Bestandsdatenblatt

Pazifischer Kabeljau im Golf von Alaska

Gültig 12/2016 - 12/2017

Allgemeine Informationen


Ökoregion:Golf von Alaska
Fanggebiet:Golf von Alaska FAO 67
Art:Gadus macrocephalus

Wissenschaftliche Begutachtung

Durch Alaska Fisheries Science Center (AFSC), www.afsc.noaa.gov, zusammengestellt und veröffentlicht vom North Pacific Fishery Management Council, (NPFMC), www.npfmc.org

Methode, Frequenz

Jährliche Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Fangdaten sowie Daten aus mehreren unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen. Für den Kabeljau im Golf von Alaska stehen derzeit keine verlässlichen Referenzwerte nach dem Konzept des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrags (MSY) zur Verfügung. Im Managementplan wird für solche Bestände hilfsweise ein MSY-Biomasse-Referenzwert von 35% der unbefischten Situation festgelegt (B35%). Der Management-Referenzwert liegt etwas höher (B40%) und schließt Unsicherheiten in der Bestandsberechnung ein. Bei Erreichen eines Limitreferenzwerts (B20%) wird die gezielte Fischerei eingestellt. Die Fangempfehlung wird als „akzeptabler Fang“ (ABC = Acceptable Biological Catch) angegeben. Referenzwerte für die fischereiliche Sterblichkeit werden in Bezug dazu (FABC = F40%) und in Bezug auf das Überfischungslimit (FOFL ~ Fmsy = F35%) gegeben. Die Klassifizierung des Bestandszustandes bezüglich Fmsy erfolgt über den Vergleich der Fangmengen mit dem Überfischungslimit (OFL). [281] [327]

 

Wesentliche Punkte

2016/2017: Die Vorhersage für pazifischen Kabeljau im Golf von Alaska sieht für 2017 eine weiter zunehmende Laicherbiomasse. Der Bestand bleibt damit vollständig im grünen Bereich Die Laicherbiomasse liegt über dem Managementziel (B40%) und der Bestand wird nachhaltig bewirtschaftet. Durch die Anwendung eines anderen Modells hat sich die Wahrnehmung des Bestandes auch rückwirkend verändert. Historische Gesamtbiomasse und Laicherbiomasse sind nun niedriger, die Fangmöglichkeiten ändern sich aber nur geringfügig. [281]

 

Bestands­zustand

Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität)

  volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach Managementplan)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

 

Fischereiliche Sterblichkeit

  nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)

  innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach Managementplan)

  angemessen (nach höchstem Dauerertrag)

 

Bestands­entwicklung

Vor 1976 wurden im Mittel nur 3.000 t pazifischer Kabeljau im Golf von Alaska gefangen, überwiegend als Beifang von ausländischen Flotten. 1976 waren die Fänge bereits auf 6.800 t gestiegen. In den 1980er Jahren wurden zwischen 14.000 und 43.000 t gefangen, seitdem sind es zwischen 47.000 und 85.000 t. Die Laicherbiomasse stieg bis in die 1980er Jahre an, nahm aber nach 1990 fast stetig ab. Erst seit 2008 ist wieder ein, in den letzten Jahren starker, Anstieg zu beobachten. Laicherbiomasse und fischereiliche Sterblichkeit liegen komplett im grünen Bereich. [281]

 

Ausblick

Aufgrund der geringeren Nachwuchsproduktion nach 2013 wird die Laicherbiomasse mittelfristig wieder sinken und auch die Fangmöglichkeiten werden wahrscheinlich etwas reduziert [281]

 

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Der Kabeljau im Golf von Alaska wird von periodisch auftretenden „Regime shifts“ beeinflusst. Das sind Veränderungen verschiedener Umweltparameter, die sich über mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte vollziehen. In diesen Zeitabständen werden auch Veränderungen in der Nachwuchsproduktion festgestellt. [281]

 

Wer und Wie

Das Fischereimanagement in den Gewässern der USA erfolgt nach dem Magnuson-Stevens Fishery Conservation and Management Act (MSFCMA) von 1976. Der National Marine Fisheries Service (NMFS) bewirtschaftet die Grundfischfischerei in der ausschließlichen Wirtschaftszone (3-200 sm, Bundesgewässer) im Golf von Alaska. Das Management von Bundesstaatsgewässern (0-3 sm) unterliegt dem Alaska Department of Fish and Game (ADF&G). Hier findet seit 1997 die sogenannte bundesstaatliche Fischerei statt, in der zuletzt (2010-2015) zwischen 24 und 29% der Fänge getätigt wurden. Die Bewirtschaftung erfolgt gemäß dem Managementplan für Grundfische im Golf von Alaska. Pazifischer Kabeljau ist eine Zielart dieses Managementplanes, der u.a. Regularien zu Fanggeräten, Gebietsschließungen, Beifangreduzierung und Meldepflichten enthält. Die Höchstfangmengen werden auf Basis der wissenschaftlichen Empfehlungen unter Berücksichtigung sozialer und ökonomischer Aspekte festgelegt. [281] [327]

 

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Auf diesen Bestand gibt es seit 1997 neben der staatlich regulierten Fischerei in Bundesgewässern auch eine wichtige Fischerei in den Gewässern des Bundesstaates Alaska. Die staatliche Höchstfangmenge (TAC) wird 15-25% unterhalb der wissenschaftlichen Empfehlung festgesetzt, um den Fängen im Bundesstaat Rechnung zu tragen. Die Summe der Fänge hat zwar seit Beginn der bundesstaatlichen Fischerei den staatlichen TAC immer überschritten, dies ist aber auf die zwei Managementsysteme zurückzuführen und kein Hinweis auf Überfischung, denn in keinem der Jahre hat die Summe der Fänge die wissenschaftliche Empfehlung überschritten. [281]

 

Karten

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Pazifischer Kabeljau ist im gesamten Golf von Alaska verbreitet. Markierungsexperimente zeigen Wanderbewegungen zu den Aleuten und in die östliche Beringsee sowie zurück. Die Bewirtschaftung erfolgt durch die USA über eine Höchstfangmenge für den Golf von Alaska. Die Fischerei in den Gewässern des Bundesstaates Alaska wird parallel dazu reguliert. [281]

 

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

GesamtfangAnlandungen 2015: 77,8; davon Bundesgewässer: 55,3 (40% Grundschleppnetze, 37% Fallen, 22% Langleinen, 1% andere),
Bundesstaat Alaska: 22,5 (88% Fallen, 12% andere, 0,01% Langleinen)
TACs (Bundesgewässer) 2011: 65,1   2012: 65,7   2013: 60,6   2014: 64,7   
2015: 75,2   2016: 71,9   2017: 64,4   [281] [971]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf unberichtete oder illegale Fänge von Kabeljau im Golf von Alaska. [281]

 

Struktur und Fangmethode

Pazifischer Kabeljau im Golf von Alaska wird in Bundesgewässern (71% der Fänge) vor allem mit Grundschleppnetzen und Fallen gefischt, außerdem mit Langleinen. In den Gewässern des Bundesstaates Alaska (29% der Fänge) werden vor allem Fallen eingesetzt. Bezogen auf alle Fänge (Bundesgewässer plus Bundesstaat) ist das Hauptfanggerät Fallen (2015 51% der Fänge), 29% aller Fänge stammen aus der Fischerei mit Schleppnetzen. [281]

 

Beifänge und Rückwürfe

Pazifischer Kabeljau muss generell an Bord behalten werden, wenn die Fischerei geöffnet ist, unabhängig vom verwendeten Netz und der angegebenen Zielart (soweit nicht andere Regularien greifen). Der Rückwurf von pazifischem Kabeljau in der gezielten Fischerei lag 2013, 2014 und 2015 bei 7, 6 und 2% des Kabeljau-Gesamtfanges. Neben anderen Zielarten (durch Höchstfangmengen reguliert) werden auch Beifänge von Nicht-Zielarten berücksichtigt (z.B. Wirbellose und verschiedene Fische). Der Fang der sogenannten „verbotenen Arten“ muss vermieden werden, Beifänge dieser Arten müssen, wenn keine anderen Regularien greifen, möglichst unverletzt zurückgesetzt werden (z.B. pazifischer Hering, pazifischer Heilbutt, alle pazifischen Lachse und verschiedene Krabben). [281] [327]

 

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Die Fischerei in Bundesgewässern erfolgt derzeit fast zu gleichen Teilen mit Grundschleppnetzen und Fallen. Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen können Bodenlebensgemeinschaften geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Fast 65% der ausschließlichen Wirtschaftszone Alaskas sind für die Grundschleppnetz-Fischerei geschlossen, um empfindliche Lebensräume (z.B. Schutzgebiete für Kaltwasserkorallen und Seeberge) zu schützen und/oder den Beifang bestimmter Arten zu reduzieren. Einige der Schließungen gelten für alle Fanggeräte mit Bodenkontakt, z.B. auch Fallen. Fallen sind das Hauptfanggerät in den Gewässern des Bundesstaates Alaska. In der Fischerei mit Langleinen kann es zu Beifang von Seevögeln kommen, am häufigsten wird der Eissturmvogel beigefangen. Mit technischen Maßnahmen wie z.B. Streamer-Leinen konnte der Seevogelbeifang erheblich reduziert werden. Pazifischer Kabeljau ist eine wichtige Nahrungsquelle für Stellersche Seelöwen (westliche Art). Die Fischerei könnte daher einen negativen Einfluss auf die nach IUCN Kriterien stark gefährdete (EN) Art (Zugriff 10. Feb. 2017) haben. Das Management enthält verschiedene Regularien, um die Seelöwen zu schützen und deren Ernährung zu sichern. Hierzu gehören Schließungen der Fischerei in den Gewässern um Seelöwenkolonien, Reduzierung der Entnahme aus bestimmten Gebieten und die Verteilung der Fischerei auf verschiedene Zeiträume. Außerdem soll die gerichtete Fischerei geschlossen werden, wenn die Laicherbiomasse von pazifischem Kabeljau im nächsten Jahr unter den Limitreferenzwert (B20%) zu fallen droht. [281] [327] [384]

 

Biologische Besonder­heiten

Die klebrigen Eier des pazifischen Kabeljaus sinken nach der Befruchtung zu Boden, es ist aber wenig über das optimale Substrat für die Entwicklung der Eier bekannt. Nach 15-20 Tagen schlüpfen die Larven. [193] [281]

 

Zusätzliche Informationen

In US-Gewässern des Pazifiks werden drei Kabeljaubestände bewirtschaftet: 1. Golf von Alaska, 2. Östliche Beringsee, 3. Aleuten. 2015 machte pazifischer Kabeljau 14,4 % des gesamten Grundfischfanges Alaskas aus (zum Vergleich: Alaska-Seelachs 64 %). [281]

 

Zertifizierte Fischereien

Die gesamte Fischerei auf pazifischen Kabeljau im Golf von Alaska ist seit 2010 nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) nachhaltigkeitszertifiziert und wurde im Juni 2015 für weitere fünf Jahre rezertifiziert. Die Fischerei in der ausschließlichen Wirtschaftszone der USA (Alaska) ist außerdem nach dem weniger anspruchsvollen regionalen ASMI (Alaska Seafood Marketing Institute) Programm zertifiziert. [4] [888] Siehe
http://fisheries.msc.org/en/fisheries/alaska-pacific-cod-gulf-of-alaska/@@view
http://www.alaskaseafood.org/rfm-certification/certified-fisheries/alaska-cod/

Soziale Aspekte

Die Fischerei auf Kabeljau im Golf von Alaska wird nur durch einheimische Fahrzeuge durchgeführt, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach US-Regeln. [281]

 

AutorJahrTitelQuelle
[4]Marine Stewardship Council (MSC)Fisch und Meeresfrüchte aus zertifiziert nachhaltiger Fischereimsc.org
[13]Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepageble.de
[14]Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ)Fisch-Informationszentrum e.V. Homepagefischinfo.de
[193]Alaska Fisheries Science Center (AFSC)Alaska Fisheries Science Center, AFSCfisheries.noaa
[281]National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)North Pacific Groundfish Stock Assessments, Economic Status Reports and Ecosystem Status Reportsnoaa.gov
[327]North Pacific Fishery Management Council (NPFMC)BSAI Groundfish Fisheriesnpfmc.org
[384]IUCNIUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012iucnredlist.org
[888]Responsible Fisheries Management (RFM)Homepage: Responsible Fisheries Management (RFM) Certificationrfmcertification.org
[971]National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)2017Fisheries of the Exclusive Economic Zone Off Alaska; Gulf of Alaska; Final 2017 and 2018 Harvest Specifications for Groundfish Federal Register / Vol. 82, No. 37 / Monday, February 27, 2017 / Rules and Regulations