, SSB 2019 (aus Begutachtung 2019) 11/2021 -
08/2021
Nordwestatlantik, West Grönl. Inshore NAFO 1A-C 4,9 4,9 4,6 - 06/2023 -
06/2024
Nordwestatlantik, West Grönl. Inshore NAFO 1D-F 2,6 2,6 5,8 - 06/2023 -
06/2024
Nordwestatlantik, West Grönl. Offshore NAFO1 5,2 5,2 12,6 - 06/2023 -
06/2024

Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES bis 2020 oder analog zu dessen Einteilung:

SymbolBiomasseBewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit)
innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertangemessen oder unternutzt
außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwertübernutzt
Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende DatenZustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten
AutorJahrTitelQuelle
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[30]Food and Agriculture Organization (FAO)FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010]fao.org
[93]Möllmann C, Kornilovs G, Fetter M, Köster FW2005Climate, zooplankton, and pelagic fish growth in the central Baltic Sea ICES Journal of Marine Science 62: 1270-1280
[97]Zydelis R, Bellebaum J, Österblom H, Vetemaa M, Schirmeister B, Stipniece A, Dagys M, van Eerden M, Garthe S2009Bycatch in gillnet fisheries – An overlooked threat to waterbird populations Biological Conservation 142:1269–1281
[185]Europäische KommissionEuropäische Kommission, Fischerei, Homepageeuropa.eu
[208]Bellebaum, J2011Untersuchung und Bewertung des Beifangs von Seevögeln durch die passive Meeresfischerei in der Ostsee. BfN-Skripten 295 Bundesamt für Naturschutz, ISBN 978-3-89624-030-9, www.bfn.de
[737]Feekings J, Lewy P, Madsen N2013The effect of regulation changes and influential factors on Atlantic cod discards in the Baltic Sea demersal trawl fishery. Can. J. Fish. Aquat. Sci. 70: 534–542
[750]Europäische Union (EU)2013Verordnung (EU) Nr. 1380/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2013 über die Gemeinsame Fischereipolitik und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 1954/2003 und (EG) Nr. 1224/2009 des Rates sowie zur Aufhebung der Verordnungen (EG) Nr. 2371/2002 und (EG) Nr. 639/2004 des Rates und des Beschlusses 2004/585/EG des Rateseuropa.eu
[808]James Lindholm J, Gleason M, Kline D, Clary L, Rienecke S, Cramer A, Los Huertos M2015Ecological effects of bottom trawling on the structural attributes of fish habitat in unconsolidated sediments along the central California outer continental shelf Fishery Bulletin 113:82-96
[977]Europäische Union (EU)2016VERORDNUNG (EU) 2016/1139 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 6. Juli 2016 zur Festlegung eines Mehrjahresplans für die Bestände von Dorsch, Hering und Sprotte in der Ostsee und für die Fischereien, die diese Bestände befischen, zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 2187/2005 des Rates und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1098/2007 des Rateseuropa.eu
[979]Europäische Union (EU)2015VERORDNUNG (EU) 2015/812 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. Mai 2015 zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 850/98, (EG) Nr. 2187/2005, (EG) Nr. 1967/2006, (EG) Nr. 1098/2007, (EG) Nr. 254/2002, (EG) Nr. 2347/2002 und (EG) Nr. 1224/2009 des Rates und der Verordnungen (EU) Nr. 1379/2013 und (EU) Nr. 1380/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates hinsichtlich der Anlandeverpflichtung und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1434/98 des Rateseuropa.eu
[1055]Europäische Union (EU)2017DELEGIERTE VERORDNUNG (EU) 2018/306 DER KOMMISSION vom 18. Dezember 2017 zur Festlegung von Spezifikationen für die Umsetzung der Anlandeverpflichtung für Dorsch und Scholle in den Fischereien in der Ostseeeuropa.eu
[1148]Europäische Union (EU)2019VERORDNUNG (EU) 2019/1241 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. Juni 2019 mit technischen Maßnahmen für die Erhaltung der Fischereiressourcen und den Schutz von Meeresökosystemen, zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 2019/2006, (EG) Nr. 1224/2009 des Rates und (EU) Nr. 1380/2013, (EU) 2016/1139, (EU) 2018/973, (EU) 2019/472 und (EU) 2019/1022 des Europäischen Parlaments und des Rates sowie zur Aufhebung der Verordnungen (EG) Nr. 894/97, (EG) Nr. 850/98, (EG) Nr. 2549/2000, (EG) Nr. 254/2002, (EG) Nr. 812/2004 und (EG) Nr. 2187/2005 des Rateseuropa.eu
[1380]Europäische Union (EU)2023Verordnung (EU) 2022/2090 des Rates vom 27. Oktober 2022 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in der Ostsee für 2023 und zur Änderung der Verordnung (EU) 2022/109 betreffend bestimmte Fangmöglichkeiten in anderen Gewässerneuropa.eu
[1397]ICES2023Baltic Fisheries Assessment Working Group (WGBFAS). ICES Scientific Reports. 5:58. 606 pp. https://doi.org/10.17895/ices.pub.23123768https://doi.org/10.17895/ices.pub.23123768
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