Norwegischer Küsten-Kabeljau
gültig 06/2011 - 06/2012
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Zugehörige Fischart
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Allgemeine Informationen
Ökoregion: | Barentsmeer (Nordost-Arktis), Norwegische See |
Fanggebiet: | Nordost-Arktis und Norw. See (1, 2.ab) FAO 27 |
Art: | Gadus morhua |
Wissenschaftliche Begutachtung
Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES), Kopenhagen, www.ices.dk
Methode, Frequenz
Jährliche Trend-basierte Bestandsberechnung unter Verwendung von Fangdaten und einer unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreise (Akustik-Survey). Referenzwerte sind nicht definiert. Die Bestandsberechnung ist aufgrund reduzierter Beprobung der Anlandungen und hoher, jedoch nur geschätzter Entnahmen durch die Freizeitfischerei sehr unsicher, sie gibt daher nur Trends an. [322]
Wesentliche Punkte
2011: Die Biomasse ist offenbar dicht am niedrigsten Wert der Zeitreihe, und die Nachwuchsproduktion ist seit 2002 ebenfalls sehr gering. Ein Wiederaufbauplan ist seit 2011 in Kraft, er wurde vom ICES vorläufig positiv bewertet (im Einklang mit dem Vorsorgeansatz). [322]
Bestandszustand
Laicherbiomasse (Reproduktionskapazität) |
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unbekannt (nach Vorsorgeansatz) |
unbekannt (nach Managementplan) |
unbekannt (nach höchstem Dauerertrag) |
Fischereiliche Sterblichkeit |
---|
unbekannt (nach Vorsorgeansatz) |
unbekannt (nach Managementplan) |
unbekannt (nach höchstem Dauerertrag) |
Bestandsentwicklung
Dieser Bestand kann, insbesondere im ersten Halbjahr, gemeinsam mit dem Nordost-Arktischen Kabeljau gefangen werden. Eine Trennung der Bestände erfolgt am Ende eines Fischereijahres (siehe auch unter „Biologische Besonderheiten“). Diese Berechnung erfolgte rückwirkend bis 1984. Die Anlandungen variierten zwischen 22.000 und 75.000 t, und sind seit 2004 relativ stabil (22.000-26.000 t). Die Regularien zum Schutz dieses Bestandes führten nach 2004 nicht zu einer Reduzierung der Anlandungen. Die Laicherbiomasse ist auf einem historischen Tiefpunkt und die Nachwuchsproduktion ist seit 2002 sehr niedrig. [322] [323]
Ausblick
Die Nutzung des Bestandes mit der derzeitigen Intensität würde zu einer weiteren Reduzierung der Biomasse führen. Der Wiederaufbauplan sieht die Reduzierung des Fischereidruckes vor, in Abhängigkeit von der Biomasseabschätzung aus dem Herbst-Survey. Bei der derzeit schwachen Nachwuchsproduktion ist eine schnelle Erholung nicht zu erwarten [322]
Umwelteinflüsse auf den Bestand
Kabeljau ist stark von der Verfügbarkeit kleiner Schwarmfische abhängig, vor allem von der Lodde (Mallotus villosus) und vom norwegischen frühjahrslaichenden Hering, dessen Bestand sich derzeit in gutem Zustand befindet. Starke natürliche Populationsschwankungen der Lodde beeinflussen das Wachstum, die Reife und die Fruchtbarkeit des Kabeljaus. Indirekt beeinflusst die Lodde auch die Nachwuchsproduktion des Kabeljaus: In Jahren mit niedrigem Vorkommen der Lodde ist der Kannibalismus beim Kabeljau sehr ausgeprägt. [326]
Wer und Wie
Das Management erfolgt durch Norwegen; seit 2011 ist ein Wiederaufbauplan in Kraft. Der Plan wurde vom ICES vorläufig positiv bewertet (als in Übereinstimmung mit dem Vorsorgeansatz). Die erwartete Fangmenge für diesen Bestand wird im Rahmen der norwegischen Quote für den Nordost-Arktischen Kabeljau ausgewiesen. Der Bestand wird somit faktisch über eine kombinierte Quote für beide Kabeljau-Bestände bewirtschaftet. Es gelten außerdem die gleichen Maßnahmen wie für den Nordost-Arktischen Bestand: Mindestfanggrößen, Festlegung minimaler Maschenweiten, Sortiereinrichtungen, maximal zulässige Menge von juvenilen Fischen als Beifang, Echtzeitschließungen, Gebietsbeschränkungen und saisonale Schließungen. Darüber hinaus gibt es Regularien, die speziell den Küsten-Kabeljau schützen sollen. Durch die Einführung der sogenannten „Fjord-Linie“ 2004 sind verschiedene küstennahe Gebiete für die gerichtete Kabeljau-Fischerei durch Fahrzeuge länger als 15m gesperrt. Weitere Schließungsmaßnahmen und Auflagen sollen Teile der traditionellen Fischerei aus den Fjorden vor die Küste verlagern, wo der Anteil von norwegischem Küsten-Kabeljau in den Fängen geringer ist. [322] [324] [325]
Differenz zwischen Wissenschaft und Management
Der ICES empfiehlt bereits seit 2004 die Entwicklung eines Wiederaufbauplanes und keine Fänge von norwegischem Küsten-Kabeljau. Das Management ist also von der wissenschaftlichen Empfehlung bis 2011 abgewichen. In der kombinierten Quote für beide Kabeljau-Bestände wird ein kleiner Teil dem Norwegischen Küsten-Kabeljau zugeteilt. Die Fänge von Küsten-Kabeljau werden dadurch jedoch nicht effektiv reguliert, da bei der Anlandung keine Zuordnung zu einem der zwei Bestände stattfinden kann. Am Ende eines Fischereijahres werden die Anlandungen des Küstenkabeljaus aus den Fängen innerhalb der 12 sm-Zone durch eine Analyse der Otolithen abgeschätzt (siehe auch unter „Biologische Besonderheiten“). Die so ermittelten Anlandungen lagen meist über den für den Küstenkabeljau vorher angenommenen Fangmengen. Die Regularien zum Schutz des Küstenkabeljaus konnten nach 2004 keine weitere Reduzierung der Anlandungen bewirken, und die aktuellen Fänge werden vom ICES als zu hoch angesehen. [322] [323] [324] [325]
Karten
Verbreitungsgebiet
Managementgebiet
Der Norwegische Küsten-Kabeljau ist entlang der norwegischen Küste von der Kola Halbinsel im Nordosten bis Møre im Süden (62°N) und in den Fjorden verbreitet. Der Bestand kann ganzjährig vermischt mit dem Nordost-Arktischen Kabeljau angetroffen und gefangen werden, wird aber als getrennter Bestand begutachtet. Möglicherweise handelt es sich bei den Populationen in einigen Fjorden um eigenständige Bestände. [322] [323]
Anlandungen und TACs (in 1.000 t)
Gesamtfang | 2010: Anlandungen (kommerziell): 22,9; davon Kiemennetze 51%, Langleinen/Handleinen 25%, Danish Seine 22%, Grundschleppnetz 3% |
TACs (Bestandteil der norw. Quote für Nordost-Arktischen Kabeljau) | 2007: 21 2008: 21 2009: 21 2010: 21 2011: 21 [322] [323] |
IUU-Fischerei
Es gibt keine Hinweise mehr auf illegale oder unberichtete Fänge aus diesem Bestand. Falsch berichtete Fänge waren früher ein Problem, konnten aber seit 2000 signifikant reduziert werden. [323]
Struktur und Fangmethode
Der Norwegische Küsten-Kabeljau wird vor allem küstennah von kleinen Schiffen mit traditionellen Geräten gefangen. Zum Einsatz kommen Kiemennetze, Lang- und Handleinen und Danish Seine (Snurrewaden). Es gibt aber auch einige größere Schleppnetz- und Langleinenfischer, die vor der Küste fischen. Der Bestand wird formal nur von norwegischen Schiffen gefangen, ein kleiner Teil ist aber wahrscheinlich auch Beifang von ausländischen Trawlern, die Nordost-Arktischen Kabeljau, Schellfisch oder Seelachs fischen. [39] [323]
Beifänge und Rückwürfe
Der norwegische Küsten-Kabeljau wird als Beifang in der gemischten Fischerei mit Nordost-Arktischem Kabeljau sowie in der Seelachs- und Schellfisch-Fischerei gefangen. Rückwürfe von Kabeljau sind in Norwegen illegal, es gibt aber Hinweise, dass Rückwürfe aus diesem Bestand vorkommen. [322] [323] [326]
Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt
In Kiemennetzen können Seevögel und Meeressäuger beigefangen werden, küstennah z.B. Schweinswale. In der Langleinenfischerei kommt der Beifang von Seevögeln vor. Verlorengegangene Geräte wie Kiemennetze können für eine gewisse Zeit weiterfischen (ghost fishing). Der Einfluss des „ghost fishing“ ist noch nicht quantifiziert worden, ist in flachen Bereichen (kleiner 200m) aber kein signifikantes Problem. Grundschleppnetze machen in dieser Fischerei nur einen sehr geringen Prozentsatz aus. Durch den Einsatz von Grundschleppnetzen kann der Meeresboden geschädigt werden. Artenzusammensetzung, Biomasse und Nahrungsgefüge können sich erheblich verändern. Einen negativen Effekt hat dieses Gerät auf die Fauna des Hartbodens, hier hat als Folge des Einsatzes von Grundschleppnetzen die Abundanz von z.B. Schwämmen und Kaltwasser-Korallen abgenommen. Einige Gebiete vor Norwegen sind zum Schutz der Kaltwasser-Riffe für Grundschleppnetzfischerei geschlossen. [30] [83] [7] [8] [149] [322] [326]
Biologische Besonderheiten
Das Vorkommen des norwegischen Küsten-Kabeljaus überlappt sich mit dem des Nordost-Arktischen Kabeljaus. Beide Bestände können daher gemeinsam in den Fängen der küstennahen Fischerei (innerhalb 12sm) vorkommen, insbesondere im ersten Halbjahr, wenn der Nordost-Arktische Kabeljau zum Laichen an die Küste wandert. Um die Anlandezahlen für den norwegischen Küsten-Kabeljau zu erhalten, muss eine Bestandstrennung vorgenommen werden. Für die Trennung werden am Ende des Fischereijahres die gesammelten Gehörsteinchen (Otolithen) herangezogen, deren Struktur sich zwischen den Beständen vor allem im Kern unterscheidet. Anhand des Anteils von Küstenkabeljau unter den gesammelten Otolithen, werden die Gesamtanlandungen aus diesem Bestand berechnet. [322] [323]
Zusätzliche Informationen
Der norwegische Küsten-Kabeljau spielt eine große Rolle in der Freizeitfischerei (2010: etwa 12.700 t Fänge). Von der kombinierten norwegischen Kabeljau-Quote wurden 2010 und 2011 je 10.000 t speziell für Freizeitfischerei (inklusive Touristen) und für junge Fischer ausgewiesen. Letzteres soll junge Menschen motivieren, den Beruf des Fischers zu ergreifen. [323] [39]
Zertifizierte Fischereien
Es ist keine Fischerei auf den Norwegischen Küsten-Kabeljau nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.
Soziale Aspekte
Dieser Bestand wird hauptsächlich von norwegischen Fahrzeugen gefischt, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach norwegischem Recht. [13] [39]
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[7] | Kaiser MJ, Ramsay K, Ramsay K, Richardson CA, Spence FE, Brand AR | 2000 | Chronic fishing disturbance has changed shelf sea benthic community structure | Journal of Animal Ecology 69:494-503 |
[8] | Hiddink JG, Jennings S, Kaiser MJ, Queirós AM, Duplisea DE, Piet GJ | 2006 | Cumulative impacts of seabed trawl disturbance on benthic biomass, production, and species richness in different habitats | Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 63:721-736 |
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[30] | Food and Agriculture Organization (FAO) | FAO. © 2003-2010. Fisheries Topics: Technology. Fish capture technology. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 2006 15 09.[Cited 10 June 2010] | fao.org | |
[32] | Woodhead, P.M.J. | 1964 | The death of North Sea fish during the winter of 1962/1963, particularly with reference to the sole, Solea vulgaris, during cold winters, and the relation between the winter catch and sea temperatures | Helgoländer Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen 10:283-300 |
[39] | Fischereiverwaltung, Norwegen | Online Portal des Fiskeridirektoratet (Fischereiverwaltung), Norwegen | fiskeridir.no | |
[83] | Fossa JH, Mortensen PB, Furevik DM | 2002 | The deep-water coral Lophelia pertusa in Norwegian waters: distribution and fishery impacts | Hydrobiologia 471:1-12 |
[149] | MAREANO: The Sea in Maps and Pictures | Mareano Homepage: Vulnerable biotope maps | mareano.no | |
[322] | ICES | 2011 | Report of the Advisory Committee, 2011. Book 3. The Barents Sea and the Norwegian Sea. 3.4.2. Cod in Subareas I and II (Norwegian coastal waters cod) | ices.dk |
[323] | ICES | 2011 | Report of the Arctic Fisheries Working Group (AFWG), 28 April - 4 May 2011, Hamburg, Germany. ICES CM 2011/ACOM:05. 659 pp. Annex 2 – Stock Annex Cod Coastal | ices.dk |
[324] | ICES | 2010 | Report of the Advisory Committee, 2010. Book 3. The Barents Sea and the Norwegian Sea. 3.3.3.1. Request by the Norwegian ministry of fisheries and coastal affairs: Evaluation of a rebuilding plan for coastal cod | ices.dk |
[326] | ICES | 2011 | Report of the Arctic Fisheries Working Group (AFWG), 28 April - 4 May 2011, Hamburg, Germany. ICES CM 2011/ACOM:05. 659 pp. 1 Ecosystem considerations | ices.dk |